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Die wilden Robbins. Spurlos verschwunden! (Band 2)

hier erhältlich:

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Schnöder Alltag ade – lustige Unterhaltung für wilde Kinder

Ein Albtraum wird real! Alles hätte so friedlich sein können, immerhin hat Riekes Bande, die wilden Robins, mit ihren Erzrivalen, den Rittern auf Rädern, Frieden geschlossen. Zumindest fürs Erste. Doch seit Tagen spielt Riekes Hund Murkel völlig verrück, bis er plötzlich ganz verschwindet. Die Robins suchen überall, doch nirgends eine Spur. Wurde Murkel etwa entführt? Die Blödritter sind sofort die Hauptverdächtigen, aber sie beteuern ihre Unschuld. Rieke ist völlig verzweifelt und wagt etwas, was sie wohl besser nicht tun sollte …

Mit vielen Illustrationen und kurzen Kapiteln



  • Erscheinungstag: 25.03.2025
  • Aus der Serie: Die Wilden Robbins
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 208
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505152184

Leseprobe

Nina Weger

Mit Illustrationen
von Iris Hardt

SCHNEIDERBUCH

Kapitel 1
Verbrechen in Sommerrode

Ganz am Rand der Stadt, da, wo die Ruhe beginnt und die Buslinie Nummer 7 endet, findest du den schönsten, saubersten und sichersten kleinen Stadtteil, den du dir vorstellen kannst: Sommerrode. Hier ist alles so perfekt, so wunderbar, dass Sommerrode sogar den ersten Preis in einem Wettbewerb gewonnen hat! Dafür hat ein Drache gesorgt – der in Wirklichkeit kein echter, Feuer speiender Drache ist, sondern nur der Bürgermeister und Dietmar Drache heißt. Er hat neben den Bio-Supermarkt und den Fahrradladen einen nigelnagelneuen, supersicheren Spielplatz gebaut. Mit Seilbahn und Klettergerüst. Unter allen Spielgeräten liegen Gummimatten, denn kein Kind soll sich wehtun, wenn es von der Schaukel fällt. Sommerrode ist nämlich die Knie-Aufschlag-freie-Zone. Aus dem Grund sind auch die Straßen ganz gerade, so als wären sie mit einem Lineal gezogen. Man kann vom Anfang bis zum Ende gucken und hat immer alles im Blick. Dadurch passieren weniger Unfälle oder andere schlimme Dinge. Die Radwege sind extra breit, fast so breit wie die Fußwege, die von spiddeligen Bäumchen und Müll- und Hunde-Kack-Eimern gesäumt sind. In Sommerode liegen keine Bananenschalen herum, auf denen man ausrutschen könnte. Oder Hundewürstchen, die sich in die Riffeln der Schuhsohlen fressen. Ja, in Sommerrode ist alles so fantastisch, so behütet und geschützt, dass man es kaum aushalten kann.

Aber nun ist ein Verbrechen geschehen. Genau genommen wurde jemand entführt – und zwar Murkel. Der gehört zur Bande der wilden Robins – nicht zur Bande der Ritter auf Rädern! Das ist sehr wichtig. Auch wenn es sich bei Murkel um einen Hund handelt.

Aber besser der Reihe nach, damit man diese unglaubliche Geschichte auch versteht.

Kapitel 2
Doppelter Ärger

Alles begann an einem grauen Sonntagmorgen. Rieke lag noch in ihre Decke gekuschelt im Bett, als das Walkie-Talkie schepperte: »Bretti an Hood. Bretti an Hood – bitte kommen!«

Rieke schälte sich aus der Decke und griff nach dem Funkgerät. »Ja?«, fragte sie verschlafen.

»Es regnet.«

Rieke schaute aus dem Fenster. »Es nieselt, Bretti.«

Bretti atmete lang aus. »Ja. Aber alles ist nass. Und der Boden vom Baumhaus ist bestimmt super glitschig. Und wenn man ausrutscht –«

»Bretti!«, unterbrach Rieke. »Wir haben einen Plan, und der wird durchgezogen.«

Aus dem Funkgerät drangen ein paar Krischeltöne, dann fragte Bretti zaghaft: »Müssen wir denn unbedingt heute mit dem Bau der Seilbrücke weitermachen?«

Rieke richtete sich kerzengrade auf. »Sag mal, glaubst du, Robin Hood hatte immer nur Sonnenschein in seinem Lager?«

»Nee«, gab Bretti zu.

»Eben. Und darum klotzen wir jetzt richtig ran. Wir sehen uns um neun Uhr vor der Tür. Basta.«

Rieke legte das Funkgerät beiseite. Manchmal musste man mit Bretti streng sein. Wenn sie all seine Bedenken immer ernst nähme, kämen sie nie voran mit Sommerwood Forest, ihrem super geheimen Lager. Bis jetzt hatten sie nämlich nur ein halb fertiges Baumhaus und eine halb fertige Seilbrücke. Das lag daran, dass sie viel zu viel Zeit im Kampf gegen die Ritter auf Rädern und den Drachen vergeudet hatten. Dabei war Riekes Plan gewesen, bis zu den Sommerferien zwei fertige Baumhäuser, verbunden mit einer Seilbrücke, und eine Wasserleitung zum Bach zu haben. Genau wie im Lager ihres absoluten Lieblingshelden Robin Hood, der mit seiner Bande für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft und ein komplettes Dorf oben in den Bäumen von Sherwood Forest errichtet hatte. So etwas zu bauen dauerte. Und darum mussten sie jetzt Vollgas geben. Ob es in Strömen regnete oder die Sonne vom Himmel brannte.

Rieke sprang aus dem Bett. Von unten hörte sie Geschirr klappern. Bestimmt war das Frühstück schon fertig.

Als sie die Treppe in das große Wohn-Ess-Küchenzimmer heruntergelaufen kam, saßen Riekes kleine Schwester Minna und Papa gemütlich am Tisch und aßen warme Brötchen. Mama hatte in der Nacht Dienst im Krankenhaus gehabt und schlief noch.

»Ich habe schon die Regenhose angezogen!«, rief Minna vergnügt.

»Sehr gut«, lobte Rieke und setzte sich an den Esstisch. »Heute müssen wir unbedingt –«

»Das gibt es doch nicht!«, unterbrach Papa sie da und sprang empört auf. Mit einem Satz war er an der Terrassentür und riss den Hebel rum. In Papas Kräuterspirale saß nämlich mal wieder die fette Tigerkatze und pinkelte zwischen Koriander und Petersilie. Diese Kräuter waren gute Nachbarn. Bei Pflanzen gab es nämlich wie im wahren Leben Feinde und Freunde. Und neben guten Kumpeln wuchsen sie besser und schneller. Das hatte Papa erklärt, als Rieke und Minna die Samen in die Erde gedrückt hatten. Aber wenn Tigerkatzen draufpinkelten, half das herzlich wenig. Denn wer wollte schon verdorrte Petersilie mit Pipi-Geschmack essen? Rieke jedenfalls nicht. Darum sauste sie an Papa vorbei – der mit einem »Schscht, hau ab!« versuchte die Katze zu vertreiben – und peste barfuß über die nasse Terrasse in das modderige Kräuterbeet. Fluchtartig sprang die Katze auf den Zaun zum Nachbargarten.

»Jetzt kann sie in den Grill von Brettis Vater pieseln«, gluckste Minna. Denn Kräuter gab es nebenan bei Bretthauers nicht.

»Wo bleibt denn Murkel?!«, schimpfte Rieke, als sie mit matschigen Füßen zurück über die Terrasse stapfte. Normalerweise flippte Murkel nämlich total aus, wenn er die Tigerkatze in ihrem Garten entdeckte.

Papa reichte Rieke einen Lappen und deutete in den Flur. Murkel stand an der Haustür und gab komische Fiep-Geräusche von sich.

»Das macht er seit gestern Abend«, seufzte Papa. »Ich werde noch rammdösig.«

Minna rannte in den Flur, zerrte Murkel in das Wohn-Ess-Küchenzimmer und zeigte auf die Tigerkatze. Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges: Murkel zog kurz die Lefzen hoch und knurrte einmal – aber dann drehte er um, trippelte zurück zur Haustür und fiepte wieder.

»Hä? Wie komisch ist das denn?«, stellte Rieke fest. »So ist er doch sonst nicht!«

»Wir nehmen ihn am besten mit«, verkündete Minna. »Vielleicht wird wieder normal, wenn er draußen in den Büschen von –« Sie stockte.

»Ja?«, fragte Papa.

»– wenn wir auf dem Weg zu Liesel am Gebüsch vorbeigehen«, ergänzte Rieke schnell und warf ihrer kleinen Schwester einen mahnenden Blick zu. Beinahe hätte Minna sich mal wieder verplappert. Dabei hatte Rieke es ihr bestimmt hundertmal erklärt: Sie durften nicht die Wahrheit sagen. Auch nicht zu Mama und Papa! Denn wenn sie ehrlich waren, dann war ihr geheimes Lager bald nicht mehr geheim. Also mussten sie immer ein bisschen flunkern: Bretti erzählte zu Hause ebenfalls, er wäre bei Liesel. Und Liesel behauptete, sie wäre bei Rieke. So bewahrten sie ihr Geheimnis. Und niemand – außer der blöden Ritter auf Rädern – wusste von ihrem Lager, das gut versteckt im Dickicht hinter der Grenze von Sommerrode lag. Da, wo Fliederbeerbüsche und Knallerbsensträucher wucherten, wo ein kleiner Bach plätscherte, wo Dachse ihre Löcher gruben und Zecken in den Büschen lauerten. Wo alles wild und nichts gerade war. Wo sie ganz für sich waren und niemand sie beobachten konnte.

Zügig frühstückten Rieke und Minna zu Ende, dann schlüpfte Rieke in ihre Robin-grünen Klamotten und sie verließen mit Murkel an der Leine, Werkzeugtasche und Hundekack-Beutel das Haus.

Bretti wartete schon vor seiner Haustür nebenan. Natürlich trug er einen kompletten Regenanzug mit Kapuze und Gummistiefeln. Er war leuchtend blau mit silbernen Streifen, die das Licht reflektierten – damit ihn auch an Regentagen bloß niemand übersah.

»Ich habe Proviant dabei«, rief er fröhlich und schwenkte eine Tasche mit Äpfeln und Müsliriegeln. Normalerweise fand Murkel Brettis Essen immer sehr interessant, aber diesmal guckte er gar nicht richtig. Er hielt die Nase in die Luft, jaulte und zerrte so heftig an der Leine, dass Minna ihn kaum halten konnte.

»Ich glaube, Murkel hat irgendein Fieber«, vermutete sie.

»Quatsch«, sagte Rieke und Bretti rief gleichzeitig: »Ist das ansteckend?«

Rieke rollte mit den Augen. »Ja, Bretti. Besonders, wenn man einen Regenanzug trägt.«

Erschrocken machte Bretti einen Schritt zurück. Rieke grinste. »Das war nur Spaß.«

»Haha, sehr komisch«, murrte Bretti und folgte Rieke, Minna und dem fiependen Murkel den Rosenweg hinunter bis zur Lupinenallee. Dort wartete an der nächsten Ecke Liesel. Rieke hob gerade die Hand, um ihr zuzuwinken – da riss sich Murkel samt seiner Leine von Minna los und raste über die Straße! Geradewegs auf einen heranrollenden Minivan zu! Die Frau am Steuer trat auf die Bremse. Reifen quietschten. Das weiße Auto rutschte über den nassen Asphalt, immer näher auf Murkel zu – noch dreißig Zentimeter, zwanzig … Rieke blieb der Aufschrei in der Kehle stecken – da sauste Murkel in letzter Sekunde millimeterknapp an der Stoßstange vorbei – und verschwand in den Wacholderweg. Als wenn nichts gewesen sei!

»Puh!« Riekes Knie fühlten sich wie Wackelpudding an und ihr Herz schlug wie ein Presslufthammer gegen die Rippen. Die Frau am Steuer des Minivans griff sich erschrocken an die Brust, dann drehte sie sich zu Rieke und den Robins, winkte ihnen vorwurfsvoll zu und gab langsam wieder Gas.

»Das war knapp«, stieß Rieke mit zittriger Stimme aus.

»Superknapp!«, stöhnte Bretti. »Mir ist ganz schwindelig.«

Liesel kam mit schreckgeweiteten Augen angelaufen. »Was war das denn?!«

»Murkel ist wirklich verrückt geworden.« Minna schüttelte den Kopf. »Ohne nach rechts und links zu gucken über die Straße zu laufen.«

»Los!«, befahl Rieke. »Hinterher, wir müssen ihn einfangen.«

Sie überquerten – natürlich mit Gucken – die Hauptstraße und rannten Murkel nach.

Aus dem Wacholderweg hörten sie wildes Geschrei und Gekläffe und als sie in die Straße bogen, bot sich ihnen ein ziemlich komischer Anblick: Auf dem Gehweg stand ein silbergrauer, langbeiniger Pudel, um den Murkel und ein sehr wütender Mann herumrasten. Murkel, weil er näher an den Pudel heranwollte, und der Mann, um Murkel davon abzuhalten. Das Ganze sah sehr lustig aus – wenn der Mann nicht so wütend gebrüllt hätte. »Hau ab, du Mistvieh!«, schrie er. »Wehe, du kommst Tiffany zu nahe!«

Noch komischer war, dass Tiffany gar nichts dagegen hatte, dass Murkel ihr näher kam. Im Gegenteil: Sie senkte ihre Hundeschnauze und klimperte Murkel mit langen Wimpern zu.

»Weg! Aus! Ab! Verdammte Töle«, keifte der Mann – und dann versuchte er nach Murkel zu treten.

»Spinnst du?«, schrie Minna. »Ich trete ja auch nicht nach deinem Hund!«

Für einen kurzen Moment guckte der Mann verwirrt zu den Robins. Diese Sekunde nutzten Murkel und Tiffany und stupsten einander verliebt mit den Nasen an. Da riss der Mann an Tiffanys Halsband und klemmte sich die langbeinige Pudeldame unter den Arm. Nun sprang Murkel wie ein Gummiball um ihn herum.

»Tiffany ist ein reinrassiger Königspudel«, giftete der Mann. »Ich habe keine Lust, dass sich diese –« Er zog verächtlich einen Mundwinkel hoch. »– diese Promenaden-Mischung ihr nähert! Tiffany hat einen astreinen Stammbaum und den sollen ihre Nachkommen auch haben.«

»Damit du es weißt!«, brüllte Minna. »Murkel hat auch einen Stammbaum – und zwar den vorn am Rosenweg, der ist auch astrein und mit gezackten Blättern!«

»Für dich heiße ich immer noch Herr Schönig, klar?«, fauchte der Mann. »Wehe, ich erwische euren Mistköter noch einmal vor meiner Haustür!«

Jetzt reichte es Rieke. Denn eins hatte sie von Robin Hood gelernt: Nichts und niemand war besser als irgendjemand anderes. Das war bei Menschen so und auch bei Hunden. Tiffany war nicht toller oder wertvoller als Murkel! Auch wenn sie einen kilometerlangen Stammbaum hatte, auf dem von ihren feinen Pudel-Eltern bis zu den Pudel-Uromas und -Uropas alle eingetragen waren! Außerdem durfte niemand einem anderen verbieten, über Straßen, Wege oder durch Wälder zu gehen!

»Der Wacholderweg gehört Ihnen nicht. Jeder darf hier langgehen. Auch Murkel«, stellte Rieke klar und schnappte sich das Ende der Hundeleine.

»Genau. Wir können langlaufen, wo wir wollen!«, rief Minna und Liesel stemmte herausfordernd die Arme in die Seite: »Oder wollen Sie jetzt auch noch nach Kindern treten?!«

»Ich finde, wir sollten jetzt besser die Biege machen«, wisperte Bretti und trat nervös von einem Spaghettibein aufs andere. Er hatte mal wieder ordentlich Schiss in seiner Regenhose.

»Ungezogene Bande!«, schimpfte der Mann.

»Wir heißen Robins!«, rief Minna. »Mit einem b, stimmt’s Rieke?«

»Stimmt genau«, bestätigte Rieke. Damit zog sie den sich heftig wehrenden Murkel den Wacholderweg hinunter.

»Ich glaube, das ist kein gutes Zeichen«, stöhnte Bretti, als sie die Lupinenallee erreicht hatten. »Erst der Regen, dann die Vollbremsung und jetzt noch der Ärger mit dem Pudelmann.«

»Unsinn«, sagte Rieke streng. »Außerdem tröpfelt es nur noch.« Es war gar nicht so einfach, mit ruhiger Stimme zu sprechen, denn auch wenn sie nach außen ruhig geblieben war, fühlte Rieke immer noch, wie ihr das Blut in der Halsader puckerte. Außerdem hatte sie alle Mühe, den fiependen Murkel hinter sich her zu ziehen. Bei jeder Gelegenheit stemmte er seine vier Beine gegen den Asphalt und drehte den Kopf in Richtung Wacholderweg. Als sie endlich am Ende der Lupinenallee angekommen waren, marschierten sie noch ein Stückchen nach links, an dem riesigen Gebüsch entlang und blieben etwa hundert Meter weiter stehen. Unauffällig spähte Rieke nach allen Seiten. Als sie sicher war, dass niemand sie beobachtete, gab sie den anderen ein Zeichen. Zügig schlüpften sie unter den Ästen hindurch, zu ihrem geheimen Lager.

Und da ging der Ärger gleich weiter.

Kapitel 3
Der Nagel

Miese Verräter!« schallte Cosmos Stimme durch die Büsche, kaum dass die Robins den Dorfplatz von Sommerwood Forest betreten hatten. »Hinterlistige Wanzen! Von wegen Bandenehre!«

»Was hat er denn?« Bretti schaute fragend zu Rieke und Liesel.

Rieke zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

Im selben Augenblick schoss Cosmo zwischen den Zweigen der Knallerbsensträucher hervor. Gleich dahinter folgten Ari und Kehlani. Cosmo stapfte auf die Robins zu und trat dabei in eine fette Pfütze. Das Modderwasser schwappte über die Kanten seiner Turnschuhe und färbte die Socken dunkelbraun. Jetzt war es endgültig vorbei. Cosmos Gesicht lief vor Wut knallrot an und er brüllte wie ein Löwe: »Wir hatten einen Waffenstillstand vereinbart!«

»Ja, klar, hatten wir«, sagte Rieke, denn das stimmte: Seit sie gemeinsam gegen den Drachen gekämpft und gesiegt hatten, herrschte Friede zwischen den beiden Banden. Vorerst jedenfalls. Denn die Radsprungrampe, die die Ritter gebaut hatten, stand immer noch im Weg. Nämlich genau da, wo ihre Wasserleitung zum Bach langlaufen sollte.

»Wieso packt ihr dann Nägel auf unsere Sprungrampe?«, schrie Cosmo. »Mein neuer Cross-Reifen ist platt!«

»Haben wir nicht.« Rieke war ernsthaft verwirrt. Sie würde nie – niemals! – einfach so eine Banden-Abmachung brechen. So etwas tat ein Robin nicht.

»Habt ihr wohl!«, schrie Ari. »Von allein kommt da ja wohl kein Nagel hin.«

»Und der hier –«, sagte Kehlani und hielt einen langen Nagel in die Luft, »– stammt ja wohl eindeutig von euch.«

»Die kann doch jeder in einem Baumarkt kaufen, oder, Rieke?«, fragte Minna.

Rieke nickte und Minna drehte sich zu Cosmo. »Vielleicht habt ihr den ja selbst da verloren?«

»Wir benutzen aber keine Nägel«, blökte Ari.

»Und wir verschwenden ganz sicher nicht unsere wertvollen Nägel, um euch Blödritter zu ärgern!« fauchte Liesel.

»Wie auch immer«, entgegnete Cosmo mit eisiger Stimme. »Das werdet ihr büßen!«

Damit drehte er sich um und stapfte mit seinen Kumpanen davon.

»Ich finde, das sind heute sehr viele sehr schlechte Zeichen«, jammerte Bretti. »Wir sollten –«

»Wir sollten jetzt dringend mit der Seilbrücke weitermachen, damit heute auch mal etwas Gutes passiert«, schnitt Rieke ihm das Wort ab. Der Regen hatte nämlich wieder zugenommen, und sie wollte die Zeit nutzen, bis es vielleicht wieder ganz schlimm wurde. Darum band sie den fiependen Murkel flugs an einem Baum fest, öffnete die Werkzeugtasche und holte den Fuchsschwanz heraus. Dann schnappte sie sich den ersten dicken Knüppel und begann zu sägen.

Liesel kletterte derweil die Leiter zum Baumhaus hinauf und holte das Seil aus der Ecke, das sie zwei Tage zuvor in der Garage ihrer Eltern gefunden hatte. Als wäre es das einfachste der Welt, befestigte sie das Seil mit einem spezial Palstek-Knoten auf gleicher Höhe wie das Balancierseil, das bereits über den Dorfplatz führte. Liesel wusste alles über Knoten und Seile. Das hatte ihr auch ihren Banden-Namen eingebracht: Strick-Liesel. Als sie fertig war, warf sie das restliche Seil von der Plattform hinunter zu Bretti und Minna und kletterte wieder hinab. Gemeinsam schleppten sie erst das restliche Seil und dann die Leiter hinüber zur Eiche. Dort knotete Liesel in zwei Meter Höhe das andere Ende an einer Astgabel fest.

Nun verbanden drei Seile die beiden Bäume: Eins etwas höher zum Festhalten, und, etwa 50 Zentimeter darunter, zwei nebeneinander herlaufende Stränge für den Steg. Diese beiden mussten nun mit Knüppeln und Brettern verbunden werden, damit man bequem in luftiger Höhe zwischen Buche und Eiche hin-und herlaufen konnte. So war der Plan.

Doch blöderweise wurde der Regen jetzt immer heftiger und die Äste, die Rieke zurechtsägte, glitschten zunehmend unter dem Fuchsschwanz weg. »Wir hören doch nicht auf, nur weil es ein bisschen regnet«, murmelte sie und schüttelte die nassen Haare aus dem Gesicht.

»Findet ihr nicht, dass wir für heute besser aufgeben sollten?«, jammerte Bretti.

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