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Tod à la carte

hier erhältlich:

Die letzte Mahlzeit geht aufs Haus …

Jemand vergiftet Gäste in den besten Restaurants von New Orleans. Und keiner ist besser geeignet, um den Fall zu klären, als Caleb Rooney - erfolgreicher Detective und Betreiber eines hippen Food Trucks. Je tiefer Caleb bei seinen Ermittlungen in die Gastro-Szene eintaucht, desto klarer wird, dass der Mörder nicht willkürlich zuschlägt. Und auch für Caleb hat der Täter ein ganz spezielles Gericht kreiert …


  • Erscheinungstag: 03.08.2017
  • Aus der Serie: James Patterson Bookshots
  • Bandnummer: 11
  • Seitenanzahl: 120
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959677073
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es ist kurz nach zehn Uhr abends in New Orleans’ berühmtem French Quarter, doch es könnte auch mitten am Tag sein. In den schmalen Gassen drängen sich angetrunkene Touristen und Einheimische. Autos teilen sich die Fahrbahn mit Pferdekutschen. Aus jeder Bar und jedem Club dringt das Klirren der Gläser, und dudelnde Jazzmusik erfüllt die schwüle Nachtluft.

Einen Steinwurf vom Ufer des Mississippi entfernt, nahe bei den grünen Bäumen des Jackson Square, steht ein Foodtruck, den ein Totenkopf und gekreuzte Knochen zieren. Genauer betrachtet ist der Totenkopf eigentlich eine Krevette. „Killer Chef“, so der Name, ist einer der bekanntesten Imbisswagen in der Stadt. Aus gutem Grund. Hier gibt es die sogenannten Po’ Boys, mörderisch leckere Sandwiches.

Die Schlange bei Killer Chef ist immer etwa einen Häuserblock lang. Doch die Stimmung ist stets gleich gut. Jongleure und Feuerspucker treten auf und unterhalten für etwas Kleingeld die hungrige Menge mit ihren Kunststücken. Vorbeiziehende Musiker bleiben stehen und finden sich spontan für einen Gig zusammen, während Gipsyfrauen ihre Tische auf dem Gehweg aufklappen, Tarotkarten legen und die Zukunft vorhersagen. Ich sehe … ein großartiges Essen, das euch erwartet …

Heute Abend ist die Schlange sogar doppelt so lang wie üblich, denn eine kleine Armee von Kameramännern, Beleuchtern und Maskenbildnern hat sich unter die Kunden gemischt. Gleich nebenan finden Dreharbeiten statt. Eine neue Action-Liebeskomödie mit einem der beliebtesten Filmpaare Hollywoods. Die Wartenden versuchen krampfhaft, einen Blick zu erhaschen, als die Schauspieler vom Set zu ihrem Trailer zurückgehen. Die beiden winken lächelnd, und alle spielen vor Begeisterung verrückt.

Alle – mit Ausnahme eines anderen Paares: die beiden Eigentümer von Killer Chef, die schwer in ihrem Wagen schuften. Sie konzentrieren sich einzig und allein auf die Zubereitung ihrer legendären Sandwiches. Als eingespieltes Team produzieren sie eines nach dem anderen.

Caleb Rooney, ein Meter neunzig, muskulös und drahtig, ansteckendes Lächeln. Mit seinem attraktiven, wie gemeißelt wirkenden Gesicht kann er dem männlichen Superstar nebenan durchaus Konkurrenz machen. Neben ihm arbeitet Marlene DePietra, klein und leicht pummelig, ihre wilde schwarze Mähne wird von einem pinkfarbenen Haarband zusammengehalten. Ihre runden Wangen sind rosig, doch nicht vom Rouge – in der Tat trägt sie nur selten welches. Vielmehr liegt es an der Hitze, die in dem Imbisswagen herrscht.

„Bestellung fertig!“, ruft Caleb und steckt drei Dark & Stormys in eine Papiertüte. Dark & Stormys sind eine göttliche Kombination von in Old-New-Orleans-Rum mariniertem Schinken, bestrichen mit Knoblauch-Ingwer-Aioli zwischen zwei knusprigen Baguettehälften.

Einen Moment hält Caleb inne, um sich einen seiner selbst gezogenen Jalapeños aus einer Tüte in seiner Hosentasche in den Mund zu stecken. Dann nimmt er zwei weitere Baguettebrötchen und schneidet sie auf.

Als er Marlene einen Blick zuwirft, sieht Caleb, dass sie in ihrer Handtasche herumwühlt. Sie fischt eine Handvoll bunter Vitamintabletten heraus und schluckt sie, ohne etwas zu trinken.

„Was soll das, Mar?“, rügt Caleb sie. „Die Leute stehen die ganze Straße runter bei uns an, und ausgerechnet jetzt musst du deine Pillen nehmen?“

„Ich muss fit bleiben“, antwortet sie und reicht mit einer Hand einem wartenden Kunden zwei Sandwiches auf einmal, während sie mit der anderen Hand eine neue Ladung Shrimps in die Fritteuse wirft. „Wenn ich schlappmache, wirst du den Laden hier nicht allein schmeißen können.“

„Schon möglich“, gibt Caleb zurück und haut einen ordentlichen Klacks Meerrettichsenf auf ein Baguette mit geräuchertem Pfefferschinken. „Aber stell dir mal vor, Killer Chef würde bei deiner Beerdigung für den Leichenschmaus sorgen. Dann würden sämtliche Stammkunden kommen. Und die von der Konkurrenz ebenfalls. Mensch, wie würde da die Kasse klingeln!“

Marlene kichert amüsiert. Die beiden verstehen sich bestens. Das war schon immer so. Ein paar liebevolle Neckereien gehören dazu. Caleb und Marlene wirken eher wie Geschwister, weniger wie Geschäftspartner, die mit ihrem Foodtruck in New Orleans zu einer kulinarischen Institution geworden sind.

„Was könnt ihr empfehlen?“, möchte eine Touristin in der Schlange wissen. Die großbusige Frau mittleren Alters trägt ein quietschgelbes Mardi-Gras-T-Shirt, dazu schneeweiße Caprihosen. Sie legt ihre Hand auf den Tresen und beginnt mit ihren türkisfarbenen künstlichen Fingernägeln darauf herumzutrommeln. Selbst aus einiger Entfernung kann man riechen, dass sie ordentlich einen getankt hat.

„Caleb, hilf doch mal dieser jungen Dame weiter“, sagt Marlene augenzwinkernd.

Die beiden wissen, dass ihr Essen famos ist. Aber sie wissen auch, dass es Kunden gibt, die ab und zu von dem gut aussehenden Koch ein wenig Spezialbehandlung verlangen. Das gehört einfach zum Image von Killer Chef. Caleb beugt sich zu der Frau hinunter und sieht ihr tief in die Augen, während er die Bizepse unter seinem T-Shirt spielen lässt.

„Ma’am, wie wäre es mit einem Beef-Po’ Boy? Ich mache es Ihnen auch … extra scharf.“

Die Frau errötet und klimpert mit den Wimpern. „Das fände ich toll“, haucht sie und reicht ihm kichernd einen Zwanzig-Dollar-Schein. „Der Rest ist für dich, Killer Chef.“

Caleb weiß, wie er seine Vorzüge gewinnbringend einsetzen kann.

Marlene verdreht nicht einmal die Augen. Nach all den Jahren, die sie zusammenarbeiten, hat sie sich an seine Mätzchen gewöhnt.

Caleb legt los, das Sandwich für die Kundin zuzubereiten, doch plötzlich hält er inne und blickt alarmiert auf. Blau-rote Polizeilichter blitzen im Dunkel der Nacht auf, doch die Sirene hört man kaum in all dem Straßenlärm. Ein weiterer Streifenwagen rast vorbei. Dann ein dritter.

Sofort ist Calebs Aufmerksamkeit geweckt. Er versucht herauszufinden, wohin die Wagen fahren. Aus seiner Tasche holt er einen weiteren Jalapeño, reibt ihn zwischen den Fingern und beißt dann gedankenverloren hinein. Marlene kennt dieses Ritual schon. Und ist im Nu beunruhigt.

„Gib mal das Hühnchen rüber“, sagt sie mit etwas angespannter Stimme. „Caleb? Hey, aufwachen!“

Caleb kommt aus seiner Starre zu sich und reicht ihr das Gewünschte. Er versucht, sich wieder auf das Sandwich vor ihm zu konzentrieren, bestreicht das saftige Fleisch dick mit Mayonnaise und Gewürzen, als er merkt, wie das Handy in seiner Hosentasche vibriert und dann Anaconda von Nicki Minaj zu spielen beginnt.

Er sieht Marlene genervt an. „Hast du meinen Klingelton geändert? Schon wieder? Wann bist du da mit deinen Patschehändchen dran gewesen?“

Seine Geschäftspartnerin zuckt nur kichernd mit den Schultern. Sie ist für ihn wie eine große Schwester, von der er gar nicht wusste, dass er sich eine gewünscht hat. Doch er liebt sie über alles.

„Ein Entenbrust-Po’ Boy und einmal die kreolischen Pommes dazu“, lautet die Bestellung eines vorwitzigen Produktionsassistenten, der sich mit dem Ellbogen seinen Weg an der Schlange vorbeigebahnt hat. Die Menge schimpft und meckert, weil er sich vorgedrängelt hat, doch die Leute verstummen, als er hinzufügt: „Das ist für Angelina, also muss das richtig gut werden.“

„Caleb“, meint Marlene schmollend, während sie frische Pommes in das heiße Frittierfett wirft. „Würdest du diesem ahnungslosen jungen Mann bitte erklären, dass bei uns immer alles richtig gut wird? Oder soll ich das machen?“

Dann merkt sie, dass er ihr gar nicht zuhört. Er hat sich sein iPhone zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Während er sich die Finger an einem Handtuch abtrocknet, hört er die soeben eingegangene Nachricht ab.

Das Grinsen, das er gerade noch im Gesicht hatte, ist verschwunden.

„Den Blick kenne ich“, stellt Marlene fest, die das Schlimmste ahnt. „Wag es nicht, Caleb! Nicht ausgerechnet jetzt. Nicht, wenn die halbe Stadt bei uns ansteht. Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen!“

„Sorry, Kleines.“ Caleb ist sichtbar verlegen und schon auf dem Weg zur Tür. „Tut mir wirklich leid. Aber ich muss weg. Du weißt doch, wie das ist.“

Und schon ist er verschwunden.

„Verdammt noch mal, Caleb!“, brüllt Marlene ihm hinterher.

Klar weiß sie, wie es ist. Was nicht bedeutet, dass es ihr gefällt.

Wütend knallt sie das Messer hin. Dann fällt ihr Blick auf das halb fertige Beef-Sandwich auf Calebs Anrichte. Sie schleudert es quer durch den Wagen, wo es an der Wand mit einem schmatzenden Laut erst einen Moment kleben bleibt und dann langsam herunterrutscht.

Sie holt tief Luft und zwingt sich, sich zu beruhigen. Dann nimmt sie ein frisches Baguettebrot und beginnt von Neuem mit der Zubereitung des Sandwichs.

Für sie wird es ein langer Abend werden. Caleb wird nicht so schnell zurückkommen.

2. KAPITEL

Caleb hat sich durch das Gewimmel auf der Decatur Street seinen Weg gebahnt und ist bereits am Ende der Straße, als er merkt, dass er noch immer seine fleckige Kochschürze trägt. Er zieht sie aus und beschließt, eine ihm bekannte Abkürzung zu nehmen: eine schmale, bei Straßenkünstlern beliebte Gasse hinter der Reihe von Geschäften und Lokalen wie dem Café Du Monde, das für seine köstlichen Krapfen, den Beignets, bekannt ist.

Doch als Caleb die Gasse betreten will, sieht er dort eine traditionelle Zydeco-Band, umherziehende Musiker, die für eine Schar Beignets mampfender Touristen ein Ständchen geben und ihm somit den Weg versperren. Verdammter Mist! Er hätte besser auf der Hauptstraße bleiben sollen, doch nun ist es zu spät.

Er flucht innerlich, während er sich so unauffällig wie möglich durch die Musiker und Zuhörer schiebt und dabei so tut, als würde er im Rhythmus der Musik mittanzen. Als er sich endlich durchgekämpft hat, legt er einen Zahn zu und beginnt zu rennen.

Schließlich erreicht er den kleinen Parkplatz in der Nähe des French Markets, auf dem sein glänzend schwarzer Dodge Charger steht, und schließt den Kofferraum auf.

Er zieht sein verschwitztes T-Shirt und die Jeans aus, dann holt er einen Kleidersack hervor, in dem sich ein Paar brauner Hosen, ein weißes Hemd und eine dunkle, gestreifte Krawatte befinden. Caleb schlüpft in die zerknitterten Klamotten, klemmt sich hinter das Steuer und lässt den Motor aufheulen.

Bevor er den Parkplatz verlässt, holt er aus dem Handschuhfach noch ein Blaulicht hervor und befestigt es am Wagendach. Dann nimmt er die sichelförmige goldene Polizeimarke der Stadt New Orleans heraus und klemmt sie an seinen Gürtel.

Caleb Rooney ist nicht nur einer der besten Köche der Stadt. Er ist auch einer ihrer fähigsten polizeilichen Ermittler.

Sekunden später ist er in die Richtung unterwegs, aus der er gekommen ist, und rast die Decatur Street hinunter, biegt nach rechts ab und nimmt die St. Louis Street.

Mit gellender Sirene bahnt sich Caleb hupend den Weg durch den dichten Verkehr. Als er an Johnny’s Po’ Boy vorbeikommt, winkt er kurz. Johnny jr. steht rauchend vor seinem Lokal und grüßt mit einem vielsagenden Nicken zurück. Killer Chef pflegt gute Beziehungen mit den Inhabern vieler Lokale, vor allem seit sich verbreitet hat, dass er ein Cop ist. Früher hat Caleb davon geträumt, wie es wäre, ein richtiges eigenes Restaurant zu eröffnen, doch mittlerweile hat er sich an die Arbeit gewöhnt und auch an das Image, das mit einem mobilen Foodtruck verbunden ist.

Nicht dass es einfach wäre, so etwas zu betreiben. Ganz im Gegenteil. Vor allem nicht an einem chaotischen Abend wie diesem. Caleb bekommt ein schlechtes Gewissen, weil er Marlene allein zurückgelassen hat, und bittet Siri, die App auf seinem iPhone, sie anzurufen.

„Ich hoffe stark, du meldest dich, um mir zu sagen, dass du auf dem Weg hierher zurück bist!“, schreit Marlene ins Telefon, ohne auch nur Hallo zu sagen. Sie ist derart aufgebracht, dass Caleb es sofort bereut, sich gemeldet zu haben.

„Du weißt, das würde ich tun, wenn ich es könnte“, erwidert er. „Und ich mach es auch. Wenn es geht.“

„Schon klar. Und was heißt das jetzt im Klartext?“

Caleb zögert. Er hasst es, Marlene noch mehr aufzubringen. Aber anlügen kann er sie auch nicht. Dafür kennt sie ihn zu gut.

„Es geht um Mord, Süße. Einen Doppelmord.“

Marlene stöhnt laut auf. Beide wissen, was das bedeutet. Er wird auf keinen Fall zurückkommen können, um ihr bei dem Kundenansturm zu helfen oder wenigstens später mit aufzuräumen und den Imbiss zu schließen.

„Jemand wurde im French Quarter umgebracht? Jemand, den wir kennen?“

Caleb gibt keine Antwort.

„Komm schon, du könntest mir wenigstens erzählen, wo du hinfährst.“

Jetzt zögert Caleb erst recht. Am anderen Ende der Leitung kann er hören, wie die Pommes in der Fritteuse vor sich hin brutzeln.

„Hol die Fritten raus, Mar“, sagt Caleb, der am Geräusch erkennt, dass sie mehr als durch sind. „Hört sich an, als ob sie gerade verbrennen.“

Er hat recht, sie sind verbrannt. Marlene zerrt wütend den Siebeinsatz aus der Fritteuse, kippt den klebrigen Matsch in den Abfall und beginnt von Neuem. Kurz wirft sie einen Blick nach draußen und sieht, dass die Schlange noch länger geworden ist, seit Caleb gegangen ist.

„Verdammt, Caleb, sieh zu, dass es schnell geht, und dann schwing deinen Hintern hierher! Ich habe heute Abend noch was vor. Falls du es nicht weißt, ich habe auch noch so was wie ein Privatleben.“

Caleb biegt mit quietschenden Reifen rechts in die Burgundy Street ein und nähert sich seinem Ziel. Da er nicht so recht weiß, wie er das Telefonat beenden soll, wendet er einen seiner klassischen Tricks an: Mit dem Mund imitiert er das Rauschen von schlechtem Handyempfang. Etwas pubertär, doch es funktioniert.

„Machst du das etwa schon wieder? Caleb? Das bist du doch, oder? Caleb?“

Caleb legt auf. Siri erkundigt sich mit ihrer Computerstimme, ob er Marlene zurückrufen will. Er will nicht.

Kurz darauf erreicht er Patsy’s, ein Restaurant der gehobenen Klasse in einem akkurat restaurierten Gebäude. Hoch aufragende weiße Säulen flankieren die Fassade, die im Farbton von Mandarinen gestrichen ist. Mit seinem eleganten Speisesaal und der hervorragenden Küche ist das Lokal seit Jahren ein Anziehungspunkt für jedermann. Hier besteht immer die Möglichkeit, Politikern, Diplomaten, Sportlern oder Filmgrößen, die gerade in der Stadt drehen, über den Weg zu laufen.

Doch heute Abend ist dieses außergewöhnliche Restaurant der Tatort eines schaurigen Mordes.

Genauer gesagt, zweier Morde.

Und jetzt liegt es an Detective Caleb „Killer Chef“ Rooney, sie aufzuklären.

Eine Schar Schaulustiger hat sich draußen versammelt. Die drei Streifenwagen, die Caleb vorhin gesehen hat, parken schräg auf der Straße. Caleb hält neben ihnen, springt aus seinem Dodge und zeigt die Polizeimarke vor, als er durch die Menge der Gaffer auf den Eingang des Patsy’s zumarschiert.

Caleb stellt sich innerlich auf das Schlimmste ein.

3. KAPITEL

Die Tür des Restaurants geht auf, und Caleb tritt ein, ruhig und autoritär. Jedermann weiß, dass er jetzt das Sagen am Tatort hat.

Er hat schon häufiger hier gegessen, doch den getäfelten Speisesaal hat er noch nie so hell erleuchtet gesehen. Oder so chaotisch voll wie jetzt. Polizisten blockieren sämtliche Ausgänge und befragen gut gekleidete, aber ängstliche Gäste oder verhindern einfach nur, dass diese gehen. In einer Ecke des Raumes macht ein Polizeifotograf Aufnahmen.

Caleb geht zu ihm hinüber und ignoriert die Blicke, die ihm folgen. Nach wenigen Schritten hört er hinter sich das Klackern von High Heels auf dem Marmorboden und die Stimme einer Frau, die er sofort erkennt: „Gott sei Dank, dass du hier bist!“

Caleb dreht sich um und sieht die Inhaberin, Patsy De La Fontaine; sie schiebt sich durch die vielen Menschen und kommt auf ihn zu. Eine aparte Rothaarige, die ein wenig zu viel Parfüm von Elizabeth Taylor aufgelegt hat, doch es passt gut zu ihr. Außerdem umgibt Patsy etwas Jugendliches und Zeitloses. Sie ist unaufdringlich elegant, doch ohne Zweifel attraktiv.

„Detective Rooney zu Diensten, Ma’am“, begrüßt er sie und setzt sein professionelles Lächeln auf.

Patsy ignoriert, dass er so formell ist, wirft ihm die Arme um den Hals und schmiegt sich an seinen muskulösen Körper, so wie sie es früher immer getan hat. Caleb erwidert die Umarmung und zieht sie näher an sich heran.

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