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Holiday Heat (3in1)

hier erhältlich:

Park City, Utahs Lars Usten Lodge mit ihren gemütlichen Cottages und schneebedeckten Skipisten, ist der perfekte Ort für drei sexy Urlaubsgeschichten, die an Thanksgiving, Weihnachten und Silvester stattfinden.

FREUNDSCHAFT MIT SEXY EXTRAS
Spontan vereinbart Bradley mit seiner besten Freundin Elizabeth: Wenn beide mit dreißig immer noch Single sind, werden sie Freunde mit sexy Extras. Ein erregender Plan mit ungeahnten Folgen für alle Beteiligten …

HEIßE AFFÄRE IM KALTEN SCHNEE
Penelope ist temperamentvoll, ungezügelt, hemmungslos: Will hätte sich keine bessere Urlaubsbekanntschaft vorstellen können! Ein heißer Flirt im kalten Schnee - was dann kommt, ist egal! Wenn sein Herz nur nicht plötzlich fordern würde, dass Penelope für immer bleibt ...

WAS NACH MITTERNACHT GESCHAH
"Was willst du im neuen Jahr ausprobieren?" Bei Carters provokanter Silvesterfrage spürt Lindsey ein aufregendes Prickeln. Denn es gibt nur eine ehrliche Antwort, die sie dem sexy Snowboarder geben kann: Dich will ich! Und in wenigen Minuten beginnt das neue Jahr …


  • Erscheinungstag: 23.11.2020
  • Aus der Serie: E Bundle
  • Seitenanzahl: 432
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745752755
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Katherine Garbera

Holiday Heat (3in1)

1. KAPITEL

Elizabeth Anders streifte die High Heels von den Füßen. Das flackernde Kerzenlicht in ihrem Büro spiegelte sich im Lack des Art déco-Schreibtisches wieder. Plötzlich überlief sie ein Schauer. War noch jemand im Zimmer? Sie konnte zumindest niemanden sehen. Doch sie fühlte sich nicht bedroht, sondern war elektrisiert. Sie kannte die im Schatten verborgene Person.

Es war Bradley Hunt. Ihr bester Freund und der Mann, auf den sie insgeheim scharf war. Sie hielt ihn sich jedoch vom Leib, weil sie sich nicht durch Sex den Kopf verdrehen lassen wollte. Dazu waren die Ziele zu wichtig, die sie verfolgte. Zudem war er ein Playboy. Er arbeitete hart und gönnte sich viel Vergnügen. Er war nicht der Typ Mann, an dem sie jemals interessiert sein könnte. Aber …

Er gab sich gern unbekümmert und lässig. Der leichte Dreitagebart und die braunen Haare, die ihm bis zum Kragen reichten, verstärkten diesen Eindruck. Aber wenn es ums Geschäft ging, war er genauso energisch und engagiert wie sie. Der Hauptunterschied bestand darin, dass sie für eine exklusive Luxushotelkette arbeitete und er sein eigener Chef war.

Als er ins Licht trat, ließ Elizabeth den Blick über seine muskulöse Brust und den Waschbrettbauch wandern. Ihr stockte der Atem. Wie ein Blitz durchzuckte die Erregung ihren Körper. Auch wenn sie sich noch so oft sagte, dass sie nur Freunde waren – sie sehnte sich verzweifelt nach mehr. Bereits seit der ersten Begegnung wollte sie ihn. An diesem warmen, sonnigen Tag hatte er mit nacktem Oberkörper vor dem Studentenwohnheim gestanden und ihr angeboten, beim Einzug zu helfen.

Jetzt, als Bradley sie in die Arme nahm und an sich zog, stiegen all die Empfindungen und Gefühle von damals wieder in ihr auf. Er küsste sie heiß und sinnlich, um ihren Widerstand zu brechen. Sie wusste es besser, als vor Lust dahinzuschmelzen. Aber einmal wollte sie all das vergessen und die Leidenschaft ausleben, die er in ihr weckte.

Langsam strich er mit den Lippen über ihren Hals. Erregt versuchte sie, näher an ihn heranzurücken. Aber er ließ es nicht zu. Sie konnte nur die Hitze seines Körpers, seinen Atem und seine Lippen auf der Haut spüren. Warum berührte er sie nicht? Elizabeth sah ihm in die haselnussbraunen Augen, die jetzt fast schwarz wirkten.

„Bist du sicher?“, fragte er heiser.

Darüber zu reden, ob es klug war, was sie taten, war das Letzte, was sie wollte. Sie nahm seine Hand und legte sie auf eine ihrer Brüste.

Bradley seufzte tief, als er sanft zupackte. „Heb den Stoff der Bluse hoch.“

Zuerst streichelte er sinnlich ihre Brüste. Dann zeichnete er immer kleiner werdende Kreise um ihre Brustwarzen und zupfte an ihnen. Ihr wurde so heiß, dass sie die Schenkel öffnete, als er über ihren Bauch und den Venushügel strich.

Buzz! Buzz! Buzz!

Elizabeth schreckte aus dem Schlaf hoch, als das Handy vibrierte, das auf ihrem Nachttisch lag. Sie seufzte. Offenbar hatte sie im Traum heißen Sex mit Bradley Hunt gehabt. Das ergab Sinn. Vor fünf Jahren hatten sie sich ein einziges Mal geküsst. Dieser leidenschaftliche Kuss hatte sie total angetörnt. Dennoch hatte sie es nie zu mehr kommen lassen.

Sie warf einen Blick auf das Display. Bradley hatte ihr ein Selfie geschickt, auf dem er ihr entgegenlächelte. Dieser Mann hatte ein riesengroßes Ego. Stöhnend griff sie nach dem Handy. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie seinen Anruf durch ihren heißen Traum heraufbeschworen hätte. Aber dann hatte die Realität Einzug gehalten. Er rief nur zurück, weil sie ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. „Weißt du, wie spät es ist?“

„Entschuldige. Ich bin in London. Ich kann mich nie daran erinnern, wie groß der Unterschied zwischen mitteleuropäischer und nordamerikanischer Rocky-Mountain-Zeit ist.“

„Sieben Stunden, Trantüte“, meinte Elizabeth. „Du bist ein millionenschwerer Geschäftsmann, reist herum, um auf der ganzen Welt weitere Läden für Sportbekleidung und Sportartikel zu eröffnen, und weißt nicht einmal, wie spät es ist?“

„Ich weiß, wie spät es ist. Es geht nur um die Zeitzonen. Auf jeden Fall wollte ich der Erste sein, der dir zu deiner Beförderung gratuliert. Denn deine Freunde rufen bestimmt nicht zu nachtschlafender Zeit an, sondern warten bis morgen.“

„Aber nicht mein bester Freund, der Hallodri.“ Sie unterdrückte einen Seufzer. Halb hatte sie gehofft, dass er anriefe, weil sie vor fünf Jahren vereinbart hatten, unter bestimmten Bedingungen Freunde mit gewissen Extras zu werden. Doch offensichtlich erinnerte er sich nicht daran.

„Ich mag es, der Erste zu sein.“

Wie wahr. Bradley hatte schon von Anfang an mit ihr in Konkurrenz treten wollen und sie herausgefordert, wer von ihnen beiden die besseren Zensuren bekäme – und sie war darauf eingegangen. In ihm hatte sie einen Kumpel gefunden, mit dem sie sich messen konnte und der wie sie unbedingt gewinnen wollte. Wenn die Dinge anders lägen …

Er riss sie aus ihren Gedanken. „Bist du wieder eingeschlafen?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Was ist dann, Lizzie?“

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht Lizzie nennen sollst?“ Sie schindete Zeit. Wie sollte sie etwas zur Sprache bringen, über das sie vor so langer Zeit geredet hatten? Im Gegensatz zu ihr hatte Bradley ihre damalige Vereinbarung höchstwahrscheinlich vergessen.

„Unzählige Male. Aber mir gefällt es. Lizzie passt zu dir.“

„Mein Chef wäre anderer Meinung.“

Lars Usten, ehemaliger Olympiateilnehmer und Besitzer der Hotelkette Lars Usten Lodge and Spa nannte sie stets nur Elizabeth.

„Er kennt dich nicht wirklich.“

„Aber du glaubst, mich wirklich zu kennen?“ Sie bezweifelte, dass Bradley jemand anders als sich selbst jemals viel Aufmerksamkeit schenkte. Er flirtete gern, war witzig und viel zu sehr von sich eingenommen – das hatte sie jedenfalls immer geglaubt.

„Ja, ich kenne dich wirklich.“

„Großspurig und arrogant wie immer. Okay, du Teufelskerl. Beweise es.“

„Ich weiß, dass du jetzt Geschäftsführerin bist und damit dein berufliches Ziel erreicht hast. Ich weiß, dass du an Silvester dreißig Jahre alt wirst und wir folgende Abmachung haben: Wenn wir beide im Alter von dreißig Jahren noch Singles sind …“ Er ließ die Worte in der Luft hängen.

Elizabeth lag immer noch erregt von dem Traum in ihrem Bett und schüttelte den Kopf darüber, dass Bradley ihr zuvorgekommen war. Sie wollte sauer auf ihn sein, musste jedoch lachen. Zum ersten Mal war sie froh darüber, ihm unterlegen zu sein. Wie immer stellte er sich jeder Herausforderung – was ihr gefiel. „Ich war nicht sicher, ob du dich daran erinnerst“, gestand sie.

„Wie könnte ich das vergessen? Ich stehe seit Jahren auf dich. Aber du bist immer auf Abstand gegangen.“

„Bei all den Frauen, die um dich herumgeschwirrt sind, war schwer auszumachen, dass du mich willst“, scherzte sie.

Er lachte. „Der Punkt geht an dich. Willst du es also immer noch auf einen Versuch ankommen lassen?“

Im Alter von zwanzig Jahren hätte Elizabeth nie eine solche Dummheit begangen. Dazu war sie zu zurückhaltend und zu sehr auf ihre Karriere konzentriert gewesen. Doch jetzt hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie hatte alles, was sie immer gewollt hatte – außer einem Lover. Und der Playboy und Witzbold Bradley … Nun, er törnte sie an wie kein anderer Mann und könnte offensichtlich ihr gehören.

Sie wollte, dass er vorübergehend ein Teil ihres Lebens würde, um das sexuelle Verlangen zu befriedigen, das sie nachts wachhielt. Abgesehen davon, dass er sehr überzeugend und männlich war, hatte sie immer ein Kribbeln im Bauch gespürt, wenn er sie angerufen hatte oder ins Zimmer gekommen war. „Willst du es?“, spielte Elizabeth den Ball zurück.

„Ich habe es angesprochen. Muss ich wirklich derjenige sein, der zuerst Ja sagt?“

„Ja.“ Sie musste in dieser Angelegenheit sehr vorsichtig sein, weil sie nicht wollte, dass ihre Freundschaft darunter litt. Ihre Freundschaft hielt schon so lange und war so eng wie nur wenig andere Beziehungen in ihrem Leben. Vielleicht war er doch nicht so egozentrisch, wie sie immer hatte glauben wollen.

Ihre Freundinnen zogen sie im Gegensatz zu ihm immer damit auf, dass sie beruflich zu engagiert wäre. Vielleicht weil sie tatsächlich immer von ihrer Arbeit abgelenkt war. Zudem hatten fast all ihre Freundinnen inzwischen geheiratet und eine Familie gegründet. Deswegen war sie mehr in den Hintergrund getreten. Dieses geordnete Leben mit Ehemann und Kindern war irgendwie nicht ihre Sache.

„In Ordnung. Ich will mich mit dir verabreden und herausfinden, ob aus unserer Freundschaft mehr werden kann.“ Bradley machte eine Pause. „Und falls nicht, will ich die Frage, die mir nicht aus dem Kopf geht, endlich ad acta legen können.“

„Welche Frage geht dir nicht aus dem Kopf?“ Elizabeth versuchte, sich cool zu geben. Diese mögliche Affäre war wie eine geschäftliche Vereinbarung. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es mehr war.

„War dieser Kuss nur ein Glückstreffer, oder stimmt wirklich die Chemie zwischen uns?“

„Oh, ich glaube, dieser Kuss war wirklich heiß. Heißer kann ein Kuss nicht sein.“

Bradley Hunt lehnte sich auf seinem Sitz in der Abflughalle des Flughafens London Heathrow weiter zurück. Er stellte sich vor, dass Elizabeth die blonden Haare über die Schultern fielen und die blaugrünen Augen ein wenig verschlafen wären. Vermutlich trug sie einen Pyjama, der ihren Körper vom Hals bis zu den Füßen verhüllte.

Sie war so zugeknöpft. Doch das war nur der äußere Schein. Sie brauchte einen Liebhaber, der sie daran erinnerte, dass sie jung war. In ihren schönen Augen hatte er gelegentlich eine Leidenschaft aufblitzen sehen, die er zum Leben erwecken wollte. Aber sie hatte ihn immer zurückgewiesen.

Zum ersten Mal waren sie sich vor dem Studentenwohnheim der University of Texas begegnet. Mit der Pferdeschwanzfrisur und der großen Hornbrille hatte sie so verdammt niedlich ausgesehen, dass er einen Annäherungsversuch gestartet hatte. Aber sie hatte ihm einen Korb gegeben – was für ihn eine Herausforderung gewesen war.

Seitdem spielten sie dieses Spielchen. Elizabeth hatte es jedoch einfach ignoriert. Bis sie vor fünf Jahren in leicht beschwipsten Zustand diese süße Abmachung getroffen hatten. An diesem unvergesslichen Abend auf der Hochzeitsfeier ihrer jüngeren Schwester hatte es so ausgesehen, als ob er endlich eine Chance bekäme, der Anziehungskraft zwischen ihnen auf den Grund zu gehen.

Aber sie hatte sich damals nach einer gerade erst überstandenen, schmerzhaften Trennung von ihrem damaligen Freund einsam, verlassen und bedürftig gefühlt. An diesem Abend hatte Bradley einen Blick hinter ihre Fassade werfen dürfen. In diesem Moment hatte sich etwas in ihm geändert. Am Ende hatte er sie nicht verführt. Er wäre sich wie ein Schuft vorgekommen, wenn er ihre Situation ausgenutzt hätte.

Er wollte mit der kämpferischen und selbstsicheren Elizabeth ins Bett gehen. Jetzt war sie die jüngste Geschäftsführerin der Lars Usten Corporation und in Bestform. Er war sehr stolz auf sie und hatte sie nie mehr gewollt. Aber er musste sie bezüglich seiner Gefühle und dem, was er wirklich wollte, im Unklaren lassen. „Wieso glaubst du, dass die Chemie zwischen uns wirklich stimmt?“

„Weil du dich anderenfalls nicht immer noch in meiner Nähe herumtreiben würdest.“

Gegen seinen Willen musste Bradley lachen. „Wie wahr. Und du würdest nicht mitten in der Nacht mit mir telefonieren, wenn du mich nicht wolltest.“

„Ich leugne es ja nicht. Ich habe mehr als einmal an diesen Kuss auf Marinas Hochzeitsfeier gedacht.“

„Und ich muss jedes Mal, wenn ich Schokoladenkuchen esse, daran denken, wie er damals auf deinen Lippen geschmeckt hat“, gab er zu.

„Ich auch“, sagte Elizabeth weich. „Also: Tust du – tun wir – das wirklich?“

„Was?“ Bradley konnte nicht widerstehen, sie zu necken.

Sie räusperte sich. „Du weißt schon … Versuchen wir es, Freunde mit gewissen Extras zu sein?“

„Ja, ich will es“, sagte er ernst. „Du hast dein Karriereziel erreicht, und mein Geschäft läuft wie geschmiert. Nichts kann uns mehr aufhalten.“ Er hatte sein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut und durch harte Arbeit einen Kunden nach dem anderen gewonnen.

Elizabeth holte tief Luft. „Es geht nur um Sex, richtig? Du weißt, dass ich immer noch nicht an einer dauerhaften Beziehung interessiert bin.“

„Ja.“ Fürs Erste. Er wäre nicht zufrieden, bevor sie ihm nicht mit Leib und Seele gehörte. Aber im Moment genügte ihm eine Affäre unter Freunden. Er hörte das Rascheln der Laken, als sie sich auf die andere Seite drehte. Ihm wurde heiß. Er stellte sich vor, dass sie nur einen durchsichtigen, schwarzen Slip trüge. Wenn er jetzt bei ihr wäre, würde er mit einer Hand ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken festhalten und ihr immer näher kommen. Aber er würde sie nicht berühren, bis sie um mehr bat, ihn anflehte …

„Bradley?“

Er raufte sich die Haare. Er musste mit ihr schlafen – je eher, desto besser. Damit er aufhören konnte, von ihr zu träumen.

„Ich schlage ein gemeinsames Abendessen vor, wenn du dich von deinem Jetlag erholt hast“, sagte Elizabeth. „In zwei Tagen? Ist das für dich in Ordnung?“

„Ja.“

„Dann können wir über die Einzelheiten unserer Abmachung reden.“

„Lizzie, triffst du wirklich Abmachungen mit den Männern, mit denen du ins Bett gehst? Ich bin kein Wirtschaftsunternehmen, mit dem du zu fusionieren versuchst.“

„Das ist mir bewusst. Wirklich. Aber ich weiß nicht, wie ich diese Sache angehen soll, ohne es als Absprache unter Geschäftspartnern zu betrachten. Ich will nicht …“

„So verletzt werden wie damals, als Ken dich verlassen hat“, beendete Bradley den Satz. Als sie nichts sagte, fragte er sich, ob er zu weit gegangen war. Aber sie waren kein frischgebackenes Paar, sondern kannten die Vergangenheit und die bestgehüteten Geheimnisse des anderen.

Auf gewisse Weise mochte das die Dinge einfacher machen. Dennoch war Elizabeth ihm noch immer ein Rätsel, und er brannte darauf zu erfahren, wie sie im Bett zueinander passten. Wenn bei ihnen nur halbwegs so die Post abginge wie bei diesem Kuss damals und in seinen heißen Sexfantasien, hätten sie eine tolle Zeit zusammen.

„Genau“, meinte sie schließlich. „Was Frauen angeht, warst du nicht gerade zurückhaltend. Du hast einige Herzen gebrochen.“

„Nicht so viele, wie du andeutest. Ich verabrede mich mit Frauen, die wissen, worauf es hinausläuft.“ Er achtete tatsächlich darauf, sich nicht mit Frauen einzulassen, die auf der Suche nach einem Mann fürs Leben waren. Für ihn gab es nur eine Frau, mit der er versuchen wollte, eine wirkliche Beziehung zu führen – und diese Frau war Elizabeth.

„Siehst du? Das zeigt nur, dass ich recht habe. Wer weiß schon, worauf es für dich hinausläuft? Ich will keine Beute deines Jagdfiebers werden, Bradley.“

„Das hört sich schrecklich an. Was auch immer irgendeine Frau dir erzählt haben mag – ich habe nie Beute gemacht. Die Ladies lassen gewöhnlich die Finger von mir, wenn ihnen klar wird, dass sie mich nicht ändern können.“

„Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht zu ändern versuche?“

„Du kennst mich bereits, Lizzie, und ich kenne dich. Wir beide gewinnen gern. Ich mache mir nicht vor, dass ein Mann dir jemals wichtiger als dein Job sein könnte. Und du weißt, dass ich die Freiheit haben muss, mein Ding zu machen – was die Arbeit und das Vergnügen angeht.“

„Aber bist du mir treu? Jemanden zu betrügen heißt … nun, jemanden zu betrügen. Ich bin nicht interessiert daran, zu deinem wechselnden Harem zu gehören.“

Da war dieser Anflug von Verletzlichkeit. Die Hinterlassenschaft dieses Bastards. Ken hatte geglaubt, dass Elizabeth wirklich die hartgesottene Frau wäre, die sie im Berufsleben verkörperte und verstehen könnte, dass er Abwechslung im Bett brauchte. Bradley hatte dafür gesorgt, dass Ken bereute, sie betrogen zu haben. „Natürlich mag ich Frauen. Aber du weißt, dass ich einer Frau treu bin, wenn ich mich einmal festgelegt habe.“

„Ja. Du hast sogar mit Samantha Schluss gemacht, nur um mich auf Marinas Hochzeitsfeier küssen zu können.“

Das hatte er vergessen. Die Sache mit Samantha war nichts Ernstes gewesen. Daher war ihm die Trennung nicht schwer gefallen. Außerdem hatte er Elizabeth in diesem Moment so sehr begehrt … „Okay, jetzt kommen wir ein bisschen vom Thema ab. Also: Essen wir übermorgen zusammen zu Abend? Soll ich dich zu Hause oder im Hotel abholen?“

„Im Hotel. Ich muss in Bereitschaft sein.“

Erneut hörte er, dass sich Elizabeth im Bett umdrehte, und stellte sie sich nackt vor. Er unterdrückte ein Stöhnen. „Natürlich.“

„Und, Bradley?“

„Ja?“, fragte er leichthin. Er durfte nicht zu begierig klingen, sonst würde sie den Rückzug antreten. Sie war ihm gegenüber immer auf der Hut gewesen.

„Ich will unsere Freundschaft nicht in Gefahr bringen. Du bist der Einzige, der mich nach Mitternacht anruft. Der Einzige, der sich mit mir misst und es nicht hasst, wenn ich gewinne. Du gibt’s mir das Gefühl, dass ich in Ordnung bin – so wie ich bin. Wenn wir miteinander schlafen, könnte sich das ändern.“

„Wir müssen einfach unser Bestes geben, damit sich das nicht ändert. Ich will dich immer nach Mitternacht aufwecken.“

„Wirklich?“, fragte Elizabeth weich.

„Ja. Das ist die Zeit, in der die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Dann sind Anziehungskraft und Verlangen am stärksten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert, nur weil wir das Bett miteinander teilen. Du?“

„Vermutlich nicht, Bradley.“

„Hab ein bisschen Vertrauen. Wir sind beide intelligent und wissen, was wir wollen. Wir tun einander nicht weh. Wir bereiten uns gegenseitig Vergnügen, und unsere Freundschaft wird dadurch noch enger.“

„Du scheinst sehr zuversichtlich zu sein.“

„Bin ich. Vertrau mir.“ Er hatte so lange auf sie gewartet und wusste, dass sie gern die Regeln aufstellte und dazu neigte, Barrieren zwischen ihnen zu errichten. Aber er war ein Mann, der ein Nein nicht gelten ließ. Diesmal hielt nichts und niemand ihn auf – nicht einmal Elizabeth.

Sie seufzte. „Nun, dann sehe ich dich vermutlich bald, Bradley.“

„Definitiv, Lizzie.“

Elizabeth bog mit ihrem SUV auf den Angestelltenparkplatz des Hotels in Park City ein, auf dem eine frische Schneedecke lag. Sie parkte, stieg aus und sah sich verstohlen um, bevor sie ihr Handy herausholte. Sie wollte das Schild fotografieren, das ihren Parkplatz markierte: „Elizabeth Anders – Geschäftsführung“. Am liebsten hätte sie einen Freudentanz aufgeführt.

Das Lars Usten Lodge und Spa Resort war die Idee ihres Chefs, eines zweimaligen Goldmedaillengewinners im Riesenslalom. Die Pisten auf Wasatch Range, einem Gebirgszug der Rocky Mountains, benutzte das US-amerikanische Olympiaskiteam, um zu trainieren. Obwohl diese Pisten immer noch für Snowboardfahrer gesperrt waren, kamen das ganze Jahr über viele Gäste ins Hotel und die dazugehörigen Berghütten.

„Möchtest du, dass ich ein Foto mache, auf dem du neben dem Schild stehst?“

Elizabeth warf einen Blick auf Lindsey Collins, die sie anlächelte. Die Olympiateilnehmerin im Ski alpin arbeitete derzeit als Skilehrerin für das Hotel. Ein schlimmer Sturz bei der Winterolympiade in Sotschi hatte ihre Profikarriere abrupt beendet. „Du hast mich gesehen“, meinte sie verlegen.

„Ja, aber ich fand es süß. Du hast so verdammt hart für die Beförderung gearbeitet, und ich bin stolz auf dich. Also soll ich ein Foto von dir und dem Schild machen?“

„Ja.“ Sie ging zum Schild und sah in die Kamera.

„Schon erledigt“, meinte Lindsey nach einem Moment. „Frühstücken wir zusammen? Ich lade dich zur Feier deiner Beförderung ein.“

„Sehr gern.“ Im Lauf der letzten Monate hatte sich Elizabeth mit Lindsey angefreundet. „Aber zuerst muss ich nachsehen, ob im Hotel alles in Ordnung ist. In einer halben Stunde?“

„Perfekt. Bis dann.“

Als sie das Hotel betrat, wurde sie vom Empfangsportier begrüßt, der bei einem der führenden Hotels in Europa ausgebildet worden war. Lars engagierte nur die besten Leute. Auf dem Weg zum Büro gratulierten ihr alle Mitarbeiter, und sie nahm sich Zeit für jeden einzelnen. Von Lars hatte sie gelernt, dass kleine Gesten den Unterschied zwischen einer guten und großartigen Führungskraft ausmachten.

In ihrem neuen, exklusiv eingerichteten Büro im zweiten Stock hatte Elizabeth einen Blick auf Wasatch Range. Sie ging zum Schreibtisch und schüttelte den Kopf, als sie sich an den aufreizenden Traum mit Bradley in der Hauptrolle erinnerte. Mit den Augen suchte sie das Zimmer ab, weil sie halb damit rechnete, dass er in einer Ecke auf sie wartete. Aber das war Wunschdenken.

Realität war dagegen, dass sie jetzt die Geschäftsführerin des Hotels war. Ihr Vater wäre so stolz auf sie. Er hatte sich immer gewünscht, dass seine beiden Töchter erfolgreich und glücklich würden. Ihr Vater war selbst im mittleren Management tätig und geschäftlich oft unterwegs gewesen, als sie und ihre Schwester aufgewachsen waren.

Sie setzte sich an den Schreibtisch und fuhr ihren Laptop hoch. Nur zehn Minuten später kam ihr Chef ins Büro. Sie stand auf, um den Vorstandsvorsitzenden zu begrüßen. Er war fünfundsechzig Jahre alt, ließ es aber trotz seines Alters nicht wirklich langsamer angehen. Jeden Tag begann er mit irgendwelchen Freiluftaktivitäten. Wahrscheinlich war er deshalb so gesund.

„Guten Morgen, Elizabeth. Bist du bereit für den Morgenbericht?“

„Morgen, Lars.“ Sie gab ihm zur Begrüßung die Hand, bevor sie sich wieder setzte. Auf dem Bildschirm ihres Laptops sah sie, dass der Morgenbericht gerade in ihrer Mailbox eingetroffen war. Schnell überflog sie die E-Mail ihres langjährigen Mitarbeiters und diskutierte den Inhalt mit ihrem Chef.

„Sehr gut“, sagte er schließlich. „Offensichtlich hast du alles unter Kontrolle. Ich denke, dass unsere täglichen Meetings nicht mehr nötig sind. Ein Meeting in der Woche reicht.“

„In Ordnung. Ich weise Paula an, in unseren Kalendern die entsprechenden Änderungen vorzunehmen“, sagte Elizabeth äußerlich ruhig. Aber innerlich jubelte sie. Nach fünf Jahren hatte sie wohl endlich sein Vertrauen gewonnen.

Lars nickte und ging zum raumhohen Panoramafenster. Sie zögerte einen Moment lang, bevor sie ihm folgte. „Ich möchte dich warnen“, sagte er. „Dieser Job hat auch seine Schattenseiten. Du hast hart gearbeitet, um diese Position zu bekommen. Aber jetzt wirst du noch härter arbeiten und deswegen eine Menge opfern müssen.“

„Das ist mir bewusst.“

„Lass es mich zu jeder Zeit wissen, wenn du diese Opfer nicht länger bringen willst.“

„Das passiert nicht“, versicherte Elizabeth ihm.

„Vielleicht siehst du das irgendwann anders“, gab Lars zu bedenken. „Für mich hat das Hotel immer an erster Stelle gestanden.“

„Für mich steht es auch an erster Stelle. Dieser Job ist das Wichtigste in meinem Leben.“

„Das habe ich bemerkt. Aber du läufst Gefahr, genauso zu enden wie ich.“

„Großartig“, meinte Elizabeth. „Ich will erfolgreich sein.“

„Aber du könntest auch allein bleiben. So ein Leben ist nicht für jeden gemacht. Denk einfach daran.“

Als sie nickte, verabschiedete Lars sich und ging. Sie dachte an ihre Verabredung mit Bradley. War es klug, mit ihrem besten Freund eine Affäre zu beginnen? Alles haben zu wollen schien eine große Herausforderung zu sein. Aber ich bin ihr mehr als gewachsen, dachte sie zuversichtlich.

Kurz nach Mitternacht – Elizabeth hatte sich gerade ins Bett gelegt – klingelte ihr Handy. „Kämpfst du immer noch mit dem Zeitzonen?“

„Ja. Aber nicht so, wie du meinst“, antwortete Bradley. „Obwohl es mitten in der Nacht ist, bin ich hellwach.“

„Warum warst du eigentlich in London? Gestern habe ich vergessen, mich danach zu erkundigen.“

„Ich habe einen Vertrag mit einem neuen Kunden abgeschlossen. Aber übers Geschäft können wir ein anderes Mal reden. Es ist mitten in der Nacht. Das ist unsere Zeit, um der Fantasie freien Lauf zu lassen.“

„Fantasie? Ich habe dich für einen richtigen Mann gehalten“, neckte Elizabeth ihn. „Existierst du nur in meiner Einbildung?“ Sie streckte sich auf der großen Matratze aus. Die Illusion, dass irgendein Mann auf Dauer das Bett mit ihr teilte, hatte sie schon vor langer Zeit aufgegeben. Zum Teil, weil sie bezüglich der Dinge, die sie wollte, keine Kompromisse machen wollte. Aber der andere Grund dafür war, dass sie es nicht riskieren wollte, sich zu verlieben und wieder Dummheiten zu machen.

„Oh, ich bin ein Mann aus Fleisch und Blut“, erwiderte Bradley. „Aber ich glaube, dass du einen mitternächtlichen Besuch nicht begrüßen würdest. Deshalb habe ich angerufen.“

„Das wird allmählich zur Gewohnheit. Du bist also wohlbehalten nach Utah zurückgekehrt?“

„Ja. Nachdem ich gelandet bin, habe ich mich für ein paar Stunden hingehauen. Als es dann Zeit zum Abendessen war, habe ich versucht, dich zu erreichen.“

„Ich war in einem Meeting und hatte mein Handy leise gestellt“, erklärte Elizabeth. „Welchem Umstand verdanke ich denn das Vergnügen dieses mitternächtlichen Anrufs? Willst du über unsere gewissen Extras reden?“

„Gewisse Extras. Darunter kann man sich viel vorstellen. Wie sollen sie deiner Meinung nach aussehen?“

„Du bedienst mich mit nacktem Oberkörper von hinten bis vorne.“ Nimm es locker. Sie wollte Bradley in ihrem Bett haben. Sie wollte jemanden haben, mit dem sie ihre Ängste teilen könnte. Sie hatte gehofft, dass ihr neuer Job der Höhepunkt ihrer Karriere wäre. Aber plötzlich hatte sie das Gefühl, einen weiteren Gipfel besteigen zu müssen.

„Ah, verstehe. Du willst einen dieser braun gebrannten Beachgigolos, die den Touristinnen am Strand die eisgekühlten Getränke bringen.“

„So ungefähr. Es ist eine Schande, dass du nicht aus einem Land zurückkommst, in dem ständig die Sonne scheint.“

„Ich bin normalerweise ziemlich sonnengebräunt. Ich glaube nicht, dass du enttäuscht sein wirst“, murmelte Bradley.

Elizabeth glaubte es auch nicht. Aber sein Ego war so groß, dass sie es nicht streicheln musste. Obwohl sie ihn streicheln wollte. So ungern sie es zugab: Sie war heiß auf Sex. Viel Sex. Aber gleichzeitig hasste sie die Vorstellung, dass ihre Freundschaft darunter leiden könnte. Beende es jetzt, bevor du es bereust, dachte sie seufzend.

„Was stimmt nicht, Lizzie?“

Vermutlich sollte sie nicht überrascht sein, dass er ihre plötzliche Verzagtheit bemerkte. Schließlich hatten sie immer auf einer Wellenlänge gelegen. Obwohl sie wünschte, dass er im Moment nicht ganz so aufmerksam wäre, war es wahrscheinlich besser, jetzt offen darüber zu reden. „Nun, weißt du … Wir hatten noch keinen Sex, und es wird schon kompliziert.“

„Nur, wenn du es zulässt.“

Bradley wusste immer, was er sagen musste, um sie zu beruhigen und glauben zu lassen, dass alles gut werden würde. Es war seine Idee gewesen, Sexfreunde zu werden, wenn sie beide im Alter von dreißig Jahren immer noch Singles wären. Sie hätte an diesem Abend auch mit einem One-Night-Stand vorliebgenommen. Aber er hatte sie mit dem Gedanken gelockt, mehr haben zu können. „Ich hoffe, es ist so einfach.“

„Natürlich ist es das.“

„Du …“

„Ich und du. Das ist es, worum es geht. Wir wissen, was wir wollen.“

„Tun wir das?“ Elizabeth war jetzt nicht mehr so unverfroren wie vergangene Nacht. Gestern hatte Bradley sie aus einem heißen Traum geweckt, der dafür gesorgt hatte, dass sie noch scharf auf ihn gewesen war. Heute hatte die Realität sie eingeholt, und sie war durcheinander. Das war es. Sie wusste nicht mehr so genau wie gestern, was sie wollte.

„Lizzie?“

„Ja?“

„Ich will dich.“

Beim Klang seiner heiseren, tiefen Stimme erschauerte sie. „Wie willst du mich?“

„Ich will, dass du eng an mich geschmiegt neben mir liegst.“

„Das gefällt mir. Ich habe über diesen einen Kuss nachgedacht und mich gefragt, ob es an der Atmosphäre und dem Champagner gelegen hat, dass du so gut geschmeckt hast – und dass es sich so richtig angefühlt hat.“

„Ich kann dir versprechen, dass es nicht nur daran lag, sondern an dir und mir.“

Dir und mir. Bradley tat fast so, als wenn sie zusammengehörten. „Du weißt, dass es nur um Sex geht.“

„Es ist Freundschaft plus.“

Elizabeth lachte. „Plus?“

„Ja, wir sind immer noch Kumpel. Aber jetzt bekommen wir noch tollen Sex dazu. Vergiss nicht, dass wir zuerst Freunde waren.“

„Das vergesse ich nicht. Ich muss nur achtgeben, dass du nicht mehr erwartest. Wie ich gestern schon gesagt habe, bin ich nicht bereit für mehr als …“ Sie konnte sich nicht dazu bringen zu sagen: für mehr als Sex. Das erweckte den Anschein, als benutzte sie ihn.

„Spätabendliche Rendezvous“, beendete Bradley den Satz für sie.

„Ja.“

„Das ist in Ordnung – und morgen beim Abendessen werde ich deine Zweifel in Bezug auf unseren Kuss ausräumen.“

„Es sind keine Zweifel“, sagte Elizabeth.

„Sondern?“

Sehnsucht und die Hoffnung, dass seine Küsse genauso heiß und magisch sein würden wie in ihrer Erinnerung. Denn sie wollte, dass er sämtlichen erotischen Fantasien gerecht würde, in denen sie ihm die Hauptrolle gegeben hatte. „Vergiss es.“

„Ich sehe dich morgen.“

„Gute Nacht, Bradley.“

„Träum süß.“

2. KAPITEL

Bradley betrat die Büroräume über seinem Einzelhandelsgeschäft Fresh Sno in Park City. Das riesige Loft war in viele Arbeitsnischen für all sein Personal aufgeteilt. Aber im Moment war fast niemand dort.

Seine Assistentin Tia stand neben ihrem Schreibtisch und flirtete mit Carter Shaw, dem weltbesten Halfpipe-Snowboarder und einem notorischen Schürzenjäger. Tia war groß und hatte eine sehr weibliche Figur. Sie trug einen sehr kurzen Minirock, Springerstiefel und einen dicken irischen Wollpulli, den Bradley von seinem letzten Ausflug nach Großbritannien mitgebracht hatte.

Fresh Sno hatte eine Ausschreibung gewonnen und lieferte künftig Skier und Snowboards an Hallenwintersportzentren in England, Schottland und Wales. Deswegen war Bradley in den letzten Monaten mehrmals nach Großbritannien geflogen. „Ich dachte, ich bezahle dich, damit du arbeitest.“

Tia drehte sich zu ihm herum. „Ich arbeite, Boss. Ob du es glaubst oder nicht. Carter ist mit einem Geschäftsangebot hergekommen.“

„Das ist vermutlich nicht das einzige Angebot, das er im Sinn hat“, bemerkte Bradley.

„He, träumen darf man doch, oder?“, meinte Carter.

„In der Tat. Ich brauche einen Kaffee. Dann können wir im Konferenzraum am Ende des Gangs über Ihren Vorschlag reden.

„Kein Problem.“ Der Snowboarder wandte sich ab und holte sein Handy aus der Tasche, um seine Nachrichten zu checken.

Carter war olympischer Goldmedaillengewinner und wurde wegen seines Rufs als Rebell und Frauenschwarm vom Publikum geliebt. Er stand an der Spitze einer Interessengruppe, die erreichen wollte, dass alle Hotels in Park City ihre Skipisten für Snowboarder freigaben. Dabei kam ihm zugute, dass dank seines Einsatzes die Thunderbolt Energy Games auch in Park City stattfanden.

Da Bradley in seinem Geschäft eine Menge Snowboards verkaufte, unterstützte er das Anliegen der Snowboarder. Der einzige Nachteil dabei war, dass die meisten Luxushotels alles beim Alten lassen wollten und er deswegen mit Elizabeth uneins war. Das behagte ihm nicht. Es erinnerte ihn daran, dass er aus völlig anderen Verhältnissen stammte als sie.

„Liegt irgendetwas Dringendes an?“, fragte er Tia und ging zur Kaffeemaschine, um sich einen doppelten Espresso zu machen. Es würde ein langer Tag werden, aber als Belohnung winkte das Abendessen mit Elizabeth. Seit er sie vorgestern Nacht angerufen hatte, stand er unter Strom. Dieser eine Kuss lag viel zu lange zurück. Verklärte er ihn vielleicht in der Erinnerung? Seitdem hatte er andere Frauen geküsst, aber kein Kuss war wie dieser gewesen.

„Nein. Aber es ist ein Paket für dich gekommen. Von Tiffany’s. Verabredest du dich mit einer neuen Flamme?“, fragte sie trocken.

„Auch wenn dich das nichts angeht – es ist ein Geschenk für Elizabeth. Sie ist gerade zur Geschäftsführerin des Lars Usten Lodge and Spa befördert worden.“

Carter drehte sich um und pfiff leise. „Beeindruckend. Das Hotel ist erste Sahne. Leider ist es immer noch nicht bereit, seine Pisten auch für Snowboarder und Skifahrer aus der Umgebung freizugeben.“

„Es ist auf dem besten Weg dazu. Seit Neuestem liefere ich dem Hotel die Ausrüstungen für einen Skiverleih. Das ist der erste Schritt. Aber Sie wollten bestimmt etwas anderes mit mir besprechen.“ Er ging voran in den Konferenzraum. Carter und Tia folgten ihm.

„Ja. Ich möchte eine Art Leistungsschau – so ähnlich wie die Thunderbolt Energy Games – auf die Beine stellen. Dafür brauche ich Sponsoren. Ich hätte gern, dass Fresh Sno groß einsteigt.“

„Hier in Park City?“ Bradley wog bereits die Vor- und Nachteile ab. Er war dafür, solche Leistungsschauen in Park City zu veranstalten. Aber sein Unternehmen machte nicht den Gewinn, um sich in großem Stil zu engagieren. „Warum brauchen wir hier noch so etwas Ähnliches wie die Thunder Energy Games?“

„Ich will damit Jugendlichen eine Chance geben, die mit Snowboard- und Ski-Ausrüstungen aus zweiter Hand und ohne professionelle Lehrer trainieren. Ich bin hier aufgewachsen und weiß, wie schwer es ist, nach oben zu kommen, wenn man kein Geld hat. Ich möchte, dass diese Jugendlichen gegeneinander antreten, vielleicht eine neue Ausrüstung gewinnen können und …“

„Schon verstanden. Es ist für einen guten Zweck.“ Er lächelte. „Sie möchten diesen Jugendlichen die Chance geben, die Sie sich früher gewünscht hätten. Mir gefällt die Idee. Ich wette, wir können einige der Hotels in der Gegend dazu bringen, ihre Pisten als Veranstaltungsorte zur Verfügung zu stellen.“

„Das wäre super“, meinte Carter.

„Sollen dann die Thunderbolt Energy Games und diese Leistungsschau gleichzeitig stattfinden?“

„Nein. Ich möchte die Werbung für die Thunderbolt Energy Games nutzen, um Mundpropaganda für den neuen Wettbewerb zu machen. Ich weiß noch nicht, wie er heißen soll. Vielleicht ‚Park City Games‘ oder ‚Fresh Sno‘ …“

„Wie wäre es mit ‚Fresh Faces‘?“, schlug Bradley vor. „Ich sage meinem Marketingguru, dass er sich darum kümmern soll. Wann soll der Wettbewerb stattfinden? Die Energy Games sind im Januar in der Stadt, nicht wahr?

Carter nickte. „Ich dachte an nächsten November. Dann haben wir gut ein Jahr Zeit für die Planung und Vorbereitung.“

„Okay. Ich höre mich um, wer mitmachen will. Aber im Moment kann ich noch nichts versprechen.“

„Die nächsten zwei Wochen bin ich unterwegs. Aber in der Woche vor Thanksgiving bin ich wieder in der Stadt.“

„Dann können wir uns wieder treffen und gegenseitig auf den neuesten Stand bringen.“

„Klasse.“ Carter stand auf und verabschiedete sich.

Im Moment konnte Bradley den Snowboarder, der sich lässig und kumpelhaft gab, noch nicht richtig einschätzen. Aber er würde noch herausfinden, wie Carter tickte. Genauso wie er herausgefunden hatte, dass hinter Elizabeths Fassade der hartgesottenen Geschäftsführerin eine Frau steckte, die darauf wartete, aus ihrem Schneckenhaus gelockt zu werden. Und er war genau der richtige Mann dafür.

Die meiste Zeit des Tages verbrachte Elizabeth in Meetings. Aber in Gedanken war sie bei Bradley. Sie zählte praktisch die Minuten, bis sie ihn wiedersah. Als sie hinunter auf die herbstlich dekorierte Hotellobby sah, hörte sie die laute Stimme von Thompson Holmes an der Rezeption. Der Filmregisseur war ein schwieriger Gast. Aber es war ihr Job, ihn so zufriedenzustellen, dass er das Hotel seinen Freunden weiterempfahl. Hollywoodstars machten einen großen Teil der Kundschaft aus.

Ihr Handy klingelte. Auf dem Display erschien Bradleys Foto. „Ich kann nicht glauben, dass du mich nicht zu nachtschlafender Zeit anrufst“, scherzte sie, behielt aber die Rezeption im Auge, an der einer ihrer Mitarbeiter Holmes zu beruhigen versuchte.

„Mir ist jede Zeit recht, wenn ich mit dir reden kann, Lizzie. Ich wollte dich fragen, ob wir unser Abendessen auf halb neun Uhr verschieben können.“

Sie war enttäuscht. Vielleicht hatte er nach ihrem Telefongespräch gestern Nacht kalte Füße bekommen. „Sicher. Wir müssen nicht zusammen zu Abend essen. Du kannst stattdessen später zu mir nach Hause kommen.“

„Ich habe gehofft, dich zu einem zusätzlichen Meeting überreden zu können“, erwiderte Bradley. „Um mit dir über einen geschäftlichen Vorschlag zu sprechen, den Carter Shaw mir gemacht hat. Wir essen zu Abend. Aber ich will, dass es dann nur um uns geht.“

Elizabeth ignorierte, dass sie Herzklopfen hatte. Sex war alles, was sie von Bradley wollte. Aber in Wahrheit sorgte er immer dafür, dass sie sich gut fühlte. „Gern. Aber Carter kann schwierig sein. Der Vorstand ist immer noch ein bisschen verärgert über die Art, wie er sich für Snowboarder starkmacht. Soll ich einen unserer Skiprofis mitbringen?“

„Ich glaube, in dieser Anfangsphase reicht es, wenn nur wir beide über die Idee reden. Ich spreche deswegen mit den Geschäftsführern aller Hotels in der Gegend.“

„Okay. Worum geht es? Ist es etwas Aufregendes?“

„Bist du immer so ungeduldig?“, neckte Bradley sie.

„Ich mag nur keine Überraschungen“, entgegnete Elizabeth. „Wenn man vorgewarnt ist, ist man besser gerüstet.“

„Wir kämpfen nicht gegeneinander“, erinnerte er sie.

Dennoch fühlte es sich für sie gelegentlich so an. Ihm gegenüber alle Vorsicht fallen zu lassen wäre ein Fehler. Sie mochte ihn schon viel zu sehr. „Ich kenne nur gern die Fakten.“

„Na schön“, meinte Bradley. „Er will nächsten November in Park City ein Wintersportevent für sozial benachteiligte Jugendliche auf die Beine stellen. Dafür braucht er Sponsoren. Ich spende Ski- und Snowboardausrüstungen und hoffe, dass euer Hotel mögliche Austragungsorte zur Verfügung stellt.“

Elizabeth dachte darüber nach. „Ich muss ein paar Leute anrufen. Treffen wir uns um sieben Uhr in meinem Büro? Danach können wir unten im Gastrophile West essen.“

„In Ordnung. Aber um Punkt halb neun sind wir im Hotelrestaurant. Ich möchte genug Zeit haben, um zu feiern. Du hast so viel erreicht und verdienst es, zumindest ein Abendessen lang im Mittelpunkt zu stehen.“

Sie lächelte. „Ich brauche nicht im Mittelpunkt zu stehen.“

„Vielleicht will ich es so“, sagte er mit verführerischer Stimme.

„Wir bekommen nicht immer, was wir wollen, Bradley. Das solltest du inzwischen wissen.“

„Das mag für manche Leute gelten. Aber was dich betrifft, bin ich fest entschlossen.“

„Und wozu bist du entschlossen?“, fragte Elizabeth ein wenig atemlos. Als er nicht sofort antwortete, wurde sie kribbelig. „Bradley?“

„Ich bin entschlossen, dich zu bekommen, und lasse es nicht zu, dass dein Job zwischen uns steht. Oder irgendeine andere Ausrede, die dir einfällt. Leugne nicht, dass du drauf und dran bist, dir die Sache noch einmal zu überlegen. Das konnte ich dir anhören, als du das Telefongespräch gestern Nacht beendet hast.“

„Du bist nicht so clever, wie du glaubst. Ich mache keinen Rückzieher, sondern bin nur darauf aus, in den Genuss der gewissen Extras zu kommen.“

Er lachte laut. „Ich liebe es, wenn du mich überraschst, Lizzie.“

Sie wusste, dass sie ihn überrumpelt hatte. Denn er nannte sie nur Lizzie, wenn er bei ihr vorzufühlen und herauszufinden versuchte, welchen Schritt er wohl am besten als Nächstes machte. „Wenn ich es ständig täte, wäre es nichts Besonderes.“

„Richtig“, murmelte Bradley.

Elizabeth wartete atemlos, ob er noch etwas sagte. Aber er schwieg. „Wir reden später weiter, ja? Ich muss in die Lobby.“ Holmes stand noch immer an der Rezeption. Sie wollte mit ihm reden und sicherstellen, dass er bestens versorgt war. Aber ihre Arbeit war auch eine willkommene Ausrede, um vor Bradley und all den Gefühlen zu flüchten, die er in ihr aufgewühlt hatte.

Bradley reichte dem Mitarbeiter des Hotelparkservice den Schlüssel seines ’69 Chevy Camaro, straffte die Schulten und betrat das sehr exklusive Lars Usten Lodge und Spa. Obwohl er in eher ärmlichen Verhältnissen groß geworden war, hatte er seinen Weg gemacht und könnte es sich inzwischen leisten, hier zu residieren. Sein Vater, ein Rodeo-Reiter, hatte eine Nacht mit seiner Mutter verbracht, bevor er weitergezogen war. Bradley hatte ihn nie kennengelernt. Diesen Traum hatte er im Alter von zehn Jahren aufgegeben.

Das Hotelpersonal war freundlich und effizient, die Lobby makellos, stilvoll und einladend. Vermutlich nahm Elizabeth Einfluss darauf. Er wusste, dass sie auf jedes Detail achtete. Schon als sie noch Assistentin des Geschäftsführers gewesen war, hatte Lars ihr eine Menge zusätzlicher Verantwortung übertragen gehabt.

Bradley schüttelte den Kopf über sich. Wenn er eine Chance haben wollte, Elizabeth davon zu überzeugen, mehr als nur seine Geliebte zu sein, musste er cool bleiben. Aber er wollte sie schon so lange. Er bewunderte sie für ihre harte Arbeit. Gleichzeitig ärgerte ihn die Art, wie strikt sie verschiedene Lebensbereiche trennen konnte. Er hatte es satt, sich an ihre Regeln zu halten. Jetzt änderte er das Spiel und war entschlossen zu gewinnen.

Er ging zur Rezeption. „Bradley Hunt. Ich habe einen Termin mit Elizabeth Anders.“

„Bitte nehmen Sie Platz.“ Der Empfangschef zeigte auf einige Ledersessel. „Ich sage ihr, dass Sie hier sind.“

Er ging hinüber in den Wartebereich, war jedoch zu ruhelos, um sich zu setzen. Das machte ihm Sorge. Impulsivität war fehl am Platz. Er musste kalkuliert vorgehen. In solchen Momenten wünschte er, seinen Vater gekannt zu haben. Hatte er die Unbesonnenheit, die ihm jetzt zu schaffen machte, von ihm geerbt? Seine Mom hatte sich nach diesem folgenschweren One-Night-Stand kaum mehr impulsiv verhalten.

„Bradley.“

Er drehte sich um. Elizabeth kam lächelnd auf ihn zu. Aber es war ihr öffentliches Lächeln, das sie für Gäste und Bekannte aufsetzte. Er wollte, dass sie sich wirklich freute, ihn zu sehen – und es nicht nur vorgab. Doch als er ihren höchst erotischen Gang in Augenschein nahm, verflog sein Ärger. Die High Heels, die sie trug, betonten ihren Hüftschwung.

Für eine Frau, die wild entschlossen war, geschäftsmäßig zu wirken, zog sie sich ziemlich weiblich an und verhielt sich auch so. Er war nie in der Lage gewesen, das zu ignorieren … Moment mal. Jetzt musste er es nicht mehr ignorieren. Er trat auf sie zu und beugte sich über ihren Mund.

Sie sah ihn mit großen Augen an, als sie bemerkte, was er vorhatte. Dann erwiderte sie fest seinen Blick und küsste ihn auf den Mund. Bradley war klar, dass es ihr in diesem Moment vor allem darum ging, ihm eine Nasenlänge voraus zu sein … Doch aus irgendeinem Grund kümmerte ihn das nicht.

Ihre Lippen fühlten sich weich und warm an. Ihr Duft hüllte ihn ein, als er den Kuss erwiderte, die Hände auf ihre Taille legte und sie nur einen Moment lang an sich zog. Dann trat er zurück. „Schön, dich zu sehen“, murmelte er.

„Offenbar hast du während deiner Reisen ein paar europäische Gewohnheiten angenommen.“

„Uh, ich weiß nicht, wie ich dir das am besten beibringen soll, Lizzie. Aber nirgendwo auf der Welt begrüßen sich Menschen so, wenn sie nicht sehr gute Freunde sind.“ Nur eine Sekunde lang sah er stürmische Gefühle in ihren Augen aufblitzen und fragte sich, was sie verbarg. Sie war immer so zugeknöpft und vorsichtig.

„Wir waren immer Freunde, Bradley.“

„Und ich sehe keinen Grund, warum irgendetwas, das zwischen uns passieren könnte, das jetzt ändert. Unsere Leben sind zu sehr miteinander verflochten.“

„Das sind sie. Wenn du bereit bist, übers Geschäft zu reden, lass uns hinauf in mein Büro gehen“, erwiderte Elizabeth.

„Ich bin definitiv bereit, mit dir allein zu sein“, sagte er rau.

Ohne zu antworten, führte sie Bradley am Chefportier vorbei zum privaten Aufzug hinter der Rezeption. „Ich bin nicht sicher, was das sollte“, sagte sie in dem Moment, als die Türen sich automatisch hinter ihnen schlossen.

„Ich wollte klarstellen, dass ich nicht nur irgendein Mann bin, mit dem du ein Meeting hast. Darüber sind wir hinaus. In Anbetracht unserer Unterhaltung vorgestern Nacht habe ich geglaubt, dass wie uns darin einig sind.“

Elizabeth schüttelte den Kopf. „Natürlich weiß ich, dass du nicht irgendein Geschäftspartner bist. Aber du musst verstehen, dass ich mir hier keinen Klatsch leisten kann. Ich bin die Chefin. Die Angestellten dürfen das nicht vergessen.“

„In diesem Fall entschuldige ich mich.“ Er drückte auf die Stopptaste hinter ihr und hielt die Aufzugkabine an. „Gibt es hier eine Überwachungskamera, die auf uns gerichtet ist?“

„Nein. Nur leitende Mitarbeiter haben einen Schlüssel für den Aufzug.“ Nervös warf sie ihm einen Blick zu. „Warum? Was hast du vor, Bradley?“

„Ich will dich so küssen, wie ich es wirklich wollte.“

Elizabeth wappnete sich. Als Bradley sie das letzte Mal geküsst hatte, war sie wie berauscht gewesen. Schon die erste Berührung seiner Lippen sorgte dafür, dass ihre Hormone verrücktspielten. Sie schloss die Augen, aber dadurch wurden die Empfindungen nur noch intensiver. Er legte die Hände auf ihre Taille und zog sie an sich. Ausnahmsweise vergaß sie einmal alles andere. Nur das Hier und Jetzt zählte.

Sie ließ die Zunge tief in seinen Mund gleiten. Er schmeckte so gut. Das ist meine Belohnung. Damit rechtfertigte sie vor sich, dass sie sich nahm, wonach sie sich sehnte. Er streichelte ihren Rücken, ließ die Hände auf ihren Po wandern. Stöhnend rieb er sich an ihr.

Leise lächelnd fuhr Elizabeth durch seine Haare. Sie beendete den Kuss und spürte, wie sein warmer Atem über ihre Wange strich. Dann schlug sie die Augen auf und begegnete seinem Blick. Er war der Mann, der für sie nie wirklich nur ein Freund gewesen war. Schon als sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte sie mehr gewollt.

Das machte ihn nach wie vor so gefährlich für sie. Doch inzwischen war sie eine erwachsene Frau und wollte nicht mehr weglaufen. Sie konnte nicht den Rest ihres Lebens in einer Art Schattendasein verbringen und sich nie wirklich nehmen, was sie wollte.

Bradley hielt noch immer ihre Taille umschlungen. „Ich bin wohl nicht der Einzige, der diesen Kuss wollte.“

Sie strich mit dem Finger über seine Unterlippe, während sie über eine Erwiderung nachdachte. Einen klaren Kopf zu bekommen fiel ihr schwer, denn im Moment konnte sie sich nur darauf konzentrieren, wie gut er sich anfühlte. Sie wollte sich niemals aus seiner Umarmung lösen. „Du bist immer darauf aus, dass dein Ego gestreichelt wird“, sagte sie schließlich.

„Süße, das, was du spürst, ist nicht mein Ego.“

„Ich weiß genau, was es ist“, murmelte Elizabeth, ließ eine Hand zwischen ihre Körper auf sein hartes Glied unter dem Stoff der Hose gleiten. Stöhnend zog er sie fester an sich und küsste sie. Diesmal bestand kein Zweifel daran, dass er der fordernde Part war, und sie genoss es jede Sekunde.

Bradley hob sie ein Stückchen hoch und hielt sie fest, während er ihren Mund erforschte. Sie erwiderte den Kuss, gab sich den Empfindungen hin, die auf sie einstürzten, und hörte auf zu denken. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit gestand sie sich ein, dass sie nicht alles unter Kontrolle hatte. Sie schlang ein Bein um seine Hüften und rieb über sein hartes Glied.

Er erschauerte, beendete den Kuss, knabberte zart an ihrem Hals und drückte sie noch fester an sich. „Ich bin verrückt nach dir“, flüsterte er.

Im Taumel der Lust küsste Elizabeth ihn erneut. Sie spürte die kalte Wand der Aufzugkabine im Rücken, strich über seine Brust und den Bauch bis zum Gürtel und packte zitternd vor Verlangen seinen Po. Er sog und knabberte an ihrer Unterlippe. Bis eine Stimme sie beide zusammenzucken ließ.

„Sind Sie in Ordnung in der Aufzugkabine?“

„Zur Hölle“, murmelte Bradley, legte die Stirn an ihre und hielt sie noch eine Minute lang fest.

„Hallo? Hören Sie mich?“

„Was soll ich sagen?“, flüsterte er.

Elizabeth bereute sehr, so etwas an ihrem Arbeitsplatz angefangen zu haben. „Lass mich das machen.“ Sie ging zur Gegensprechanlage. „Uns geht es gut. Entschuldigung, wir haben über etwas gestritten.“ Sie drückte eine Taste, und der Aufzug fuhr weiter.

Als sie sich wieder umdrehte, lächelte Bradley sie reuevoll an. „Über etwas gestritten? Wer hat gewonnen?“

„Ich.“

„Wie kommst du darauf, Lizzie?“

„Ich war nicht sicher, ob unser erster Kuss ein einmaliger Glückstreffer war. Jetzt weiß ich, dass es nicht der Fall war.“ Für sie fühlte es sich fast wie ein Sieg an, dass sie nun wusste, was sie von ihm wollte.

„Das hätte ich dir gleich sagen können.“

„Hör auf anzugeben.“ Als der Aufzug anhielt und die Türen sich öffneten, ging sie vor.

„Warum nicht? Mir gefällt, wie du mein … Ego streichelst“, rief er ihr nach.

Kopfschüttelnd betrat Elizabeth ihr Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch. Sie wollte demonstrieren, dass sie immer noch das Sagen hatte – sowohl in ihrem Büro als auch im Leben. Aber sie hatte das Gefühl, dass diese eine Fahrt mit dem Aufzug die Dinge geändert hatte. Bradley hatte es ihr so leicht gemacht, sich und ihre Regeln zu vergessen. Das war etwas, das unglaublich gefährlich war und ihr Angst machte.

Bradley setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch und beneidete Elizabeth um ihre Fähigkeit, so leicht von Vergnügen auf Arbeit umzuschalten. „Zuerst das Geschäft?“

„Natürlich. Deshalb findet dieses Treffen statt.“ Sie nahm einen Stift und einen Block zur Hand. „Also: Carter Shaw will eine Wintersportveranstaltung für einen guten Zweck organisieren. Er hat viele Fans. Leider glaube ich, dass es dem Erfolg des Vorhabens eher abträglich ist, wenn er dafür verantwortlich zeichnet. Er ist ein Unruhestifter und sehr umstritten. Meiner Ansicht brauchen wir dann jemanden, der ihn unter Kontrolle hält.“

„Da stimme ich dir zu. Aber er meint es ernst. Um das Projekt vorantreiben zu können, will er zumindest einen Termin und einen Austragungsort vorweisen können, bevor die Thunderbolt Energy Games im Januar hier sind.“

„Es ist eine gute Idee. Aber was springt für ihn dabei heraus?“

„Es ist ihm ein Herzensanliegen, sozial benachteiligten Jugendlichen die teuren Ski- oder Snowboardausrüstungen zu ermöglichen“, antwortete Bradley. „Ob du es glaubst oder nicht.“

Elizabeth machte sich einige Notizen. „Warum gibt er ihnen die Ausrüstungen nicht einfach?“

„Ich glaube, er will, dass sie dafür Einsatz zeigen und gegeneinander antreten. Worin ich ihm zustimme.“

„Okay. Was brauchst du vom Hotel?“

„Einen Austragungsort für die Veranstaltung. Außerdem vielleicht ein wenig Zeit auf den Pisten. Damit diejenigen, die Ski- oder Snowboardfahren schon beherrschen, trainieren können. Sowie einige Lehrerstunden für diejenigen, die beide Sportarten vor dem Wettbewerb einmal ausprobieren wollen.“

„Wir reden hier über die Arbeitszeit unseres Personals. Wie viele Stunden?“

Bradley war beeindruckt von ihrer Vorgehensweise. Sie machte noch keine Zugeständnisse, sondern wollte zunächst so gut wie möglich informiert sein. Sie hatte sich seit der Zeit auf dem College sehr verändert. Aber es gab wohl eine Menge Dinge, die er noch nicht über Elizabeth wusste. Sie hatte sich zu einer schönen und selbstbewussten Frau entwickelt. Er freute sich schon darauf, sie aus nächster Nähe kennenzulernen.

„Im Moment kann ich noch nicht sagen, um wie viele Stunden es geht“, antwortete er schließlich. „Das müssen wir ausarbeiten. Meiner Ansicht nach brauchen wir eine Leitungskommission mit verschiedenen Mitwirkenden des Projekts. Ich warte noch darauf, wer von meinen Mitarbeitern ehrenamtlich mitmachen will. Tim könnte Skiunterricht geben. Aber er ist nur ein durchwachsener Skifahrer.“

„Ich bespreche die Sache mit dem Vorstand. Vorher möchte ich noch überprüfen, inwieweit sich das Hotel nächstes Jahr für wohltätige Zwecke engagiert. Vielleicht können wir versuchen, diese Veranstaltung mit einer anderen guten Sache zu kombinieren, damit wir mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Vielleicht können wir auch mit dem Freizeitzentrum vor Ort zusammenarbeiten, um den Jugendlichen vorher Ski- oder Snowboardkurse zu geben.“

„Die Idee finde ich gut. Sollen wir uns in etwa einer Woche wieder treffen?“

„Ja.“ Sie griff nach ihrem Smartphone. „Am Donnerstag hätte ich ein bisschen Zeit …“

Bradley sah in seinem Kalender nach und bemerkte, dass er Penny anrufen sollte – Elizabeths beste Freundin, mit der er ebenfalls auf dem College befreundet gewesen war. Sie war Partyplanerin und hatte freiwillig angeboten, die Überraschungs-Party anlässlich von Elizabeths Beförderung zu organisieren. Aber er musste ihr dazu noch eine Liste mit Elizabeths Freunden aus Park City geben. „Nachmittags?“

„Dann habe ich nur eine halbe Stunde Zeit. Aber das sollte reichen.“ Sie lächelte. „Danke, dass du dich damit zuerst an unser Hotel gewandt hast.“

Er schaute ihr voller Verlangen in die Augen. „Lizzie, ich denke immer zuerst an dich.“

„Das ist schmeichelhaft“, sagte sie verlegen. „Aber wenn du es vermasselst und mich Lizzie nennst, wenn irgendjemand dabei ist, werde ich sehr wütend.“

„Wirklich? Und wie sieht denn die wirklich wütende Lizzie aus?“

„Das willst du nicht wissen.“

Bradley lachte. „Abendessen?“

„Ja, gehen wir hinunter ins Restaurant. Wir haben gerade erst mit Anthony Cruzel einen erstklassigen Chefkoch engagiert“, erzählte sie stolz. „Wir sind das einzige Restaurant in Park City, das traditionelle französische Küche mit kreolischer Note serviert. Ich glaube, du wirst beeindruckt sein.“

„Ich bin kein Feinschmecker“, gestand er. „Ich bin mehr an dir interessiert.“ Konzentrierte sie sich plötzlich auf ihren Notizblock, weil er anfing, mit ihr zu flirten? Brachte er sie damit durcheinander?

„Ich auch an dir“, sagte sie schließlich.

Bradley war überrascht, dass sie es zugab. Gewöhnlich wartete sie – nein – nichts lief mehr wie gewohnt zwischen ihnen ab. Sie beschritten einen neuen Weg, und er musste aufhören, das Ganze als Spiel zu betrachten. In einem Wettstreit zwischen Liebenden konnte es keinen Sieger geben. Hatte er das nicht bereits in den Jahren herausgefunden, in denen er darauf gewartet hatte, dass Elizabeth ihm in ihrem Leben Zeit einräumte? „Ich hätte nie gedacht, dass du mir das sagst.“

„Es wäre dumm, es zu leugnen – so wie ich dich im Aufzug geküsst habe.“

„Ja, was diesen Kuss angeht …“

„Wir sind Freunde plus, richtig?“ Elizabeth lächelte ihn strahlend an.

Bradley vermutete, dass sie ihn glauben machen wollte, das Lächeln wäre echt. Aber es wirkte ein wenig gezwungen und nervös.

„Wir können während des Abendessens darüber reden.“

„Warum?“

Elizabeth warf ihm einen aufreizenden Blick zu. „Weil du nicht immer alles bestimmen musst.“

„Aber du?“

„Ja.“ Sie stand auf und ging voraus. „Je eher dir das klar wird, desto besser.“

3. KAPITEL

„Willkommen im Gastrophile West. Mein Name ist Etienne, und ich stehe Ihnen heute Abend zu Diensten.“ Ein Kellner mit schwarzen Locken und Südstaatenakzent lächelte Elizabeth an und führte sie und Bradley zum reservierten Tisch. Er nahm die Bestellung ihrer Getränke entgegen und reichte ihnen die Speisekarte.

Das im Hotel ansässige Fünfsternerestaurant war ganz im Stil der historischen Altstadt von New Orleans eingerichtet. Ein Wandgemälde zeigte die Bourbon Street und das dortige Gastrophile – Restaurant. An den Ästen großer Bäume hingen Laternen. Ein Wasserspiel, das den Eindruck eines Flusslaufes erweckte, machte die Illusion komplett.

Bradley war tatsächlich beeindruckt von dem neuen Restaurant, das einen in eine andere Welt versetzte. „Es ist nett hier.“

„Ich freue mich, dass es dir gefällt. Die Wiedereröffnung war erst vor einem Monat“, meinte Elizabeth. „Bislang war die Resonanz großartig.“

„War das deine Idee?“

„Nein. Aber ich habe die Leute engagiert, die sich dieses Konzept ausgedacht haben. Vermutlich haben der Erfolg der Renovierung und die Tatsache, dass ich Lindsey Collins fest als professionelle Skilehrerin am Haus angestellt habe, zu meiner Beförderung beigetragen.“

„Das war bestimmt nur das Tüpfelchen auf dem i“, erwiderte Bradley. „Der Vorstand weiß, was für ein Juwel du bist.“

„Juwel? Willst du dich über mich lustig machen?“

„Das würde ich nicht wagen. Dazu nimmst du deinen Job zu ernst und arbeitest zu hart. Ein Beweis dafür ist, wie oft du einen Blick auf dein Handy wirfst, um sofort erreichbar zu sein. Glaubst du, es für eine kleine Weile weglegen zu können?“, fragte Bradley.

Elizabeth zögerte, bevor sie es in die Tasche steckte. „Ich habe die Verantwortung und muss zur Stelle sein, wenn irgendetwas schiefgeht …“

„Sie wissen, dass du im Restaurant bist. Selbst dir ist es bestimmt erlaubt, eine Mahlzeit lang nicht gestört zu werden.“ Er nahm ihre Hand in seine, drehte sie um und strich über ihre Handfläche. Sie zog ihre Hand zurück und legte beide Hände in den Schoß. Irgendwie amüsierte es ihn. Sie hatten wohl noch einen langen Weg vor sich, bevor sie sich wohl dabei fühlte, dass sie Freunde mit gewissen Extras waren.

Verdammt. Wir reden zu viel und schieben das Unausweichliche hinaus, dachte Bradley. Er hätte es im Aufzug mit ihr treiben sollen. Vielleicht könnte sie sich dann entspannen. „Wenn wir miteinander ins Bett gehen, sollte ich dich anfassen dürfen.“

„Entschuldige. Du machst mich nervös.“

„Ist das so? Zu dumm, dass es auch Dinge gibt, die dir an mir gefallen.“ Er grinste frech.

Elizabeth rümpfte die Nase. „Lass es dir nicht zu Kopf steigen.“

„Oh, angesichts deiner Art, mich an meinen Platz in der Kategorie Freundschaft zu erinnern, besteht dazu kein Anlass.“ Er wollte sehen, wie sie reagierte. Seit diesem heißen Kuss im Aufzug wich sie zurück und sandte gemischte Signale. Er musste sehr sicher sein, dass sie ihn wirklich wollte, bevor sie den nächsten Schritt machten. Er hatte zu lange in den Startlöchern gestanden, um ein Risiko einzugehen.

„Wir sind gerade dabei, die Kategorie zu wechseln.“ Elizabeth trank einen Schluck Wasser.

„Ja?“

„Natürlich. Ich meine, nach dem Kuss heute sind wir definitiv Freunde mit …“

„Gewissen Extras.“ Bradley grinste.

Sie strich über seinen Handrücken. „Eine der Eigenschaften, die ich an dir bewundere, ist deine Hartnäckigkeit.“

„Ich habe keine Angst, mir zu holen, was ich will.“

„Du hast nie zu den Männern gehört, die es sich leicht machen“, sagte Elizabeth. „Du bist ganz anders als die anderen Männer, die ich kenne.“

„Inwiefern?“, fragte Bradley heiser.

Sie lehnte sich zurück, leckte sich die Lippen, schluckte und beugte sich mit verschränkten Armen wieder nach vorn. „Du weckst eine wilde Seite in mir, die gefährlich ist. Ich verhalte mich auf eine Weise, wie ich es bei keinem anderen Mann tun würde.“

„Warum lebst du diese Seite nicht aus?“ Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass in ihr noch ein ganz anderes Potenzial schlummerte, das sie sorgsam verbarg. Normalerweise waren intelligente Frauen nicht sein Typ. Aber Elizabeth hatte schon bei der ersten Begegnung glühend heiße Fantasien in ihm ausgelöst.

Jetzt saß er ihr gegenüber und hatte Angst, sie merken zu lassen, wie sehr er sie wollte. Denn wenn sie sich näherkämen und sie ihn dann wieder in seine Schranken wies – wie sie es schon Millionen Mal getan hatte –, wäre er tief getroffen und müsste endgültig fortgehen.

Die Sache verlief nicht so, wie Elizabeth es geplant hatte. Sie wollte Bradley nicht sagen, welche Gefühle er in ihr auslöste und dass er ihre wilde Seite weckte. Aber mit ihm lief nie etwas nach Plan. Er war sprunghaft. Deswegen hatte sie sich so bemüht, ihn auf Abstand zu halten – auch wenn es ihr schwerfiel.

„Ich bin nicht wie du. Ich kann nicht einfach loslassen. Die Kontrolle zu haben ist für mich der einzige Weg, nicht in Schwierigkeiten zu geraten.“ Als Zwanzigjährige hatte sie ein wenig verrücktgespielt. Sie hatte das Gefühl gehabt, in ihrer Jugend etwas verpasst zu haben. Bradley hatte damals bereits seinen Collegeabschluss in der Tasche gehabt und nie etwas davon erfahren.

Um Dampf abzulassen, hatte sie ein bisschen zu viel Alkohol getrunken. Dann hatte sie eine Affäre mit einem älteren Mann angefangen, die zu vielen Problemen geführt hatte. Schließlich hatte sie sogar ihre Eltern bitten müssen, ihr bei deren Lösung zu helfen – und sie waren wie immer für sie da gewesen. Im Gegenzug hatte sie ihren Eltern versprochen, sich nie wieder so zu verhalten. Daran hatte sie sich stets gehalten.

Doch jetzt hatte Elizabeth das Gefühl, dass sie ihre wilde Seite nicht länger verdrängen konnte und wieder etwas Verrücktes tun würde. Nun, etwas Verrücktes für ihre Verhältnisse: eine Affäre mit einem Mann einzugehen, den sie schon so lange wollte. Mit dem einzigen Mann, der sie spüren ließ, dass sie mehr als die vorsichtige Frau war, die sie immer hatte sein müssen.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragte Bradley.

„Ein Ausflug in die Vergangenheit. Ich will nicht mehr reden. Wir sollten einfach weiterhin so tun, als hätten wir eine telefonische Verabredung zum Sex.“ Als er sie ansah, als wäre sie übergeschnappt, fügte sie hinzu: „Auf diese Art würde es einfacher sein, unsere Rollen als Freunde und Geliebte auseinanderzuhalten.“

„Nein.“

Das wurde kompliziert. Zum Glück kam der Kellner zurück, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Als Etienne wieder ging, lehnte Bradley sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Dadurch zeichneten sich seine Muskeln unter dem Stoff des Hemds ab. Elizabeth erinnerte sich daran, wie mühelos er sie im Aufzug hochgehoben hatte.

„Also, wo waren wir stehen geblieben?“

Sie zuckte die Schultern, aber ihr Herz hämmerte.

Er lehnte sich nach vorn und sah sie ernst an. „Ich muss nur wissen, dass du offen und ehrlich zu mir bist. Dass du jetzt, nachdem du dein Karriereziel erreicht hast, nicht nur darauf aus bist, sexuell auf deine Kosten zu kommen.“

Nun, aber genau das hatte Elizabeth vor. „Freunde plus, erinnerst du dich, Bradley? War es nicht das, was du vorgeschlagen hast?“

„Ich bedaure schon, das gesagt zu haben.“

„Warum?“

„Nachdem du mich jahrelang auf Distanz gehalten hast, bist du jetzt bereit, eine große Nähe zuzulassen“, antwortete er angespannt. „Du bist nicht die Einzige, die das Recht hat, vorsichtig zu sein.“

Elizabeth trank einen Schluck ihres Mint Juleps und versuchte einzuschätzen, ob Bradley die Wahrheit sagte. Aber er hatte sie nie belogen – was sie sehr zu schätzen wusste. Er nahm erneut ihre Hand in seine und rieb mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. Die Berührung wirkte zugleich beruhigend und erregend. Als sie ihm in die Augen sah, lächelte er sie an. Ein Prickeln überlief sie.

„Ich habe dich seit unserer ersten Begegnung auf dem College gewollt. Aber du hast mich abblitzen lassen. Also war ich froh, dich den Ton unserer Beziehung angeben zu lassen.“ Er machte eine lange Pause. „Aber all das hat sich geändert.“

„Okay. Und was jetzt?“

„Wir finden heraus, was jeder von uns beiden im Sinn hatte, als wir uns einig geworden sind.“

„Sex. Sonst nichts. Ich habe keine Zeit für eine Beziehung.“ Elizabeth räusperte sich. „Ich glaube, ich sage die falschen Dinge. Dinge, die dazu führen, dass du das Weite suchst.“

„Ich sollte es tun“, erwiderte Bradley. „Wenn eine andere Frau das zu mir gesagt hätte …“

„Das ist Blödsinn. Seitdem ich dich kenne, bist du in dieser Hinsicht nur auf dein Vergnügen aus. Das ist der einzige Grund, warum ich mich sicher dabei fühle, etwas mit dir anzufangen. Andere Männer sehen in mir eine Frau, die einen Mann fürs Leben sucht – mit allem, was dazugehört. Aber du bist mein bester Freund, der es eher locker nimmt.“

Er lächelte sie übermütig an. „Dem kann ich nicht widersprechen.“

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