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Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!

hier erhältlich:

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Die kleine Vampirin rettet die Tiere!

Mein Name ist Mirella, Mirella Manusch. Ich bin fast zehn Jahre alt und habe gerade erst einen neuen Eckzahn bekommen. Seitdem weiß ich: Ich bin ein Vampirmädchen. Ja, echt! Wenn die Sonne untergegangen ist, kann ich mich in eine Fledermaus verwandeln und fliegen. Außerdem habe ich einen eigenen Beschützer, meinen Kater Langstrumpf, der eigentlich Lancelot heißt. Und das Allercoolste: Ich kann die Sprache der Tiere verstehen, von Kleinkram wie Spinnen und Motten mal abgesehen. Abgefahren, oder? So kommt es auch, dass ich die Sorgen der Tiere in unserem Zoo kennenlerne. Ist doch klar, dass ich da helfen will, oder? Nur das mit der Geheimhaltung ist manchmal verflixt kompliziert ...

Bestsellerautorin Anne Barns und ihre Tochter haben eine Heldin erfunden, die Kinderherzen höher schlagen lässt!

Leicht verständlich und mit vielen Illustrationen!


  • Erscheinungstag: 25.08.2020
  • Aus der Serie: Mirella Manusch
  • Bandnummer: 1
  • Seitenanzahl: 160
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505143977

Leseprobe

Bilder/Mond_Zweige_BM.jpg

Für
Oma Trautchen
und Oma Margit

1.

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Was für ein irrer Traum

Mein Name ist Mirella, Mirella Manusch. Ich bin fast zehn Jahre alt, liege im Bett und kann nicht einschlafen. Daran ist nur der verdammte Zahn schuld, der schon seit Tagen rumzickt – mein Eckzahn oben links, um genau zu sein. Heute Abend hat er sich durch mein Zahnfleisch gebohrt, und seitdem fahre ich ständig mit der Zunge drüber. Das blöde Ding tut nämlich echt weh.

Wir haben kurz nach halb zwölf, bald Mitternacht. Ich seufze, rolle mich zur Seite und starre auf den Vollmond, der in mein Zimmer leuchtet.

Eine Viertelstunde später halte ich es nicht mehr aus. Hat Mama nicht extra das braune Fläschchen mit dem Stinkezeug auf dem Waschbecken stehen gelassen, falls ich es noch mal brauche? Irgend so ein Öl, das gegen die Schmerzen hilft, wenn man das Zahnfleisch damit einreibt.

Ich krabbele aus meinem Bett und knipse die kleine Taschenlampe an, die immer auf meinem Nachttisch liegt. Hier in meinem Zimmer ist es ziemlich hell. Aber der Flur, durch den ich zum Bad gehen muss, ist echt düster. Und bis zum Lichtschalter sind es ungefähr achtundachtzig Meter. Na ja, vielleicht nicht ganz, aber drei Meter sind es bestimmt.

Dunkelheit finde ich echt ätzend. Nur Kamillentee und Mücken sind noch schlimmer!

»Miau.« Ich höre das leise Maunzen meines Katers und atme erleichtert auf. Langstrumpf hat also gemerkt, dass ich wach bin. Er stolziert durch den Flur auf mich zu.

»Gut, dass du da bist! Ich muss ins Bad. Kommst du mit?«

Langstrumpf streicht um meine Beine. Er ist zwar nur ein Kater, aber ich fühle mich gleich besser, weil ich nicht allein durch die Dunkelheit schleichen muss.

Der Holzboden knarrt laut unter meinen Füßen, als ich todesmutig bis zum Lichtschalter gehe. Früher war mein Zimmer noch unten, gleich neben dem von meinen Eltern. Aber dann haben sie das Dachgeschoss ausgebaut und ich bin nach oben gezogen. Mein Zimmer ist jetzt viel größer. Ich liebe es! Wenn es nachts nur nicht so dunkel wäre …

Im Bad schaue ich mich vorsichtshalber kurz um und checke, ob sich nicht doch irgendwo ein Gespenst versteckt hat – obwohl ich weiß, dass das absolut albern ist. Wer glaubt schon an Geister? Also, ich nicht! Und Langstrumpf auch nicht. Der macht es sich auf dem Badezimmerteppich bequem.

»Wenn Mama dich erwischt, gibt’s Ärger«, sage ich. Sie kann Katzenhaare im Bad nicht leiden. Aber das versteht Langstrumpf nicht. Er streckt sich wohlig.

Egal, denke ich, schnappe mir das braune Fläschchen und schaue auf das Etikett.

»Nelkenöl«, lese ich laut und öffne den Verschluss. »Bah!« Das Zeug stinkt schlimmer als Kamillentee.

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Ich rücke ganz nah an den Spiegel über dem Waschbecken heran, mache den Mund weit auf und betrachte den blöden Eckzahn. Bisher kann man nur eine kleine Spitze sehen.

»Beeil dich gefälligst mit dem Rauswachsen«, sage ich. Dann tupfe ich ein wenig von dem Nelkenöl auf meinen Zahn und verziehe das Gesicht. Dabei sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Langstrumpf aufspringt und aus dem Bad geht. Er scheint den Geruch auch nicht zu mögen.

Schnell stelle ich das Fläschchen wieder auf das Waschbecken und laufe hinter meinem Kater her. Langstrumpf wartet vor meiner Zimmertür auf mich.

Ich klettere ins Bett, klopfe auf die Matratze und sage: »Du darfst heute bei mir schlafen.«

Das mag Mama eigentlich auch nicht. Aber in so einer Zahnwehnacht kann man ruhig mal eine Ausnahme machen, finde ich.

Langstrumpf springt aufs Bett und rollt sich neben mir zusammen. Ich kraule ihn hinter den Ohren und murmele Mamas Trostspruch: »Heile, heile Gänschen, der Kater hat ein Schwänzchen. Heile, heile Mausespeck, in hundert Jahren ist alles weg.«

Am schönsten wäre, wenn ich jetzt einschlafe und morgen ohne Schmerzen wieder aufwache. Ich schließe die Augen und versuche, nicht mehr an den Zahn zu denken.

Da höre ich, wie jemand mit leiser Stimme sagt: »Mon dieu! Was ist das denn für ein dämlicher Spruch?«

Wer war das? Ich setze mich im Bett auf.

»Mama?«

»Die ist unten im Schlafzimmer, Dummerchen. Da musst du schon lauter rufen.«

»Langstrumpf?« Völlig verdutzt schaue ich auf meinen Kater. Im nächsten Moment schüttele ich den Kopf. »Nein, das kann nicht sein!«

»Was kann nicht sein, wenn ich fragen darf? Und was ist das für ein Stinkezeug in deinem Mund? Es riecht fürchterlich. Très terrible!«

»Was?! Aber …«

»Das war Französisch und bedeutet sehr schrecklich.«

»Ist ja irre.« Ich sitze im Bett und starre auf Langstrumpf. Entweder erklärt mein Kater gerade französische Wörter oder ich drehe voll durch.

»Du kannst nicht sprechen. Das bilde ich mir nur ein!«, sage ich.

»Natürlich kann ich sprechen. Allerdings beherrsche ich nur Tiersprachen. Für die Menschensprache ist meine Zunge nicht ausgelegt. Aber wie es aussieht, kannst du mich verstehen. Du hast recht, das ist wirklich irre, um bei deiner Wortwahl zu bleiben. Ich verstehe dich nämlich auch. Du sprichst Katzisch.«

»Is klar«, antworte ich. Dann kneife ich mir fest in den Unterarm. »Autsch!«

»Hast du dir wehgetan?«

»Nein. Ich wollte nur austesten, ob ich träume.«

»Du bist eindeutig wach, ma chérie. Wenn du schläfst, sprichst du nicht. Ab und an schnarchst du. Und manchmal schmatzt du im Schlaf. So, als ob du gerade eine delikate Maus verspeisen würdest.«

»Hallo, geht’s noch? Ich bin ein Mensch, ich esse doch keine Mäuse.«

Und Langstrumpf ist ein Kater. Er kann schnurren und miauen. Ich kann ihn nicht verstehen! Und er mich auch nicht.

Ob mich irgendwer veräppeln will? Mama vielleicht? Nein, bestimmt Papa! Er ist Tierarzt. Als ich letzte Woche mit ihm im Zoo war, hat er so was Ähnliches gebracht: Er hat sich hinter dem Vogelhaus versteckt und mit krächzender Stimme gesagt, dass ich das süßeste Mädchen der Welt sei. Im ersten Moment habe ich echt gedacht, einer der Papageien würde mit mir sprechen.

»Papa?« Ich lasse meinen Blick durchs Zimmer schweifen, kann aber niemanden entdecken.

Irgendwo ganz in der Nähe schreit eine Eule.

Ich seufze und schaue zum Fenster hinaus. Wahrscheinlich bin ich einfach übermüdet.

»Ist der Vollmond nicht herrlich?«, fragt da jemand. Und dieser Jemand ist eindeutig Langstrumpf.

Was für eine verrückte Nacht!

Der Kater springt auf die Fensterbank.

»Wo wir uns schon mal unterhalten: Mein Halsband ist fürchterlich! Sogar die Mäuse lachen über mich. Hättest du mir nicht eins in einem schönen Grünton aussuchen können, wenn ich schon damit rumlaufen muss? Zu dir mag Pink ja passen, auch wenn ich deinen Look ehrlich gesagt etwas albern finde. Aber na ja, du bist schließlich ein Mädchen.«

Meine Hand wandert automatisch zu meiner pinken Haarsträhne. Ich habe lange gebettelt, bis Mama mir erlaubt hat, sie färben zu lassen. »Mir gefällt sie!«

»Deine Entscheidung. Du kannst tragen, was immer du möchtest, ma chérie. Aber ich hasse Pink. Schließlich bin ich ein Kater, kein Miezekätzchen. Und dann dieses Glöckchen! Das geht gar nicht. Man kann mich weit und breit hören, wenn ich mich anschleiche.«

»Ich nehme das Band ab, wenn du möchtest«, schlage ich vor und zeige zum Fenster. »Soll ich das aufmachen?« Gleich neben dem Fenster steht ein Baum. Darauf liegt Langstrumpf manchmal, um sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und Vögel zu beobachten.

»Das wäre wunderbar …« Langstrumpf reibt seinen Kopf an meinem Arm und schnurrt. Es ist ein richtiges, echtes Schnurren, so wie sonst auch immer.

»Na gut!« Ich löse das Halsband und öffne das Fenster.

Langstrumpf stolziert an mir vorbei.

»Merci«, sagt er. »Das ist Französisch und bedeutet Danke.«

»Is klar«, antworte ich automatisch. Französisch, Katzisch … Ich träume! So viel steht fest.

»Au revoir, auf Wiedersehen. Ich gehe jagen!«

Ein Weilchen stehe ich noch am Fenster und beobachte meinen Kater, der sich geschickt von Ast zu Ast bewegt und durch den Garten hinaus in die Nacht verschwindet.

Was für ein irrer Traum, denke ich, als ich mich wieder hinlege. Ich habe einen Kater, der Französisch spricht und mit dem ich mich auf Katzisch unterhalten kann. Und einen neuen Eckzahn habe ich auch. Der tut zum Glück kaum noch weh.

Ich schließe die Augen und bin froh, dass ich keine Katzenstimmen mehr höre.

2.

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Sieht aus wie ein Vampirzahn

Am Morgen kitzelt die Sonne mich wach. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, räkele mich in meinem Bett und gähne laut. »Uaah!« Was für eine Nacht. Und was für ein absolut irrer Traum!

Ich schaue nach draußen zum Baum. Langstrumpf liegt auf seinem Lieblingsast. Ich stehe auf und klopfe von innen gegen die Scheibe. Aber der Kater ignoriert mich.

»Dann eben nicht«, murmele ich vor mich hin und schüttele den Kopf. Ich hab echt geträumt, dass Langstrumpf Französisch sprechen kann. Und er hat ganz schön damit angegeben. »Mon dieu«, ahme ich ihn nach. »Das ist Französisch …«

Beim Sprechen spüre ich den Zahn, der mir gestern das Leben zur Hölle gemacht hat. Er ist ein ganzes Stück weiter rausgewachsen und tut gar nicht mehr weh! Das Stinke-Öl hat wirklich geholfen.

Gut gelaunt gehe ich zur Tür. Es ist Samstag. Wir haben tolles Wetter, und ich bin froh, dass mir die Zahnschmerzen nicht den Tag versauen werden. Denn heute möchte ich mit meiner besten Freundin Klara das Baumhaus einrichten, das wir in ihrem Garten gebaut haben.

»Igitt!« Wie angewurzelt bleibe ich vor der Türschwelle stehen und starre auf den Boden. Da liegt eine fette graue Maus. Sie bewegt sich nicht. »Langstrumpf!«, schimpfe ich. Dabei fällt mir das pinkfarbene Halsband auf, das auf der Kuscheldecke neben der Tür liegt. »Boah!«, fluche ich, »Mist!« Anscheinend habe ich doch nicht geträumt, zumindest nicht alles! Ich habe Langstrumpf in echt das Halsband abgenommen.

Ich laufe zum Fenster, öffne es und rufe mit zuckersüßer Stimme: »Langstrumpf!« Aber der Kater bewegt sich keinen Zentimeter.

Da fallen mir die Lakritzschnecken ein, die Oma mir letztens vom Büdchen mitgebracht hat. Ein paar davon liegen noch in dem Geheimversteck in der Schreibtischschublade …

»Langstrumpf …« Diesmal halte ich eine halb aufgerollte Schnecke hoch und lasse sie hin und her baumeln. Der Trick funktioniert. Mein Kater ist nämlich neugierig – und außerdem total verfressen. Nur wenige Sekunden später sitzt er da, wo ich ihn haben will.

Ich schließe das Fenster hinter ihm.

»Verstehst du mich?«, flüstere ich. Ich weiß, dass das eigentlich nicht sein kann. Deswegen komme ich mir auch ein bisschen albern vor. Aber sicher ist sicher. »Es tut mir leid, aber ich muss dir das Halsband wieder anziehen. Sonst weiß keiner, wo du hingehörst, falls du dich mal verläufst.«

»Miau!« Langstrumpf sieht mich mit großen Augen an.

Er spricht nicht! Erleichtert atme ich auf. Da höre ich, dass eine der Holzdielen im Flur knarrt. Mama ist auf dem Weg zu mir. Und jetzt schimpft sie auch schon: »Was ist das denn? Eine Maus? Langstrumpf!«

Ich drehe mich zu Mama, die im Türrahmen steht. Prompt fährt mein Kater seine Pfote aus und klaut sich die Lakritzschnecke.

»Mist!«, fluche ich noch mal und lasse mich auf meinen Hintern plumpsen.

»Mirella?« Mama sieht erst zu mir, dann zu Langstrumpf. »Was veranstaltet ihr denn hier?«

Ich zeige auf den Dieb. »Er hat mir die Lakritzschnecke gemopst. Die hab ich ihm nicht freiwillig gegeben.« Ich weiß doch, dass Katzen nichts Süßes essen dürfen.

»Böser Junge!«, sagt Mama und setzt ihren strengen Gesichtsausdruck auf. Aber ihre Augen lächeln. »Und was macht dein Zahn, Mirella?«

»Er tut überhaupt nicht mehr weh. Ich hab noch mal das Stinkezeug genommen.« Mit dem Daumen drücke ich von unten gegen den Zahn. »Ganz schön spitz. Schau mal.«

Mama beugt sich zu mir runter und starrt in meinen aufgerissenen Mund.

»Ach herrje!«, ruft sie. »Das gibt es doch nicht. Das kann doch nicht …«

»Was?« Mir wird ganz mulmig zumute. »Was ist denn, Mama? Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Nein, Schatz, keine Angst. Ich bin nur überrascht, dass der Zahn so schnell gewachsen ist«, erklärt sie. »Alles ist gut.« Aber sie sieht dabei aus wie Oma Gertrud, als Opa aus Versehen die Gartenhütte abgefackelt hat.

Ich springe auf und laufe zum Kleiderschrank. Vorne an der Tür hängt ein großer Spiegel. Da stehe ich jetzt, mit weit geöffnetem Mund, und betrachte meinen neuen Eckzahn. Mama steht mit gerunzelter Stirn dicht hinter mir.

»Wirklich ganz schön spitz«, sagt sie leise.

»Hmhm«, mache ich. Hab ich doch gesagt. »Verändert der sich noch?«

»Nein«, antwortet Mama. »Der bleibt so. Es sei denn, Dr. Krüger …«

Ich schüttele den Kopf. Der Zahnarzt kommt in meiner Beliebtheitsliste gleich nach der Dunkelheit und dem Kamillentee. Bisher hat er bei mir zwar noch nie gebohrt, aber allein beim Gedanken daran stellen sich mir die Nackenhaare auf.

Mama winkt ab. »Vielleicht warten wir erst mal, bis er ganz draußen ist.«

»Mir gefällt er. Sieht aus wie ein Vampirzahn«, überlege ich laut.

»Du sagst es!« Mama seufzt und fährt sich mit beiden Händen durchs Haar. Das macht sie immer, wenn sie angestrengt nachdenkt.

Jetzt ist mir erst recht mulmig zumute. Mein Bauch fängt an zu grummeln. Nicht, dass Mama doch noch da-rauf besteht, mit mir zum Zahnarzt zu gehen.

»Vielleicht sollten wir …«, setzt sie schon an.

Aber genau in dem Moment fliegen kleine Steinchen gegen mein Fenster.

»Das ist bestimmt Klara«, rufe ich.

Gerade als ich das Fenster öffne, kommt eine neue Ladung Steinchen angeflogen. Sie landet auf meinem Fußboden.

»Ups!« Unten steht Klara. »Hab ich dich getroffen? Wo bleibst du denn? Wir haben schon halb zehn.«

»Boah, hör bloß auf, ich hab megaschlecht geschlafen. Kommst du hoch?«

»Ist gut.«

»Ich lass sie rein«, sagt Mama. »Und deinen Zahn schauen wir uns später noch mal an.«

Klara ist meine allerallerbeste Freundin. Sie wohnt in der Hausnummer achtundzwanzig, ich in der zwanzig. Wir sind also fast direkte Nachbarn. Und außerdem gehen wir in dieselbe Klasse. Momentan sind Sommerferien. Aber wenn die rum sind, kommen wir in die vierte. Und natürlich sitzen wir da auch wieder zusammen.

Klara mag Lakritzschnecken, sie liebt salziges Popcorn und sie hasst Gummibärchen mit saurer Brausefüllung – so wie ich. Wenn ich Schnupfen habe, bekommt Klara den auch. Dafür steckt sie mich regelmäßig mit ihren Krankheiten an. Eigentlich könnten wir auch Zwillinge sein. Wir sind uns total ähnlich. Na ja, abgesehen davon, dass Klara sehr helles blondes Haar hat. Meins ist rabenschwarz – bis auf die pinke Haarsträhne natürlich.

Mama hat mal gesagt, Klara und ich sähen aus wie der Tag und die Nacht. Seitdem ist Klara meine Tag-Schwester, und ich bin ihre Nacht-Schwester. Aber das sind nur Äußerlichkeiten. In anderen Dingen ticken wir gleich. Ich würde mich nicht wundern, wenn Klara auch bald einen neuen Eckzahn bekommen würde.

Es dauert nicht lange, da steht Klara in der Tür.

Sie läuft zum Bett und setzt sich im Schneidersitz auf die Matratze.

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»Erzähl!« Ich setze mich neben sie, öffne meinen Mund und präsentiere meinen neuen Zahn.

»Muah!« Klara rückt ganz nah an mich heran. »Ist der echt?«

»Aber so was von!«

»Krass! Sieht aus wie ein Vampirzahn. Wie cool.«

Ich wusste, dass Klara das sagt. Sie ist eben doch meine Zwillingsschwester.

»Find ich auch.«

»Und der ist über Nacht gekommen?«

»Angekündigt hat er sich schon länger, aber gestern Abend ist er durchgebrochen …« Ich erzähle Klara in allen Einzelheiten von den Zahnschmerzen, vom Stinkezeug – und auch die Geschichte mit Langstrumpf lasse ich nicht aus. Immerhin ist Klara meine beste Freundin. Sie weiß alles von mir.

»Ist ja abgefahren«, sagt sie, als ich fertig bin. »Stell dir mal vor, du könntest wirklich die Sprache der Tiere verstehen. Wär doch voll cool.«

»Nee, bloß nicht«, erwidere ich. »Dann würde Langstrumpf mich wahrscheinlich die ganze Zeit mit seinen Sprüchen nerven. Ich bin ein Kater, kein Miezekätzchen, Schätzchen. Miau.«

Klara kichert. Dabei grunzt sie wie ein kleines Schweinchen. Wenn meine Freundin lacht, kann ich nicht anders: Sie steckt mich an, und ich pruste auch los.

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