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Wild - Tage ohne Hemmungen

hier erhältlich:

Arroganter Schnösel! Am liebsten würde Libby den reichen Alex Lancaster einfach stehenlassen, statt für ihn zu arbeiten. Doch von der gefährlichen Ausstrahlung des Adrenalinjunkies und seinem unverschämt guten Aussehen lässt sie sich verlocken. Libby gibt ihm eine Woche Zeit - nur eine Woche, damit er sie von seinem Wohltätigkeitsprojekt überzeugen kann. Ob Alex wohl fair spielt? Oder schmutzig?


  • Erscheinungstag: 07.06.2018
  • Aus der Serie: Club
  • Bandnummer: 3
  • Seitenanzahl: 224
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955769116
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Olivia Noble folgte dem Professor durch die chromgefassten Glastüren. Ins Glas geätzt war der Name des protzigen Restaurants im einunddreißigsten Stock von Londons höchstem Gebäude: The Shard. Ihr Magen, der noch ganz flau von der langen haarsträubenden Fahrstuhlfahrt war, drehte sich endgültig um, als sie die Panoramafenster erblickte, hinter denen sich die von Wahrzeichen gespickte Silhouette der Stadt erhob. Als geborene New-Yorkerin waren Wolkenkratzer Teil ihres Lebens, doch sie mied sie, wann immer sie konnte.

„Ah, die anderen sind noch an der Bar.“

Professor McBride ließ Libby vorweg gehen, einer Gruppe Anzugträger entgegen. Libby schwankte auf ihren Absatzschuhen, als sie über den weichen Teppich schritt, und versuchte, das Adrenalin in den Griff zu bekommen, das sie durchflutete.

Als Leiterin ihrer eigenen Marketing-Firma in New York war sie öffentliche Auftritte gewohnt, was aber nicht bedeutete, dass sie Spaß daran hatte. Auch nicht während des vierzigminütigen Vortrags, den sie heute Morgen auf einer Konferenz der London Business School gehalten hatte. Sie war erstaunt gewesen, dass man sie eingeladen hatte, auf einer derart renommierten Veranstaltung zu sprechen. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass überhaupt jemand auf der anderen Seite des Atlantiks von ihrer kleinen Firma gehört hatte.

Die restlichen Redner waren in kleinen Grüppchen an der Bar versammelt und tief in ihre Gespräche versunken. Einige schauten auf, als Libby und Professor McBride sich näherten – es waren Gesichter, die sie von der Konferenz wiedererkannte, und vor allem ein Gesicht, das fast ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog.

Alex Lancaster.

Sein Blick traf ihren über die Köpfe der anderen hinweg – und er zog sie förmlich aus damit. Sie fühlte einen Schauer von ihrer Mitte bis in ihre zitternden Beine schießen – diese Augen … die Intensität, mit der er sie musterte …

Wow. Aus der Nähe betrachtet war er … Wow. Ein Gentleman-Halunke wie aus dem Kino und nerdiger Surfer-Typ in einem – ein Mann, der ihr den Mund wässerig machte. Nicht dass man ihm den Surfer-Typ im Augenblick allzu sehr ansah in seinem maßgeschneiderten dreiteiligen Anzug, der vermutlich teurer gewesen war als ihre Jahreshypothek auf ihr bescheidenes 55-Quadratmeter-Apartment. Der einzige Hinweis auf seine wildere Seite war sein schwarzes Haar, das sich nicht recht bändigen lassen wollte.

Libby presste die Schenkel zusammen, ihre zuckenden Finger krallten sich in ihre Handtasche.

„Ein Gläschen Wein, meine Liebe?“, fragte Professor McBride.

Libby nickte, ihr Blick fiebrig, als sie Alex Lancasters Blick länger erwiderte als höflich oder klug gewesen wäre. Vermutlich war sie nicht die einzige Frau im Saal, die beim Anblick dieses entwaffnend gut aussehenden Mannes halb pornographische Bilder im Kopf hatte.

Sie lockerte die Schultern und schaute weg. Ein Schnauben entglitt ihr. Wem machte sie etwas vor? Ihre Gedanken wandten sich stets unverzüglich dem Vollpornografischen zu, was Alex Lancaster betraf.

Sie zupfte am Saum ihres Jacketts. Es wurde Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie war ein Profi, ein geachtetes Mitglied der Finanzwelt, besaß ihre eigene, erfolgreiche Marketingfirma – Referenzen, die ihr eine Einladung nach London zur Konferenz „Inspirationen für Finanzführungskräfte der Zukunft“ eingebracht hatten.

Sie widmete sich wieder Professor McBride und seiner ausführlichen Vorstellung der Umstehenden, während sie ihren gierigen Blick zwang, der Versuchung von Mr. Lancaster zu widerstehen – dem einzig anderen Anwesenden in ihrer Altersstufe.

Libby blendete die ermüdende Konversation vor sich aus, atmete diskret durch die leicht geöffneten Lippen und strich sich Haarsträhnen aus dem erhitzten Gesicht. Wie konnte dieser Mann eine derart starke Wirkung auf sie haben? Vielleicht hatte ihr Assistent recht gehabt, und es wurde Zeit, dass man sich mal „richtig um sie kümmerte“. Sie würde dem aufmerksamen Schotten eine Gehaltserhöhung geben müssen oder sich endlich bei der Dating-App anmelden, die er ihr ständig empfahl.

Hmm … vielleicht auch nicht.

Ihre sprunghaften Gedanken wanderten zurück zu dem knackig-heißen Milliardär auf der anderen Seite des Restaurants. Sie hätte ihn am liebsten aus seinem Anzug gepellt, ihre Finger in seinem zu langen Haar vergraben, während sie seinen klugen arroganten Kopf nach unten drückte … wo sein dunkler Haarschopf über die empfindsame Innenseite ihrer Schenkel strich …

Gott, was für Bilder. Vielleicht war irgendetwas im englischen Trinkwasser – das war die einzige Erklärung für ihre lebhafte Fantasie.

Sie räusperte sich, hob künstlich das Niveau ihrer Gedanken und ihren Blick von den Spitzen ihrer Lieblingsschuhe und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das monotone Dröhnen von Professor McBrides Stimme.

„… und dies ist Alex Lancaster, einer der ehemaligen Goldjungs, Wohltäter der Universität und Hauptsponsor der heutigen Konferenz – auch wenn ich sicher bin, dass er nicht vorgestellt zu werden braucht.“

Professor McBrides Arschkriecherei verstummte, als er von einer Lehrkollegin der Universität angesprochen wurde, die ein Faible für Lila Strähnchen und passende lila Accessoires hatte.

Bevor Libby sich geistig auf den Nahkampf mit seinem betäubend guten Aussehen vorbereiten konnte, hatte Alex bereits ihre Hand in seine genommen und damit eine Flut von prickelnden Schauern ausgelöst; kleine Flämmchen tanzten um ihr Handgelenk, und die Härchen auf ihrem Arm richteten sich auf.

Verdammt …

Knackig-heiß, wie sie ihn vorhin gedanklich genannt hatte, war eigentlich eine Beleidigung. Verstand, Geschäftstüchtigkeit und ein unanständig hohes Maß an Sex-Appeal – Alex Lancaster hatte den Jackpot in der Gen-Lotterie gewonnen.

Und natürlich wusste sie alles über ihn. Jeder wusste alles über ihn. Außerdem hatte sie vor der Anreise gestern ihre Hausaufgaben gemacht. Einer von Englands jüngsten Milliardären. Nicht der reichste, aber sein Ruf für intuitive, wenn nicht sogar riskante Geschäftsentscheidungen wurde nur noch von seiner grüblerischen Ausstrahlung und dem blendenden Lächeln übertrumpft, mit dem ihm das Kunststück gelang, Frauen aller Altersstufen zu betören.

Vielleicht war es das einsame Grübchen in seiner Wange – gleichzeitig jungenhaft und verrucht. Oder der unglaubliche Ausdruck seiner Augen, von der Farbe karamellisierten Zuckers, der einem regelmäßig von irgendeinem glänzenden Magazincover entgegenblickte. So oder so, er machte einen sprachlos. So sehr, dass ihre Stimme komplett den Dienst versagte. Libby hatte sich eindeutig der „Alex-Lancaster-soll-sich-ausziehen“-Demonstration angeschlossen, die ihre Libido gestartet hatte, mit Unterstützung all ihrer erogenen Zonen.

„Ms. Noble. Fantastischer Vortrag.“

Er lächelte und entfesselte damit die geballte Macht seines Grübchens. Verdammt, dieses Lächeln konnte ihr die Unterwäsche direkt vom Körper brennen. Und seine Stimme … rauchig … wie kräftiger Bourbon in einem geschliffenen Whiskyglas.

Ihr eng geschnittener Anzug verwandelte sich in eine Zwangsjacke. Nur das erklärte die plötzliche Hitze, die ihre Haut dampfen ließ, und das Prickeln, bei dem sich jedes winzige Härchen ihres Körpers aufrichtete.

Reiß dich zusammen, Libby. Er ist nur ein weiterer Anzugträger.

Ja – wenn sie mit „Anzugträger“ ein wandelndes Werbeplakat für „Heiße Jungs im Konferenzsaal“ meinte.

„Jetzt, wo ich Sie gesehen habe, ist mir klar, woher Ihr guter Ruf kommt.“ Er rieb sich mit den Knöcheln über eine leicht stoppelige Wange, und seine dunklen Augen funkelten.

Libby fand wie durch ein Wunder ihre Sprache wieder. „Sie haben ja noch ein seltenes Talent, Mr. Lancaster – eines, das die Boulevardblätter und Wirtschaftsseiten verpasst haben, Ihnen zuzuschreiben.“

Libby wischte sich die Handfläche an ihrem Rock ab und wandte sich halb von ihm ab, damit er die Geste nicht bemerkte – sie hätte nur die Wirkung verraten, die er auf sie hatte. Der Gedanke, dass die Aufmerksamkeit dieses Mannes auf ihr lag, und sei es nur ihr beruflicher Werdegang, ließ die unpassendsten Teile ihres Körpers erhitzt auflodern.

Als er leicht die Stirn runzelte, fügte sie hinzu: „Ich meine, eine Beleidigung perfekt in einem Kompliment zu verbergen.“

Sie blickte über seine Schulter, hob die Brauen, als sie jemanden erkannte, und begann sich an ihm vorbeizuschieben. „Verzeihen Sie.“

Arrogant, sexy …

Er lachte. Ein hartes Lachen, das weitere goldene Sprenkel in seine karamellfarbenen Augen warf.

Ein Kellner blockierte Libbys Fluchtweg, als er ihren Pinot Gris brachte. Das elegante Weinglas funkelte beschlagen. Sie schenkte dem Kellner ihr freundlichstes Lächeln und wollte noch immer so weit wie möglich von Alex Lancaster weg, auch wenn er hübsch anzusehen und die ein Meter neunzig große Verkörperung aller weiblichen Fantasien war. Fantasien, die sie nie gehabt hatte, bevor sie Mr. Testosteron hier zu Gesicht bekommen hatte.

„Verzeihen Sie mir …“ Seine Hand auf ihrem Arm ließ sie stehenbleiben. „Was ich sagen wollte, war, dass Ihrer der bei Weitem unterhaltsamste Vortrag des Morgens war. Ich habe schon viel von Ihrer Arbeit gehört. Ich bin Geschäftsmann und halte mich über die internationale Finanzwelt auf dem Laufenden.“

Sein Mund liebkoste den Rand seines Weinglases, und er blickte sie darüber hinweg an; ein sündhafter herausfordernder Blick.

Seine Hand, noch immer auf ihrem Arm, brannte ein Loch in die feine Wolle ihres Lieblingssakkos. Groß, gebräunt mit einigen dunklen Haaren, die das Handgelenk zierten, das aus den Manschetten seines teuren Hemds herausragte. Nur leichte Schwielen störten die Perfektion seiner langen, eleganten Finger. Sie sah sauber manikürte Nägel, bevor er seine Hand wegnahm.

Sie verspürte den absurden Drang, ihn zu fragen, ob er täglich zur Maniküre ging. Füllten verwöhnte britische Milliardäre damit ihren Tag? Natürlich war ein anderer Drang deutlich größer, und der beinhaltete diese kräftigen Hände auf ihren Nippeln.

Es war wirklich zu lange her …

Von seiner Berührung befreit, fand sie ihre Fassung wieder, und ihr Verstand befreite sich aus dem Klammergriff ihres hormongefluteten Körpers.

„Ich verstehe. Es tut mir leid, dass ich das Kompliment nicht erwidern kann. Ich habe Ihren Vortrag verpasst.“

Er zuckte mit einer Schulter, während er sie noch immer ansah, als könne er mit seinem Röntgenblick bis zu ihrer Seidenunterwäsche schauen.

Sein aschgrauer Anzug hüllte seinen Körper ein wie eine zweite Haut. Libby hätte ihren geliebten Kater Dumbledore darauf verwettet, dass er aus Kaschmir war – vermutlich aus der Savile Row. Eine kupferfarbene Krawatte verursachte dieses alberne feurige Funkeln in seinen Augen und betonte seine dekadenten, beneidenswerten schwarzen Wimpern.

Libby vergrub die Nägel im Handballen, um sich davon abzuhalten, Luft in ihr erhitztes Gesicht zu wedeln.

Zurück zu ihrem Fluchtplan.

Als habe er sie durchschaut, machte er einen Schritt genau vor sie und nahm ihr mit seiner breiten Brust jede Sicht. „Ich bin froh, Sie heute kennengelernt zu haben. Ehrlich gesagt würde ich gern Ihre professionelle Meinung zu etwas hören.“

Er nahm noch einen Schluck Wein, und sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu ihrem Hals. Wäre er noch ein wenig tiefer gesunken, hätte Libby dieses Gespräch beendet, ganz gleich, wie attraktiv er selbst oder sein Angebot waren.

„Vielleicht könnten wir uns zusammensetzen und die Sache beim Mittagessen besprechen?“ Dann kam die gehobene Augenbraue. Ausführung perfekt, gefährlich verlockend.

Würde ihr Körper nicht so überwältigend auf ihn reagieren, hätte sie vielleicht zugestimmt. Die Firma, die er noch als Teenager gegründet hatte, Lancaster IT, hatte sich in den letzten Jahren global etabliert und ihren prächtigen Inhaber mit Softwareverkäufen in Asien von „reich“ auf das Level „obszön reich“ gehoben. Jede Geschäftsverbindung, die Libbys Marketingfirma mit dem neuen IT-Giganten einginge, würde internationale Wellen schlagen und ihr den Auftrieb geben, den sie brauchte, um geschäftlich einen riesigen Schritt weiterzukommen.

Aber sie verabscheute Arroganz. Alex Lancaster war nicht nur für seine impulsiven Geschäftsentscheidungen berühmt-berüchtigt, auch sein Privatleben war ziemlich waghalsig.

Sie zögerte – immerhin war er unglaublich einflussreich. „Ich fühle mich geschmeichelt. Unsere Assistenten finden mit Sicherheit einen Termin.“

Sie zog eine geprägte Visitenkarte aus ihrer Handtasche und reichte sie ihm, sorgfältig darauf bedacht, ihre Fingerspitzen von seiner verführerischen Haut fernzuhalten.

„Auch wenn ich persönlich aktuell mit der Anzahl meiner Kunden sehr eingespannt bin.“

Was redete sie da? Das hier war ein Traumangebot für ihr wachsendes Geschäft. Sie verwies einen potenziellen Kunden dieser Größenordnung an einen ihrer Angestellten? Ernsthaft? Und das nur, weil er so heiß war, dass ihre Schenkel zitterten und Feuchtigkeit ihre teure Unterwäsche – der einzige Luxus, den sie sich gönnte – durchtränkte.

Alex ließ die Karte geschickt durch seine Finger wandern, was eine hypnotische Wirkung ausübte. Was er wohl sonst noch mit diesen geschickten Fingern anstellen konnte?

Libby riss ihren Blick los. Er hatte wieder diesen heißen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der sie völlig bewegungsunfähig machte. Normalerweise ertrug sie unangenehmes Schweigen, vor allem bei Geschäftstreffen, aber bei diesem Mann verlor sie jede Fassung.

„Es … es steht alles dort … auf meiner Webseite.“ Plappern. Eine erfolgreiche achtundzwanzigjährige Geschäftsfrau mit einem ausgezeichneten Marketingexamen war am Plappern.

Er warf keinen einzigen Blick auf die Karte, die noch immer träge zwischen seinen langen gebräunten Fingern herumwanderte. „Ich wäre wirklich an Ihrer ganz persönlichen Meinung interessiert. Sie haben bei Kids Count Wunder gewirkt.“

Wieso sollte ihn ihre Arbeit für eine kleine amerikanische Wohltätigkeitsorganisation interessieren? Auch wenn sie dafür einen angesehenen Branchenpreis gewonnen hatte?

Seine Lippen schmiegten sich erneut an sein Weinglas, sein Blick war weiter fest auf sie gerichtet. „Ich habe auch ein Wohltätigkeitsprojekt ins Leben gerufen.“

Er steckte die Karte in die Innentasche seines Jacketts, direkt an seiner Brust.

Diese Geste, so seltsam intim, trieb Hitze tief in ihren Magen. Sie musste unbedingt flachgelegt werden.

Heute Nacht.

„Ich bin bereit, Sie zu bezahlen.“

Sein Gerede über Bezahlung beendete das Gespräch. „Tut mir leid.“

Als Abkömmling einer der wohlhabendsten Familien Englands und direkt ins Familiengeschäft hineingeboren, hatte Alex Lancaster seine erste Firma mit einem Zehntausend-Pfund-Kredit seines Vaters gegründet.

Nun, manche Dinge standen nicht zum Verkauf.

Ohne Zweifel war er es gewohnt, zu bekommen, was er wollte. Dass er das Sagen hatte, die Leute herumkommandieren konnte. Nun, nicht sie.

Lügnerin. Er konnte sie jederzeit durchs Schlafzimmer kommandieren.

„Ich bringe Sie gerne mit Sonya zusammen, meiner besten Marketing-Beraterin und Geschäftspartnerin – auch wenn sie bald in Mutterschutz geht, also rate ich Ihnen zur Eile.“

Auf keinen Fall könnte sie persönlich mit diesem Mann arbeiten. Nicht, nachdem ein einfacher Blick quer durch den Raum und ein professioneller, vollkommen unverfänglicher Handschlag eine derartige Hormonexplosion in ihr ausgelöst hatten. Bilder von ihnen beiden, wie sie in weiße Laken ihres riesigen Hotelbetts verschlungen waren, ließen sie nach hinten schwanken. Ob er im Schlafzimmer ebenso fordernd wäre? Und würde sie sich ihm fügen, ihm geben, was er wollte? Sie scheute sich ebenfalls nicht, ein paar sexuelle Forderungen zu stellen …

Seine Zungenspitze fuhr über seine Unterlippe – eine Geste, die ihren Blick fast hypnotisch fesselte. Sie schüttelte den Kopf und schaute weg.

Ihre große Erregung irritierte sie. Woran lag es nur? Vielleicht hatte er in genetisch veränderten Pheromonen gebadet?

Es war an der Zeit, ihm und seiner seltsamen Anziehungskraft zu entfliehen.

„Schön, Sie kennengelernt zu haben.“ Libby verzichtete auf Höflichkeiten und ließ die Hand an ihrer Seite hängen. Besser, wenn sie ihn nicht noch mal berührte.

Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, ließ er ein halbes Lächeln im Mundwinkel aufblitzen. Er hob das Kinn und musterte sie aufmerksam. „Das Vergnügen war ganz und gar auf meiner Seite, Olivia.“

Er sprach ihren Namen mit kristallklarem englischen Akzent aus, und der raue Klang seiner Stimme vibrierte direkt in ihrer empfindsamen Mitte.

Libby verzog das Gesicht und wünschte, die Webcam an ihrem Laptop würde den Geist aufgeben.

„Du hast was gesagt? Bist du verrückt?“ Sonya rieb sich ihren runden Bauch, drehte sich auf dem Sofa herum und legte die Füße auf den Couchtisch in Libbys New Yorker Büro.

Ihre rechte Hand machte gerade Mittagspause und entspannte sich dabei auf Libbys Sofa. Offensichtlich war es bequemer als das Sofa in Sonyas Büro. Ihre Freundin schien ihre Abwesenheit nicht wirklich schwerzunehmen – wenngleich Libby vermutete, dass sie sie wenigstens beim Brainstorming vermisste. Sie waren ein tolles Team. Und mehr als das.

Sonyas Gesicht füllte den Bildschirm, als sie sich vorbeugte. „Ich kann dem Kunden unmöglich gerecht werden, bei der Zeit, die mir noch bleibt. Weshalb solltest du mich überhaupt ins Gespräch bringen? Er will offensichtlich deine Hilfe. Und du bist dort. Vor Ort.“

Sonya biss von ihrem Sandwich ab und stopfte sich ein weiteres Kissen in den Rücken.

Normalerweise aßen sie gemeinsam zu Mittag, wenn sie beide im Büro waren. Dann besprachen sie Kunden und glichen ihre Termine ab. Heute jedoch hatte Libby ihr aus irgendeinem Grund Details ihres Treffens mit Alex Lancaster mitgeteilt, und nun bezahlte sie den Preis dafür.

„Er ist arrogant – und erstaunlich unhöflich für einen Engländer.“

Und heiß wie die Hölle, mit traumhaften Augen und einer Ausstrahlung, die in ihr den Wusch weckte, ihm zu widersprechen, um zu sehen, was geschah …

„Wirft mit Geld um sich.“

Und er sah sie an, als wäre sie ein medium gegrilltes Steak, nachdem er monatelang nur kalte Bohnen zu essen bekommen hatte.

Na klar, und hatte sie ihn nicht ebenfalls wie ein Sexobjekt angestarrt? Seinen knackigen Hintern in seinen perfekt geschnittenen Hosen? Nein? Ihr Blick war kein einziges Mal zu der Beule in seinem Schritt gewandert, und sie hatte sich nie gefragt, was dort wohl hinter dem edlen Stoff verborgen lag?

Natürlich konnte sie Sonya nichts von der verräterischen Art erzählen, mit der ihr Körper auf den Mann reagiert hatte. Sonya hatte Callum gekannt. Sie würde etwas in Libbys Treffen mit Alex Lancaster hineinlesen, das schlicht nicht dagewesen war. Und sie konnte ihrer besten Freundin auch nicht ihr überraschendes Kopfkino beichten. Sie wusste ja selbst kaum, woher das gekommen war. Nein, das Timing war einfach unglücklich.

Drei Jahre ohne Sex waren einfach zu viel. Es fiel ihr nicht leicht zuzugeben, aber ihr Assistent Vinnie hatte recht.

„Also?“ Ihre Freundin wedelte mit einem Finger vor der Kamera. „Eine Kooperation mit Alex Lancaster wäre ein Sprungbrett. Dieser Kunde und seine Kontakte könnten uns helfen, in Europa Fuß zu fassen, in Asien – auf der ganzen Welt!“

Libby wollte sich Sonyas Logik nicht beugen, und statt einer Antwort trank sie einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche, um Zeit zu schinden.

Ihre Weigerung, sich Lancasters Angebot wenigstens anzuhören, ergab keinen Sinn. Geschäftlich. Aber ihr Instinkt hatte sie bis an diesen Punkt in ihrer Erfolgsgeschichte gebracht, und derselbe Instinkt riet ihr, sich von Alex Lancaster fernzuhalten. Er war zu charismatisch, charmant, maskulin. Definitiv. Ihre Reaktion auf ihn heute Nachmittag bestätigte das: Er war gefährlich.

Und von Gefahren hielt sie sich fern.

„Nun, wenn du den Kunden betreust, hat das denselben Effekt für unsere Firma.“ Sie legte ihr überzeugendstes Lächeln auf. „Es wäre ein großzügiger Bonus für dich drin. Denk an all das Babyzeug, das du damit kaufen könntest.“

Wow, der war unter der Gürtellinie, Libby.

Sonya stieß die Luft aus. Libbys zweifelhaftes Angebot würde sie mit Sicherheit ausschlagen.

„Keine Chance. Ich werde keine Zeit haben. Am Ende muss ich ihn ohnehin an dich abgeben, wenn ich in Mutterschutz gehe. Und um ehrlich zu sein, hätte ich schon längst aufhören sollen zu arbeiten. Ich will nicht dass Vinnie das Baby im Bürofahrstuhl holen muss. Du weißt, wie er einem auf die Nerven gehen kann. Es könnte damit enden, dass ich ihn erwürgen muss. Und wer würde sich dann um dich kümmern?“

Ein mulmiges Gefühl machte sich in Libbys Magen breit und machte alle Pläne zunichte, auswärts zu Abend zu essen. Sie hatte noch immer keinen Nachfolger für Sonya – die Bewerber, die sich bisher vorgestellt hatten, wären kein adäquater Ersatz gewesen.

Sie und Sonya waren aus demselben Holz geschnitzt. Hatten am selben College studiert. An derselben Business School. Als Libby sich selbstständig gemacht hatte, war Sonya mit eingestiegen, und sie hatten Noble and Pullman gegründet und voneinander gelernt. Und nun konnte jeden Tag ein sonyaförmiges Loch in Libbys kleinen, geliebten Firma zurückbleiben.

Als ob er seinen Namen vernommen hätte, betrat Vinnie, Libbys brutal ehrlicher und von Zeit zu Zeit mit einem unangemessenen Spruch um sich werfender Assistent, ihr Büro und sah über Sonyas Schulter, bis sein Gesicht den Bildschirm füllte. Libby winkte, erleichtert, dass sie nicht länger ihre unerklärliche Weigerung rechtfertigen musste, mit Lancaster IT zusammenarbeiten zu wollen – oder genauer gesagt, mit dem scharfen Geschäftsführer.

„Hi, wie geht’s, Vinnie? Noch weitere Rückmeldungen?“ Sie hatte ein paar mittlere Unternehmen hier in London kontaktiert, in der Hoffnung, ein paar neue Kontakte zu knüpfen, bevor sie in ein paar Tagen nach Hause flog.

„Nicht so richtig.“

Vinnie hatte einen schweren schottischen Akzent, den Libby an manchen Tagen nicht einmal verstand.

„Soll ich bei allen der Reihe nach telefonisch noch einmal nachhaken?“

Libby seufzte. Sie war gut in ihrem Job. Konnte alles verkaufen. Und trotzdem hatte sie manchmal Schwierigkeiten, sich selbst zu vermarkten. Sie hatte ihre bescheidenen, ärmlichen Anfänge nie wirklich hinter sich lassen können.

„Nein. Ich kümmere mich darum – und wenn ich keine Termine kriege, spiele ich für ein paar Tage die Touristin. Vielleicht treffe ich ja die Queen.“

Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte Mal Urlaub genommen hatte, und die beiden besorgten Gesichter, die ihr vom Laptop-Display entgegenstarrten, bestätigten, dass ihr Vorschlag nicht nur ihr seltsam vorkam.

Sie musste das Thema wechseln, bevor Vinnie eine Liste mit Londoner Single-Clubs hervorholte und Sonya ihr – erneut – erklärte, dass es an der Zeit wäre, „nach vorne zu schauen“.

„Kümmerst du dich um Sonya?“

Ihre Freundin verdrehte die Augen.

Vinnie lächelte. „Nun, du weißt, wie sie sein kann … Sagen wir, ich versuch’s. Und falls ich das Bündel da rausholen muss …“, er streichelte Sonyas Bauch, und sie wischte seine Hand weg, „… will ich einen Bonus.“

Sie lachten alle, auch wenn es irgendwie nervös klang. Libby hätte das Steuer in dieser riskanten Zeit nicht aus der Hand geben sollen. Sie hatte sich von dem „Alle-Kosten-gehen-auf-uns“-Trip in die Stadt, die sie schon immer hatte besuchen wollen, verführen lassen. Und sie war geschmeichelt gewesen, dass man sie persönlich als Rednerin auf der Konferenz angefragt hatte.

„Ich bin übrigens nur reingekommen, um dir zu sagen, dass ich Alex Lancaster heute Morgen am Hörer hatte“, sagte Vinnie. „Er wollte deine Privatnummer haben.“

Libby setzte sich aufrecht hin, und ihr Herz schlug plötzlich doppelt so schnell.

„Keine Bange, Liebes. Ich gebe sie ihm nicht – auch wenn er ein willensstarker kleiner Mann ist.“

Libby presste die Lippen zusammen und verkniff sich einen Kommentar. Vinnie motivierte man besser nicht, noch mehr alberne Dinge von sich zu geben als ohnehin schon. „Kleiner Mann“ war nicht direkt eine zutreffende Beschreibung für Alex Lancaster.

„Er schien zu wissen, wo du wohnst, also ruft er vielleicht an. Er sagte, er habe ein ‚geschäftliches Angebot’.“ Vinnie machte Anführungszeichen in der Luft und grinste schelmisch. „Den wollte er besprechen, bevor du England verlässt.“

Sonyas Augen wurden so groß wie ihr Schwangerschaftsbauch. Sie richtete sich auf und starrte in die Webcam. „Er will wirklich dich.“ Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.

Libby kaute auf ihrer Unterlippe und schwieg. Das Letzte, was sie brauchte, waren diese beiden Möchtegern-Kuppler, die einen falschen Eindruck von Alex Lancasters Absichten und ihrer Meinung dazu bekamen. Sie hatte ohnehin schon zu viel verraten.

In ihrer Brust begann es zu flattern, als sie sich vorstellte, mit ihm zu sprechen oder ihn wiederzusehen. Halt. Sie musste den Anruf nicht annehmen. Sie kannte seinen Vorschlag bereits. Und ihre Antwort blieb dieselbe.

In genau diesem Moment klingelte das Telefon des Hotels auf dem Schreibtisch neben ihr und ließ alle drei zusammenzucken. Sie glotzte den Apparat an, während es zwei oder drei Mal klingelte. Das musste er sein. Niemand sonst wusste, dass sie hier war, abgesehen von den zwei Menschen, die sie mit aufgeregtem, verschwörerischem Funkeln in den Augen vom Bildschirm aus anblickten.

„Geh ran“, sagte Sonya und gestikulierte wild.

Sie warteten. Voller Spannung. Manchmal war es wirklich nervig, dass die beiden sie so gut kannten.

Libby straffte sich und schalt sich selbst. Benimm dich wie ein Profi. Er ist nur ein Geschäftsmann. Nur ein weiterer potenzieller Kunde. Libby legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete den beiden, still zu sein. Dann drehte sie den Laptop weg, sodass er zur Wand zeigte. Sonya und Vinnie konnten hören, was sie sagte, aber nicht ihr Gesicht sehen, während sie den Anruf annahm.

„Libby Noble“, meldete sie sich. Mist, sie klang völlig außer Atem, wie nach einem Marathon.

Libby wurde heiß bei dem Gedanken, dass Sonya und Vinnie sie belauschten. Sie arbeiteten und alberten seit vier Jahren an ihrer Seite und hatten sie ganz oben und ganz unten erlebt. Wobei das „Albern“ quasi auf null gesunken war seit Callums Tod.

„Olivia – Alex Lancaster hier.“

Seine Stimme rieselte durch die Leitung und liebkoste ihre Ohrmuschel. Sie verdrehte die Augen. Wieso konnte er nicht einfach eine normale Stimme haben? Eine langweilige, monotone, die sie kalt ließ.

Libby räusperte sich. „Mr. Lancaster.“ Das klang schon besser. Kurz, knapp, auf den Punkt. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Er lachte leise. Der Bastard lachte wirklich. „Sie dürfen mich Alex nennen, wissen Sie.“

Am Telefon klang seine Stimme noch rauchiger, sein Akzent noch kräftiger – oder ihre Sinne nahmen es einfach stärker wahr ohne die optische Ablenkung.

Na super.

„Ich hatte gehofft, Sie davon überzeugen zu können, mein Angebot noch einmal zu überdenken.“

Schon der Klang seiner Stimme ließ sie an Sex denken. Tief und gebieterisch, kontrollierend. Eigentlich sollte sie das abtörnen. Sie hasste es, wenn man ihr sagte, was sie tun sollte. Vielleicht hatte die Zeitverschiebung von fünf Stunden ihren Biorhythmus durcheinandergebracht.

„Ich dachte, wir hätten die Angelegenheit heute Morgen geklärt.“

„Hatten wir das?“

Alles, was sie mit Sicherheit geklärt hatte, war ihre unsinnige Gier auf den Mann und dass ihre Hormone das Ruder fest in der Hand hielten und Libby in unbekanntes Gewässer führten. Gewässer voll wilder Fantasien. Mit einem leichten Hauch von Gefahr. Genug, um Spannung zu erzeugen.

„Ich wollte Ihnen noch etwas mehr über das Projekt erzählen. Ich glaube, ich erwähnte, dass ich ein Wohltätigkeitsprojekt hier in London leite?“

Hatte er das erzählt? Sie war zu sehr auf die Berührung seiner Hände konzentriert gewesen und auf das Schwindelgefühl, das sein würziger Duft auslöste.

„Das Projekt heißt Able-Active. Haben Sie davon gehört?“

Libby hätte seiner Stimme stundenlang lauschen können … vor allem in Form von Bettgeflüster.

„Nein, tut mir leid. Habe ich nicht.“

Ihre eigene Stimme war ziemlich tief und kratzig für eine Frau. Doch seine wickelte sich um sie wie eine gemütliche Decke – warm, empfindsam und gerade rau genug, um alle Nervenfasern ihres Körpers zum Schwingen zu bringen. Vor allem jene, die sich zwischen ihren Beinen bündelten.

„Sehen Sie. Und genau das ist mein Problem. Im Augenblick kann das Projekt lediglich Teilnehmer aus dem Südosten annehmen. Ich möchte das auf die anderen großen Städte Englands ausweiten. Es gibt dort draußen eine Menge Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Olivia – Kinder, die die Erfahrungen verdient haben, die Able-Active anbietet.“

Er hatte ihr Interesse geweckt. „Was für Erfahrungen?“

Sie gab schnell „Able-Active“ in die Suchmaschine ihres Smartphones ein und rief die Webseite auf.

„Das Projekt richtet sich an alle Kinder, erst recht solche mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Ein Erholungs-Abenteuerzentrum, Freiluftaktivitäten.“

„Ich sehe schon. Nun, ich wünsche Ihnen Glück mit dem Projekt, Mr. Lancaster. Es klingt lohnenswert.“

Verflucht sei er – konnte er nicht ein paar sichtbare Makel haben? Schlechten Atem, schlechten Geschmack, einen schlechten Sinn für Humor?

„Es ist lohnenswert, und …“

Er machte eine Pause, als suche er nach dem richtigen Wort. Vielleicht hatte Mr. Draufgänger ja einen bedachten Kern …

„Es ist mir wichtig. Deshalb möchte ich, dass die besten Leute daran arbeiten.“

Aha, jetzt kam er mit Schmeicheleien.

„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Mit den besten Leuten meine ich Sie. Sie haben einen renommierten Preis gewonnen. Und der Geschäftsführer von Kids Count hat einen sehr lobenden Kommentar über Sie in der Charity Times geschrieben.“

Sie schwiegen. Libby sank zurück in ihren Stuhl. Natürlich hatte er sich über sie informiert. Das hatte er heute Morgen bereits mit seinem Kommentar über ihren Ruf angedeutet.

Sie hatte dasselbe getan; hatte den Großteil des Nachmittags im Internet verbracht und auf seiner Webseite. Sie hatte kein Wort über seine wohltätige Arbeit gefunden, weil sie zu beschäftigt damit gewesen war, sabbernd über den Bildern zu hängen, auf denen er oben ohne auf irgendeiner exotischen Insel stand. Zu beschäftigt mit seinem „TED-Talks“-Vortrag, den sie wieder und wieder abgespielt hatte, um das Kratzen seiner Stimme zu hören. Und zu beschäftigt mit der Vorstellung davon, wie er wohl unter seinem teuren Anzug aussehen mochte.

Das hier roch nach einem persönlichen Kreuzzug. Oder nein. Vermutlich wandte er ebenso viel Energie und Entschlossenheit für jedes Geschäft auf, dem er sich widmete.

Sie schwieg weiter. Wieso zögerte sie so sehr, mit ihm zusammenzuarbeiten? Er brachte etwas in ihr hervor – irgendeinen perversen Zug ihrer Persönlichkeit. Plötzlich suhlte sie sich darin, ihm seine Wünsche zu verweigern. Ging es ihr wirklich darum, ihren Willen durchzusetzen? Das war nicht sehr erwachsen von ihr und schlecht fürs Geschäft.

„Alle möglichen Beratungsfirmen könnten Ihnen eine passende Strategie erarbeiten.“

Ja, sie hatte eine Kampagne für eine amerikanische Wohltätigkeitsorganisation erstellt, aber er fand mit Sicherheit alles, was er brauchte, hier in England.

Er seufzte leise. „Hören Sie. Ich kriege, was ich will, Olivia. Sie haben bewiesen, dass Sie ein klares und fachkundiges Verständnis für das aktuelle Social-Media-Klima besitzen. Sie haben ein Gespür für clevere und innovative Bilder, und Kids Count profitiert deutlich davon. Ich will dasselbe für mein Wohltätigkeitsprojekt.“

Sein Wohltätigkeitsprojekt?

„Deswegen hatte ich der London Business School Sie als Rednerin empfohlen.“

Und, da er die Konferenz bezahlte, hatte er sie mit dem Versprechen „Alle-Kosten-werden-getragen“ einfliegen lassen – inklusive diesem Hotelzimmer. Ihr Blick flatterte zum Bett. Das Bild, wie er sich nackt darauf ausbreitete und ihr mit dieser sexy Reibeisenstimme sagte, was er wollte, ließ ihr Herz hämmern. Nicht dass sie es ihm geben würde …

Ich kriege, was ich will. Diese Arroganz …

Erneut schweiften ihre Gedanken ab. Wollte er sie? Stellte er sich vor, wie sie beide zusammen waren, so wie sie es seit dem Moment tat, an dem sie ihn getroffen hatte? Nun, was es sie auch kosten möge – geschäftlich wie privat –, sie musste ihm zeigen, dass er nicht immer bekam, was er wollte.

Sie räusperte sich. „Nun, ich hoffe, Sie haben den besten Buchhalter bei Able-Active. Nicht viele neu gegründete Wohltätigkeitsprojekte haben so große Marketing-Budgets.“

Ihre persönliche Beratung würde nicht billig werden, ganz egal wie attraktiv der Mann war, der den Scheck unterschrieb.

„Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Können Sie morgen anfangen?“

Arrogantes, selbstgefälliges Arschloch.

„Mr. Lancaster. Mich mit Geld zu beschmeißen, wird meine Meinung nicht ändern.“

Wenn überhaupt, dann brachte es sie eher dazu, aufzulegen. Anders als Mr. Sexy Milliardär hatte sie keine privilegierte Kindheit voller Skiferien und in den besten Privatschulen gehabt. Ihr Vater besaß keine Super-Jacht – genaugenommen hatte sie nicht einmal einen Vater. Wie ihre alleinerziehende Mutter hatte sie jeden Tag hart für das gearbeitet, was sie besaß, und sie hatte jeden Cent zu schätzen gewusst, den sie ausgegeben hatte – trotz der Designerkleidung, die sie trug, und des modernen Autos, das sie fuhr.

Leichtsinnig war kein Begriff, der in ihrem Wortschatz vorkam.

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