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Zauber der Gezeiten: Mit Charme und Champagner

hier erhältlich:

Es treibt Grant in den Wahnsinn, dass Rachael in auf Abstand hält! Aber der erfolgsverwöhnte Millionär zieht alle Register, um Rachael zu erobern - inklusive romantischen Segeltörns …


  • Erscheinungstag: 01.08.2015
  • Seitenanzahl: 120
  • ISBN/Artikelnummer: 9783956494468
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cindy Gerard

Zauber der Gezeiten: Mit Charme und Champagner

Aus dem Amerikanischen von Alina Lantelme

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Tempting The Tycoon

Copyright © 2003 by Cindy Gerard

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz; Thinkstock/Getty Images, München

ISBN eBook 978-3-95649-446-8

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

So etwas sollte ihr nicht passieren. Sie sollte nicht derart beeindruckt sein von einem Mann wie ihm. Rachael Matthews bemühte sich, die unglaubliche Anziehung zu ignorieren, die sie in dem Moment gespürt hatte, als sie Grant McGrory zum ersten Mal in die Augen gesehen hatte. Sie hielt ihren Blumenstrauß wie einen Schutzschild vor sich und zwang sich, dem Trauzeugen ins Gesicht zu sehen, als er mit einem selbstbewussten Grinsen zu ihr in den Mittelgang der Kirche trat.

Schließlich war er auch nur ein Mann. Allerdings ein Mann, der eine Mischung aus Pierce Brosnan und Antonio Banderas war. Welche Frau würde darauf nicht heftig reagieren? Man brauchte ihn ja nur anzuschauen …

Seine blitzenden braunen Augen hatten die gleiche Farbe wie die perfekt gestylten Haare, die er modisch lang und streng nach hinten gegelt trug. In seinem sonnengebräunten Gesicht mit dem ausgeprägtem Kinn und der geraden Nase sorgten zwei Grübchen für frappierenden Charme. Einzig die sichelförmige Narbe, die sich von der linken Augenbraue zur Schläfe zog, passte nicht in das perfekte Bild. Doch anstatt sein Gesicht verunzieren, verlieh ihm die Narbe eine Verletzlichkeit, die in völligem Kontrast zu dem Selbstvertrauen stand, dass er ausstrahlte. Ja, ich bin Herr der Lage und ein Meister auf meinem Gebiet, schien er zu verkünden. Aber keine Sorge, ich führe mit sanfter Hand. Übrigens, ich stehe auf scharfe Frauen.

Das rückte die Dinge wieder in die rechte Perspektive. Ihm strömte die Arroganz aus allen Poren, und das war es, was Rachael wieder zur Vernunft brachte. Ja, sie kannte solche Typen gut genug, die mehr Probleme machten, als sie wert waren. Als sie ihm kurz zunickte, vertiefte sich sein umwerfendes Grinsen noch. Er schaute sie mit zunehmendem Interesse an, und sein Blick enthielt eine klare Botschaft: Endlich sind wir uns begegnet. Wir lassen die beiden hier heiraten, und dann müssen wir uns unbedingt kennenlernen.

Karen und den rund zweihundert Gäste zuliebe, die darauf warteten, dass das Brautpaar die Kirche betreten würden, sorgte Rachael dafür, dass ihr Lächeln höflich ausfiel, aber es blieb bedeutend kühler als seines. Sie hoffte, dass ihre skeptisch hochgezogene Augenbraue ihm einen weiteren Wink geben würde, dass sie die Lage ganz anders einschätzte als er.

Doch sah sie nur herausfordernd mit seinen ausdrucksvollen Augen an. Lady, wenn ich entschieden habe, dass ich dich haben will, hast du nicht die geringste Chance, dagegen Widerstand zu leisten.

Rachael fügte zur Arroganz noch Egomanie hinzu. Nein, sie würde seinem Charme ganz gewiss nicht erliegen. Die Tatsache, dass zwischen ihr und diesem Mann die Funken hin- und herflogen, würden zu nichts führen. Dafür fehlte ihr nicht nur die Zeit, sondern auch die Geduld. Außerdem verspürte sie auch nicht die geringste Neigung dazu, etwas mit ihm anzufangen. Sie war mit ihrem Leben zufrieden, so wie es war.

Sicher, die akribische Planung und Organisation der Hochzeit ihrer besten Freundin hatte sie etwas mitgenommen. Doch die Organisation von Hochzeiten war ihr Job. Sie war darin sehr erfolgreich und hatte in den letzten Jahren ihr ganzes Leben auf ihren Beruf ausgerichtet. Da es dieses Mal um Karen ging, war Rachael natürlich mit noch stärkerem Engagement bei der Sache als sonst. Sie wollte, dass alles perfekt war, und hatte sich um jedes Detail selbst gekümmert. Um die Blumen, die Musik und den anschließenden Empfang im „Royal Palms Hotel“, dem Sitz der Hochzeitsagentur „Brides Unlimited“, die sie leitete. Bis jetzt war alles perfekt gelaufen. Karen sah wunderschön aus. Als Rachael das leuchtende Gesicht ihrer besten Freundin sah, ließ ihre Anspannung nach, und ihre romantische Ader meldete sich zu Wort. Zumindest der klägliche Rest Romantik, den sie sich trotz einiger turbulenter Beziehungen, mit denen sie Schiffbruch erlitten hatte, bewahrt hatte.

Als Grant McGrory ihr den Arm bot, um dem Brautpaar zum Altar zu folgen, schreckte sie kurz auf. Doch dann fasste sie sich, straffte die Schultern und legte ihre Hand auf seinen Arm. Es war keine große Sache. Ihre Reaktion war wahrscheinlich nur darauf zurückzuführen, dass der Mann, von dem Karen so geschwärmt hatte, jetzt leibhaftig vor ihr stand.

„Rachael, warte nur, bis du ihn siehst“, hatte ihre Freundin bei einem Treffen im letzten Monat begeistert erzählt.

Da sie beide sehr beschäftigt waren, fanden sie leider nur selten Zeit für gemeinsame Verabredungen. Nach einem Einkaufsbummel waren sie zum Mittagessen in ein kleines Lokal gegangen, wo man draußen sitzen und West Palm Beach von einer seiner schönsten Seiten erleben konnte. Im Hintergrund war das Geplätscher der Springbrunnen zu hören gewesen. Und die in allen Farben blühenden Blumen Floridas hatten sie in einen betörenden Duft eingehüllt.

Karen war ebenfalls regelrecht aufgeblüht. Sie hatten gerade ihren Brautschleier gekauft, und nun ließ sie sich begeistert über die Vorzüge Grant McGrorys aus, der mit Sam in derselben Studentenverbindung gewesen war. Der einflussreiche Anwalt und Millionär aus Miami würde sich in seinem Privatjet zur Hochzeit fliegen lassen.

„Wenn ich nicht so in Sam verliebt wäre, hätte ich bei Grants Anblick schwach werden können“, fuhr Karen verzückt fort. „Es muss diese Mischung aus irischem und lateinamerikanischem Blut sein. Rachael, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, er ist ein Mann zum Verlieben. Nicht nur, dass er charmant und steinreich ist, er sieht auch wahnsinnig gut aus.“

„Das tun Hibiskusblüten auch, und sie halten nur gerade mal einen Tag. Ich bin wirklich nicht interessiert“, hatte Rachael ihre Freundin gewarnt.

„Aber er ist perfekt“, hatte Karen entgegnet.

„Süße, selbst wenn er Ben Affleck, Donald Trump und ein heißblütiger Latin Lover in einer Person wäre, wäre er mir egal. Bitte, Karen, heirate, führe ein wundervolles Leben, aber hör damit auf, mich verkuppeln zu wollen. Ich habe alles, was ich zu meinem Glück brauche – gute Freunde und einen tollen Job.“ Warum konnten ihre Freunde nicht akzeptieren, dass ihr Leben für sie genau richtig war? Sie leistete viel, war erfolgreich und ihr eigener Herr. Auch wenn sie manchmal ein nagendes Gefühl beschlich, dass ihr etwas entging. Etwas, das sie nicht hatte, und auf das sie ein Anrecht hatte.

Sie schüttelte diese Gedanken ab, wandte sich wieder dem Pfarrer zu und warf dann einen unbehaglichen Blick auf Grant McGrory. Zähneknirschend musste sie zugeben, dass Karen nicht übertrieben hatte. Mister Perfekt wirkte in der Tat perfekt in seinem schwarzen Smoking, der seine breiten Schultern betonte. Groß, dunkel und gefährlich gut aussehend stand er nun neben Sam und hörte aufmerksam zu, während der Pfarrer die Trauung vollzog. Verflixt, sie hatte ihn fast während der ganzen Zeremonie mit den Augen verschlungen. Doch daran gab sie eindeutig nur ihren Schuhen die Schuld. Weil sie neben Karen und Sam, die beide groß und gertenschlank waren, mit ihrem knapp eins sechzig nicht zu klein aussehen wollte, hatte sie Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Absätzen angezogen, die zudem an den Zehen drückten. Diese verdammten Schuhe schnürten ihr offenbar irgendwie das Blut ab, sodass zwar ihr Unterleib, nicht aber ihr Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt war. Und sie hatte schon seit ein paar Jahren ihren Unterleib nicht mehr zu Wort kommen lassen.

„… Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“

Die abschließenden Worte des Pfarrers rissen Rachael aus ihren Überlegungen. Als sich das frisch getraute Paar küsste, fingen die Hochzeitsgäste an, begeistert zu applaudieren. Und der Trauzeuge und beste Freund des Bräutigams blinzelte ihr vielsagend zu. Rachael tat einfach so, als habe sie die Geste nicht bemerkt. Und sie gab vor, das Kribbeln im Bauch unter Kontrolle zu haben, das Grant McGrory bei ihr auslöste. Was gar nicht so einfach war.

Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln, das, wie sie hoffte, ausdrückte, wie sehr sie sich für Karen und Sam freute. Dann biss sie die Zähne zusammen, denn Mister Wundervoll lachte erneut und schien ihr sagen zu wollen: Du kannst dich dagegen wehren, so viel du willst, ich kriege dich so oder so.

Sie sah ihm kurz in die Augen, als sie seinen Arm nahm, um dem Brautpaar aus der Kirche zu folgen, und vermittelte ihm mit diesem Blick ihre eigene Botschaft: Träum weiter, Amigo.

2. KAPITEL

„Ich möchte auch so geliebt werden“, murmelte Kim Clancy und seufzte wehmütig. Dann rückte sie mit dem Stuhl ein wenig vom Tisch zurück, der an der Seite des Ballsaals im sechsten Stock des „Royal Palms Hotels“ stand. Rachael, die neben ihr saß, spielte mit den dunkelroten Bändern an ihrem Blumenstrauß. Vor ihnen tanzten die Paare, überall lachten und amüsierten sich die Leute. Wobei natürlich das Brautpaar bei allen die größte Beachtung fand.

Während das Pink der Brautjungfernkleider Kims rosigem Teint und ihren schwarzen Haaren schmeichelte, fürchtete Rachael, mit dieser Farbe weniger gut in Szene gesetzt zu sein. Ihrer Meinung nach passte das schrille Pink überhaupt nicht zu Rotschöpfen mit grünen Augen, auch wenn die begehrlichen Blicke Grant McGrorys, die ihr schon den ganzen Abend folgten, bedeuteten, dass ihm Outfit zu gefallen schien.

Sie legte ihr Blumenbouquet zur Seite und ging jetzt dazu über, die Papierservietten in dünne Streifen zu zerreißen. Während sie an etwas anderes zu denken versuchte als an die beunruhigende Aufmerksamkeit, die ihr der Trauzeuge die ganze Zeit schenkte, warf sie Kim einen verständnislosen Blick zu. „Ich möchte dir ja deine Illusionen nicht rauben, aber so eine Liebe gibt es nur in Filmen, Liedern und Liebesromanen.“ Und vielleicht manchmal auch im richtigen Leben, gestand sie sich ein. Nur nicht in ihrem Leben. Sie stützte das Kinn auf die Hand und seufzte tief, als Karen und Sam an ihnen vorbeitanzten und sich dabei verliebt in die Augen schauten.

„Ich kann nicht glauben, dass du dich nicht für Karen freust“, bemerkte Kim irritiert.

„Natürlich freue ich mich für sie“, versicherte Rachael eilig. „Sam ist ein toller Mann. Aber ich weiß nicht, was ich mache, wenn er ihr wehtut.“

„Das wird er bestimmt nicht.“

„Wir werden sehen.“

Kim schüttelte den Kopf, wobei die kleinen Babyrosen, die ihre hochgesteckten schwarzen Locken zierten, zu wippen begannen. Das erinnerte Rachael daran, dass auch ihre hochgesteckten Haare mit Blumen geschmückt waren. Bei Kim wirkte das elegant, doch Rachael war sich ziemlich sicher, dass es bei ihr eher den Anschein erweckte, als sei sie in ein Beet mit welkem Unkraut gefallen. Der strahlende Friseur dagegen hatte sie nach getaner Arbeit als Waldnymphe mit Wildblumen im Haar bezeichnet.

„Trägst du nicht selbst schwer an all dem Zynismus?“, fragte Kim.

Rachael hob das Glas mit dem inzwischen warm gewordenen Champagner. „Ich mache die Regeln ja nicht. Ich nehme sie nur zur Kenntnis.“

„Eines Tages wird es dich richtig erwischen. Und ich kann es kaum erwarten, dich dann zu erleben.“

Rachael trank einen Schluck Champagner und schüttelte den Kopf, wobei sich eine Haarsträhne löste und ihr in den Nacken fiel. „Das wird nie passieren, deshalb warte lieber nicht darauf.“

„Nie ist eine lange Zeit, Rachael“, entgegnete Kim weich.

Doch Rachael hatte auch schon eine lange Zeit das Gefühl, dass sie nur auf sich selbst zählen konnte. Und es war okay für sie. Sie war stolz auf ihre Unabhängigkeit. Außerdem fühlte sie sich bei dem bloßen Gedanken, an eine Person gebunden zu sein, unbehaglich. Sowohl Karen als auch Kim bescheinigten ihr, dass sie Probleme damit hatte, jemand zu vertrauen. Und sie gab auch zu, dass sie recht hatten. Aber sie hielt es nicht für verkehrt, vorsichtig zu sein. Ebenso wenig wie sie es falsch fand, ein zufriedener Single zu sein.

Sie zwang sich, die ewig optimistische Kim anzulächeln. Rachael sah ihr die in ihren Augen naive Denkweise nach, weil sie fast wie eine Schwester für sie war. Und weil sie verstand, dass Kim keinen Grund hatte, nicht an ewige Liebe, Romantik und ein Happy End zu glauben. Rachael dagegen hatte den Traum vom Glück schon selbst zerplatzen sehen. Sie dachte flüchtig an ihre Mutter und fragte sich, wie sie nach all dem, was sie durchgemacht hatte, die Kraft gefunden hatte, es noch einmal zu versuchen.

„Ich setze einfach auf die pure Lust. Das ist zumindest ehrlich“, sagte sie zu Kim.

„Ja, richtig“, gab Kim spitz zurück. „Als wenn du dich jemals auf ein solches Arrangement einlassen würdest.“

Kim kannte sie zu gut. Rachael hatte keine bloßen Bettgeschichten, obwohl sie sich ab und zu wünschte, eine dieser Frauen zu sein, die Sex ohne jegliche Bindung genießen konnten. Bei Männern schien diese Einstellung ja immer gut zu funktionieren. „Man weiß nie“, meinte Rachael betont forsch, „Vielleicht schlage ich ein neues Kapitel in meinem Leben auf und suche Spaß ohne jeglichen Kummer.“

„Du willst dich ändern? Es sieht so aus, als könntest du gerade die Chance dazu bekommen.“ Als Rachael ihr einen neugierigen Blick zuwarf, deutete Kim mit dem Kopf in die Richtung des Mannes, der sich an den tanzenden Paaren vorbei zu ihnen durchschlängelte. „Der Prachtkerl ist schon auf dem Weg. Was für ein Bild von einem Mann! Würdest du ein gutes Wort für mich einlegen, wenn du ihn nicht willst?“

Rachael erstarrte innerlich. Sie hatte Grant McGrorys begehrliche Blicke schon den ganzen Abend auf sich gespürt. Beim Empfang nach der Trauung, in der Limousine auf dem Weg hierher, während des Essens und in den drei Stunden, seitdem die Band zum Tanz aufspielte. Nach dem traditionellen Tanz des Trauzeugen mit der Ehrenbrautjungfer, der von ihr erwartete worden war, hatte sie es aber geschafft, Grant auf Distanz zu halten.

„Hallo, Ladys“, sagte er zur Begrüßung und lächelte hinreißend.

Rachael versuchte, gelangweilt zu wirken, während sie daran dachte, wie gut er geduftet hatte, als sie diesen einen, scheinbar endlosen Tanz miteinander getanzt hatten. Nach Moschus und Gewürzen und nach etwas Exotischem, das sie sehr sexy fand. Sie versuchte, sich nicht an seine große Hand auf ihrem Rücken zu erinnern, oder daran, wie beschützt sie sich gefühlt hatte, als er mit dem Kinn ihren Kopf berührt und sein Atem die Blumen in ihren Haaren gestreift hatte. Und dass ihr dabei ganz warm geworden war. Sie versuchte auch, zu vergessen, wie eng ihre Körper sich beim Tanzen aneinander geschmiegt hatten, sodass ihre Brüste an seinen Oberkörper gepresst wurden.

„Ihr beide seht heute sehr pinkfarben aus“, stellte er trocken fest, als er sich auf den leeren Stuhl neben Rachael setzte.

Rachael spielte mit den Minzeblättchen, die neben dem nicht angerührten Hochzeitskuchen auf ihrem Teller lagen, und hoffte, dass man ihr lautes Herzklopfen nicht hören konnte. „Das kannst du laut sagen“, erwiderte sie mit aufgesetzter Heiterkeit. „Wir haben den pinkfarbenen Kleidern nur zugestimmt, weil Karen für uns über heiße Kohlen gehen würde.“

Sein Lächeln wurde vertraulicher und irgendwie viel zu freundlich, als er einen Ellbogen auf den Tisch stützte und sich genau in ihr Gesichtsfeld lehnte.

Dickköpfig hielt Rachael seinem Blick stand und versuchte ihm auf diese Weise deutlich zu machen, dass er ihr überhaupt nichts anhaben konnte. Bis er mit dem Zeigefinger in die Glasur ihres prächtigen Hochzeitskuchen stach, den Finger dann still betrachtete und zu seinem Mund führte. Da schluckte sie, weil ihr Mund ganz trocken wurde, als er langsam die Kuchencreme vom Finger schleckte.

„Gut.“

Das eine Wort und seine tiefe Stimme sorgten dafür, dass ihre Sinne in Aufruhr gerieten. Eine Hitzewelle breitete sich in ihrem Körper aus. Abrupt wandte Rachael den Blick ab. Du meine Güte!

„Und wie geht es so, Grant?“ Kim trat Rachael unter dem Tisch leicht gegen das Schienbein. Zweifellos um sie dazu zu bewegen, etwas mehr Interesse zu zeigen.

„Nicht so gut“, antwortete er, und Rachael bemerkte, dass sein Blick von ihren geröteten Wangen über ihr Kinn und dann ganz langsam weiter nach unten zu ihrer nackten Schulter und dem tiefen Ausschnitt ihres Kleides wanderte. „Das ist eines meiner Lieblingslieder“, sagte er mit schmollendem Unterton, der seiner Stimme noch mehr Sex-Appeal verlieh. „Und ich habe niemand zum Tanzen.“

Rachael, die seinen Blick auf ihrem Ausschnitt ruhen fühlte, spielte mit dem Stiel ihres Champagnerkelchs und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Berg Papierstreifen vor sich.

„Gibst du einem Mann eine Chance und tanzt mit mir?“, fragte er.

Rachael war kurz davor, ihm höflich, aber bestimmt einen Korb zu geben, als ihr klar wurde, dass er Kim zum Tanzen aufgefordert hatte. Sorgsam darauf bedacht, ihre Überraschung zu verbergen, nickte sie Kim zu. „Nun geh schon. Viel Spaß.“

Mit völlig verdutztem Gesicht folgte Kim dem Traummann auf die Tanzfläche und sank ihm dann in die weit geöffneten Arme.

Was für eine Erleichterung! dachte Rachael, als sie die beiden im Gewühl verschwinden sah. Wirklich eine große Erleichterung, dass er den Wink endlich verstanden hatte und sie in Ruhe ließ. Sie war nicht durcheinander oder fühlte sich zurückgewiesen, weil er Kim vorgezogen hatte. Nein, überhaupt nicht. Selbst nicht, als die beiden auch die nächsten drei Tänze wegblieben, die Köpfe zusammensteckten, miteinander lachten und offensichtlich so miteinander beschäftigt waren, dass sie alles andere um sich herum nicht mehr wahrnahmen. Und nicht einmal merkten, wie Rachael aufstand und den Ballsaal verließ, um noch einmal die vielen weißen Luftballons und das herzförmige Konfetti zu überprüfen, die um Mitternacht, wenn das Brautpaar in die Flitterwochen verschwinden würde, auf sie herabregnen sollten.

Nein, das Geturtel der beiden störte Rachael nicht im Geringsten.

Von der Tanzfläche aus beobachtete Grant, wie Rachael sich still und heimlich aus dem Ballsaal schlich. Er war sich nicht sicher, warum ihn die kleine Rothaarige mit den grünen Augen so faszinierte. Verdammt, sie hatte ihn fast den ganzen Tag angesehen wie ein Stück Fleisch, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. Er grinste. An übertriebene Reaktionen von Frauen war er gewöhnt. Dass er gemieden wurde, gehörte allerdings nicht dazu. Er war nicht eingebildet, aber auch nicht blind. Er war sich bewusst, wie gut er aussah, was aber nicht sein Verdienst war, sondern an seinen Genen lag. Auch das Vermögen seiner Familie und sein Ruf als einer der begehrtesten Junggesellen Floridas sorgten dafür, dass sich viele Frauen für ihn interessierten. Und bis zu einem gewissen Grad genoss er die Aufmerksamkeit auch und gestand sich ein, dass er sein Aussehen, sein Vermögen und seine soziale Stellung ab und zu schon zu seinem Vorteil eingesetzt hatte.

Nicht, dass ihm das alles bei Rachael etwas bringen würde. Ihre Reaktion amüsierte ihn ebenso, wie sie ihn matt setzte. Da er Rachael nicht lange genug kannte, um sie beleidigt haben zu können, musste es seiner Meinung nach die Lady selbst sein, die ein Problem hatte. Und er entschied, dass es ihm sehr gefallen würde, die Rolle des Problemlösers zu spielen.

„Okay, du kannst die Show jetzt sein lassen.“

Grant sah die hübsche Frau in seinen Armen an. „Entschuldigung?“

Kim lächelte. „Rachael ist weg.“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. „Also können wir zur Sache kommen. Was willst du über sie wissen?“

Er lächelte verlegen. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“

„Ja.“

„Tut mir leid. Macht es dir etwas aus?“

Kim sah ihn ganz offen an. „Es würde mir etwas ausmachen, wenn du Rachael wehtun würdest. Sie ist keine Spielerin, Grant. Hinter der frechen und widerspenstigen Fassade ist sie sehr zerbrechlich. Falls du also nur ein Abenteuer im Sinn hast, würde ich es als ihre Freundin zu schätzen wissen, wenn du dir dafür eine andere suchst.“

Er war sich nicht sicher, was er eigentlich im Sinn hatte, aber bei einer Frau, die auf so viel Loyalität von einer anderen Frau zählen konnte, kam ein schnelles Abenteuer bestimmt nicht in Betracht. „Wie wäre es, wenn wir irgendwohin gehen, um zu reden?“ Er führte Kim von der Tanzfläche.

„Über Rachael?“

„Was soll ich sagen? Ich denke, es hat mich erwischt.“ Er grinste über ihren wenig mitfühlenden Gesichtsausdruck. „Sei ein Kumpel, und erzähl mir etwas über sie.“

3. KAPITEL

Der Montag nach Karens Hochzeit war einer derjenigen Tage, die Rachael zugleich genoss und fürchtete. Um Viertel nach sieben hatte sie die große, schön geschwungene Eingangstür des „Royal Palms Hotels“ passiert. Und als es beinahe schon Zeit für das Mittagessen war, war sie noch nicht einmal zum Luftholen gekommen.

Sie hatte ihr Büro im dritten Stock mit der atemberaubenden Aussicht auf den Strand und das Meer kaum betreten, als Sylvie Baxter anfing, sie mit Fragen zu bombardieren. Ob sie sich an das Meeting mit dem Chef der Druckerei um acht Uhr dreißig erinnere? Ob sie schon gehört hatte, dass Alejandro, Koch des Restaurants im vierten Stock, mit der Frau des Managers auf und davon war? Die Sanburns mussten angerufen werden, und Mrs Buckley wollte sie sprechen.

Vor drei Jahren hatte Rachael das Management des Hotels dazu gebracht, den Hochzeitsservice „Brides Unlimited“ zu einem Komplettangebot auszubauen. Nachdem sich der Umsatz des Hochzeitsservice unter ihrer Leitung im ersten Jahr um zwanzig Prozent gesteigert hatte, hatte sie darum gebeten, eine Assistentin einstellen zu dürfen. Sylvie, eine Witwe Anfang sechzig, die jetzt seit anderthalb Jahren für sie arbeitete, brachte den Laden zusätzlich in Schwung. Und Rachael konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne Sylvie laufen sollte. Ebenso wenig konnte sie sich vorstellen, etwas anderes zu tun. Dieser Job war das einzig Wichtige in ihrem Leben. An ihm hielt sie sich fest. Und die harte Arbeit zahlte sich wirklich aus. Das Unternehmen lief immer besser.

Doch der Tag heute verlangte ihr einiges ab. Sie saß an ihrem Schreibtisch und sprach mittlerweile bereits zum vierten Mal mit Mrs Buckley, die einem gewaltig auf den Nerv gehen konnte. Aber Gweneth Buckley stellte auch das mögliche Ticket für „Brides Unlimited“ zur High Society Palm Beachs dar. Wenn es Mrs Buckley gefiel, wie Rachael die Hochzeit für ihre Tochter gestaltete, dann würden bald auch die sehr Reichen und Schönen zu ihrer Kundschaft zählen. Deshalb versuchte Rachael den Umstand zu ignorieren, dass es fast halb zwölf war und Gweneth heute bereits zum vierten Mal Details in den Hochzeitsplänen ihrer Tochter geändert haben wollte.

Rachael warf einen Blick auf die Uhr und fragte sich, ob sie die Verabredung mit Kim zum Mittagessen würde einhalten können. Seit der Hochzeit am Samstag hatte sie weder mit Kim geredet noch sie gesehen. Und natürlich interessierte es sie, wie es mit Mr Wundervoll weitergegangen war. Also, natürlich war sie dabei an Kim interessiert und nicht an Grant McGrory. Kim war romantisch und naiv, und Rachael wollte wissen, was McGrory mit ihr angestellt hatte, bevor er zu seiner Anwaltskanzlei in Miami zurückgekehrt war. Und zu den Heerscharen von Frauen, die ihm stets folgten, wenn man dem Artikel in „Florida Today“ Glauben schenken wollte, über den Rachael heute früh zufällig gestolpert war.

„Ja, Mrs Buckley“, stimmte sie freundlich zu, „sehr gern ersetzen wir die Grand Marnier Crème Brûlée durch Sherrytrüffel und Biscotti. Eine exzellente Wahl für ein Dessert.“ Doch eigentlich war es ihr egal, ob Mrs Buckleys Gäste irgendein Sorbet, Parfait oder eine Mousse au chocolat essen würden. Sie brauchte eine endgültige Entscheidung für den Chef der Konditorei. „Entschuldigen Sie?“, fragte sie, als sie merkte, dass sie einen Moment nicht zugehört hatte, und lauschte aufmerksam. „Oh ja. Ich bin in der Lage, einen Vertrag mit ‚Butterflies Inc.‘ auszuhandeln, der Ihrem Budget entspricht.“ Sie holte tief Luft. „Mrs Buckley, Ihre Auswahl ist wirklich brillant, inklusive der kleinen Verbesserungen. Alles wird perfekt werden. Die Gäste werden noch Wochen vom Essen schwärmen. Doch jetzt sind wir an dem Punkt, an dem ich allen Mitarbeitern definitiv sämtliche Änderungen bestätigen muss.“ Zehn Minuten später schaffte sie es endlich, das Gespräch zu beenden.

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