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Echte Helden — Im Gletscher gefangen

Als Buch hier erhältlich:

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Spannung pur von Bestsellerautorin Charlotte Habersack!

Dennis hat ein Ziel: Mit Flo und Jannik beim Skilager richtig Gas zu geben! Die drei Jungs zeigen, was sie können und übertrumpfen sich gegenseitig mit coolen Moves. Aber als ihr Lehrer Benisha in ihre Gruppe steckt, wird aus dem Spaß Ernst. Um das Mädchen zu beeindrucken, besteht Jannik auf einer Abfahrt abseits der Piste. Dennis will nicht als Feigling dastehen und fährt mit. Doch seine Angst war berechtigt, denn Benisha stürzt in ein tiefes Schneeloch. Inmitten der Eiseskälte muss Dennis zeigen, ob in ihm ein echter Held steckt!


  • Erscheinungstag: 25.08.2020
  • Aus der Serie: Echte Helden
  • Bandnummer: 4
  • Seitenanzahl: 160
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783748850359

Leseprobe

Für Dennis

Wer bin ich?

„Bin ich ein Mädchen?“, fragte Dennis.

Jannik und Flo sahen sich an.

Kichernd nickten sie.

„Na gut.“ In Gedanken ging Dennis noch einmal die Informationen durch, die er bis jetzt gesammelt hatte: Er war also weiblich, ihnen allen bekannt und aus Deutschland, obwohl er dort nicht geboren worden war.

Ja! Jetzt glaubte er zu wissen, wer er war. Vorsichtig schielte er über die Sitzlehnen zu den Mädchen, die zwei Reihen vor ihnen saßen.

„Und lebe ich noch?“, fragte er, um auszuschließen, dass er am Ende doch eine historische Figur war.

Bevor die anderen seine Frage beantworten konnten, bog der Bus in eine Einfahrt ein. Er hielt vor einem tief verschneiten Bauernhof, an dessen Seite ein Anbau klebte, der höchstens vor fünfzig Jahren einmal modern gewesen war.

„Und lebe ich noch?“, wiederholte Dennis.

Doch Jannik und Flo reagierten nicht mehr. Noch bevor der Bus eingeparkt hatte, sprangen sie von ihren Sitzen.

„Vergesst eure Mützen und Handschuhe nicht!“, versuchte Madame Champignon, die bis vor ihrer Hochzeit letzte Woche noch Frau Schmidt geheißen hatte, das allgemeine Geplapper zu übertönen.

Herr Cox und Herr Löffler liefen nach draußen, um dem Busfahrer beim Ausladen zu helfen, und Frau Bertel, ihre Biolehrerin, die immer nur braune Klamotten trug, ging durch den Mittelgang und stellte sicher, dass niemand etwas liegen ließ.

„Bringt eure Ski und Skischuhe in den Trockenraum“, forderte sie diejenigen Schülerinnen und Schüler auf, die noch zuhörten. „Dann treffen wir uns in der Eingangshalle zur Zimmerverteilung.“

Dennis wurde unruhig. Wo war sein Rucksack?

„Hier!“ Frau Bertel bückte sich und zerrte ihn unter dem Sitz hervor.

Dankbar lächelte Dennis sie an. Er stolperte die steilen Stufen hinunter, die nach draußen führten, zog seine Sporttasche aus dem Seitenfach des Busses und schnappte sich seine Skier. Dann rannte er hinter Flo und Jannik her, die ihre Sachen bereits über den Hof schleppten.

Die Jungs hatten lange im Voraus besprochen, dass sie ein Dreierzimmer ergattern wollten, und zum Glück ging ihr Plan auf. Herr Cox gab ihnen ein Eckzimmer, zu dem sie mit dem Aufzug nach oben fuhren, obwohl es im ersten Stock lag. Es war cool, ohne Eltern in einem Hotel zu sein!

Dennis pfefferte seine Sporttasche in eine Ecke des Raums und inspizierte das Bad: ein fensterloser Raum mit hässlichen Kacheln, einer Duschkabine, einer Toilette und einem Waschbecken mit Spiegel darüber. Das Zimmer dagegen war hell und freundlich.

Es gab einen kleinen Schrank, einen Tisch, zwei Stühle und drei Betten. Auf den rot-weiß karierten Bezügen lagen Handtücher bereit. „Wir haben sogar einen Balkon“, rief Dennis erfreut.

„Aber keinen Fernseher.“ Enttäuscht machte Jannik seine Einmetersiebzig auf dem einzigen Einzelbett lang, während Flo den Lockenkopf einzog und sich in das untere Stockbett rollte. Dennis blieb nur das obere übrig.

Da er sich dort schlecht lässig hineinfallen lassen konnte, begann er stattdessen, seine Tasche auszuräumen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Jannik und gähnte. „Mir ist langweilig!“

Flo lachte heiser auf. Seine Stimme war seit einigen Wochen vom Stimmbruch ganz rau. „Deine Mutter hat recht. Du hältst es keine Sekunde ohne dein Smartphone aus!“

Dennis schlug vor: „Spielen wir ‚Shithead‘!“ Er kramte ein Kartenspiel aus dem Rucksack. Dazu die Schokoriegel und Chips, die er zusammen mit einer Flasche Cola ins Skilager geschmuggelt hatte. Eigentlich waren Süßigkeiten hier strengstens verboten, genau wie ihre Handys, die sie hatten zu Hause lassen müssen.

„Okay!“ Jannik rappelte sich auf.

Dennis und Flo setzten sich zu ihm.

Eine Weile spielten sie das Kartenspiel, das Dennis früher oft mit seinen Eltern gespielt hatte. Seine Mutter war darin immer unschlagbar gewesen. Aber das schien Dennis eine Ewigkeit her. Jannik und Flo fühlten sich jetzt viel mehr an wie seine Familie. Gemütlich mampften sie die Chips und bröselten Janniks Bettdecke voll.

„Hey. Welches Mädchen findet ihr am besten?“, fragte Jannik, ohne den Blick von den Karten zu nehmen.

Dennis dachte nach. Er mochte Leni am liebsten. Aber eigentlich nur, weil sie von allen am ehesten wie ein Junge war. Mit ihr konnte er sich vorstellen, auch befreundet zu sein.

Flo kicherte. „Jannik steht auf Benisha!“, verriet er.

„Na und?“ Jannik sah ihn vorwurfsvoll an. „Du doch auch. Sie ist halt die Hübscheste.“

„Stimmt!“, gestand Flo. Verlegen kratzte er sich an der Nase. Im Gegensatz zu den noch kindlichen Stupsnasen von Jannik und Dennis war seine schon richtig erwachsen. „Benisha sieht aus wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht“, sagte er. „Wie die aus Aladdin.“

Dennis nahm sich noch einen Schokoriegel. Er wünschte sich, dass dieser Moment niemals endete. Es war so schön, auf der warmen Bettdecke zu sitzen und mit seinen Freunden Süßkram und Geheimnisse zu teilen.

Plötzlich erklangen Schritte im Flur.

Hastig packte Dennis die knisternden Tüten und schob sie mit der Cola unter das Bett, so weit nach hinten wie nur möglich, damit kein Lehrer sie finden konnte.

Die Zimmertür öffnete sich, und ein Wuschelkopf sah zu ihnen herein.

„Abendessen!“, rief Herr Löffler. „In fünf Minuten will ich euch alle unten sehen. Keine Sekunde später.“

Die Tür schloss sich wieder.

„Abendessen?“ Erschrocken sah Dennis seine Freunde an. Beim Vornüberbeugen war ihm beinahe schlecht geworden – so vollgefressen war er! Eine Cola-Blase kullerte seine Speiseröhre hoch. Er rülpste.

Gleichzeitig fielen sie in albernes Gekicher.

We are the champignons!

Das Küchenteam brachte an jeden Tisch eine Wurst- und eine Käseplatte. Dazu einen Korb Graubrot und eine Schüssel Salat. Trostlos sah das aus, fand Dennis. Ein bisschen wie das Essen im Krankenhaus, das er nach seiner Polypen-OP bekommen hatte. Zu trinken gab es Früchtetee, der so rosafarben war, dass Flo behauptete, er sei schon einmal getrunken und wieder ausgepieselt worden.

Trotz dieser mageren Leistung spendeten sie dem Küchenteam einen kräftigen Applaus. Aber nur, weil Madame Champignon sie dazu aufforderte.

Während sie aßen, stellten sich die Lehrer in einer Viererkette auf und machten eine Reihe von Ansagen. Herr Löffler, ihr Sportlehrer, informierte sie über die Lagerregeln, von denen sie die erste bereits gebrochen hatten: „Keine Lebensmittel in Schlafräumen“, warnte er. „Jungs und Mädchen schlafen in getrennten Zimmern und dürfen sich auch nicht besuchen. Und ich sag’s lieber gleich, bevor jemand denkt, er ist ein ganz Schlauer: Auch das Klo ist kein Treffpunkt!“

Anschließend stellten Frau Bertel und Herr Cox das Wochenprogramm vor. „Es wird einen Kino- und einen Karaoke-Abend geben“, versprach der hochgewachsene Englischlehrer, der kein einziges Haar mehr auf dem Kopf hatte. Und Frau Bertel kündigte einen Spieleabend mit Roulette und Tisch-Curling an. Dann endlich kamen sie auf die Ski- und Snowboardgruppen zu sprechen.

„Wer noch nie auf Brettern gestanden hat, meldet sich bitte für Gruppe A, die Anfängergruppe“, sagte Herr Löffler. „Wer schon ein paarmal gefahren ist, trägt sich in Gruppe B ein. Diejenigen von euch, die es einigermaßen draufhaben, gehören in Gruppe C. Und für alle echten Profis gibt es noch Gruppe D.“ Mit runden Magneten hängte Madame Champignon drei Zettel an eine extra herbeigezogene Rolltafel.

Flo hob eine Augenbraue, als Benisha aufstand und sich mit Leni und Marie für Gruppe C eintrug. „Da hat sie wohl was falsch verstanden“, flüsterte er den anderen zu. „Gruppe C, das sind die Zweitbesten, nicht die Zweitschlechtesten.“

„Hä? Ja …“ Dennis und Jannik wunderten sich ebenfalls. Benisha kam aus Indien und lebte erst seit ein paar Jahren in Deutschland. In so kurzer Zeit konnte doch niemand richtig Skifahren lernen.

Herr Löffler schien ganz ähnlich zu denken. „Natürlich können wir die Gruppen auch später noch ändern“, bot er an. „Falls sich jemand unter- oder überschätzt hat.“ Er ließ seinen Blick durch den Saal schweifen, ohne jemanden direkt anzusprechen.

„Okay, wer kommt in Gruppe D?“ Madame Champignon hängte den vierten Zettel auf.

Drei Mädchen aus der Parallelklasse sprangen auf, gefolgt von Jannik und Flo und selbstverständlich auch Dennis, obwohl er von seinen eigenen Fahrkünsten nicht halb so überzeugt war wie seine Freunde. Aber eines wusste er ganz sicher: dass er in ihre Gruppe wollte. Mit Jannik und Flo fühlte er sich viel stärker. Janniks Selbstbewusstsein war ansteckend. Nie schien er über irgendwas nachzudenken. Und auch Flo nahm immer alles ganz leicht.

War das der Grund, warum auch Benisha sich in die falsche Gruppe eingetragen hatte? Wollte sie einfach nur mit ihren Freundinnen zusammen sein?

„Ihr haltet euch alle für gut genug?“, fragte Herr Cox nach.

„Natürlich.“ Jannik legte seine Arme um Dennis und Flo und begann zu singen: „We are the champions …“

„Na gut.“ Herr Löffler schmunzelte. „Gruppe D fährt mit mir.“

„Yes!“ Erfreut sah Dennis die anderen an. Herr Löffler war cool! Er hatte sogar Tätowierungen auf den Armen! Das hatte er im Sommer einmal gesehen. Nicht nur im Sportunterricht, auch auf Schulausflügen hatte man immer Spaß mit ihm. Das würde beim Skifahren sicher nicht anders werden.

„Gruppe C fährt mit Herrn Cox“, fuhr Herr Löffler fort, während die Kinder sich wieder setzten, „Gruppe B mit Frau Bertel und Gruppe A mit Madame Champignon.“

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„Äh, Moment mal. Carsten …“ Der Zeigefinger der Französischlehrerin pickte ihm wie ein Buntspecht gegen die Schulter. „Wieso übernimmst du die Besten-Gruppe? Nur weil du ein Mann bist?“

„Äh … natürlich nicht.“ Ertappt sah Herr Löffler auf seine Kollegin herunter. Madame Champignon war die Kleinste von allen. Zwischen dem riesigen Sportlehrer und dem glatzköpfigen Herrn Cox sah sie aus wie ein Kind. Herr Löffler geriet ins Stammeln: „Ich dachte nur … Also wenn du willst … dann kannst du auch gerne …“

„Gut“, sagte Madame Champignon schnell. „Dann tauschen wir.“ Zufrieden lächelte sie in die Runde.

„Oh, Mann.“ Dennis schnaubte enttäuscht.

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