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SPOT 3 - John: The Hacker

hier erhältlich:

Aileen ist davon überzeugt, in das Visier mörderischer Verbrecher geraten zu sein. Verzweifelt wendet sie sich an ihre Jugendliebe John. Er ist nicht nur der beste Computerprofi der USA, sondern auch Mitglied bei der Undercover-Einheit SPOT. John durchschaut jedes System. Aber kann er auch den Code zu Aileens Herz knacken? Als die Leidenschaft zwischen den beiden nach Jahren wieder auflodert, überschlagen sich die Ereignisse, und John muss gleich an mehreren Fronten kämpfen, um die Liebe seines Lebens zu beschützen.

Der dritte Teil der SPOT-Reihe: Niemand ist so heiß und sexy wie die Mitglieder von SPOT!


  • Erscheinungstag: 15.08.2018
  • Aus der Serie: Spot
  • Bandnummer: 3
  • Seitenanzahl: 190
  • ISBN/Artikelnummer: 9783733713669
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

SPECIAL OPERATIONS TEAM

Das Special Operations Team, auch SPOT genannt, ist eine Einsatztruppe der amerikanischen Polizei, die es offiziell nicht gibt. Nur ein paar wenige Abteilungschefs wissen von ihnen.

Diese fünf Männer haben nicht nur mit SWAT-Teams trainiert, sondern auch mit Navy Seals und Army Rangern.

Sie gehören zu den Besten.

Sie werden dann gerufen, wenn die Polizei mit normalen Mitteln nicht mehr weiterkommt.

Sie agieren im Dunkeln.

Sie haben immer alles unter Kontrolle.

Aber diese Einsätze ändern alles für sie.

Dies sind die Geschichten dieser fünf Männer.

PROLOG

Müde und verschwitzt strich Aileen sich eine Strähne ihres seidigen blonden Haares aus dem Gesicht und betrachtete dabei ihr Haus durch die Windschutzscheibe ihres Wagens. Still lag es vor ihr, doch sie konnte sich einfach nicht überwinden hineinzugehen. Immer wieder drehte sie sich um und ließ ihren Blick über die Straße gleiten. Doch mal abgesehen von den Kindern aus der Nachbarschaft, die in den Vorgärten spielten, und deren Eltern konnte sie niemanden erkennen, der hier nichts zu suchen hatte. Alles wirkte wie ein ganz normaler Tag. Und trotzdem fühlte es sich so anders an.

Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich endlich dazu in der Lage fühlte, den Wagen zu verlassen, ohne dabei zusammenzuklappen. Trotzdem zitterte Aileen am ganzen Körper, als sie ausstieg und zu ihrem Kofferraum ging, um die Einkäufe herauszuholen. Auf keinen Fall wollte sie länger draußen bleiben, als es unbedingt nötig war. Deswegen ging sie mit großen Schritten zur Haustür.

Das Handy in ihrer Handtasche klingelte immerzu und ließ sie langsam wahnsinnig werden. Aileen hatte keine Lust dranzugehen. Selbst mit ihrer besten Freundin Hannah hatte sie in der letzten Zeit nur gesprochen, wenn es wirklich nötig gewesen war und sie dem nicht aus dem Weg hatte gehen können.

Es war einfach zu viel passiert, das ihr Leben so kompliziert hatte werden lassen. Und kompliziert ist noch milde ausgedrückt, dachte Aileen bekümmert. Aber sie wollte so wenig Menschen wie möglich mit hineinziehen. Deswegen machte sie sich zurzeit so rar.

Mit jedem Schritt, den sie sich ihrer Haustür näherte, hämmerte ihr Herz schneller und lauter. Ihr Körper zitterte noch immer unkontrolliert, und ihr war schlecht. All das, weil sie nicht wusste, was sie im Inneren ihres Hauses erwartete. Vorsichtig lehnte Aileen ein paar der Einkaufstüten an die Hauswand. Dabei fiel ihr der Schlüsselbund aus den zitternden Händen.

„Verdammt“, fluchte sie leise vor sich hin und tastete hastig nach dem Schlüssel. Hier draußen fühlte sie sich nicht sicher. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich das kühle Metall zwischen ihren Fingerspitzen fühlte. Noch während sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf den Briefkasten.

Der Anblick des kleinen braunen Umschlags, der daraus hervorragte, reichte Aileen aus, um zu verkrampfen. Für ein paar Sekunden vergaß sie zu atmen, bis sich ihre Lunge schmerzend meldete, und sie hektisch Luft einsog.

Von wem ist dieser Brief? fragte sie sich und verharrte regungslos. Aileen war nicht in der Lage, den Brief zu greifen, obwohl sie sich immer wieder den Befehl dazu gab. So sehr sie es auch wollte, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr.

Die schrecklichen Bilder der vergangenen Tage gingen ihr wieder durch den Kopf und lähmten sie vor Angst.

Kurz überlegte sie sogar, ob sie sich einfach wieder umdrehen und verschwinden sollte. Doch dann gab sie sich einen Ruck, nahm den Brief und warf ihn, ohne einen weiteren Blick drauf zu werfen, in eine der Tüten. Als nächstes schob sie den Schlüssel energisch ins Schloss und öffnete die Tür.

Doch sie trat nicht ein. Stattdessen spitzte sie die Ohren. So ruhig wie möglich stand sie im Türrahmen und lauschte auf verdächtige Geräusche von innen. Es war nichts zu hören. Langsam setzte sie sich also in Bewegung und betrat ihr Zuhause.

Sie hatte sich lange genug versteckt und wollte nun endlich wieder in ihr altes und alltägliches Leben zurückkehren.

Nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen dachte sie an John. In ihrer größten Angst war Aileen immer wieder in Versuchung geraten, bei ihm Schutz zu suchen, hatte die Idee aber schnell wieder verbannt. Zwischen ihnen war einfach zu viel passiert. Sie konnte ihn nicht um Hilfe bitten, obgleich es in ihrer Lage wahrscheinlich das Beste und Vernünftigste wäre.

Wie immer sorgte der Gedanke an John dafür, dass ihr Herz schneller schlug und ihr eine zarte Röte auf die Wangen trat. Diese Reaktion hatte er ihr von Anfang an entlockt, und daran hatte sich in den letzten Jahren nichts geändert, obwohl sie sich aus den Augen verloren hatten. Sobald ihr sein Bild ins Gedächtnis geriet, wurde ihr schwindelig, und sie sehnte sich wieder nach ihm.

Reiß dich zusammen, ermahnte Aileen sich selbst und schob die Erinnerungen an den Bruder ihrer besten Freundin zur Seite. Sie hatte Wichtigeres zu tun, als sich von ihm ablenken zu lassen.

Aileen schleppte die Einkaufstüten in die Küche und stellte sie dort auf dem Tisch ab.

Während sie mit der rechten Hand den Schlüssel daneben warf, wischte sie sich mit der anderen über das Gesicht. Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen, und begann dann, ihre Einkäufe in die Schränke zu sortieren.

Als sie bei der letzten Tüte ankam, fiel ihr Blick auf den Briefumschlag. Unwillkürlich spannte sie sich erneut an und schluckte schwer.

Meine Güte, das ist doch nur ein Brief, schimpfte sie mit sich selbst und griff entschlossen nach ihm. Um ihre Nerven unter Kontrolle zu bekommen, atmete sie ein letztes Mal tief durch. Doch ihre Hände zitterten erneut so stark, dass sie den Umschlag kaum öffnen konnte. Er wäre ihr beinahe aus der Hand gefallen, so wenig hatte sie sich im Griff.

Nachdem sie es endlich geschafft hatte, drehte sie ihn herum und schüttelte ihn, bis ein gefaltetes Blatt auf den Tisch fiel. Nervös griff sie danach und faltete es auseinander.

Es kam Aileen wie eine Ewigkeit vor, bis sich ihr Blick scharf gestellt hatte und sie die ersten Buchstaben entziffern konnte. In dem Moment schien es ihr, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Verzweifelt klammerte sie sich an die Tischplatte, um nicht umzufallen.

Du weißt zu viel, und dafür wirst du büßen müssen. Die Ereignisse der letzten Tage waren nur eine Warnung. Solltest du irgendjemandem etwas erzählen, wirst du verschwinden. Und dich wird man sicher nicht finden. Das Gleiche gilt auch für deine Familie und deine Freunde. Wir kennen dein Umfeld. Wir beobachten dich.

Du kannst uns nicht entkommen.

Aileen musste die Nachricht mehrmals lesen, um sich zu vergewissern, dass diese Drohung dort wirklich schwarz auf weiß stand. Es fühlte sich für sie an, als würde ihr jemand ein Messer zwischen die Rippen jagen.

Seit wann liegt der Brief in meinem Briefkasten? fragte sie sich. In diesem Moment erschien ihr diese Frage wichtiger als alle anderen, ja, sogar noch wichtiger als die Frage nach dem Verfasser.

Die letzten zwei Wochen hatte sie nicht zu Hause verbracht. Alle vertrauten Orte hatte sie gemieden. Bei der Arbeit hatte sie sich krankschreiben lassen. Aber ihrem Chef war der wahre Grund dafür eh schon bekannt.

Ihr Arbeitgeber, ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer, war für dieses ganze Drama doch erst verantwortlich.

Es war doch alles nur ein dummer Zufall, dachte Aileen wie schon so oft. Allerdings musste sie auf ihre Kappe nehmen, was danach passiert war. Nur ungern erinnerte sie sich daran, geheime Geschäftsunterlagen durchsucht zu haben, um herauszufinden, was genau die Worte bedeuteten, die sie mitangehört hatte. Dabei hatte sie auch das Büro ihres Chefs Vincent Baker genauer unter die Lupe genommen.

John hätte ihr wahrscheinlich eine ordentliche Standpauke gehalten. Und sie selber wusste auch, dass es bestimmt nicht ihre beste Idee gewesen war. Aber sie war so neugierig gewesen und hatte einfach erfahren müssen, in was für eine Sache sie da hineingeraten war.

Panik breitete sich in ihr aus. Sie war in das Visier zwielichtiger Geschäftspartner ihres Chefs geraten. Und sie hatte keine Ahnung, zu was diese Leute fähig waren.

Ich hätte von Anfang an zu John gehen sollen. Als Polizist weiß er, was zu tun ist.

Doch dafür war es nun zu spät.

Mit dem Blatt Papier in der Hand eilte sie zu dem Messerblock, der neben der Fensterbank auf der Arbeitsplatte stand. Sie schnappte sich das größte Küchenmesser, das sie besaß. Zunächst fuhr sie mit den Fingerspitzen die kühle Klinge entlang, bevor sie das schwere Messer in der Hand wog.

Aileen war klar, dass sie sich im Ernstfall kaum allein gegen den unbekannten Feind wehren konnte. Trotzdem fühlte sie sich nun sicherer.

Ich muss hier raus!

Ohne darüber nachzudenken, trat sie die Flucht nach vorne an. So schnell sie konnte, griff sie nach ihrer Handtasche, steckte das Messer und den Brief dort hinein und rannte aus dem Haus. Die Einkäufe waren ihr egal, sie wollte nur noch weg. Aus einem Haus, von dem sie eigentlich immer geglaubt hatte, dass es ihr sicherer Zufluchtsort war.

Aileen stürmte durch die Haustür hinaus in den warmen Sommerabend von L.A. und sprang die Stufen hinunter. So schnell sie konnte, rannte sie zu ihrem Wagen. Sie hatte ihre Reaktionen vor Panik kaum mehr im Griff, sodass sie mehrere Anläufe brauchte, bis sie die Fahrertür endlich geöffnet hatte. Aileen sprang beinahe hinter das Steuer. Mit einem dröhnenden Geräusch erwachte ihr altes Auto zum Leben.

Ohne auf den Verkehr zu achten, bretterte sie rückwärts aus der Einfahrt und raste die Straße entlang.

Sie musste eine sichere Zuflucht finden, erst dann konnte sie entscheiden, wie es weitergehen sollte.

1

„Hi, Alter. Bist du noch anwesend?“

John zuckte erschrocken zusammen, als Jace ihm im Vorbeigehen auf die Schulter schlug.

„Er war wieder in seiner eigenen Welt“, rief nun Ian und ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. John warf ihm einen genervten Blick zu, bevor er sich über das Gesicht fuhr.

Im Stillen musste er seinem Kumpel aber recht geben. Er hatte mal wieder an Aileen gedacht. Wieso sie ihm ausgerechnet jetzt durch den Kopf ging, konnte er sich nicht erklären. Aber plötzlich verspürte er einen solch starken Drang, in ihrer Nähe zu sein und sie zu beschützen, als hätte sie ihn stumm darum gebeten.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der er sich nichts mehr als eine gemeinsame Zukunft mit Aileen gewünscht hatte. In seinen Träumen hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre, in einem gemütlichen Haus am Stadtrand zu leben und nach der Arbeit zu ihr nach Hause zu fahren. Doch irgendwann war dieser Traum geplatzt. Er war nun mal nicht der Mann, den Aileen sich wünschte. Damit musste er nun klarkommen.

Schlag sie dir endlich aus dem Kopf, ermahnte er sich selbst. Schließlich hatten sie sich zwei Leben aufgebaut, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Langsam schüttelte John den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit seinen Teamkollegen. Sie saßen alle in seinem kleinen Garten und grillten.

Da die Sonne noch hoch am Himmel stand, hatte John zwei Sonnenschirme aufgebaut. In der Hitze hätten sie es sonst nicht ausgehalten. Ringsherum waren eigentlich Blumenbeete angelegt, aber da er keinen grünen Daumen besaß, wuchsen überall nur Wildgräser und Unkraut.

„Als ob ihr das nicht auch mal zwischendurch wärt“, entfuhr es ihm, und er schaute dabei die beiden herausfordernd an.

„Wahrscheinlich denkt er an eine Verflossene“, meldete sich nun Ava zu Wort. Sie und Shane waren erst seit ein paar Wochen zusammen, doch sie gehörte schon längst zur SPOT-Familie.

Die beiden hatten sich während eines Einsatzes kennengelernt, als Ava von wahnsinnigen Stalkern erst entführt und dann sogar beinahe umgebracht worden wäre. Shane hatte ihr damals das Leben gerettet.

John freute sich für seinen Freund, da er endlich eine Frau gefunden hatte, die ihn und seinen Job akzeptierte. Mehr als einmal hatte er sich das auch schon gewünscht, aber bis jetzt kein Glück gehabt.

Nur schwer konnte sich John ein Seufzen verkneifen. Er mied es Ava anzusehen, da sie sonst wohl gemerkt hätte, wie richtig sie mit ihrer Vermutung lag. Allerdings war Aileen nicht seine Verflossene. Zwischen ihnen war nie etwas geschehen.

John wollte sich nichts anmerken lassen. Deswegen schluckte er seinen Kummer hinunter und lächelte Shanes Freundin an.

In den letzten Jahren hatte er sich niemandem gegenüber geöffnet. Nicht einmal seine Schwester Hannah wusste Bescheid über seine Gefühle für Aileen. Und jetzt würde er sein Schweigen sicherlich nicht brechen. Es würde nur Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten wollte oder gar konnte.

Wieso habe ich bloß alle hierher zum Grillen eingeladen? fragte er sich. Es gab Tage, die wollte er lieber alleine verbringen. Und heute war so ein Tag. Doch Ian und Ryder hatten ihm so lange in den Ohren gelegen, bis er schließlich alles für ein BBQ besorgt hatte.

Stöhnend rieb er sich nun über die Augen.

„Welche meinst du? Der Herr hat so viele Verflossene, da kommt man schon beim Zählen durcheinander“, meldete sich nun Ryder zu Wort. Seine Aussage wurde von einem breiten Grinsen begleitet, das John ihm gerne aus dem Gesicht geprügelt hätte.

Mit zusammengepresstem Kiefer beobachtete er seinen Freund, wie er unbekümmert einen Schluck aus seiner Bierflasche nahm und dabei die Steaks auf dem Rost wendete. Die restlichen Teammitglieder verfielen in unbeschwertes Gelächter.

„Männer, das Essen ist fertig“, rief Ryder schließlich. Als Antwort kam aber nicht nur der übliche erleichterte Seufzer, sondern auch ein empörtes Rufen von Ava und Ariana. „Und Ladies“, fügte sein Freund daher schnell hinzu und schaute dabei vorsichtig in die Richtung der beiden Frauen. Er zog sogar ein wenig den Kopf ein und entlockte John damit ein leichtes Lächeln.

Ryder würde es wahrscheinlich niemals zugeben, aber Ariana und Ava hatten nicht nur ihre Männer im Griff, sondern auch ihn. Schnell warf Ryder noch einen prüfenden Blick in die Richtung der beiden, doch sie beachteten ihn schon gar nicht mehr.

„Wie sieht es mit deinem Boxtraining aus, Ian?“, wandte sich Jace an seinen Freund. „Wirst du auch im nächsten Jahr wieder an der Meisterschaft der Polizei teilnehmen?“

Alle Blicke richteten sich neugierig auf Ian. Er war der beste Kampfsportler der Westküste und genoss den Ruf, unschlagbar zu sein.

Doch so war es bei jedem im Team. Sie alle waren in ihren Bereichen die Besten, weswegen SPOT als unbesiegbar galt.

„Klar werde ich das. Was ist das denn für eine Frage? Ich müsste schon todkrank sein, um nicht teilzunehmen.“ Ian klang beinahe entrüstet. Es war offensichtlich, dass er den Wettbewerb liebte und nicht einfach so kneifen würde. Dafür war er viel zu stolz auf das, was er in den letzten Jahren erreicht hatte.

„Das wird auf jeden Fall wieder spannend.“ Shanes Aussage konnten alle nur zustimmen.

„Und am Ende wirst du als der Gewinner den Ring verlassen.“ Auf Arianas Gesicht breitete sich ein großes Lächeln aus. Sie beugte sich zu ihrem Freund und küsste ihn sanft auf den Mundwinkel.

Kopfschüttelnd beobachtete John, wie der Kuss zwischen den beiden schnell leidenschaftlicher wurde. Ian legte seine Hand an ihren Hals und zog sie näher zu sich. Als hätten sie die Freunde um sich herum einfach vergessen, begannen Ian und Ariana hemmungslos zu knutschen. Es war deutlich zu sehen, dass sie für immer zueinander gehörten und nichts und niemand sich zwischen sie stellen könnte. Nicht, dass sich an diesem Tisch jemand befand, der das bezweifelte.

Als John Ariana kennengelernt hatte, war sie eine schüchterne Frau gewesen, die schlimme Erfahrungen verarbeiten musste. Aber davon war heute nichts mehr zu erkennen. An Ians Seite hatte sie sich in eine selbstbewusste Frau verwandelt, die jedem von ihnen zur Not die Meinung sagte, was sie auch gerne tat. Auch wenn erst ein paar Monate seit ihrer Gefangenschaft vergangen waren, hatte sie sich stark gewandelt. Dennoch hatte John den Eindruck, dass sie noch immer unter ihrer Vergangenheit zu leiden hatte. Aber Ian stand ihr zur Seite und ließ sie damit nicht allein. Das Team widmete sich ausgelassen und vergnügt dem Essen.

„Wo ist deine Jacke?“, fragte Ariana Ian nach einer Weile.

„Im Auto“, antwortete er und griff dabei nach ihrer Hand, um seine Freundin zu sich auf den Schoß zu ziehen.

Ariana ließ sich nur zu gerne auf seine Beine sinken und kuschelte sich an ihn. Er legte seine Wange an ihre Halsbeuge und flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr. John verstand zwar nicht, was er sagte, aber Arianas Reaktion war eindeutig. Im spärlichen Licht der nun einsetzenden Abenddämmerung konnte er sehen, wie sich ihre Wangen verfärbten und ihre Augen immer größer wurden. Ian hatte ihr einen unmoralischen Vorschlag gemacht, dessen war sich John sicher. Als Ariana aufstand und Ian sich ebenfalls erhob, bestätigte dies seinen Verdacht.

Die beiden verabschiedeten sich, und auch Ava und Shane verschwanden einige Sekunden später.

„Siehst du? War doch gar nicht so schlimm“, meinte Ryder.

John wollte gerade etwas antworten, als ein leider allzu bekanntes Geräusch an seine Ohren drang.

Ruckartig sprangen John, Jace und Ryder auf und stürmten ins Haus. Dabei zog jeder von ihnen seine Waffe aus dem Holster, ohne die sie nie vor die Tür gingen.

John konnte es sich nicht erklären, aber sie hatten Schüsse gehört, die direkt vor seinem Haus abgefeuert worden waren.

***

Aileen hatte sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Die letzten Stunden hatte sie mit sich gerungen, ob sie diesen Schritt wirklich gehen oder sich doch lieber an jemand anderen wenden sollte.

Aber welche Wahl hatte sie schon? Sie hatte Todesangst! Und dieser Mann war der einzige Mensch, dem sie bedingungslos vertraute. Er würde sie ernst nehmen, selbst wenn er sie für ihre Neugier verurteilen sollte, wegen der sie ja erst in diese Lage geraten war.

Auf der Fahrt hatte sie sich immer wieder voller Panik umgesehen. Sie war mehrere Male Umwege gefahren, nur um sicher zu sein, dass ihr niemand folgte. Doch die Angst vor ihren unbekannten Peinigern blieb.

„Verdammt“, murmelte sie nun beim erneuten Blick in den Rückspiegel. Gerade hatte sie Johns Haus erreicht und war am Straßenrand zum Stehen gekommen.

Ein paar Meter hinter sich konnte sie einen schwarzen massiven Geländewagen erkennen. Das allein war noch kein Grund zur Sorge. Schließlich befand sie sich in Los Angeles, hier standen die überall herum.

Doch die beiden Insassen jagten ihr Angst ein. Selbst aus der Entfernung konnte sie erkennen, dass sie groß und breit gebaut waren. Und es erschien ihr so, als hätten sie Aileen ins Visier genommen.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Am liebsten hätte sie sich abgewandt und sich eingeredet, dass dies nur ein Zufall war. Aber irgendetwas tief in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie die beiden nicht aus den Augen lassen sollte.

Trotzdem wanderte ihr Blick kurz zu Johns Wohnhaus. Sein Wagen stand vor dem Eingang. Daneben waren einige weitere Autos geparkt.

„Oh, Mann“, entfuhr es Aileen. Alles in ihr schrie danach auszusteigen und bei John Zuflucht zu suchen.

Zögerlich schaute sie wieder in den Rückspiegel. Doch die beiden Männer saßen nicht mehr im Auto. Sie schritten auf sie zu!

Reflexartig griff Aileen nach ihrer Tasche, die auf dem Beifahrersitz lag, und sprang aus dem Wagen. Doch da zerrissen bereits die ersten Schüsse die warme Abendluft. Ruckartig blieb sie stehen und drehte sich um.

Aileen drehte sich um und blickte direkt in den Lauf einer Waffe. Diesen Anblick hätte sie sich gern erspart. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, und ihre Beine gaben fast unter ihr nach. Die Welt hörte auf sich zu drehen.

Panisch huschten ihre Augen von rechts nach links und wieder zurück. Doch sie konnte nichts erkennen, was ihr dabei helfen würde, die Männer los zu werden.

„Hast du gedacht, dass wir uns so leicht an der Nase herumführen lassen?“, fragte der größere der beiden Männer mit grollender, furchteinflößender Stimme. „Aber anscheinend ist dir noch immer nicht klar geworden, dass wir alles über dich wissen.“

Seine Worte ließen sie verzweifeln. Ich sterbe vor Johns Haus, fuhr es ihr durch den Kopf.

Aileen öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor auch nur ein einziger Ton herauskommen konnte, hörte sie einen weiteren Schuss. Erschrocken sah sie, wie der Mann, der vor wenigen Augenblicken noch die Waffe auf sie gerichtet hatte, zu Boden sank. Blut sickerte aus seiner Schulter. Der zweite Angreifer feuerte noch einen letzten Schuss ab, bevor auch er niedergestreckt wurde.

In Schockstarre verharrte Aileen vor ihren verletzten Angreifern. Vor Schmerzen wimmernd wanden sie sich auf dem Asphalt. Der eine hielt sich seine Schulter, und der andere drückte seine Hände auf sein rechtes Bein, um die Blutung zu stillen.

Es drang eine vertraute Stimme an Aileens Ohren, aber sie war nicht in der Lage zu reagieren. Erst als sie spürte, wie sie an eine harte Brust gezogen wurde, kam sie wieder zu sich.

„Aileen, ist dir etwas passiert?“

Es dauerte einen Moment, bis sie reagieren konnte. Doch dann hob sie ihren Kopf und schaute direkt in die jadegrünen Augen von John. In seinem Blick konnte sie Sorge und Zärtlichkeit lesen.

„Was …?“, begann sie, brach aber sogleich verwirrt ab.

„Das könnte ich dich auch fragen“, erwiderte John. Er verstand sie auch ohne Worte.

Aileen wollte beschämt zurücktreten, doch John drückte sie noch fester an sich. Beinahe kam es ihr so vor, als hätte er die Befürchtung, sie würde ohnmächtig werden.

Und wahrscheinlich war das gar nicht so unrealistisch.

Langsam drehte sie sich in seinen Armen um und sah, wie fremde Männer zu ihren Angreifern stürmten und sie auf die Beine zogen. Die Typen fluchten und schrien derart hasserfüllt, dass Aileen erneut von ihrer Angst übermannt wurde. Als hätte John es bemerkt, wandte er sich mit ihr gemeinsam vom Geschehen ab.

„Bist du verletzt?“, fragte er und trat einen Schritt zurück, um sie aufmerksam zu betrachten.

„Nein, ich glaube nicht.“ Ihre Stimme klang brüchig und leise.

Schwer und unergründlich lag Johns Blick aus seinen faszinierend grünen Augen auf ihr. Aileen wich ihm nicht aus, obwohl sie sich schämte. Sie hatte das Gefühl, als würde er in ihr Innerstes blicken können.

„Kennst du die Typen?“, fragte er sie nach einem Moment des Schweigens.

„Ja … Nein … Nicht direkt“, stotterte Aileen.

John strich ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Obwohl ihr klar war, dass es gerade definitiv nicht der richtige Zeitpunkt war, um ihre lang verdrängten Gefühle für John aufleben zu lassen, konnte sie es nicht verhindern. Ihr Herz hämmerte gegen die Brust, und ihr Körper erzitterte unter seinem Blick.

Klar, man hätte es auch auf das schieben können, was passiert war. Doch sie wusste nur zu gut, dass es nicht daher kam. Auf jeden Fall nicht alles.

„Deine Nachbarn werden langsam neugierig“, erklärte einer der Männer, mit denen John sie gerettet hatte, und stellte sich nun neben sie. Dabei zeigte er auf die Leute, die in ihren Haustüren standen.

„Verdammt“, murmelte John und presste dabei die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.

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