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Darf's ein bisschen Glück sein?

hier erhältlich:

Eine Woche Weinverkostung in Kalifornien - hört sich wie der perfekte Urlaub an. Müsste Kat dafür nur nicht ins Flugzeug steigen. Die Weinexpertin hasst es zu fliegen. Wie gut, dass neben ihr der attraktive Mac sitzt. Er lenkt sie ab. Als sie ihn bei der Weinverkostung wiedersieht, funkt es gewaltig. Doch leider ist auch die schönste Woche irgendwann zu Ende. Zurück in Portland versucht Kat, ihren Urlaubsflirt zu vergessen - bis Mac plötzlich vor ihr steht …


  • Erscheinungstag: 01.12.2017
  • Aus der Serie: Fusion
  • Bandnummer: 3
  • Seitenanzahl: 368
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955767389
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Dieser Roman ist für Lori.

Es gibt keine, mit der ich lieber

jeden Tag reden würde.

1. Kapitel

Kat

„Es war nur ein einfacher Kuss“, sagt meine beste Freundin Riley, die neben mir am Steuer sitzt. „Und der war nicht mal besonders gut.“

„Dann schick ihn in die Wüste, und zwar am besten sofort.“ Ich atme tief durch und ringe die Hände in meinem Schoß. „Wenn er ein schlechter Küsser ist, kann es eigentlich nur noch bergab gehen. Glaub mir.“

„Aber wir haben uns so gut unterhalten …“

Du meine Güte.

„Ernsthaft. Wenn es nicht knistert, vergiss es. Irgendwo da draußen gibt es jemanden, bei dem es funkt.“

„Du hast ja recht.“ Seufzend nimmt sie die Ausfahrt in Richtung Flughafen. „Und du? Wie geht es dir?“ Sie blickt kurz zu mir rüber und runzelt die Stirn. „Du schwitzt.“

„Tue ich nicht“, wehre ich mich. Was glatt gelogen ist. Ich schwitze ganz entsetzlich.

„Wann bist du das letzte Mal geflogen?“, will Riley wissen.

„Ich bin noch nie geflogen“, antworte ich und rutsche unruhig auf meinem Platz hin und her. Warum ist es zu diesem verdammten Flughafen nicht weiter?

„Im Ernst?“ Sie wechselt die Spur, und da ist er. Der Flughafen. Direkt vor uns. „Ich wusste ja, dass du es hasst, aber nicht, dass du wirklich noch nie geflogen bist.“

Mein Gott.

„Das hab ich dir doch gesagt.“

„Der Flug dauert höchstens zwei Stunden, wenn überhaupt.“

„Zwei Stunden zu viel“, murmele ich und atme noch einmal tief durch. Scheiße, ich falle gleich in Ohnmacht. Ich kann nichts mehr sehen. Ich kann nichts mehr hören.

„Mach die Augen auf.“ Riley lacht. „So habe ich dich ja noch nie erlebt.“

„Alles wird gut.“ Das sage ich mir heute Morgen bestimmt schon zum hunderttausendsten Mal. „Eigentlich muss ich auch gar nicht unbedingt zu dieser Konferenz, oder? Es werden jede Menge Bekannte von mir dort sein, die könnten mir hinterher alles darüber erzählen.“

„Du musst da hin, Kat“, widerspricht Riley. „Du wirst viel lernen, neue Leute kennenlernen, Touren durch die Weinberge machen und köstliche Weine trinken.“

„Das könnte ich auch in Washington, und da kann ich mit dem Auto hinfahren.“

„Du bist doch kein Feigling.“ Riley hält vor dem Abflugterminal. „Du schaffst das. Und du hast noch reichlich Zeit, dir an einer Bar Mut anzutrinken, sobald du durch die Sicherheitskontrollen bist.“

„Kommst du etwa nicht mit?“ Ich starre Riley geschockt an.

„Du weißt, dass ich nicht mit ins Napa Valley fliege.“

„Nein, ich meine bis zum Gate.“

Riley lacht, und am liebsten würde ich ihr meine Handtasche an den Kopf schleudern.

„Nein, Kat. Das dürfen wir seit 9/11 nicht mehr.“

„Siehst du? Noch ein Grund mehr, nicht zu fliegen.“

„Raus mit dir.“ Riley steigt aus, um meinen Koffer auszuladen.

„Ich wusste gar nicht, dass du so gemein bist.“

„Du wirst viel Spaß haben.“ Sie umarmt mich. „Da drinnen ist alles gut beschildert, und es gibt massenhaft Leute, die dir gerne behilflich sind, falls du dich verläufst. Aber es ist kein großer Flughafen, also wirst du schon zurechtkommen. Ruf mich an, wenn du angekommen bist.“

Falls ich ankomme.“ Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. „Wieso habe ich das Gefühl, als würde ich dich niemals wiedersehen?“

„Weil du gerade einen auf theatralisch machst“, antwortet sie. „Viel Spaß!“

Mit diesen Worten winkt sie mir noch einmal zu und fährt davon, überlässt mich meinem Schicksal, hier an dieser Hölle, die sich Flughafen nennt.

Aber Riley hat recht. Das Einchecken und die Gepäckaufgabe sind einfach. Und auch zur Sicherheitskontrolle finde ich selbstständig.

Von dem Typen an der Kontrolle durchsucht zu werden würde sicherlich mehr Spaß machen, wenn er aussähe wie Charlie Hunnam, aber natürlich würde mit Charlie alles mehr Spaß machen.

Ich folge der Ausschilderung bis zu meinem Gate und entdecke zu meiner Freude direkt gegenüber eine Bar.

Es gibt doch einen Gott.

Aber ich bin viel zu nervös, um etwas zu trinken.

Das ist noch nie vorgekommen.

Wer zum Teufel ist zu nervös zum Trinken? Meine Wenigkeit, so wie es scheint.

Also pilgere ich zurück zum Gate und tigere auf und ab, wobei ich meinen Handgepäckskoffer mit den aufgedruckten roten Kirschen hinter mir herziehe. Leute starren mich an, aber das ignoriere ich. Daran bin ich gewohnt. Man kann sich nicht anziehen wie ich, die Arme vollständig tätowiert, und dann erwarten, dass keiner guckt.

Schließlich wird mein Flug aufgerufen, und das Boarding beginnt. Ehe ich mich’s versehe, sitze ich im Flugzeug, in der dritten Reihe von vorn – wenn ich sterben muss, dann wenigstens erster Klasse – auf dem Gangplatz.

„Hallo“, sagt der Mann neben mir. Ich schaue ihn an, registriere sein hellbraunes Haar und die grünen Augen, und wenn wir nicht ausgerechnet im Flugzeug sitzen würden, hätte ich definitiv nichts dagegen, mit ihm zu flirten.

Aber wir sitzen nun mal in einem gottverdammten Flugzeug.

„Hallo“, erwidere ich und muss schlucken. Die Stewardess fragt, ob wir vor dem Start noch etwas trinken möchten, aber ich schüttele den Kopf und starre zum Piloten vorn im Cockpit. „Wird die Tür da nicht zugemacht?“

„Kurz bevor wir starten“, antwortet mein Sitznachbar. Es überrascht mich, dass ich die Frage laut gestellt habe. „Hey, alles okay bei Ihnen?“

„Alles bestens.“

Er schweigt einen Moment, und ich starre weiterhin zum Piloten. Am liebsten würde ich zu ihm marschieren und ihm sagen, er möge gefälligst dafür sorgen, dass wir in einem Stück ankommen. Was hat er überhaupt für Referenzen? Ich will seine Lizenz sehen, und ein paar Empfehlungsschreiben würden auch nicht schaden.

„Ich bin Mac.“ Ich blicke zur Seite und nicke, ehe ich hastig wieder nach vorn schaue.

„Kat.“

„Sind Sie schon mal geflogen, Kat?“

„Nein.“ Ich schlucke erneut und balle meine Hände zu Fäusten.

„Okay, holen Sie tief Luft“, weist er mich an. Er berührt mich nicht, was gut ist, denn sonst müsste ich ihm die Nase brechen, und ich habe sowieso schon genug Stress. Aber seine Stimme ist beruhigend. „Gut. Jetzt noch mal. Entschuldigung, Miss, können wir eine Flasche Wasser bekommen?“

Ich atme einfach weiter. Die Stewardess bringt eine kleine Flasche Wasser, die Mac öffnet und mir reicht.

„Trinken Sie. Aber nur einen kleinen Schluck.“ Ich gehorche und spüre, dass das kalte Wasser sich gut in meiner Kehle anfühlt. Ich komme mir so albern vor. Dieses Flugzeug ist voller Leute, die keine Panikattacken haben.

„Es tut mir leid“, flüstere ich. „Ich habe schreckliche Angst vor dem Fliegen.“

„Das sehe ich“, meint er sanft, und ich hebe den Blick, um ihn anzusehen. Er ist ein gut aussehender Typ, mit schicker Kurzhaarfrisur, ausgeprägtem Kinn und offenem Blick. Er ist groß, hat lange Beine und wirkt ziemlich schlank. „Wie geht es Ihnen jetzt?“

„Besser.“ Ich stelle überrascht fest, dass es sogar stimmt. „Das Wasser hat geholfen. Danke.“

„Kein Problem. Wollen Sie im Napa Valley Urlaub machen?“

„Nein.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich nehme an einer Konferenz teil.“

„Dann sind Sie vermutlich in der Weinbranche?“

„Das kann man so sagen“, antworte ich lächelnd. „Mir gehört eine Weinbar in Portland.“

Er kneift kurz die Augen zusammen. „Tatsächlich? Welche?“

„Die Bar im Seduction.“

„Über den Laden habe ich schon die tollsten Sachen gehört.“

Ich strahle, stolz auf das Restaurant, das ich mit meinen vier Freundinnen aufgebaut habe. Seduction ist unser Baby, unser ganzer Stolz.

„Freut mich“, antworte ich. „Aber Sie sind noch nie da gewesen?“

„Nein, noch nicht, aber wenn ich wieder in der Gegend bin, werde ich auf jeden Fall mal vorbeikommen.“

Also wohnt er nicht in Portland.

Mist. Ich hätte nichts dagegen, Mac mal wieder zu treffen.

Aber ehe ich weiter darüber nachdenken kann, wird die Flugzeugtür geschlossen, die Flugzeit verkündet, und man zeigt mir, wie ich den Gurt anlegen muss – also echt, ist es so schlimm, wenn man nicht weiß, wie das geht? –, und schließlich, wie man die Sauerstoffmaske aufsetzt, falls wir sie brauchen sollten.

Bitte, lieber Gott, lass sie mich nicht benötigen.

Die Tür zwischen mir und dem Piloten wird ebenfalls geschlossen, und das Flugzeug rollt langsam vom Gate.

Ich glaube, mir wird schlecht.

„Falls Ihnen übel werden sollte“, sagt Mac, der anscheinend meine Gedanken lesen kann, „gibt es hier eine Spucktüte.“

„Mir wird nicht schlecht.“

Hoffe ich.

„Mir gefallen übrigens Ihre Tattoos“, sagt er.

„Danke.“

Das Flugzeug scheint ewig zu fahren und rollt an anderen Flugzeugen und Gates vorbei.

„Fahren wir etwa die ganze Zeit? Wenn ich gewusst hätte, dass es ein Roadtrip wird, hätte ich Chips mitgebracht.“ Ich seufze und reibe mir über die Stirn, die leider eklig schweißnass ist.

„Wir sind auf dem Weg zur Startbahn“, erklärt Mac. „Wenn Sie meine Hand halten möchten, nur zu.“

„Wollen Sie mich etwa anbaggern?“, frage ich und drehe mich zu ihm herum. Er grinst mich an, und in seinen grünen Augen blitzt Humor auf.

„Nein, ich biete Ihnen nur meine Hand, falls Sie Angst haben.“

„Sie baggern mich nicht an?“

Schade eigentlich.

„Nur wenn Sie es wünschen.“ Seine Mundwinkel zucken, während er den Blick zu meinen Lippen senkt. Ich wünschte, wir wären in meiner Bar und nicht in diesem blöden Flugzeug. Dann könnte ich mit ihm flirten und die Zeit mit ihm genießen.

„Ich will nicht sterben“, flüstere ich und fahre mir mit der Zunge über die trockenen Lippen.

„Sie werden nicht sterben, Kat.“ Jetzt sieht er mich ernst an. Er blinzelt einmal und nimmt meine Hand. „Sie werden nicht sterben.“

„Okay.“

Ich nicke und lehne mich zurück, als das Flugzeug plötzlich um die Kurve fährt und beschleunigt. In einem Affentempo jagt es die Startbahn entlang.

Oh mein Gott!

Es hebt ab, und wir sausen durch die Luft. Ich glaube, jetzt werde ich wirklich ohnmächtig.

„Tief durchatmen.“ Macs Stimme erklingt direkt neben meinem Ohr. Ich gehorche, atme tief ein und aus. Dann noch einmal. „Werden Sie mir jetzt nicht ohnmächtig.“

„Können Sie Gedanken lesen?“, frage ich atemlos.

„Nein, aber Sie laufen schon blau an.“ Ich höre das Lächeln in seiner Stimme, bin aber ich nicht mutig genug, die Augen zu öffnen und ihn anzusehen. „Allerdings wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie den Griff um meine Hand ein wenig lockern könnten.“

Sofort lasse ich seine Hand los und mache die Augen auf. Er schüttelt seine Hand, als hätte ich sie ihm fast abgerissen, und ich senke verlegen den Kopf. „Es tut mir leid, mir war gar nicht bewusst, dass ich sie so fest umklammert habe.“

„Nächste Woche wird das Blut in meinen Fingern schon wieder zirkulieren“, antwortet er. Er bemerkt meinen Blick aus dem Fenster und zieht sofort die Blende zu, damit ich nicht mitbekomme, wie sich die Erde immer weiter entfernt. „Wenn Sie nicht rausschauen, fühlt es sich an, als würden wir im Zug sitzen.“

„Nein, so fühlt es sich nicht an.“

„Erzählen Sie mir was über Ihre Tattoos.“

„Warum?“

„Weil ich versuche, Sie von Ihrer Angst abzulenken.“ Er dreht sich zu mir herum. Ein leises Pling lässt mich aufhorchen. „So hält bloß der Pilot Kontakt mit den Stewardessen.“

„Ist das eine Art Morsecode?“

„So was in der Art“, erwidert er. „Also, erzählen Sie mir von ihren Tattoos.“

„Nein“ Ich schüttele den Kopf und presse die Hände zusammen.

„Warum nicht?“

„Tattoos sind etwas sehr Persönliches, und ich kenne Sie nicht.“

„Sie haben meine Hand gehalten“, sagt er und lacht, als ich ihn böse anschaue. „Okay, also nichts Persönliches. Worüber wollen wir dann reden?“

„Ich glaube, wir sollten gar nicht reden.“

„Süße, wenn wir nicht reden, machen Sie sich verrückt, weil Sie sämtliche Episoden von Lost durchgehen, die Sie je gesehen haben.“

„Daran habe ich bis eben nicht mal gedacht.“

„Wo sind Sie zur Highschool gegangen?“

„Nirgends. Ich wurde zu Hause unterrichtet“, antworte ich. „Mit sechzehn habe ich meinen Abschluss gemacht und bin dann aufs College gegangen. Jetzt betreibe ich eine Bar. Das war’s.“

„Ich vermute, dass es da noch mehr zu erzählen gäbe, aber okay.“

„Wieso läuft die Stewardess hier so rum? Müsste die nicht auch angeschnallt sein?“

„Sie bringt uns etwas zu trinken. Sie ist das gewohnt. Glauben Sie mir.“

Ich weiß nicht, wieso, aber ich vertraue ihm. Er ist nett. Und ich weiß immer noch nicht, warum ich in diesem verdammten Flugzeug sitze. Das war eine ganz schlechte Idee.

„Wieso habe ich mich bloß mit Aussicht auf Sex zu diesem Trip hinreißen lassen!“

„Wie bitte?“ Mac grinst, aber ich schüttele nur den Kopf.

„Ach, nichts.“

„Was möchten Sie trinken?“ Die Stewardess legt eine Serviette auf die Armstütze zwischen Mac und mir.

„Noch einmal Wasser, bitte“, sage ich, stolz darauf, dass ich in der Lage bin, eine vernünftige Antwort zu geben. Sie reicht mir die Flasche und einen Snack, und ich lehne mich zurück. Erleichtert stelle ich fest, dass Mac recht hatte: Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen an wie eine laute Zugfahrt.

„Sie machen das großartig“, lobt er mich einige Minuten später, während er sich seine Chips schmecken lässt. „Wie fühlen Sie sich?“

„Besser. Nicht, dass ich es genieße, aber ich werde es wohl überleben.“

„Gut.“

Gerade als ich denke, dass ich langsam ein richtiger Flugprofi werde, beginnt das Flugzeug zu schaukeln und abzusacken. Der Pilot macht eine Durchsage, dass wir uns anschnallen sollen, und bittet auch die Flugbegleiter, ihre Sitzplätze einzunehmen.

Voller Panik blicke ich zu Mac.

„Ist nur schlechtes Wetter“, sagt er sanft.

„Ernsthaft? Wir müssen ausgerechnet bei meinem ersten Flug durch schlechtes Wetter fliegen?“

„Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es sich um eine Verschwörung handelt.“ Mac guckt ganz ernst. „Wir sollten unseren Kongressabgeordneten informieren.“

„Seien Sie still“, fahre ich ihn an und zucke zusammen, als das Flugzeug erneut in Turbulenzen gerät. Die Flugbegleiter beeilen sich, ihre Wagen zu verstauen und ihre Plätze einzunehmen, und während der verbleibenden Stunde bis Kalifornien müssen wir alle sitzen bleiben. Es ist der reinste Höllenflug.

„Ich schwitze schon wieder.“ Ich wische mir mit dem Handrücken die Stirn ab.

„Hier.“ Mac reicht mir die Serviette, die unter seinem Getränkebecher lag. „Die ist kühl.“

„Danke.“ Sie fühlt sich gut an meinem Kopf an. Als ich mir überlege, wie mein Make-up wohl aussieht, schaudert es mich, aber andererseits ist es mir auch scheißegal. Wenn wir in dieser Blechbüchse draufgehen, ist mein Make-up völlig unerheblich.

„Wir sterben nicht“, sagt Mac.

„Hören Sie auf, meine Gedanken zu lesen.“

„Sie haben es laut gesagt.“ Er lacht. „Tut mir leid, dass das so ein turbulenter Flug ist. Normalerweise ist es nicht so.“

„Ich brauche Boden unter den Füßen.“ Ich umklammere seine Hand. „Ich halte das nicht mehr aus. Ich will zurück auf die Erde.“

„Okay, Kleines, holen Sie noch einmal tief Luft.“

Während ich das versuche, wende ich mich ab, doch er zieht mich zurück, damit ich ihm in die Augen sehen kann. „Nein, nein, Sie bleiben schön bei mir. Tief Luft holen. Hören Sie auf meine Stimme.“

„Sie haben eine schöne Stimme.“

„Danke.“

„Sind Sie Arzt?“

„Nein.“ Er grinst und streicht mir mit den Fingerknöcheln über die Wange. Wenn ich nicht solche Angst hätte, würde ich auf seinen Schoß klettern.

„Was machen Sie dann?“

„Ich habe eine Firma“, erklärt er. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wunderschöne Augen haben?“

„Weiß nicht.“ Weiß ich wirklich nicht. Ich kann mich im Moment kaum an meinen eigenen Namen erinnern. Ich bin völlig fertig, zum einen vor Angst, zum anderen, weil neben mir der aufregendste Mann sitzt, den ich je getroffen habe.

„Ist auf jeden Fall so.“

„Danke.“

„Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Anflug auf Santa Rosa. In ungefähr fünfzehn Minuten werden wir landen, aber es wird eine holprige Angelegenheit werden. Vom Meer her scheint es ziemlich zu stürmen. Halten Sie sich fest, in wenigen Minuten haben wir Sie an Ihr Ziel gebracht.“

„Oh Gott.“

„Sie machen das großartig“, sagt Mac, und ich kann gar nicht anders, ich muss lachen. „Wirklich. Wir haben es fast geschafft.“

Ich nicke und umklammere weiter seine Hand, während wir immer tiefer gehen. Das Gefühl, wie sich mir der Magen umdreht, ist grauenvoll. Karussellfahrten und lange Autotrips mochte ich noch nie.

Klassischer Fall von Reisekrankheit.

Endlich – endlich – sind wir unten. Noch nie war ich so glücklich.

„Sie haben es geschafft. Sie haben Ihren ersten Flug überlebt.“ Mac lächelt stolz, und ich erwidere sein Lächeln.

„Ich hab’s geschafft.“

Mir ist so was von schlecht.

Kaum sind wir am Gate angekommen und die Türen geöffnet, springe ich auf, schnappe mir meinen kleinen Koffer und rase davon. Ich brauche eine Toilette.

Jetzt sofort.

Ich schwitze wie verrückt. Mein Herz rast. Typisch, ich kriege eine Panikattacke, wenn alles vorbei ist.

Glücklicherweise ist das Klo nicht weit. Ich rase hinein, finde eine leere Kabine und übergebe mich, bis mir alles wehtut und ich noch schweißgebadeter bin als vorher.

Du lieber Himmel. Ich muss schnellstmöglich ins Hotel.

Aber ich habe überlebt, das ist das Wichtigste.

Es ist schon erstaunlich, was eine heiße Dusche, ein halbstündiges Nickerchen und der Zimmerservice bewirken können.

Zwei Stunden später geht es mir viel besser. Was auch gut ist, denn ich muss runter zum Begrüßungsempfang und mich unter die Leute mischen.

Im Laufe der Zeit habe ich ziemlich viele freundschaftliche Kontakte im Weingeschäft geknüpft, allerdings vor allem online oder per Telefon. Jetzt freue ich mich darauf, die Leute persönlich kennenzulernen und zu erfahren, welche Gesichter zu den Stimmen gehören.

Ich beuge mich vor, um Lippenstift aufzutragen, und grinse mein Spiegelbild an.

„Na, den Flug hab ich ja ordentlich gerockt.“ Ich schnaube. „Immerhin hab ich’s überlebt, und das ist doch fast dasselbe.“ Ich zucke mit den Schultern und mustere mich. Eine deutliche Verbesserung, wenn man bedenkt, wie ich aussah, als ich vorhin angekommen bin. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was der arme Mac von mir gedacht haben muss, als ich, ohne mich auch nur zu bedanken, an ihm vorbeigerauscht bin. Aber ich hatte solche Angst, mich quer über ihn zu übergeben, wenn ich den Mund aufmache. Das wäre wirklich schrecklich gewesen.

Aber jetzt sitzt meine Frisur wieder, und die Locken werden mir von zwei niedlichen pinkfarbenen Spangen aus dem Gesicht gehalten. Ich trage ein schwarzes Kleid im Uniform-Stil, pinke Plateau Heels und dazu passend meine schicke Wildledertasche, natürlich auch in Pink.

Ich bin bereit, mich unters Volk zu mischen, Wein zu trinken und neue Leute kennenzulernen.

Der Saal ist bereits voller Menschen. Diese einwöchige Konferenz hat ein umfangreiches Programm und entsprechend viele Teilnehmer. Wir machen Touren durch Weingüter, und außerdem gibt es Workshops und abends gemeinsames Essen.

Am meisten freue ich mich auf die Weingüter. Solche Touren finde ich großartig.

Ich schlendere zur Bar, bestelle ein Glas hiesigen Pinot, den ich noch nicht kenne, und drehe mich herum, um mich umzuschauen.

„Sind Sie Kat Myers?“

Ich nicke und lächele. „Höchstpersönlich.“

„Sally Franks“, sagt die hübsche Rothaarige und streckt mir ihre Hand entgegen. „Wir haben schon ein paarmal telefoniert.“

„Ja! Hallo, Sally.“ Ich schüttele ihr die Hand. „Wie läuft’s in Denver?“

„Großartig“, erwidert sie. „Aber es ist auch schön, mal rauszukommen. Wie war der Flug?“

„Holprig.“ Ich lächele gezwungen und will das Thema möglichst schnell wieder wechseln. Ich habe wirklich absolut keine Lust, diesen Horrortrip noch einmal durchzuhecheln. Jemand tritt hinter mich, und Sally reißt die Augen auf.

„Sieht so aus, als würde es Ihnen besser gehen.“

Mac. Das ist Macs Stimme an meinem Ohr. Ein wohliger Schauer durchrieselt mich, als ich herumwirbele und hochschaue – ziemlich weit hochschaue – direkt in seine grünen Augen.

„Ja, danke“, entgegne ich und nippe an meinem Wein. Hat er im Flugzeug auch schon so gut ausgesehen? „Ich wusste gar nicht, dass Sie auch an der Konferenz teilnehmen.“

„Sie hatten vorhin ja auch andere Dinge im Kopf.“ Er winkt den Barkeeper heran. „Ich nehme das Gleiche wie die Lady, und bitte gleich noch ein zweites Glas für sie.“

„Was, wenn Sie gar keinen Pinot mögen?“ Ich neige den Kopf etwas zur Seite.

„Ich mag alles“, sagt er zwinkernd.

Oh, oh.

„Kennen Sie viele Leute hier?“, fragt er und nickt Sally zu, die sich einer anderen Gruppe von Leuten zugewandt hat.

„Ein paar. Die meisten allerdings nicht persönlich, es sei denn, sie waren schon mal in Washington oder Oregon. Und Sie?“

„Bei mir ist es genauso“, antwortet er. „Dies ist meine erste Konferenz im Napa Valley. Und die hat ja gleich großartig begonnen.“

„Stimmt.“ Ich schüttele lachend den Kopf. „Sich im Flugzeug um eine verrückte Frau zu kümmern ist absolut die beste Art, eine Reise zu beginnen.“

„Allerdings.“ Er sieht mir in die Augen. „Sie war übrigens gar nicht verrückt. Nur panisch. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“

„Jetzt geht es ihr wieder gut.“

„Das freut mich.“ Seine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln, und mein Magen gerät schon wieder in Aufruhr. Diesmal aber, weil ich ein Grübchen in Macs linker Wange entdecke.

Am liebsten würde ich darüberlecken.

Ich trinke noch einen Schluck Wein und lache in mich hinein. Ist Mac am Ende genau der Richtige für meinen Sexurlaub?

„Was ist Ihnen gerade durch Ihren hübschen Kopf geschossen?“

„Ich bin noch nicht betrunken genug, um das zu erzählen“, erwidere ich ehrlich. Macs Augen weiten sich kurz, ehe er mich einfach nur wieder anlächelt.

„Hier gibt es jede Menge Wein.“

„Gott sei Dank.“

Einige Stunden später, nachdem ich mit einer ganzen Reihe von Leuten geplaudert habe, die ich schon kannte oder neu kennengelernt habe – unter anderem Mac –, bringt er mich hinauf zu meinem Zimmer.

Sexurlaub.

An meiner Zimmertür beugt er sich vor und küsst mich. Aber nur auf die Wange! Ich sehe missbilligend zu ihm auf.

„Das sollte Sexurlaub werden, kein blödes Dating-Spielchen“, grummele ich vor mich hin, als ich geschockt merke, dass die Worte tatsächlich über meine Lippen gekommen sind, statt in meinem Kopf zu bleiben, wo sie hingehören.

„Bitte was?“, hakt Mac nach.

„Nichts.“ Ich schüttele den Kopf und ziehe meine Schlüsselkarte aus der Handtasche. „Gute Nacht.“

„Kat?“

„Ja.“ Ich sehe wieder zu ihm auf und seufze, als ich das kleine Grübchen in seiner Wange entdecke. Sein Hemd spannt sich über den Schultern, als er sich gegen den Türrahmen lehnt.

„Wir sehen uns morgen früh.“

„Es ist schon morgen“, erinnere ich ihn.

„Dann dauert es ja nicht mehr lange.“ Er küsst mich noch einmal auf die Wange und schlendert davon, während ich mein Zimmer aufschließe, meine Handtasche abstelle und mich aufs Bett fallen lasse.

„Läuft ja nicht gerade wie geplant mit dem verdammten Sexurlaub“, denke ich schmollend, aber ehe ich mich’s versehe, schlummere ich ein und träume von einem sexy Mann mit grünen Augen und Grübchen in der Wange.

2. Kapitel

Mac

Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Eine Ewigkeit lang habe ich mich hin und her gewälzt, bis ich schließlich gedacht habe, scheiß drauf. Also bin ich aufgestanden und eine Weile im Hotelzimmer auf und ab getigert. Sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ihr süßes Lächeln, ihr unglaubliches rotes Haar, ihr echt abgedrehter Modegeschmack.

Wie vollkommen idiotisch von mir, sie vor ihrer Hotelzimmertür stehen zu lassen. Sie hätte mich definitiv gern mit reingenommen.

Vielleicht hab ich’s einfach nicht mehr drauf.

Und da steht sie, am anderen Ende des Raumes, auf der ersten Weingut-Tour des Tages. Sie schnuppert an einem kleinen Glas Wein und lächelt der Frau zu, die neben ihr steht. Ihr leuchtend rotes Haar hat sie im Stil der Fünfzigerjahre frisiert. Dazu trägt sie Make-up, das alles andere als dezent ist, und hat sich die Lippen knallrot angemalt. Erstaunlicherweise wirkt es bei ihr völlig natürlich.

Sie trägt ein eng anliegendes schwarzes Kleid, vorn durchgeknöpft, mit weißen Totenköpfen und dazu umwerfende rote High Heels, die ihre langen Beine besonders gut zur Geltung bringen. Beine, die ich nur zu gern und so schnell wie möglich um meine Hüften geschlungen spüren würde.

Niemand außer Kat kann so ein Outfit tragen und dabei noch gut aussehen. Es ist höllisch sexy.

Sie hebt den Blick und sieht mich. Ein verführerisches Lächeln erscheint auf diesen sexy roten Lippen. Ihre braunen Augen blitzen vergnügt auf, als sie einen Schluck Rotwein trinkt, das Glas schwenkt und ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Sommelier richtet, der den Wein ausschenkt.

Den Sommelier, der seinen Blick nicht von Kats Titten lösen kann.

Ich kneife die Augen zusammen, gehe zu Kat und stelle mich neben sie, ehe ich – ich blicke auf das Namensschild – Kyle anlächele. „Den würde ich gern probieren.“

„Natürlich.“ Ebenfalls lächelnd schenkt er den Rotwein ein. „Das ist ein zwei Jahre alter Cabernet. Ich denke, der wird Ihnen zusagen.“

„Was hältst du davon?“, frage ich Kat.

„Anfangs ist er ein wenig bitter, aber je mehr er sich öffnet, desto vollmundiger wird er. Er ist gut.“

Ich rieche, halte das Glas gegen das Licht, damit ich hindurchsehen kann, und nippe dann. Sie hat recht, er schmeckt bitter.

Also schwenke ich mein Glas und dränge mich zwischen sie und Kyle.

„Wie hast du geschlafen?“, frage ich.

„Wie eine Tote.“ Sie lächelt und haut mich damit sofort wieder um. Das Knistern zwischen uns sprengt wirklich alle Dimensionen.

„Freut mich zu hören.“

„Und du?“

„Beschissen.“ Ich nehme einen Schluck Wein. „Irgendwie konnte ich nicht aufhören, an eine gewisse Frau mit Flugangst zu denken.“

„Ja, dass sie dir fast die Hand zerquetscht hat, war sicher supersexy.“

„Alles an ihr ist sexy“, stelle ich fest, während ich Kat in die Augen schaue und dann mein Glas austrinke und es wegstelle. „Spuckst du?“, frage ich und muss lachen, als sie die Augen aufreißt.

„Das hättest du gestern nach dem Flug herausfinden können“, erwidert sie, ohne im Geringsten verlegen zu sein. Mein Respekt für sie steigt auf der Skala in Richtung tausend Punkte.

„Ich habe vom Wein gesprochen“, sage ich. Viele Leute spucken die Weinproben wieder aus, um nicht betrunken zu werden.

„Manchmal“, sagt sie schulterzuckend und schlendert langsam hinaus auf die Veranda. Wir lehnen uns beide gegen das Geländer und verschränken die Arme. „Aber meistens gibt es auf diesen Touren ja etwas zu knabbern, und solange ich was im Magen habe, ist es okay. Außerdem müssen wir hier ja nicht Auto fahren.“ Sie stupst mich mit der Schulter an. „Wir können uns also schamlos betrinken.“

„Gutes Argument“, antworte ich und muss mich beherrschen, ihr nicht den Arm um die Schultern zu legen und sie an mich zu ziehen.

Was zum Teufel ist nur mit mir los? Ich habe mich schon zu vielen Frauen hingezogen gefühlt und jede Menge Spaß mit ihnen gehabt, aber diesen unwiderstehlichen Drang, eine Frau einfach nur zu berühren, habe ich bisher noch nie verspürt. Ich bin nicht so der gefühlsduselige Typ.

Ehe ich dem Drang nachgebe, nimmt Kat meine Hand und küsst sie. Fuck, allein diese winzige Berührung lässt mich hart werden.

„Wofür war das?“

„Ich bin gestern fast ausgerastet“, antwortet sie und verschränkt ihre Finger mit meinen. „Danke, dass du mir geholfen hast, den Flug zu überstehen. Ich bin ja weggerannt, kaum dass die Türen auf waren, und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht bei dir bedankt habe.“

„Ich vermute mal, dass dir schlecht war.“

Sie errötet und senkt den Blick. „Gut geraten.“

„Ich habe dir gern beigestanden“, sage ich und küsse ihre Hand, bevor ich sie loslasse. Die Gefahr, eine Dummheit zu begehen, wie zum Beispiel sie hier über das Geländer zu beugen, ist einfach zu groß. Dabei würde ich nichts lieber tun.

„Sieht aus, als gehe es zum nächsten Weingut“, meint Kat, als die anderen aus unserer Gruppe nach draußen kommen und zum Bus schlendern. Wir folgen ihnen und setzen uns nebeneinander. Es fühlt sich so normal, so angenehm an, mit Kat zusammen zu sein, und zu meiner Freude endet es damit, dass wir den gesamten Tag gemeinsam verbringen, Wein probieren und durch die Weinberge wandern.

Und am Ende ein bisschen betrunken sind.

„So einen großen Jonny habe ich noch nie gesehen!“, ruft Kat und zeigt mir ihr Weinglas.

„Das haben mir schon viele gesagt“, witzele ich. Sie schnaubt nur und nippt an dem Wein.

„Der ist gut.“

„Sie sind alle gut.“

„Nein. Der eine auf dem letzten Weingut definitiv nicht.“

Sie zieht die Nase kraus, und ich beuge mich vor, um sie zu küssen.

„Du hast meine Nase geküsst.“

„Ja.“

„Wenn du viel Glück hast“, sie legt mir eine Hand auf den Oberkörper, „dann darfst du mich später auch noch an anderen Stellen küssen.“

„Die Nase reicht mir völlig.“

„Lügner.“

Ich grinse. „Ertappt.“

Sie kichert, während wir der Gruppe ins Freie folgen, um durch die langen Reihen mit Weinstöcken zu spazieren. Es ist ein wunderschöner Tag, nicht zu heiß, obwohl wir alle durch den Alkohol in unseren Adern ziemlich erhitzt sind. Kat läuft vorweg und berührt vorsichtig Blätter und Trauben. Sie bewegt sich wunderbar anmutig. Ob sie beim Sex wohl auch so anmutig ist?

Sie dreht sich zu mir herum. „Kommst du?“

„Nein“, antworte ich und schließe zu ihr auf. „Ich atme nur schwer.“

Sie runzelt kurz die Stirn und lässt die Worte sacken, ehe sie grinst. „Der war gut.“

„Fand ich auch.“

„Mir gefällt dein Humor. Nicht bissig, sondern einfach nur lustig.“

„Gut. Bissig ist ja schnell respektlos. Ich will einfach nur Spaß haben.“

„Das hab ich schon häufiger gehört“, erwidert sie und lacht über ihren eigenen schlechten Witz. „Es ist schön hier.“

„Ja.“ Ich starre Kat an.

„Soll das ein Versuch sein, mir ans Höschen zu gehen?“

„Ich glaube, du trägst gar kein Höschen.“

„Clever. Und sehr aufmerksam, das gefällt mir.“ Sie führt mich in eine Scheune, die der Besitzer in einen Lagerraum für Weinfässer umfunktioniert hat. „Oh, es geht doch nichts über den Geruch von Eichenholz in einem Weinkeller.“

„Stimmt.“ Der Mann, der unsere Tour leitet, beschreibt gerade, wie die Trauben zerstampft und dann in Fässer gefüllt werden und wie lange der Wein abschließend reifen muss. Der Kerl tut mir fast ein bisschen leid, dass er unsere Gruppe erst so spät am Tag herumführt, denn wir sind alle schon ein wenig angetrunken.

Schließlich entlässt er uns, damit wir uns noch auf dem Gelände umsehen können. Außerdem sind wir ins Haupthaus eingeladen, wo wir weitere Weine probieren und dazu Käse, Brot und Obst essen können, was, wie ich finde, eine gute Idee ist.

„Ist das hier das letzte Weingut für heute?“, will Kat von mir wissen.

„Ja. Danach geht es zurück ins Hotel.“

„Und zum Zimmerservice“, meint sie mit einem verträumten Blick auf ihrem bezaubernden Gesicht. „Ich bin hungrig. Du auch.“

„Ja.“

„Was wirst du dir bestellen?“

„Diese Art von Hunger meinte ich nicht“, entgegne ich und spüre, wie mein Schwanz zuckt, als sie die Augenbraue hebt und mir verführerisch zuzwinkert.

Muss wohl am Wein und an zu viel Sonne liegen, dass ich so offen bin und so hemmungslos mit Kat flirte.

Und natürlich – nicht zu vergessen – an dem Gefühl purer Lust, das ich empfinde.

Im Haupthaus ermutige ich Kat, etwas zu essen, und tue es ebenfalls.

„Ist dir schon mal aufgefallen, dass es anders ist, sich mit Wein zu betrinken als mit anderem Zeug?“, fragt Kat, während sie an einer Erdbeere knabbert.

„Inwiefern anders?“

„Wenn ich harte Sachen trinke, dann bin ich ganz schnell sturzbetrunken. Mein Gesicht kribbelt, und ich habe das Gefühl, keine Kontrolle mehr zu haben.“ Sie schluckt und trinkt einen Schluck aus der Wasserflasche, die ich ihr gegeben habe. „Bier hat wahrscheinlich die geringste Wirkung auf mich. Vielleicht trinke ich auch einfach zu wenig davon. Ich mag es einfach nicht.“

„Und wie fühlst du dich, wenn du Wein getrunken hast?“

Sie kneift ihre hübschen braunen Augen zusammen. „Das ist so ein langsames Brennen“, beginnt sie. „Mir wird warm. Die Wangen fühlen sich ein bisschen taub an.“ Sie beugt sich vor und lockt mich mit dem Zeigefinger näher, damit sie mir ins Ohr flüstern kann. „Sogar meine Klit fängt an zu kribbeln.“

Ich muss schlucken und streife mit den Lippen über ihre Schläfe. „Wenn du gerade versuchst, mich zu verführen, kann ich nur sagen, es funktioniert.“

„Ob ich es versuche? Nein. Ich wollte nur ehrlich sein.“ Sie tätschelt meine Wange. „Aber es ist gut zu wissen, dass es funktioniert.“

Mit diesen Worten schlendert sie davon. Ihre Absätze klackern auf dem Steinboden, und ihre Hüften schwingen in diesem engen Kleid hin und her. Wow, ich bin nicht sicher, ob ich die Fahrt zurück zum Hotel überleben werde.

Kat blickt über die Schulter, als sie mich den Flur entlang zu ihrem Hotelzimmer führt. „Gibt es eine Wiederholung von gestern Abend?“

„Du meinst, ob ich wieder deine Wange küsse und verschwinde?“

„Genau.“

„Das will ich nicht hoffen.“ Ich seufze theatralisch. „Es hat mich fast umgebracht.“

„Warum bist du dann gegangen?“

„Weil ich ein Idiot bin.“ Ich fahre mir durch die Haare. Sie schließt die Tür auf und geht vor mir hinein. „Bist du dir wirklich sicher?“

„Pass auf, ich erklär dir was.“ Sie wirft ihre Tasche auf einen Tisch und dreht sich, die Hände in die Hüften gestemmt, zu mir herum. „Dies hier ist mein Sexurlaub.“

„Wie bitte?“

„Sexurlaub“, wiederholt sie und beginnt, ihr Kleid aufzuknöpfen, was mir einen trockenen Mund beschert. „Meine Freundinnen und ich haben uns das überlegt. Ich bin weit weg von zu Hause, also wird der Typ, mit dem ich Sex habe, nicht ständig bei mir aufkreuzen. Ich kann beidseitig zufriedenstellenden Sex mit jemandem haben, der mir gefällt. Und das war’s dann.“

„Das klingt ja fast zu schön, um wahr zu sein“, meine ich. „Du hast also nichts dagegen, mit mir während dieser Woche ins Bett zu gehen? Erwartest nicht, dass mehr daraus wird, und findest es auch nicht schlimm, wenn du mich anschließend nie wieder zu Gesicht bekommst?“

„Ganz genau.“ Sie nickt.

„Unter einer Bedingung“, sage ich und kann es kaum erwarten, endlich meine Hände auf ihren Körper zu legen.

„Sag schnell, ich hab das Kleid fast ausgezogen, und ich trage keinen Slip.“

„Oh Gott.“ Ich muss noch einmal schlucken und wische mir mit den Fingern über den Mund. „Ich bin der Einzige, mit dem du es auf dieser Reise treibst.“

„Ich bin doch keine serienmäßige Sexurlauberin“, erklärt sie ernst. „Das war’s?“

„Das Ganze führt nicht in eine feste Beziehung, das ist nämlich nichts für mich“, verdeutliche ich noch einmal, damit das unmissverständlich klar ist. „Ich mag dich, aber ich werde dir nach dieser Konferenz nicht hinterherlaufen.“

„Hast du die Bedeutung des Sexurlaubs nicht verstanden?“

„Doch, habe ich; ich wollte nur sicherstellen, dass du mich auch verstehst. Ich finde dich anziehend, ich werde die Zeit mit dir genießen, und ich werde dich die ganze Woche lang bis zum Umfallen vögeln, aber das war’s dann auch.“

„Fantastisch.“ Sie lässt das Kleid fallen, sodass es sich zu ihren Füßen bauscht, und steht jetzt lediglich mit einem schwarzen Push-up-BH vor mir. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.

„Zieh den BH aus.“

Sie beißt sich auf die Unterlippe und gehorcht. Der BH fällt zur Seite, und ich muss einmal tief durchatmen. Ihre Haut ist perfekt. Hell und seidig weich. Ihre Nippel sind tiefrosa und bereits hart. Ihr Körper ist an all den richtigen Stellen gerundet, und sie ist selbstbewusst und stolz genug, um gar nicht erst zu versuchen, sich zu bedecken.

„Verdammt, du bist schön!“

„Und du hast eindeutig zu viel an.“

Sie kommt zu mir und nimmt die Sache selbst in die Hand. Sie zieht mir das Hemd über den Kopf und leckt sich ihren Weg über meinen Oberkörper, während sie die Jeans über meine Hüften streift.

„Und ganz offensichtlich trägst du auch nicht gern Unterwäsche“, meint sie lächelnd, als mein Schwanz aus der Jeans schnellt und ihr fast ins Gesicht peitscht. Sie umschließt ihn mit der Hand und lässt ihre Zunge mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung von meinen Eiern bis zur Spitze gleiten. Wow, mir stockt fast der Atem.

„Dem Himmel sei Dank für die nicht vorhandene Unterwäsche“, murmele ich und vergrabe meine Finger in ihrem Haar. „Dabei habe ich dich noch nicht einmal geküsst.“

„Dazu bekommst du schon noch Gelegenheit“, erwidert sie, ehe sie richtig zur Sache geht. Sie saugt und holt mir einen runter, dass ich mich, wäre ich zehn Jahre jünger, jetzt vermutlich richtig blamieren würde. Stattdessen packe ich sie an den Schultern und ziehe sie hoch, bis sie die Beine um meine Taille schlingen und ich sie zum Bett tragen kann. Endlich kann ich sie auch wie wild küssen.

„Du küsst gut“, flüstert sie an meinen Lippen.

„Du auch.“ Ich lege sie aufs Bett und küsse sie weiter, knabbere an ihren Lippen, an ihrem Mundwinkel und presse zarte Küsse auf ihren Hals und das Schlüsselbein. „Oh Gott, du schmeckst köstlich.“

„Du auch, besser sogar als Wein.“ Sie schnappt nach Luft, weil ich einen ihrer Nippel in den Mund gesogen habe und gleich darauf mit einem lauten Plopp wieder loslasse. „Himmel, das ist gut.“

„Nicht zu hart?“

„Es kann gar nicht zu hart sein, Mac“, meint sie, vergräbt die Finger in meinen Haaren und zieht einmal fest daran. Ich grinse und beiße in ihren Nippel, bevor ich feuchte Küsse auf ihrem Bauch, ihren Rippen und ihrem Nabel verteile.

„Der steht ja vor.“

„Bei dir auch“, meint sie lachend.

„Das ist nicht mein Nabel, Schätzchen.“ Dafür beiße ich sie in den Bauch, was sie stöhnen und sich winden lässt. Verdammt, sie reagiert so was von herrlich sinnlich. „Vielleicht sollte ich dich dafür bestrafen.“

„Oh ja, bitte“, meint sie und nickt heftig. „Ich bin ein ganz unartiges Mädchen.“

„Du bist ein beschwipstes Mädchen“, erinnere ich sie und knabbere mich an ihrem Oberschenkel entlang. „Du duftest ganz köstlich.“

„Ich bin gar nicht mehr so betrunken“ Sie stellt einen Fuß auf meine Schulter und hebt die Hüften, um mir ihren Schoß darzubieten. Natürlich enttäusche ich sie nicht. Mit beiden Händen packe ich ihren Hintern und lecke über ihren glatten Schamhügel. Kat keucht auf und zieht noch heftiger an meinen Haaren. „Gott, bist du gut darin.“

Ich lächele, das Gesicht noch immer in ihrem Schoß vergraben, ehe ich mit dem Mund über ihre Schamlippen gleite und meine Zunge in ihr versenke. Im nächsten Moment nehme ich ihre Klit in den Mund und sauge hart. Als ich mit zwei Fingern in sie eindringe, kommt Kat unter mir. Sie schreit auf und wirft den Kopf hin und her.

Wie ein verdammter Schraubstock umschließt sie meine Finger. Ich will endlich in ihr sein. Kann es kaum noch erwarten.

Aber ich will auch nicht, dass das hier zu schnell vorbei ist.

Gemächlich küsse ich mich wieder an ihrem Körper hinauf. „Na sieh mal einer an, wie hübsch du für mich errötest, Kat.“

„Ich kriege die Augen nicht mehr auf“, keucht sie. „Ich bin nicht einmal davon überzeugt, dass ich noch am Leben bin.“

Ich kneife sie in einen Nippel, sodass sie aufschreit. „Tot bist du jedenfalls nicht.“

„Gott sei Dank.“ Sie fährt mir mit den Händen über Schultern und Arme. „Verhütung?“

„Das ist das Aufregendste, was je ein Mensch zu mir gesagt hat.“

Sie verzieht das Gesicht und kreist mit den Hüften, sodass ich mich kaum noch beherrschen kann.

„Ich nehme zwar die Pille, aber dies hier ist ein Sexurlaub, und ich habe nicht die Absicht, irgendein Risiko einzugehen. In meinem Koffer sind Kondome.“

„Wie mir scheint, bist du gut vorbereitet aufgebrochen.“ Ich ziehe mit meiner Zunge eine Spur über ihren Arm und knabbere an der Innenseite ihres Ellenbogens. „Eine Frau, die vorausschauend denkt. Gefällt mir.“

„Ich bin eine Planerin“, stimmt sie zu. „Und wenn du nicht in Windeseile ein Kondom auf dieses Monster von Schwanz ziehst und mich fickst, bis ich nicht mehr geradeaus gucken kann, haben wir ein Problem.“

Ich grinse sie an, streiche ihr die wilden Locken aus dem Gesicht und küsse sie ausgiebig und nicht gerade zärtlich. Erst als wir beide nach Luft ringen, lasse ich von ihr ab.

„Ich werde nicht sonderlich zart mit dir umgehen.“

„Hoffentlich sind das nicht nur leere Versprechen.“

3. Kapitel

Kat

Ich weiß nicht, womit ich mir Mac als Sexurlaubs-Partner verdient habe, aber was immer es ist: Ich würde es mit Begeisterung wieder und wieder tun, wenn das dabei herauskäme. Der Mann ist der personifizierte Sex. Der Körper, der sich unter seiner lässigen Kleidung versteckt, ist der Hammer. Ich könnte ihn den ganzen Tag lang einfach nur berühren.

Okay, das stimmt nicht ganz. Es würde nämlich innerhalb von Sekunden zu Sex führen, aber verdammt, auch darüber würde ich mich nicht beschweren.

Er klettert von mir runter und geht hinüber zu meinem Koffer. „Hier drin?“

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