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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

hier erhältlich:

Könnte es einen besseren Ort zum Lernen und Leben geben als eine Raubritterburg? Nein, finden die Schüler und Lehrer der Jungenschule in Neustadt und ziehen kurzerhand in die geheimnisumwitterte Burg Schreckenstein. In dem uralten Gemäuer mit Folterkammer und Burgfried wird selbst der Unterricht zum Abenteuer! Außerdem befindet sich zur Freude der Jungs ganz in der Nähe das Mädcheninternat Schloss Rosenfels, dessen Schülerinnen willkommene Opfer für eine Menge lustiger Streiche sind. Und egal, was passiert, eins steht fest: Die jungen Ritter halten zusammen wie Pech und Schwefel!


  • Erscheinungstag: 17.10.2013
  • Aus der Serie: Burg Schreckenstein
  • Bandnummer: 02
  • Seitenanzahl: 160
  • Altersempfehlung: 10
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505132247

Leseprobe

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Ein Abenteuer mit ungeahnten Folgen

Die Schule auf der alten Ritterburg Schreckenstein bestand nun schon seit einem Jahr. Eigentlich war es nur eine Notlösung gewesen, denn die Schulraumnot in Neustadt war ohne Beispiel, und deshalb war ein Teil der Schule auf der Burg Schreckenstein untergebracht worden. Wie hatten sich die Jungen auf der Ritterburg verändert! Wenn ihnen früher einer gesagt hätte, sie würden nicht mehr abschreiben, so hätten sie ihn nur mitleidig angelächelt, mit dem Finger an die Schläfe getippt und geantwortet: „Du hast wohl ’n Loch in deinem Radarschirm!“

Und jetzt schrieben sie tatsächlich nicht mehr ab. Wie es dazu gekommen war, wusste keiner genau. Es musste an der Burg liegen. Die Jungen hatten sich den früheren Bewohnern angepasst und waren Ritter geworden, ehrliche und faire Kerle, die für ihre Taten und Untaten einstanden.

„Dampfwalze“ war immer noch der Stärkste und der Größte. Aber den Kugelstoßrekord hatte er nicht mehr, seit … ja, seit damals dieser Neue, dieser Stephan Breuer gekommen war. Scheinbar nur ein Angeber mit einem Akkordeon und einem Tonbandgerät. Aber Stephan war härter, es steckte viel mehr in ihm, und bald wurde er einer der angesehensten Ritter auf der Burg. Sein bester Freund war und blieb Ottokar, der ständig seine eigenen Essrekorde überbot. Beide ergänzten sich großartig. Stephan hatte „Köpfchen“ und Ottokar war der Praktiker.

Beide waren zur Geburtstagsfeier ihres Lehrers, Doktor Waldmann, eingeladen. Das war wohl ehrenvoll, aber nach allem, was sie miteinander erlebt hatten, war es eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit. Und so ungleich das Kleeblatt – Doktor Waldmann mit seiner Tochter Sonja, Stephan und sein Freund Ottokar – auch sein mochte, es hielt zusammen. Schließlich war es diesen vier zu danken, dass die Schule auf der Burg überhaupt noch bestand. Ottokar musste das wohl gerade besonders stark empfinden, denn er schnitt sich noch ein sechstes Stück Torte ab. Nachdem er das Stück verdrückt hatte, sagte er: „Ja, das waren noch Zeiten!“, als läge seine Schulzeit mindestens schon zwanzig Jahre zurück. Dann säbelte er sich, ohne weiter zu fragen, das siebte Stück von Doktor Waldmanns Torte ab.

„Wohl bekomm’s!“, bemerkte Sonja anzüglich und kam damit ihrem Vater, Doktor Waldmann, zuvor.

Doch Ottokar war nicht auf den Mund gefallen. „Ich muss essen, sonst langweilen sich meine Zähne!“, gab er zurück.

Um Sonja ein bisschen abzulenken, fragte Stephan: „Was machst du eigentlich jetzt?“

„Ich habe eine Stelle als Musiklehrerin.“

„Moderne Musik?“

„Moderne und klassische – in einem Mädchenpensionat.“

„In einem Mädchenpensionat?“ Stephan verzog missbilligend den Mund.

„Ja, hier direkt gegenüber, am anderen Ufer vom See.“

„Du in einem Mädchenpensionat? Das ist ja wohl das Allerletzte!“ Ottokar starrte sie verblüfft an.

Doktor Waldmann zog es vor, sich nicht in diese Unterhaltung einzumischen, und schaute auf die Uhr. „Kinder, es ist ja schon zehn Uhr! Da haben wir uns aber ganz schön verquatscht!“ Und zu seiner Tochter gewandt: „Wie kommst du überhaupt nach Hause?“

„Der letzte Omnibus ging 8.15 Uhr ab ‚Drei Tannen‘“, gab Sonja kleinlaut zurück.

Stephan und Ottokar sahen einander an. Beide hatten denselben Gedanken. „Wir werden dich hinüberrudern!“, sagten sie fast gleichzeitig.

Sonja war begeistert: „Prima! Ich habe gar nicht daran gedacht, dass ihr jetzt Boote habt.“ Dabei sah sie ihren Vater bittend an.

„Na schön“, nickte der, was ein großer Vertrauensbeweis war, „aber macht mir keine Dummheiten und kommt sofort zurück. Ich kann es sonst vor Direktor Meyer nicht verantworten.“

„Bei Nacht kann man sich auf uns verlassen, das weiß der Rex“, antwortete Stephan und stand auf.

Ein Kuss zwischen Vater und Tochter und ein herzliches „Dankeschön für die Torte“ von Stephan und Ottokar – und schon schlichen sie den Hang zum Bootssteg hinab. Ottokar machte ein Boot los, und Stephan half Sonja beim Einsteigen.

„Ihr seid richtige Kavaliere“, sagte das Mädchen, als sie in den pechschwarzen See hinausstachen.

Die beiden schwiegen. Sonja war schon fünfundzwanzig, und Mädchen ihres Alters haben meist überhaupt kein Verständnis für Jungen. Aber Sonja war eine Ausnahme: kameradschaftlich, furchtlos und schlagfertig, dass man sich schon anstrengen musste, vor ihr zu bestehen.

„Wie ihr da hinüberkommen wollt, ist mir schleierhaft“, sagte sie nach einer Weile. „Ich wär schon längst wieder umgekehrt.“

Man konnte tatsächlich kaum die Hand vor den Augen sehen, aber Stephan und Ottokar hatten genug seemännische Erfahrung, um zuversichtlich zu sein. Wenn sie zusammen ruderten – das hatten sie x-mal probiert –, fuhr der Kahn kerzengeradeaus. Der Grund hierfür war ihr ideales Kräfteverhältnis. Stephan, der Rechtshänder war, zog immer ein bisschen nach links, was Ottokar als Linkshänder wieder ausglich. Und da sie parallel zum Bootssteg abgelegt hatten und der Kappellsee keinerlei Strömungen aufwies, konnte eigentlich nichts schiefgehen. Aber je länger die Fahrt dauerte, desto gespenstischer wurde sie.

„Wenn wir wenigstens eine Taschenlampe hätten“, sagte Sonja, der es nun doch mulmig wurde.

„Du willst wohl die Fische wecken?“, fragte Stephan. „Natürlich haben wir eine, aber wenn wir die jetzt anmachen, fahren wir bestimmt im Kreis.“

„Und wenn wir auflaufen? Drüben hat’s Felsen!“

Doch Stephan war nicht aus der Ruhe zu bringen. „Einmal rüber sind bei uns 4763 Ruderschläge, und jetzt haben wir erst …“

„2491 … 2492“, fiel Ottokar laut ein. Auch er zählte mit.

„Ihr Männer denkt eben ganz anders“, sagte Sonja und schien wieder beruhigt. Und schweigend, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, legten sie die zweite Hälfte der Strecke zurück. Doktor Waldmann hatte wirklich großes Vertrauen zu den beiden oder, was auch möglich war, keinerlei Erfahrung mit nächtlichen Ruderpartien.

Bei Ruderschlag 4750 wurde es plötzlich kühler, und die Luft roch nach Wald. Da zogen sie die Ruder ein und machten Licht.

Es war mäuschenstill. Wie die Schleppe eines Geisterhemdes glitt der Lichtkegel über das Wasser. Schemenhaft begann sich das Ufer abzuzeichnen.

„Da!“, entfuhr es Sonja. „Die Felszacke kenne ich. Jetzt nach rechts, noch fünfzig Meter, dann zwischen den Trauerweiden durch. Das habt ihr fantastisch gemacht!“

Stephan und Ottokar folgten ihrer Anweisung. Die Zweige der Weiden hingen bis aufs Wasser herunter, dass man sie wie einen Vorhang beiseite schieben musste. Doch dann öffnete sich plötzlich eine Bucht von beachtlichen Ausmaßen. Auch ein Bootshaus mit Steg gab es hier.

„Mensch, das wär der richtige Hafen für uns!“, staunte Ottokar und nahm damit Stephan die Worte aus dem Mund. Sie legten am Steg an, und Sonja sprang sofort aus dem Boot.

„Wohnst du auch in der Teenager-Burg?“, fragte Ottokar, während er den Kahn festband.

„Pst, nicht so laut“, zischte Sonja. „Du weckst ja alle auf! – Geht jetzt, hier kenne ich mich aus und …“

„Nein“, unterbrach Stephan und hielt sie am Handgelenk fest, „du hast gesagt, wir seien Kavaliere, und ein Kavalier lässt keine Dame nachts allein durch den Wald latschen. Wir bringen dich an Ort und Stelle.“

Sonja wurde in die Mitte genommen, und so stiegen sie den steilen Pfad hinauf, der vom Steg in den Wald führte.

„Mach wenigstens das Licht aus!“, bat Sonja, die auf einmal sehr unruhig wurde.

Schweigend schritten die drei durch den Wald hinauf, bis der Boden eben wurde und sie auf eine Lichtung traten.

„So“, flüsterte Sonja, „vielen Dank.“ Und weg war sie.

Die beiden Jungen blieben stehen.

„Hmm“, brummte Ottokar nach einer Weile, „wo wir nun schon einmal da sind …“

„… wird es unseren Geschichtslehrer besonders freuen, wenn wir uns die Gemäuer etwas näher betrachten“, vollendete Stephan den Satz.

„Dem ist so“, fügte Ottokar geschwollen hinzu.

Schloss Rosenfels, das Mädchenpensionat, schien kleiner zu sein als Burg Schreckenstein. Es war ein quadratischer Bau, zweigeschossig und mit einem schlanken runden Turm an jeder Ecke.

Renaissancestil, dachte Stephan im Anschleichen, eine Feststellung, die seinen Geschichtslehrer wirklich erfreut hätte. Aber der schlief ja gerade. Auch hier schlief alles, und wenn man stehen blieb, so war einem, als hörte man viele gleichmäßige Atemzüge durch die offenen Fenster. Neben dem Hauptgebäude wurde jetzt noch ein zweites, eine Art Schuppen, sichtbar. Stephan stupste Ottokar mit dem Ellenbogen an, und sie gingen hin. Plötzlich tat es einen dumpfen Stoß, und Stephan rieb sich das Schienbein. Als Ottokar sich bückte und bei vorgehaltener Hand einen schmalen Lichtstrahl aus seiner Taschenlampe zwischen den Fingern durchließ, fing er unvermittelt zu lachen an.

„Schau mal!“, flüsterte er.

An der Längsseite des Schuppens lag eine Leiter, deren Spitze noch etwa einen Meter über die Ecke hinausragte.

Jetzt musste auch Stephan lachen. „Wie beim Ostereiersuchen! Dann soll es wohl sein, dass wir einsteigen“, kicherte er.

Und wie immer in Augenblicken, wenn man es nicht soll, mussten die beiden derartig lachen, dass sie sich auf den Boden setzten und die Hand vor den Mund hielten, bis sie sich beruhigt hatten. Dann nahmen sie die Leiter auf und suchten ein passendes Fenster. An einer Stelle, wo man einigermaßen etwas sehen konnte, wurde sie angelegt. Stephan kletterte hinauf. Vorsichtig, den Atem anhaltend, schob er sich von Sprosse zu Sprosse empor. Kurz vor dem Ziel hielt er nochmals inne, um zu lauschen. In diesem Moment wurde von drinnen ein lautes, tiefes Schnarchen vernehmbar. Das kann kein Mädchen sein, dachte er, während ihm vor Aufregung die Knie zitterten. Also machte er auf der Leiter kehrt und rutschte hinunter.

„Schon wieder da?“, wunderte sich Ottokar, indem er den Freund auffing.

„Da oben schnarcht eine wie ein Walross!“

Schleunigst hoben sie die Leiter weg und bogen um die Ecke, um etwas zu verschnaufen. Plötzlich fiel ihnen ein langer, dunkler Schatten an der Mauer auf. Stephan deutete in die Richtung, und Ottokar trat vorsichtig näher.

„Es ist nur ein großer Holzstoß“, meldete Stephan, als er zurückkam. „Na, dann los. Jetzt bist du dran!“ Erneut wurde die schwere Leiter aufgerichtet und leise an einem offenen Fenster angelegt.

Diesmal stieg Ottokar hinauf. Stephan hielt die beiden Holme fest und wartete. Lange war es ruhig, so lange, dass er fast schon unruhig wurde. Endlich kam ein leises „Ssssst“ von oben. Die Luft schien also rein zu sein, und er stieg nach. Als er oben ankam, stand Ottokar drinnen im Zimmer vor einem Tisch und leuchtete mit der Taschenlampe auf ein Papier, das er in der Hand hielt.

„Ist ’ne Klasse“, sagte er, ohne aufzusehen, „hier!“

Damit drückte er Stephan ein Schulheft in die Hand. Er nahm es und blätterte darin. Es war fast voll, mit einer typischen Mädchenschrift geschrieben. Ottokar ging hinter ihm vorbei, setzte sich auf das Fensterbrett und ließ die Beine hinausbaumeln.

„Du, hör mal“, sagte Stephan plötzlich, „fünf – fünf – vier – vier bis fünf, scheint ’ne Kollegin zu sein, diese …“, er klappte das Heft zu und las den Namen auf dem Etikett: „… diese Beatrix Lebkowitz.“

„Und was jetzt?“, fragte Ottokar. „Irgendetwas müssen wir doch machen.“

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