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Hunchback

Als Buch hier erhältlich:

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»Auf rund hundert Seiten fesselt Hunchback den Leser mit seiner rohen, brodelnden, subversiven Energie und schüttelt gleichzeitig die körperlichen und geistigen Fesseln ab. Ein Buch, das uns bewegt und begeistert hat.« Jury International Booker Prize


»Hunchback« ist intelligent, komisch, feministisch und wurde in Japan zur Bestsellersensation. Geschrieben von der ersten behinderten Autorin, die den renommiertesten japanischen Literaturpreis erhielt, erzählt der Roman eigenwillig, trotzig und mitreißend von den Sehnsüchten und Abgründen einer Frau, die am Rande der Gesellschaft steht und zugleich kompromisslos nach Autonomie und der Möglichkeit sucht, das volle Potenzial ihres Lebens auszukosten. Erbarmungslos und mit dunklem Witz entlarvt Saou Ichikawa in ihrem Debüt den gesellschaftlichen Blick auf Behinderung, Körper und Sexualität.

Shaka Izawa wird mit einer angeborenen Muskelerkrankung geboren und verbringt ihre Tage in einem Pflegeheim außerhalb von Tokio. Aufgrund ihrer schweren Wirbelsäulenkrümmung ist sie auf einen elektrischen Rollstuhl und ein Beatmungsgerät angewiesen. Doch auch wenn Shaka körperlich eingeschränkt ist, kennt ihr schneller, scharfsinniger Geist keine Grenzen: Sie studiert online, veröffentlicht pornografische Kurzgeschichten im Internet und twittert provokante Statements wie: »Im nächsten Leben werde ich Edelnutte«. Um alle möglichen Erfahrungen ihres weiblichen Körpers auszuschöpfen, sucht sie eine Samenspende und macht ihrem neuen Pfleger ein unmoralisches Angebot – mit verhängnisvollem Ausgang …


  • Erscheinungstag: 15.04.2025
  • Seitenanzahl: 96
  • ISBN/Artikelnummer: 9783753001050

Leseprobe

Über das Buch

Shaka Izawa wird mit einer angeborenen Muskelerkrankung geboren und verbringt ihre Tage in einem Pflegeheim außerhalb von Tokio. Aufgrund ihrer schweren Wirbelsäulenkrümmung ist sie auf einen elektrischen Rollstuhl und ein Beatmungsgerät angewiesen. Doch auch wenn Shaka körperlich eingeschränkt ist, kennt ihr schneller, scharfsinniger Geist keine Grenzen: Sie studiert online, veröffentlicht pornografische Kurzgeschichten im Internet und twittert provokante Statements wie: »Im nächsten Leben werde ich Edelnutte.« Um alle möglichen Erfahrungen ihres weiblichen Körpers auszuschöpfen, sucht sie eine Samenspende und macht ihrem neuen Pfleger ein unmoralisches Angebot – mit verhängnisvollem Ausgang.

»Hunchback fesselt den Leser mit seiner rohen, brodelnden, subversiven Energie und schüttelt gleichzeitig die körperlichen und geistigen Fesseln ab. Ein Buch, das uns bewegt und begeistert hat.«

Jury International Booker Prize

Über die Autorin

Saou Ichikawa, geboren 1979, hat an der School of Human Sciences der Waseda-Universität studiert. Ihr Debütroman »Hunchback« wurde zu einem Bestseller und mit dem 128. Bungakukai-Preis sowie dem 169. Akutagawa-Preis ausgezeichnet. Sie ist die erste Autorin mit einer körperlichen Behinderung, die den Akutagawa-Preis erhielt. Aufgrund einer angeborenen Myopathie ist sie auf ein Beatmungsgerät und einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. »Hunchback« wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und für den International Booker Prize nominiert.

Saou Ichikawa

Hunchback

Roman

Aus dem Japanischen
von Katja Busson

Ecco

<head>

<title> Flotter Dreier bei Undercover-Recherche im größten Tokioter Swingerclub (Teil 1) </title>

<div> Zehn Minuten zu Fuß von Shibuya Station. </div>

<div> Und da bin ich. Am Schloss der Begierden. Unschwer zu erkennen an dem Schild mit der gebogenen Rose. </div>

<div> Gestatten, Mikio, heute bei Undercover-Recherche im berühmten Swingerclub XXXXX. Und los geht’s! </div>

<div> Seite an Seite mit S-chan, meinem Match auf Pairs, Studentin an der – Achtung! – Waseda-Universität, trete ich ein. (Das Lächeln, mit dem S-chan mich empfing, war so unangestrengt perfekt wie das einer neuen Moderatorenschönheit bei einem der fünf großen TV-Sender. Unter ihrem schwarzen Rollkragenpulli wölbt sich Körbchengröße E!) </div>

<div> Ich bin de facto schon Mitglied im Club. (Vor meinem Karrierewechsel in die schreibende Zunft war ich hier Stammgast.) </div>

<div> Das XXXXX hat drei Etagen. Im Erdgeschoss befinden sich Rezeption und Umkleideräume, im ersten Stock eine Barlounge und im zweiten die Spielzimmer. Die Barlounge ist um acht Uhr abends angenehm gut besucht. Verhältnis Männer zu Frauen etwa sieben zu drei. </div>

<div> Nach den Regeln des Clubs darf man sich in der Lounge weder ausziehen noch anfassen. Küssen ist erlaubt. Während S-chan und ich in unserer Sitzecke gemütlich Mojito trinken, kommt ein ebenfalls Mojito trinkendes Pärchen und fragt, ob es sich zu uns setzen darf. </div>

<div> Da habe er auch studiert, an der Fakultät für Politik- und Wirtschaftswissenschaften, outet sich der nach eigenen Angaben zweiunddreißigjährige Vertriebler vom Typ Sportsmann, als er hört, dass S-chan an der Waseda studiert, was zu einem großen Hallo und einem intensiven Zungenkuss führt. Na, die kennen sich aus … Ich war übrigens bloß an einer Wald-und-Wiesen-Uni. (:| </div>

<div> Auf den Vorschlag, in eines der Spielzimmer umzuziehen, begeben wir uns in den zweiten Stock, wo wir mit Erlaubnis des Personals zu viert ein zum Glück noch freies Zimmer betreten. </div>

<div> Y-chan, die aus Minato, dem Stadtteil der Reichen & Schönen, stammende sechsundzwanzigjährige Begleitung des Vertrieblers, sagt, sie sei zum ersten Mal in einem Swingerclub, habe zu Oberschulzeiten aber schon mal einen Fünfer geschoben. Auf was für eine Schule ging die denn?! Das komplett mit knallroten Matratzen ausgelegte Zimmer ist an einer Seite verglast, und zwar mit exklusivem Smart-Glas, das sich auf Knopfdruck verdunkeln lässt. Mir der Schar Ölgötzen dahinter wohl bewusst, lasse ich mir von Y-chan erst mal einen blasen. Oh – ja! Die Kleine weiß, was sie tut. Kein Wunder, bei der Schule! Sobald sie meinen Vorsaft geschluckt hat, gehe ich zum Angriff über. Da ich auf Sex mit Klamotten stehe, knete ich ihr durch die Bluse von hinten die Brüste und stecke ihr meine Zunge ins Ohr. </div>

<div> Den Rücken an die Verdunkelungsscheibe gepresst, lässt S-chan sich derweil ihre E-Cup-Brüste saugen. Der bis zum Mund hochgeschobene schwarze Rollkragenpullover dämpft ihr Lustgestöhne. Ihre prallen Brüste sind weiß und glänzen wie Nashi-Birnen, kein Wunder, bei einer einundzwanzigjährigen Studentin! Formschöne Riesentitten, die zudem kein bisschen hängen! </div>

<div> Da kann die sechsundzwanzigjährige Y-chan nicht mithalten. Verständlich, dass sie beschämt errötet den Kopf sinken lässt. Dabei sind ihre durchschnittlich großen, eher hängenden Brüste für mich, der ich kein Fan riesiger Titten bin, genau das Richtige! Ihre Reaktion törnt mich an. Ich schiebe ihr eine Hand in die Shorts und zeichne mit dem Finger ihre Muschi nach. Schon ganz schön feucht! »Darf ich ihn dir reinschieben?«, raune ich ihr ins Ohr. Sie haucht: »Ja .« Ich schnappe mir eins der Kondome, die genau im richtigen Augenblick von der Decke regnen, und lege los. Runde eins. Kaum stoße ich in Missionarsstellung zu, fängt Y-chan an zu stöhnen. Es hört sich an wie beim Matsuken-Samba, wenn Ken die Stimme kippt. Dieser verrückte Samba braucht Zuschauer, denke ich, den Vertriebler im Augenwinkel, der die mit den Händen an die Scheibe gepresste S-chan von hinten zum wiederholten Mal auf den Gipfel der Lust treibt, und greife nach der Fernbedienung. Die Scheibe wird schlagartig klar. Die Schar Ölgötzen dahinter legt eifrig Hand an. </div>

Ich schließe den WordPress-Editor und lege das iPad mini, das ich mit beiden Händen halte, auf die Frotteedecke auf meinem Bauch. Während ich konzentriert den Artikel zu Ende schrieb, hat sich in meiner Luftröhre Schleim gesammelt und den Alarm des Trilogy ausgelöst, meines Beatmungsgerätes, das jetzt nervtötend piept. Ich stoße den Absaugkatheter in den Schleim, den die in den knapp zwanzig Minuten durch den Schlauch ein- und ausströmende Luft aufgeschäumt hat, sauge ihn schmatzend ab und stecke den Adapter des Beatmungsschlauchs auf die Atemkanüle, bevor ich zu meinem iPhone neben dem Kopfkissen greife und den Chat öffne, den ich für Geschäftliches nutze.

Der Artikel über den Swingerclub XXXXX ist fertig. Über ein Feedback würde ich mich freuen.

Sobald ich erneut Schleim abgesaugt habe, flutet Sauerstoff mein Hirn. Was für eine Wohltat!

Danke. Wann darf ich mit Teil 2 und den Artikeln über die »Zwanzig besten Flirt-Locations« in Fukuoka beziehungsweise Nagasaki rechnen? Klappt das bis zum Wochenende?

Kein Problem. Bis spätestens Samstag liefere ich alle drei.

Ich nehme mein iPad mini wieder zur Hand, logge mich erneut bei WordPress ein und tippe auf das vom Redaktionsteam erstellte Template mit dem Titel »Fukuoka«. Jetzt ist »Buddha« Redakteur. Buddha ist mein Benutzername. Seit neunundzwanzig Jahren, seit ich in der lokalen Mittelschule, Klasse 8b, am Fenster des Klassenzimmers das Bewusstsein verlor, weil meine in der Wachstumsphase nicht vollständig ausgebildeten Muskeln die normale Sauerstoffsättigung nicht mehr aufrechterhalten konnten, lebe ich im Nirwana.

Das letzte Mal, dass ich, die Füße über den Boden schleifend, gegangen bin, liegt bald dreißig Jahre zurück.

Die Wanduhr schielt auf Mittag. Als mir bewusst wird, dass ich Harndrang verspüre, stehe ich wohl oder übel auf. Shakyamuni liegt im Nirwana sicher auch nicht nur herum. Mit einer Spritze lasse ich die Luft aus dem Cuff, ziehe den Adapter vom Sauerstoffgerät und schalte das Gerät aus, bevor der Alarm losgehen kann.

Durch die Deformation meiner Wirbelsäule, die dermaßen gekrümmt ist, dass sie den rechten Lungenflügel zerquetscht, haben links und rechts für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten. Aus dem Bett steigen kann ich nur links. Mich rechts anzulehnen, ist bequem. Da ich den Kopf aber nicht nach rechts drehen kann, muss der Fernseher links von mir stehen. Sowohl das obere als auch das untere Fach des Kühlschranks erreiche ich nur mit der rechten Hand, den Fußboden bloß mit den Zehenspitzen des linken Fußes, weshalb man meinen Gang, wenn überhaupt, nur als Hinken bezeichnen kann. Wenn ich nicht aufpasse, schlage ich links mit dem Kopf an den Türrahmen.

»–«

Das ist mir heute Morgen auch passiert. Doch bevor die Luft für den Schrei meine Stimmbänder erreicht, ist sie durch das Tracheostoma schon verpufft.

Zurück von der Toilette, hänge ich das Beatmungsgerät wieder an. Ich rufe auf dem iPhone meinen privaten Twitter-Account auf und tweete: ›Im Swinger-Club Kondome von der Decke regnen lassen – der Job würde mir auch gefallen.‹ Es ist ein unbedeutender Account, der von niemandem groß gelikt wird. Kein Wunder! Wie soll man auch auf einen Account reagieren, auf dem eine praktisch bettlägerige, schwerbehinderte Frau immerzu grummelt: ›Im nächsten Leben werde ich Edelnutte.‹ 

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