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Am Anfang war die Liebe: Sinnliche Spiele im Büro

hier erhältlich:

Die Liebe ist stärker als alle Hindernisse!

Seit Jane von einem Kollegen belästigt wurde, trägt sie einen falschen Ehering, um ihre Ruhe zu haben. Doch diese Idee bereut sie schnell, als sie ihren attraktiven neuen Boss Spencer kennenlernt …


  • Erscheinungstag: 01.09.2015
  • Seitenanzahl: 120
  • ISBN/Artikelnummer: 9783956494703
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nancy Warren

Am Anfang war die Liebe: Sinnliche Spiele im Büro

Aus dem Amerikanischen von Jana Jaeger

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Fringe Benefits

Copyright © 2003 Nancy Warren

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya GAuse

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München

ISBN eBook 978-3-95649-470-3

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

Jane Stanford heiratete am Freitag. Die Feier bestand darin, dass sie ihre beste Freundin Alicia Margolin zum Essen ausführte.

Amüsiert sah Jane zu, wie Alicia die Tagesmenüs auf der Tafel studierte. Sie hatte ein schickes, neues Fischrestaurant in Vancouvers angesagtem Stadtteil Yaletown ausgesucht.

“Ich habe einen Riesenhunger. Das Lokal soll sagenhaft sein, leider ist Chuck zu geizig, um mich hierher einzuladen”, beklagte sich Alicia. Sie musterte die schwarz getünchte Decke mit den Fabriklampen aus Edelstahl, die Ledertapeten an den Wänden, die Bodenfliesen und die blank polierten Tische aus Zedernholz, als wollte sie sich jede Kleinigkeit für immer einprägen. “Was er wohl sagt, wenn ich ihm das hier alles beschreibe? Feiern wir eigentlich die Tatsache, dass du nicht mehr mit mir zusammenarbeiten musst?”

Jane lächelte zweideutig. “Wir haben etwas zu feiern, aber nicht das.”

Alicia machte große Augen. “Hast du einen neuen Job?”

“Noch nicht.” Janes Magen krampfte sich zusammen. Ich darf jetzt nicht der Vergangenheit nachtrauern, ermahnte sie sich. Dies sollte der erste Schritt in eine bessere Zukunft sein. Theatralisch wedelte Jane mit der linken Hand vor Alicias Gesicht herum. Am Ringfinger funkelte ein breiter goldener Ring, der mit Brillanten besetzt war.

Alicia verschlug es die Sprache.

“Ich habe geheiratet.”

“Was?” Mehrere Gäste drehten sich neugierig nach der schrillen Stimme um. Alicia verlegte sich aufs Flüstern und fragte aufgeregt: “Wann? Und wieso weiß ich nichts davon? Warum hast du mich nicht eingeladen? Bin ich nicht deine beste Freundin? Und …”, Alicia hielt inne, um Luft zu holen, “… wer zum Teufel ist der Mann?”

Jane beschloss, die letzte und wichtigste Frage zuerst zu beantworten. “Er ist der beste Ehemann der Welt.” Sie lehnte sich zurück und dachte an ihren perfekten Gatten. “Er klappt jedes Mal den Toilettendeckel herunter, er lässt keine getragene Kleidung im Haus herumliegen, er trinkt nicht, er raucht nicht und spielt nicht.” Dann setzte sie noch hinzu: “Und ich darf alles kaufen, was mir gefällt.”

“Was du nicht sagst! So einen Kerl gibt es nicht.”

Jane strahlte. “Genau.”

“Was meinst du mit ‘genau’?”

“Ich kam auf die Idee, nachdem ich meine Kündigung bekommen hatte”, begann Jane.

“Hör mal, Honey, das hat dich sicherlich schwer getroffen. Aber wenn du diesen Owen geheiratet hast, der die ganze Zeit mit den Innereien von Fischen hantiert …”

“Er ist Meeresbiologe. Aber nein, Owen habe ich nicht geheiratet. In Wirklichkeit bin ich überhaupt nicht verheiratet. Ich tue nur so.”

In diesem Moment kam der Kellner. Ungeduldig wartete sie, bis er die Speisen abgestellt hatte. Dann fragte sie: “Hast du den Verstand verloren?”

“Keineswegs”, entgegnete Jane. “Ich habe es satt, von Nervtötern wie Phil Johnson belagert zu werden, nur weil ich Single bin und beruflich viel reisen muss. Männer wie Phil betrachten es als persönliche Herausforderung, mich ins Bett zu bekommen. Ich habe Kurse in Selbstverteidigung belegt – daher hat Phil übrigens sein blaues Auge – ich kleide mich züchtig wie eine Nonne …”

“Es liegt an deinem Aussehen”, unterbrach Alicia. “Selbst wenn du eine Nonne wärst, würden die Männer dir nachlaufen.” Sie biss in eine Garnele. “Wenn ich nicht deine beste Freundin wäre, würde ich dich hassen.”

“Verheiratete Frauen werden nicht ständig angemacht. Nimm dich zum Beispiel.”

“Wenn ich es mir überlege, hasse ich dich wirklich.”

“Mit einem Ehemann daheim muss ich nicht dauernd Ausreden erfinden, wenn ich an einem Mann nicht interessiert bin. Auf diese Weise würde ich die Vorteile der Ehe genießen, ohne einen Mann am Hals zu haben. Wie findest du das?”

“Ich finde, das ist das Dümmste, was ich je gehört habe”, erwiderte Alicia. “Was ist mit der Hochzeitsnacht?”

Jane hob das Kinn. “Die verbringen wir beide gerade zusammen.”

Alicia verzog den Mund. “Einen Vorteil der Ehe scheinst du offensichtlich zu übersehen.”

“Wenn du Sex meinst, habe ich genauso viel Spaß an einem alten Film im Fernsehen und muss mir hinterher kein Schnarchen anhören.”

“Und was ist, wenn du einem Mann begegnest, bei dem du plötzlich Schmetterlinge im Bauch hast?”

“Dann gehe ich zum Tierarzt.”

“Du warst offensichtlich noch nie verliebt.” Liebevoll strich Alicia über Janes Wange. “Red nicht so. Es gibt so viele nette Männer.”

Warum taten Verheiratete immer so, als litte sie an einem Mangel? Natürlich gab es nette Männer. Es gab auch treue Dackel und sprechende Papageien. Aber weder an dem einen noch an dem anderen hatte Jane Bedarf.

“Ich will keine Liebe, sondern möchte Karriere machen. Ich möchte ernst genommen werden und etwas erreichen. Bei den ständigen Versuchen meiner Mutter, mir den ‘Richtigen’ zu besorgen, und meinen zahllosen Verabredungen hätte ich mich doch längst schon verlieben müssen.”

“Versteh doch, die Kündigung hat dich mitgenommen. Ich finde, du solltest auf sexuelle Belästigung klagen.”

Jane seufzte. “Ich habe bereits mit meinem Anwalt gesprochen. Johnson eine runterzuhauen war unklug. Wenn ich ihn jetzt anzeige, verklagt er mich wegen Gewalttätigkeit. Du weißt, wie hinterhältig er ist. Außerdem war niemand dabei, als er im Lift meinen Busen begrabscht hat, aber viele haben gesehen, wie ich ihm eine verpasst habe.”

Alicia lachte. “Er flog wie angeschossen aus dem Lift, mit blutender Nase. Das Bild werde ich nie vergessen.” Sie wurde wieder ernst. “Deine Entlassung war unfair.”

“Allerdings.” Es war ungerecht, wie schnell der elende Kerl ihre Karriere hatte beenden können, weil ihr Boss Johnson geglaubt hatte! Jane hatte so hart gearbeitet und sich an alle Regeln gehalten – die Regeln einer Männerwelt. Aber jetzt hatte sie einen Mann an ihrer Seite – ihren fiktiven Ehemann. “Ich sehe das Ganze als ausgleichende Gerechtigkeit.”

“Es könnte funktionieren, wenn du nicht so eine schlechte Lügnerin wärst”, meinte Alicia nachdenklich.

“Ich lüge nie.”

“Eben. Für eine Verkaufsmanagerin bist du viel zu ehrlich.” Alicia lachte. “Weißt du noch, als du meine Überraschungsparty geheim halten solltest?”

“Ich habe keiner Menschenseele etwas verraten.”

Alicia schnaubte. “Honey, immer wenn du mir einen Bären aufbinden wolltest, habe ich es dir an der Nasenspitze angesehen. Glaub mir, du bist nicht geschaffen für ein Doppelleben.”

“Das mit dem Ehemann ist kein Doppelleben, sondern nur eine kleine Notlüge. Ich schade niemandem damit. Und die Vorteile überwiegen bei weitem.” Jane war fest entschlossen, ihren Plan auszuführen. Um ihrer Karriere willen. Sie hob ihr Glas. “Trinken wir auf Mr. Stanford.”

Alicia ließ ihr Glas stehen. Ihre sonst so heitere Miene war düster. “Johnson erzählt überall herum, der Vertrag, den wir demnächst mit Marsden Holt abschließen werden, ginge auf sein Konto.”

Jane setzte ihr Glas ab. “Ich weiß. Dabei habe ich wie verrückt dafür geschuftet. Die Firma hatte gerade erklärt, dass sie das neue Lagerhaltungssystem höchstwahrscheinlich kaufen würde, als Johnson mich im Lift betatscht hat – ‘zur Feier des Tages’.”

“Ich könnte schreien vor Wut. Nicht zu fassen, dass er damit durchkommt!” Alicia spießte eine Garnele mit der Gabel auf.

“Kommt er vielleicht ja gar nicht.”

Erstaunt sah Alicia auf.

“Ich habe am Montag ein Bewerbungsgespräch bei ‘Datatracker’.”

“‘Datatracker’? Ich habe einen Artikel über den Geschäftsführer gelesen. Spencer Tate gehört zu den ganz Großen in der Computerbranche. Und er ist süß. Er hat das Gehirn von Bill Gates und das Aussehen von Harrison Ford. Des jungen Harrison Ford, meine ich.”

“Echt? So jung wie in Star Wars?”

“Etwas älter schon. Trotzdem, lass deinen Ring zu Haus.”

“Vermutlich ist er verheiratet. Noch schlimmer, als mit einem verheirateten Mann zu schlafen, ist es, mit seinem Boss zu schlafen. Mir ist es Ernst mit meinem Job. Ein Verhältnis mit dem Chef ist der Tod jeder Karriere.”

“Könntest du nicht …”

“Er soll sich bloß meine Bewerbung ansehen. Seit ein paar Jahren ist ‘Datatracker’ unser – ich meine, euer – schärfster Konkurrent.” Jane trommelte mit ihren gepflegten Fingernägeln auf die Tischplatte. “Ich halte mich zwar nicht für rachsüchtig, aber Johnson würde ich gern eins auswischen.”

“Hoffentlich wirbst du alle unsere Kunden ab”, bemerkte Alicia. “Und dann holst du mich nach.”

“Lass uns das Vorstellungsgespräch abwarten. Allerdings habe ich mich bei ‘Datatracker’ schon mit einigen Leuten aus der Verkaufsabteilung unterhalten”, gestand Jane. “Ich möchte ein Gefühl für die Firma entwickeln, und sehen, ob ich da hineinpasse. Noch eine Fehlentscheidung kann ich mir nicht leisten.”

Alicia nickte. “Prüf nach, wie sie es mit sexueller Belästigung halten.”

Als sie gingen, langte ein Mann im Anzug an Jane vorbei und hielt ihnen die Tür auf. Mit einem dankbaren Lächeln drehte sie sich um. Der Mann hatte einen Freund dabei, sie wirkten wie Touristen.

Der Mann an der Tür zwinkerte ihr zu. Der andere trat näher. “Hey, wie wär’s, wenn wir …”

Jane hob die linke Hand, so dass man ihren Ring sah. “Wir sind verheiratet”, gab sie knapp zurück.

“Schade.” Der Mann wich prompt zurück. “War ja nur eine Frage.”

Beim Hinausgehen flüsterte Jane ihrer Freundin zu: “Findest du meine Idee noch immer so dumm?” Sie selbst fand ihre Idee jedenfalls exzellent. Der imaginäre Mr. Stanford war ihr Garant für eine strahlende Zukunft.

Jane drehte an ihrem Ring und wünschte, er würde ihr sowohl Glück bringen als auch lästige Annäherungsversuche abwehren. Als ihr Name aufgerufen wurde, erhob sie sich.

“Wenn Sie mir bitte folgen wollen?”

Die junge Frau führte sie durch ein Labyrinth von kleinen Büros, in denen Computerspezialisten auf ihren Tastaturen herumhackten. Schließlich gelangten sie ins Chefzimmer.

Verwirrt musterte Jane das Chaos in Spencer Tates Büro. Ebenso überrascht war sie von dem großen dunkelhaarigen Mann, der hinter dem überladenen Schreibtisch hervorkam. Er war jünger als erwartet – etwa Mitte dreißig. Sein Händedruck war warm und fest.

“Spencer”, stellte er sich locker vor. Er hatte eine erstaunlich weiche Stimme, obwohl er den Ruf eines Workoholics hatte. Dann lächelte er, und das war eine weitere Überraschung. Einem Mann mit so viel jungenhaftem Charme würde man jede Schandtat verzeihen.

Jane erwiderte das Lächeln. “Jane Stanford.”

Spencer Tate wies auf einen grauen Ledersessel, nahm einen Ordner und setzte sich, anstatt sich hinter dem Schreibtisch zu verschanzen, in den Sessel neben Jane.

Während er in dem Ordner blätterte, betrachtete Jane ihn näher. Als Erstes fiel ihr auf, dass er dringend zum Friseur musste, denn seine Haare waren viel zu lang. Sein Hemd war zerknittert und ein wenig aus dem Hosenbund gerutscht.

Sein Körper dagegen war tadellos in Form, was man wiederum von seinem Schreibtisch nicht sagen konnte: stapelweise Papier und drei Computer, die um die Wette summten. An der Wand dahinter eine Tafel, übersät mit unverständlichen Zeichen, die Einstein zur Ehre gereicht hätten. Das Ganze sah mehr nach einer Entwicklungsabteilung aus – wo, wie Jane wusste, Spencers Karriere begonnen hatte – als wie die Kommandozentrale eines schnell wachsenden Unternehmens.

Er räusperte sich und sah sie prüfend mit seinen braunen Augen an. Es waren nicht die Augen eines Jungen oder eines exzentrischen Forschers, sondern die eines Mannes, der genau wusste, was er wollte. “Ich bin erstaunt, dass Sie ‘Graham’ verlassen. Es ist eine gute Firma.”

Jane hatte diese Frage erwartet. Sie war mit ihrem Anwalt übereingekommen, dass sie vor allem ihren guten Ruf wahren musste. Charles Graham hatte ihr ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt, und sie hatte im Gegenzug zugesagt, nichts Negatives über ihren ehemaligen Arbeitgeber zu äußern. “Es ist eine sehr gute Firma”, bestätigte Jane. “Aber ich möchte mich verändern.”

Spencer nickte und schaute wieder in ihre Papiere. “Ihre Verkaufserfolge sind beeindruckend.”

“Danke. Ich setze mich immer voll ein.”

Er lächelte, und Jane konnte sich seinem Charme kaum entziehen. “Dann werden Sie gut zu uns passen. Ich bin ein Arbeitstier. Meine Assistentin Yumi beklagt sich ständig darüber, dabei arbeitet sie noch mehr als ich. Trotzdem geht es bei uns locker zu, wir vertrauen einander. Dennoch gibt es eine Menge Stress, knappe Termine, Überstunden … Können Sie so ein Arbeitsklima akzeptieren?”

Jane wunderte sich über die Frage, bis sie merkte, dass er ihren Ehering betrachtete. “Ich liebe meinen Beruf, Mr. Tate, und nehme ihn sehr ernst.”

“Spencer, bitte”, entgegnete er. “Nun, Ihr Privatleben geht mich nichts an. Ich möchte das nur von Anfang an klarstellen. Offen gestanden, dieser Job hat meine eigene Ehe zerstört, und ich möchte nicht, dass Ihnen dasselbe passiert.”

Jane beugte sich vor. “Glauben Sie mir, der Job wird meine Ehe nicht zerstören.”

“Sie wissen sicherlich, dass Sie viel reisen müssen.” Spencer sah auf.

Seine braunen Augen erinnerten sie an Espresso. Sie hatte bereits einiges über Spencer Tate gehört. Er wurde als gerissen, brillant, hartnäckig und kreativ bezeichnet. Dass er ein attraktiver Mann war, hatte sie allerdings nicht gewusst.

Mit hoch gezogenen Augenbrauen wartete er auf ihre Antwort.

Sie rief sich zur Ordnung und erwiderte: “Ja. Ich bin Reisen gewohnt.”

“Sie sprechen Fremdsprachen?”

“Französisch und Deutsch und ein wenig Italienisch. Ich war auf einer Schule in der Schweiz.”

“Eine Wirtschaftsakademie?”

Leicht verlegen gab Jane zurück: “Ein Internat für höhere Töchter.”

“Und das hat Ihnen nicht gefallen?”

Nein, ganz bestimmt nicht. Jane hatte studieren wollen, aber ihre Eltern fanden, sie sollte die “richtigen” Männer kennen lernen und in den “richtigen” Clubs verkehren. Doch dies hier war keine Therapiesitzung, sondern ein Bewerbungsgespräch, und so sagte sie nur: “Es war irgendwie altmodisch, aber ich liebe Europa und interessiere mich für Sprachen.”

Spencer lehnte sich zurück. “Sie würden also gern hier arbeiten?”

“Ich habe zwei Jahre für Ihre Konkurrenz gearbeitet und weiß viel über Ihr Unternehmen. Sie sind angriffslustig, geachtet und erfolgreich. Darf ich ganz offen sein? Sie wartete sein Nicken ab und fuhr fort: “Ihre Schwachstelle liegt im Verkauf. Da sehe ich eine große Chance für Verbesserungen.”

Sein Blick ruhte unverwandt auf ihrem Gesicht, während sie sprach, und er antwortete nicht sofort. “Wir haben Aufträge verloren, die wir eigentlich hätten bekommen müssen. Meistens an ‘Graham’” Nun streckte er seine langen Beine aus. “Ich frage mich, wie Sie das System von ‘Graham’ System so gut verkaufen konnten, wenn Sie wussten, dass unser Produkt zuverlässiger und billiger ist.”

“‘Graham’ ist größer und länger am Markt als Sie.”

“Ich sehe, Sie verstehen Ihr Geschäft. Können Sie unser System ebenso überzeugend vertreten?”

“Davon bin ich überzeugt”, versicherte sie.

Spencer schien noch zu zweifeln. Wieder wanderte sein Blick zu ihrem Ehering. Was hatte das zu bedeuten? Wusste dieser Mann nicht, dass es höchst unkorrekt war, die Entscheidung über eine Anstellung vom Familienstand des Bewerbers abhängig zu machen? Jane hätte heulen können. Single oder verheiratet – sie schien immer auf der Verliererseite zu sein.

“Ich glaube, Ihr Grundgehalt wäre niedriger als bei ‘Graham’, dafür sind unsere Zusatzleistungen höher. Wenn Sie so gut sind, wie ich glaube, können Sie letztlich bei uns mehr verdienen.”

Sie zögerte und drehte an ihrem Ring. “Geld ist nicht mein Hauptinteresse.” Sie holte tief Luft. “Ich bin ehrgeizig und möchte aufsteigen. Wie stehen Sie dazu?”

Sie beobachtete ihn scharf auf Anzeichen von Feindseligkeit, doch er gab sich verständnisvoll. “Wir wachsen schnell, und Sie können mitwachsen. Wer weiß, vielleicht kommen Sie hier sehr schnell nach ganz oben.”

Ihr Puls beschleunigte sich. “Ist das Ihr Ernst?”

“Absolut.”

Plötzlich war sie froh, ihren alten Job verloren zu haben. Hier würde sie sich viel wohler fühlen.

“Yumi wird Sie im Betrieb herumführen. Reden Sie mit den Mitarbeitern, stellen Sie Fragen.”

Dann sprach er über das Unternehmen. Er war sichtlich stolz auf die Erfolge und auf seine Mitarbeiter. Er fragte auch Jane noch Verschiedenes, und sie gab ausführlich Auskunft. Es war ein ungewöhnliches Einstellungsgespräch – mehr wie ein Plaudern mit einem alten Bekannten. Sie war entspannt, denn sie hatte das Gefühl, Spencer vertrauen zu können. Und nach dem letzten Fiasko legte sie Wert auf Vertrauen. Sie unterhielten sich fast eine Stunde lang, doch ihr kam es wie Minuten vor.

“Es hat mich sehr gefreut, ich melde mich bei Ihnen”, sagte er schließlich.

“Mich hat es ebenfalls gefreut.” Jane stand auf. Er schüttelte ihr die Hand, und zu ihrem Entsetzen nahm Jane eine erotische Spannung zwischen ihnen wahr. Hastig zog sie die Hand zurück.

Er hatte ihr indirekt gesagt, dass er Single war. Und ihr weiblicher Instinkt reagiert spontan auf ihn. Glücklicherweise aber hatte sie ihren “Ehemann”, der sie beide vor erotischen Fantasien bewahrte.

2. KAPITEL

Wie gut, dass Jane Stanfort verheiratet ist, dachte Spencer, als sie das Büro verließ. Sonst hätte sie seinen Hormonhaushalt ziemlich durcheinander bringen können. Erneut stellte er fest, dass Janes marineblaues Kostüm ihre weiblichen Kurven nur zum Teil verbarg.

Ihr goldblondes Haar war im Nacken zu einer Rolle frisiert, doch ein paar lose Strähnen kräuselten sich keck daraus hervor. Und sie brauchte kein Make-up, um ihre tiefblauen Augen und den sinnlichen Mund zu betonen.

Sie erinnerte ihn an jemanden – dann fiel es ihm ein: Miss September, die in seiner Autowerkstatt von der Wand herunterlächelte. Der gleiche Kussmund, die gleichen strahlend blauen Augen. Und die strenge Kostümjacke verhüllte kaum die vollen Brüste, die jedem Herrenmagazin Ehre gemacht hätten. Er schüttelte den Kopf und verscheuchte die Vision von Jane mit nichts weiter bekleidet als ihrer Kostümjacke – aufgeknöpft …

Dieser sexy Mund hatte mit vielen Kunden gesprochen und sie dazu gebracht, kostspielige Computersysteme zu kaufen. An nichts anderes sollte er jetzt denken. Selbst wenn sie in ihrem Kostüm so begehrenswert aussah wie Miss September in Reizwäsche – sie war für ihn tabu.

Er ordnete ihre Bewerbungsunterlagen und fasste seine Eindrücke noch einmal zusammen. Jane war intelligent, sie hatte Stil. Sie war sympathisch und zurückhaltend – sicherlich eine angenehme Mitarbeiterin. Doch ein Punkt beschäftigte ihn. Sie schien nicht der Typ zu sein, der aus einer Laune heraus eine gute Position aufgab.

Er griff zum Telefon und wählte die Nummer eines alten Freundes, der zufällig bei “Graham” arbeitete.

Die gewünschte Information kostete ihn ein paar Drinks in einer Bar. Als er die ganze Story kannte, hätte er dem gewissen Herrn am liebsten auch das andere Auge blau geschlagen. Spencer hatte entschieden etwas gegen Männer, die Frauen belästigten. Und gegen Kerle, die sich an verheiratete Frauen heranmachten, erst recht.

Dass Jane einen Rüpel niedergestreckt hatte, störte ihn nicht im Geringsten. Er bewunderte sie sogar dafür. Um einiges mehr als ihren ehemaligen Chef, denn der hatte Spencers Überzeugung nach die falsche Person entlassen.

Beim zweiten Martini bekam er eine weitere interessante Information. Offenbar war der Vertrag mit einem wichtigen Kunden, den Jane gewonnen hatte, noch nicht unterzeichnet.

Darüber dachte er nach, während er zu Haus eine kalte Pizza verspeiste und sich ein Hockeyspiel ansah. Um einen Kunden wie Marsden Holt zu bekommen, wäre er sogar bereit, ein oder zwei weniger wichtige Körperteile zu opfern.

Er fragte sich, ob Mrs. Stanford Lust auf ein wenig Rache hatte.

Als er am nächsten Morgen im Büro ihre Nummer wählte, beschäftigte ihn das Thema noch immer.

“Ja?” Jane hatte eine angenehme Telefonstimme, stellte er fest. Ein großer Vorteil für eine Verkaufsmanagerin.

“Guten Morgen, Jane. Hier ist Spencer Tate.”

“Hallo! So bald habe ich nicht mit einer Reaktion gerechnet.”

“Also, was halten Sie von unserem Unternehmen?”

“Ich bin beeindruckt. Ich halte Ihr System für besser als das von ‘Graham’ und somit erheblich wertvoller für den Kunden. Das Arbeitsklima bei ‘Datatracker’ ist entspannt, aber leistungsorientiert. Ihre Mitarbeiter scheinen sich wohl zu fühlen.”

Vielleicht wollte sie ihm schmeicheln, um den Job zu bekommen, aber eigentlich glaubte Spencer das nicht. Es klang ehrlich, und er genoss das Lob. “Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Sie den Job haben.”

“Wunderbar. Einverstanden.”

Erst jetzt merkte er, dass er insgeheim befürchtet hatte, sie würde ablehnen. “Schön. Wann können Sie anfangen?”

“Vielleicht am Montag?”

“Wie wäre es mit morgen? Ich arbeite gerade an einem wichtigen Projekt.”

Ihr Lachen war leise und melodisch. “Sie haben mich gewarnt, dass Sie ein Sklaventreiber sind, nicht?”

“Nein.” Er lächelte den Hörer an. “Sie haben behauptet, dass Sie ein Arbeitstier sind.”

“Dann haben wir beide wohl Recht. Bis morgen.”

Spencer lächelte noch immer, als er Yumi telefonisch bat: “Würden Sie mir die Akte Marsden Holt bringen?”

“Haben Sie gute Nachrichten?” fragte Yumi, als sie die abgegriffene Akte auf seinen Tisch legte.

“Wir kriegen Marsden Holt, Yumi. Jane hat in ihrem vorigen Job den Abschluss fast perfekt gemacht, aber der Vertrag ist noch nicht unterschrieben.” Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. “Sie hat den Kunden bereits einmal gewonnen. Vielleicht kann sie ihn ein weiteres Mal überzeugen, und zwar von unserem erheblich besseren Produkt.” Er nahm die Hände herunter und trommelte vergnügt auf die Schreibtischplatte. “Das wird ein Kinderspiel.”

Jane trank zufrieden einen Schluck gekühlten Weißwein. Ihre Füße waren während des Flugs angeschwollen, und ihre Pumps drückten. Ihr Haar saß nicht, ihre Haut fühlte sich ausgetrocknet an. Sie sehnte sich nach einem heißen Bad mit pflegenden Ölen und vielleicht einer Duftkerze auf dem Wannenrand. Doch sie mussten noch einmal umsteigen, und so überbrückten Spencer und sie den Aufenthalt am Flughafen in Chicago mit einem Drink.

Die letzten drei Wochen waren hektisch gewesen. Sie hatte sich in das Computersystem von “Datatracker” eingearbeitet, Kunden besucht und Marsden Holt zum zweiten Mal umworben.

Auf ihren Anruf hin hatte sich Marsden Holt bereit erklärt, das Angebot von “Datatracker” noch einmal zu prüfen. Vermutlich taten sie ihr damit nur einen Gefallen und meinten es nicht ernst, aber Jane mochte schwierige Verhandlungen. Sie wünschte sich diesen Auftrag ebenso sehr wie ihr neuer Boss, und das aus rein privaten Gründen. Dieses Mal wäre ihre Rache an Johnson unblutig, aber weitaus wirkungsvoller.

Von ihren Kollegen wusste sie, wie selten Spencer an Verkaufsverhandlungen teilnahm. Sie hatte angenommen, dass er sie zu Marsden Holts Firmensitz in Detroit nur begleitete, weil sie noch neu war. Inzwischen hatte sie erkannt, dass mehr dahinter steckte. Aus irgendeinem Grund lag ihm an diesem Geschäft besonders viel. Zwar hatte er es ihr überlassen, den Vortrag zu halten, und nur geredet, wenn er direkt angesprochen wurde. Doch schon die Anwesenheit des Geschäftsführers sprach mehr als Worte.

Er nahm einen großen Schluck von seinem eisgekühlten Bier. “Ich finde, die Präsentation lief gut, oder was meinen Sie? Sie kennen die Leute besser als ich.”

Jane wackelte mit den Zehen und fragte sich, ob ihr Kreislauf sich je wieder normalisieren würde. “Ich fand es gut.” Sie fand es sogar aufregend, aber das sagte sie nicht.

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