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Beautiful-Bastard Serie

hier erhältlich:

6-teilige Serie inkl. den Novellen BEAUTIFUL BITCH, BEAUTIFUL BOMBSHELL und BEAUTIFUL BEGINNING

BEAUTIFUL BASTARD
Eine ehrgeizige Praktikantin. Ein anspruchsvoller Boss. Eine knisternde Atmosphäre …
Chloe Mills weiß, was sie will. Doch auf dem Weg zum Traumjob stellt sich ihr ein Problem in den Weg: ihr Boss Bennett Ryan. Perfektionistisch, arrogant - und absolut unwiderstehlich. Ein verführerischer Mistkerl!
Bennett Ryan weiß, was er will. Und dazu gehört garantiert keine Affäre mit seiner sexy Praktikantin, die ihn mit ihrem unschuldigen Lächeln in den Wahnsinn treibt. Trotzdem kann er Chloe einfach nicht widerstehen. Er muss sie haben. Überall im Büro.
Gemeinsam verfangen sie sich in einem Netz aus Lust, Gier und Obsession …

BEAUTIFUL STRANGER
Ein charmanter britischer Playboy. Eine hemmungslose Frau. Eine geheime Affäre ...
Sara Dillon hat von Männern erst mal genug, als sie spontan für einen Neuanfang nach New York zieht. Bis ihr gleich am ersten Abend in einem Club ein unwiderstehlicher Fremder begegnet. Aber was spricht eigentlich gegen ein bisschen Spaß? Einen One-Night-Stand sieht man ja nicht wieder ...
Max Stella genießt sein Junggesellenleben in vollen Zügen. Bis er Sara trifft. Zum ersten Mal will er mehr als nur eine unverbindliche Affäre. Doch so sehr Sara offensichtlich der tabulose Sex mit ihm gefällt, so sehr scheint sie zu fürchten, dass er ihr privat zu nahe kommen könnte.
Die beiden beginnen ein erregendes Spiel um Nähe und Distanz, um Lust - und Gefahr!

BEAUTIFUL PLAYER
Band 3 der unwiderstehlichen New York Times-Bestsellerserie:
Eine sexy Streberin. Ein faszinierender Frauenheld. Eine heiße Herausforderung …
Hanna Bergstrom liebt ihr Studium - und hat deshalb jahrelang ihr Privatleben vernachlässigt. Schluss damit! Will, der beste Freund ihres Bruders - stinkreicher Geschäftsmann und unverbesserlicher Playboy - soll ihr helfen, sich in eine Femme Fatale zu verwandeln, die allen Männern den Kopf verdreht.
Will Sumner liebt Herausforderungen - und ist dennoch skeptisch. Kann aus der attraktiven, aber unschuldigen Hanna wirklich eine hemmungslose Verführerin werden? Er zweifelt - bis sie ihm in einer aufregenden Nacht ihre sinnliche Seite zeigt. Und plötzlich gewinnt das Spiel mit der Verführung eine ganz besondere Note …
Doch was sind sie bereit zu riskieren, wenn die Grenzen zwischen Leidenschaft und Vernunft verschwimmen?


  • Erscheinungstag: 04.06.2018
  • Aus der Serie: E Bundle
  • Seitenanzahl: 1320
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955769192
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Christina Lauren

Beautiful-Bastard Serie

Christina Lauren

Beautiful Bastard

Roman

Aus dem Amerikanischen von
Mette Friedrichs

image

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Beautiful Bastard

Copyright © 2013 by Lauren Billings und Christina Hobbs

erschienen bei: Gallery Books, New York

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This
edition published by arrangement with the original publisher, Gallery
Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Simon & Schuster; Thinkstock/Getty Images, München

Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95649-476-5

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

EINS

Mein Vater sagte immer, um den Beruf, den man machen möchte, richtig zu lernen, muss man jemand anderem dabei genau auf die Finger schauen.

„Um im Job ganz nach oben zu bekommen, musst du ganz unten anfangen“, sagte er zu mir. „Die Person werden, ohne die der CEO nicht leben kann. Seine rechte Hand sein. Lern ihre Welt kennen, und sie holen dich zu ihnen, sobald du deinen Abschluss gemacht hast.“

Ich war unersetzlich geworden – und ich war definitiv die rechte Hand. Nur dass ich in diesem Fall die rechte Hand war, die dieser verdammten Fresse meistens eine Ohrfeige verpassen wollte.

Mein Chef, Mr Bennett Ryan. Der hübsche Bastard.

Beim Gedanken an ihn zog sich mir der Magen zusammen: groß, umwerfend schön und durch und durch gemein. Er war das selbstgerechteste, aufgeblasenste Arschloch, das ich je kennengelernt hatte. Ich hatte gehört, wie die anderen Frauen im Büro über seine Bettgeschichten herzogen, und fragte mich, ob es dafür nichts weiter brauchte als ein hübsches Gesicht. Aber mein Vater sagte auch: „Du wirst früh begreifen, dass Schönheit nur oberflächlich ist, während Hässlichkeit bis ins Mark vordringt.“ Ich hatte in den letzten Jahren mit genügend widerwärtigen Männern zu tun gehabt, war mit einigen von ihnen sogar während der Highschool und des Colleges ausgegangen. Aber dieser hier toppte sie alle.

„Ach, hallo, Miss Mills!“ Mr Ryan stand in der Tür zu meinem Büro, das als Vorzimmer zu seinem diente. Seine Stimme war honigsüß, trotzdem stimmte da was nicht … süß wie Honig, der eingefroren war und Risse bekommen hatte.

Ich zuckte zusammen, nickte kurz. Nachdem ich erst Wasser über mein Telefon geschüttet hatte, dann meine Ohrringe in den Küchenabfallzerkleinerer hatte fallen lassen, dann auf der Interstate jemand auf mich draufgefahren war und ich auf die Cops warten musste, um ihnen zu sagen, was wir eh alle wussten – dass der andere Schuld hatte – war das Letzte, was ich an diesem Morgen brauchte, ein schlechtgelaunter Mr Ryan.

Pech für mich, dass es ihn in keiner anderen Geschmacksrichtung gab.

Ich sagte mein übliches „Guten Morgen, Mr Ryan“ und hoffte, dass er wie üblich mit einem knappen Nicken antwortete.

Aber als ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschlängeln, murmelte er: „Tatsächlich? ‚Morgen‘, Miss Mills? Wie spät ist es denn in Ihrer kleinen Welt?“

Ich blieb stehen und erwiderte seinen kalten Blick. Er war gut zwanzig Zentimeter größer als ich – bevor ich für ihn arbeitete, hatte ich mich noch nie so klein gefühlt. Ich war seit sechs Jahren bei der Ryan Media Group. Aber seit seiner Rückkehr zum Familienunternehmen vor neun Monaten hatte ich begonnen, Absätze zu tragen, die ich zuvor als zirkusreif empfunden hätte, um ihm einigermaßen auf Augenhöhe zu begegnen. Selbst so musste ich noch ein wenig zu ihm aufsehen, und er genoss das eindeutig – seine haselnussbraunen Augen funkelten.

„Ich hatte einen ziemlich grauenhaften Morgen. Es wird nicht wieder vorkommen“, sagte ich mit zum Glück fester Stimme. Ich war noch nie zu spät gekommen, nicht ein einziges Mal, aber natürlich machte er beim ersten Mal gleich ein Riesending draus. Schnell drückte ich mich an ihm vorbei, hängte Handtasche und Mantel in den Schrank und machte den Computer an. Dabei versuchte ich so zu tun, als würde er nicht im Türrahmen stehen und jede meiner Bewegungen beobachten.

„Grauenhaft ist eine ziemlich passende Beschreibung für das, womit ich mich während Ihrer Abwesenheit rumschlagen musste. Ich habe persönlich mit Alex Schaffer gesprochen, um auszubügeln, dass er die unterschriebenen Verträge nicht wie versprochen erhalten hat: um neun Uhr morgens, Ostküstenzeit. Ich musste Madeline Beaumont anrufen, um ihr mitzuteilen, dass wir mit dem Proposal in der Tat wie besprochen weitermachen werden. Anders ausgedrückt – ich habe heute Morgen zugleich Ihren und meinen Job gemacht. Selbst bei einem ‚grauenhaften Morgen‘ müsste es Ihnen doch möglich sein, um acht Uhr da zu sein? Einige von uns stehen früh auf und beginnen bereits vor dem Brunch mit der Arbeit.“

Ich blickte kurz zu ihm auf. Wie er mir da herausfordernd gegenüberstand, die Arme vor der breiten Brust verschränkt und mich wütend anstarrte – und das alles nur, weil ich eine Stunde zu spät war. Ich blinzelte und bemühte mich, nicht wahrzunehmen, wie sein gut geschnittener Anzug sich über seinen Schultern straffte. Im ersten Monat unserer Zusammenarbeit hatte ich während einer Konferenz den Fehler begangen, den Fitnessbereich unseres Hotels aufzusuchen, und als ich hereinkam, stand er schweißgebadet und mit nacktem Oberkörper neben dem Laufband. Er besaß ein Gesicht, für das jedes Männermodel morden würde, und das unglaublichste Haar, das ich je bei einem Mann gesehen habe. Postkoitales Haar. So nannten die Mädchen unten es, und ihnen zufolge trug es zu Recht diesen Namen. Das Bild, wie er sich mit seinem T-Shirt den Oberkörper abtrocknete, hat sich für immer in mein Hirn gebrannt.

Natürlich musste er es damit zerstören, dass er den Mund öffnete. „Schön zu sehen, dass Sie sich endlich mal für Ihre körperliche Fitness interessieren, Miss Mills.“

Arschloch.

„Es tut mir leid, Mr Ryan, antwortete ich, mit nur einem Hauch Sarkasmus in der Stimme. „Mir ist klar, welche Last ich Ihnen aufgebürdet habe, indem Sie gezwungen waren, die Faxmaschine selbst zu bedienen und den Telefonhörer abzunehmen. Wie schon erwähnt, wird es nicht wieder vorkommen.“

„Da haben Sie recht, das wird es nicht.“ Er lächelte von oben herab.

Wenn er nur die Klappe halten würde, dann wäre er echt perfekt. Ein Stück Klebeband über seinem Mund würde schon reichen. Ich hatte welches in meiner Schreibtischschublade, das ich ab und zu herausnahm und streichelte und darauf hoffte, es eines Tages einsetzen zu können.

„Und nur damit Sie diesen Zwischenfall nicht so schnell wieder vergessen, möchte ich die genauen Status-Tabellen für die Schaffer-, Colton- und Beaumont-Projekte bis um fünf auf meinem Schreibtisch sehen. Und dann machen Sie die verlorene Zeit von heute Morgen wieder wett, indem Sie für mich im Konferenzraum einen Probedurchlauf Ihrer Präsentation des Papadakis-Accounts vor dem Gremium liefern. Wenn Sie zukünftig diesen Account übernehmen, müssen Sie mir schon beweisen, dass Sie wissen, was zum Teufel Sie da machen.“

Meine Augen weiteten sich, während ich zusah, wie er sich umdrehte und die Bürotür hinter sich zuschlug. Er wusste verdammt genau, dass ich mit diesem Projekt – das auch Thema meiner BWL-Masterarbeit war – weiter war als geplant. Ich hatte noch Monate Zeit, um meine Folien fertigzustellen, sobald die Verträge unterzeichnet waren – was sie noch nicht waren, es gab ja noch nicht mal einen fertigen Entwurf. Und jetzt, bei all dem, was sonst noch anstand, wollte er, dass ich eine Probe-Abschlusspräsentation hielt, in … Ich sah auf meine Uhr. Na toll, siebeneinhalb Stunden, falls ich das Mittagessen ausfallen ließ.

Ich öffnete den Papadakis-Account und legte los.

Während sich alle zum Mittagessen aufmachten, blieb ich wie festgeklebt auf meinem Stuhl sitzen, bewaffnet mit meinem Kaffee und einer Packung Studentenfutter aus dem Automaten. Normalerweise brachte ich mir Reste vom Abendessen mit oder holte mir mit den anderen Praktikanten was zu futtern, aber heute hatte ich dafür keine Zeit. Ich hörte, wie die äußere Bürotür aufging und sah hoch. Als meine Freundin Sara hereinkam, lächelte ich. Sara war in dem gleichen BWL-Praktikantenprogramm der Ryan Media Group wie ich, auch wenn sie in der Buchhaltung arbeitete.

„Fertig fürs Mittagessen?“, fragte sie.

„Mensch, Sara, tut mir leid. Ich weiß, ich hab’s versprochen, aber dieser Tag ist die Hölle.“ Ich sah sie entschuldigend an, und ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.

„Ist der Tag die Hölle oder der Chef?“, frotzelte sie und setzte sich auf meine Tischkante. Sara arbeitete nicht für ihn, aber sie wusste trotzdem alles über Bennett Ryan. Er war in diesem Gebäude eine lebende Legende. Als jüngster Sohn der Firmengründers Elliott Ryan und als notorisch gemeines Genie akzeptierte Bennett es nur selten, dass ihm jemand widersprach. Himmel, wenn ich nicht so gut wäre in meinem Job und nicht schon so lange dabei, hätte ich nicht die Hälfte von dem geschafft, was ich heute bereits erledigt hatte.

„Ich ersticke in Arbeit“, sagte ich und pustete mir ein paar Fransen aus der Stirn. „Selbst wenn ich mich verdoppeln könnte, würde ich es nicht rechtzeitig schaffen.“

„Lass dich von diesem Arsch nicht herumkommandieren. Wir wissen alle, wer hier in Wahrheit die Trümpfe in der Hand hat, Chloe.“ Sara lächelte mir zu und verließ das Büro.

Ich schob meinen Rock ein bisschen hoch, um meine Strümpfe zu überprüfen. „Und zu all dem Mist kommt jetzt noch hinzu …“, begann ich, als ich hörte, dass Sara zurückkam, „… dass diese blöden Dinger bereits ein Loch haben. Ein echter Scheißtag, oder?“

Ich sah kurz auf – und hielt abrupt inne. Es war nicht Sara, die vor mir stand. Ich lief puterrot an und zog den Rock rasch wieder hinunter.

„Es tut mir leid, Mr Ryan, ich –“

„Miss Mills, da Sie und die anderen Büromädchen anscheinend genügend Zeit haben, um problematische Unterwäsche zu besprechen, gehen Sie doch bitte, nachdem Sie die Papadakis-Präsentation fertig haben, noch zu Willis Büro hinunter und besorgen mir die Marktanalyse und -segmentierung für Beaumont.“ Er betrachtete sich prüfend im Spiegelbild meines Fensters und richtete seine Krawatte. „Denken Sie, Sie schaffen das?“

Hatte er mich gerade „Büromädchen“ genannt? Ja, natürlich erledigte ich als Praktikantin häufiger einfache Assistenzarbeiten für ihn, aber er wusste verdammt gut, dass ich schon jahrelang für diese Firma gearbeitet hatte, bevor ich das JT Miller Stipendium der Northwestern bekam. In vier Monaten würde ich meinen Wirtschaftsabschluss haben.

Meinen Abschluss haben und verflucht noch mal von Ihnen weg kommen, dachte ich. Ich sah auf und direkt in seine glühenden dunklen Augen. „Ich frage gerne Sam, ob sie …“

„Das war kein Vorschlag“, schnitt er mir das Wort ab. „Ich möchte, dass Sie die Unterlagen holen, Miss Mills.“ Er starrte mich einen Moment grimmig an, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zurück in sein Büro marschierte.

Was zum Teufel war nur sein Problem? War es wirklich nötig, dass er wie ein Teenager die Türen knallte? Ich nahm meinen Blazer von der Stuhllehne und machte mich auf den Weg zu dem anderen Büro ein paar Häuser weiter.

Als ich zurück war, klopfte ich an seine Tür. Keine Antwort. Ich drehte den Türknauf. Abgeschlossen. Vermutlich vergnügte er sich gerade mit einer Treuhandfonds-Prinzessin bei einem Nachmittagsquickie, während ich wie eine Bekloppte durch Chicago rannte. Ich schob die Aktenmappe durch den Briefschlitz und hoffte, dass die Papiere jetzt überall auf dem Boden herumlagen und er sich bücken musste, um sie eigenhändig aufzuheben. Geschähe ihm nur recht. Die Vorstellung, wie er auf dem Fußboden kniete, um ihn herum verstreut die Unterlagen, gefiel mir ziemlich gut. Aber soweit ich ihn kannte, würde er mich vermutlich in sein steriles Höllenloch rufen, um alles aufzuräumen, während er zusah.

Vier Stunden später waren die Status-Updates vollständig, meine Folien einigermaßen sortiert, und ich hätte beinahe hysterisch aufgelacht, was für ein grauenhafter Tag das wirklich war. Ich malte mir einen äußerst blutigen und quälend langsamen Tod für den Jungen bei Kinko’s aus. Es war doch wirklich simpel gewesen, was ich von ihm verlangt hatte. Ein paar Kopien, ein paar Bindungen. Wirklich ein Kinderspiel. Rein und raus. Aber nein. Es hatte zwei Stunden gedauert.

Ich spurtete den dunklen Flur des inzwischen leeren Gebäudes hinunter, die Präsentationsunterlagen fest unter den Arm geklemmt, und warf einen Blick auf meine Uhr. Zwanzig nach fünf. Mr Ryan würde mir den Arsch aufreißen. Ich war zwanzig Minuten zu spät. Und wie ich heute Morgen erfahren durfte, hasste er „zu spät“. „Zu spät“ war ein Ausdruck, den es im Bennett-Ryan-Wichser-Wörterbuch nicht gab. Außerdem fehlten: Herz, Freundlichkeit, Mitgefühl, Mittagspause oder Dankeschön.

Hier war ich also und rannte auf meinen Stelzenabsätzen italienischer Pumps durch die leeren Flure, rannte zum Henker.

Tief durchatmen, Chloe. Er kann Angst riechen.

Als ich mich dem Konferenzraum näherte, versuchte ich, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, und verlangsamte meine Schritte. Weiches Licht schien unter der geschlossenen Tür hindurch. Er war sicherlich schon da, wartete auf mich. Ich glättete sorgfältig Haar und Kleidung, soweit es möglich war, und richtete den Papierstapel unter meinem Arm. Dann holte ich tief Luft und klopfte an die Tür.

„Herein.“

Ich trat in einen anheimelnd erleuchteten Raum. Der Konferenzraum war riesig; eine Wand bestand aus einem vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster, das vom siebzehnten Stock aus einen herrlichen Blick auf Chicago bot. Nebel verdunkelte den Himmel draußen, und die Wolkenkratzer sprenkelten den Horizont mit ihren erleuchteten Fenstern. In der Mitte des Raumes stand ein langer schwerer Holztisch, und am Kopfende, gegenüber der Eingangstür, saß Mr Ryan.

Sein Jackett hing über der Stuhllehne, die Krawatte war gelockert, die blütenweißen Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, und sein Kinn lag auf seinen zu einem Dach geformten Fingerspitzen. Sein Blick bohrte sich in meinen, aber er sagte kein Wort.

„Ich bitte um Entschuldigung, Mr Ryan“, sagte ich mit wackliger Stimme, weil ich immer noch zu heftig atmete. „Das Kopieren dauerte …“ Ich hielt inne. Ausreden würden mir jetzt auch nicht helfen. Außerdem würde ich nicht zulassen, dass er mich für etwas beschuldigte, was nicht in meiner Macht lag. Er konnte mich mal am Arsch lecken. Mit neuem Mut gewappnet, hob ich das Kinn und ging zu ihm hinüber.

Ohne ihm in die Augen zu sehen, zog ich aus meinen Unterlagen eine Kopie der Präsentation hervor und legte sie vor uns auf den Tisch. „Sind Sie bereit? Kann ich anfangen?“

Anstatt einer Antwort durchbohrte er mit seinem Blick meine herausfordernde Fassade. Das Ganze wäre um einiges leichter, wenn er nicht so fantastisch aussähe. Er zeigte auf die Unterlagen vor ihm, damit ich fortfuhr.

Ich räusperte mich und begann mit meiner Präsentation. Während ich auf die verschiedenen Aspekte des Proposals einging, starrte er stumm auf seine Kopien. Warum war er so ruhig? Mit seinen Wutausbrüchen konnte ich umgehen. Aber dieses gespenstische Schweigen? Das brachte mich aus dem Konzept.

Als ich mich über den Tisch lehnte und auf ein paar Diagramme zeigte, passierte es.

„Ihr Zeitplan für den ersten bedeutenden Projektabschnitt ist ein wenig ambi…“ Ich hielt mitten im Satz inne. Mir stockte der Atem. Seine Hand drückte sanft gegen mein Kreuz, bevor sie weiter nach unten glitt und auf der Rundung meines Hinterns liegen blieb. In den neun Monaten, die ich jetzt für ihn arbeitete, hatte er mich kein einziges Mal absichtlich berührt.

Und dies war eindeutig absichtlich.

Die Hitze seiner Hand brannte sich durch meinen Rock hindurch und in meine Haut. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, und ich hatte das Gefühl, etwas in mir würde schmelzen. Was zum Teufel tat er da? Mein Verstand schrie mich an, ich solle seine Hand wegstoßen und ihm verbieten, mich jemals wieder anzufassen, aber mein Körper sah das anders, vollkommen anders. Meine Nippel wurden hart. Ich biss die Zähne zusammen. Diese treulosen Nippel.

Mein Herz pochte in der Brust, und es verging mehr als eine Minute, ohne dass einer von uns etwas sagte, als seine Hand plötzlich meinen Schenkel hinunterfuhr, ihn zu streicheln begann. In der Stille des Konferenzraums war nichts weiter zu hören als unser Atmen und die gedämpften Geräusche der Stadt unter uns.

„Drehen Sie sich um, Miss Mills.“ Leise brach er das Schweigen, und ich streckte den Rücken durch, den Blick nach vorn gerichtet. Langsam drehte ich mich um, und seine Hand glitt über mich hinweg, umfasste meine Hüfte. Ich spürte seine ausgebreitete Hand, von den Fingerspitzen auf meinem Kreuz bis zu der Stelle, wo sich sein Daumen in das weiche Fleisch direkt vor meinem Hüftknochen bohrte. Er erwiderte meinen Blick, als ich hinunter in seine Augen sah.

Ich beobachtete, wie seine Brust sich hob und senkte, jeder Atemzug tiefer als der vorherige. Ein Muskel zuckte in seinem kantigen Kiefer, als er begann, seinen Daumen zu bewegen, mit ihm langsam vor und zurück fuhr, den Blick fest auf mich geheftet. Er wartete darauf, dass ich ihm Einhalt gebot; ich hatte wirklich ausreichend Zeit, ihn wegzuschieben oder mich einfach umzudrehen und zu gehen. Aber bevor ich reagieren konnte, musste ich erst einmal diesen Ansturm an Gefühlen sortieren. Ich hatte so etwas noch nie empfunden – und ich hätte nie erwartet, dass ich so etwas ausgerechnet für ihn empfinden würde. Ich wollte ihm einerseits eine runterhauen, andererseits wollte ich ihn an seinem Hemd zu mir heranziehen und seinen Hals lecken.

„Was denken Sie?“, flüsterte er, sein Blick herausfordernd und besorgt zugleich.

„Das versuche ich gerade herauszufinden.“

Den Blick unverwandt auf meinen geheftet, ließ er seine Hand weiter hinuntergleiten. Seine Finger fuhren über meinen Schenkel, bis zum Saum meines Rocks. Er schob ihn ein Stück hoch, sodass seine Fingerspitzen meinen Straps berührten, den seidenen Rand des schenkelhohen Strumpfes. Ein Mittelfinger schob sich unter den dünnen Stoff und zog ihn ein wenig hinunter. Ich schmolz dahin, weich und warm.

Wie konnte ich nur zulassen, dass mein Körper so reagierte? Ich wollte ihm immer noch eine runterhauen, aber jetzt wollte ich mehr als alles andere, dass er weitermachte. Das heftige Ziehen zwischen meinen Beinen nahm zu. Er berührte den Rand meines Slips und schob seine Finger unter den Stoff. Ich spürte, wie er über meine Haut glitt und meine Klit kurz berührte, bevor er einen Finger in mich hineinschob, und ich biss mir auf die Lippen, versuchte vergebens, ein Stöhnen zu unterdrücken. Als ich zu ihm hinuntersah, bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.

„Verdammt“, knurrte er leise. „Du bist so feucht.“ Seine Augen schlossen sich – er schien den gleichen inneren Kampf zu kämpfen wie ich. Ich sah hinunter auf seinen Schoß, wo sich etwas gegen das weiche Material seiner Hose wölbte. Ohne die Augen zu öffnen, zog er seinen Finger heraus und umschloss mit seiner Faust die dünne Spitze meines Slips. Er bebte, als er zu mir aufsah, die Wut stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Mit einer einzigen schnellen Bewegung riss er mir den Slip vom Leib. Das Reißen des Stoffes echote in der Stille.

Er packte grob meine Hüften, hob mich auf den kalten Tisch und spreizte meine Beine. Mir entfuhr unwillkürlich ein Stöhnen, als seine Finger wieder zwischen meine Beine glitten, sich in mich hineinschoben. Ich verachtete diesen Mann, aber mein Körper verriet mich; ich lechzte nach mehr von dem, was er tat. Er war verdammt gut darin. Seine Berührungen waren nicht sanft und liebevoll, wie ich es gewohnt war. Dieser Mann hier war gewöhnt, zu bekommen, was er wollte, und wie es schien, wollte er in diesem Augenblick mich. Mein Kopf fiel zur Seite, als ich mich auf die Ellbogen stütze und zurücklehnte, spürte, wie mein Orgasmus im Eiltempo herannahte.

Zu meinem absoluten Horror winselte ich tatsächlich: „Oh, bitte.“

Er hielt inne, zog seine Finger zurück und ballte sie vor sich zur Faust. Ich setzte mich auf, packte seine Seidenkrawatte und zerrte seinen Mund auf meinen. Seine Lippen fühlten sich genauso perfekt an, wie sie aussahen, weich und fest. Ich war noch nie von jemandem geküsst worden, der eindeutig jeden Einfallswinkel und jede neckende Bewegung kannte, um mich damit beinahe völlig um den Verstand zu bringen.

Ich biss auf seine Unterlippe, während meine Hände sich hektisch an seinem Schritt zu schaffen machten und seine Gürtelschnalle öffneten. „Sie beenden jetzt besser, was Sie da angefangen haben, Mr Ryan.“

Da stieß er einen tiefen, wütenden Laut aus und griff nach meiner Bluse, riss sie auf. Die silbernen Knöpfe verteilten sich auf dem langen Konferenztisch. „Ich habe vor, mehr als das zu tun, Miss Mills.“

Er strich mit seinen Händen über meine Rippen und über meine Brüste, rieb mit seinen Daumen über meine strammen Nippel, vor und zurück, vor und zurück, wobei er mit seinem finsteren Blick die ganze Zeit mein Gesicht fixierte. Seine Hände waren groß und so grob, dass es beinahe schmerzte. Aber anstatt zusammenzuzucken oder mich zurückzuziehen, drückte ich mich stärker gegen seine Handflächen. Ich wollte mehr. Wollte es härter.

Er knurrte, griff fester zu. Mir kam der Gedanke, dass ich blaue Flecken davontragen könnte, und für einen perversen Moment hoffte ich, dass es so wäre. Ich wollte mich auf irgendeine Art an dieses Gefühl erinnern können, dieses Gefühl, mir absolut sicher zu sein, was mein Körper wollte, vollkommen entfesselt.

Er lehnte sich so weit vor, dass er in meine Schulter beißen konnte, und flüsterte: „Du verdammte Nervensäge.“

Ich kam nicht nah genug heran, fummelte hektisch an seinem Reißverschluss herum, schob seine Hose und seine Boxershorts hinunter. Ich drückte fest seinen Schwanz, spürte, wie er gegen meine Handfläche pochte.

„Mills!“

Die Art, wie er zischend meinen Nachnamen ausspuckte, hätte mich wütend machen müssen, aber ich fühlte jetzt nur noch eins: reine, unverfälschte Lust. Er zog meinen Rock meine Schenkel hinauf und drückte mich auf den Konferenztisch hinab. Bevor ich auch nur ein einziges Wort sagen konnte, hielt er mit einer Hand meine Fußknöchel fest, nahm seinen Schwanz in die andere, trat einen Schritt vor und drang tief in mich ein.

Es gelang mir noch nicht mal, über das laute Stöhnen entsetzt zu sein, das ich von mir gab – das hier fühlte sich besser an als alles je zuvor.

„Was war das?“, zischte er, während seine Hüften gegen meine Beine klatschten, als er noch tiefer in mich eindrang. „So bist du noch nie gefickt worden, oder? Du wärst nicht so eine Nervensäge, wenn man dich mal ordentlich rannehmen würde.“

Was dachte er, wer er war? Und warum machte es mich so sehr an, dass er auch noch recht hatte? Ich hatte noch nie außerhalb des Betts Sex gehabt, und es hatte sich noch nie so angefühlt.

„Ich hab schon besseren erlebt“, spottete ich.

Er lachte, ein leises, höhnisches Lachen. „Sieh mich an.“

„Nein.“

Er zog ihn heraus, als ich kurz davor war zu kommen. Zuerst dachte ich, er würde mich tatsächlich so zurücklassen, doch dann packte er mich an den Armen und zog mich vom Tisch, seine Lippen und seine Zunge auf meine gedrückt.

Sieh mich an“, sagte er wieder. Und jetzt endlich, wo er nicht mehr in mir war, gelang es mir. Er blinzelte, ruhig und nur ein Mal, die langen dunklen Wimpern strichen über seine Wangen, und dann sagte er: „Bitte mich, dich zu ficken.“

Sein Ton passte nicht dazu. Er klang wie eine Frage. Aber seine Wortwahl war so typisch für ihn – durch und durch Bastard. Ja. Ich wollte, dass er mich fickte. Aber ich würde ihn verdammt noch mal nie um irgendetwas bitten.

Ich senkte meine Stimme, starrte zurück. „Sie sind ein Arschloch, Mr Ryan.“

Sein Lächeln verriet mir, wie siegessicher er war. Ich hätte ihm am liebsten in die Eier getreten, aber dann würde ich nicht mehr das bekommen, was ich eigentlich wollte.

„Sagen Sie bitte, Miss Mills.“

„Bitte, fick dich selbst.“

Als Nächstes spürte ich die kalte Fensterscheibe an meinen Brüsten, und der krasse Temperaturunterschied zwischen dem Fenster und seiner Haut entlockte mir ein Stöhnen. Ich stand in Flammen, sehnte mich mit jeder Faser meines Körpers nach seinen groben Berührungen.

„Zumindest bist du berechenbar“, knurrte er in mein Ohr, bevor er in meine Schulter biss. Er trat gegen meine Füße. „Mach die Beine breit.“

Ich spreizte die Beine, und ohne zu zögern zog er meine Hüfte nach hinten und stieß in mich hinein.

„Magst du die Kälte?“

„Ja.“

„Du hinterhältiges, schmutziges Mädchen. Du magst es, wenn man dir zusieht, stimmt’s?“, murmelte er und nahm mein Ohrläppchen zwischen seine Zähne. „Du liebst es, dass ganz Chicago hier hochgucken kann und sieht, wie du gevögelt wirst. Ja, du liebst jede Minute davon, mit deinen hübschen Titten ans Glas gepresst.“

„Hör auf zu quatschen, du machst es nur kaputt.“ Was nicht stimmte. Kein bisschen. Seine tiefe, raue Stimme machte mich vollkommen geil.

Aber er lachte nur in mein Ohr, und vermutlich bemerkte er, wie ich beim Klang seiner Stimme erschauerte. „Willst du, dass sie sehen, wie du kommst?“

Ich stöhnte nur, unfähig zu sprechen, während er mich noch härter gegen die Glasscheibe drängte.

„Sag es. Wollen Sie kommen, Miss Mills? Antworte mir, oder ich höre auf und lass mir stattdessen von dir einen blasen“, zischte er und drang mit jedem Stoß tiefer und tiefer in mich ein.

Der Teil von mir, der ihn hasste, zerschmolz wie Zucker auf der Zunge, und der Teil von mir, der alles wollte, was er mir zu geben hatte, wurde größer, heißer und fordernder.

„Sag es mir einfach.“ Er lehnte sich vor, saugte mein Ohrläppchen zwischen seine Lippen und biss kurz zu. „Ich verspreche, dass ich es dir gebe.“

„Bitte“, sagte ich und schloss die Augen, um nichts mehr mitzubekommen außer ihm. „Bitte. Ja.“

Er griff um mich herum, bewegte seine Fingerspitze über meiner Klit mit genau dem richtigen Druck und im richtigen Rhythmus. Ich spürte, wie er an meinem Nacken lächelte, und als er seinen Mund öffnete und seine Zähne auf meine Haut drückte, war ich erledigt. Wärme strömte meine Wirbelsäule hinunter, um meine Hüften herum und zwischen meine Beine, und ich presste mich ruckartig an ihn. Meine Hände stemmte ich gegen das Glas, mein gesamter Körper erbebte von dem Orgasmus, der mich überrollte, mir den Atem nahm. Als er schließlich nachließ, zog Ryan seinen Schwanz heraus und drehte mich zu sich um, saugte an meinem Hals, meinem Kinn, meiner Unterlippe.

„Sag Danke“, flüsterte er.

Ich grub meine Hände in sein Haar und zog fest daran, in der Hoffnung, eine Reaktion von ihm zu bekommen. Ich wollte herausfinden, ob er wirklich alles unter Kontrolle hatte oder ob er wahnsinnig war. Was taten wir da?

Er stöhnte, lehnte sich gegen meine Hände und bedeckte meinen Hals mit Küssen, drückte seine Erektion gegen meinen Bauch. „Jetzt besorg du es mir.“

Ich griff mit einer Hand nach seinem Schwanz und begann, ihn zu massieren. Er war schwer und groß, lag perfekt in meiner Hand. Ich hätte ihm das gerne gesagt, aber nie im Leben würde ich ihn wissen lassen, wie wunderbar er sich anfühlte. Stattdessen wich ich zurück und sah ihn unter halb gesenkten Lidern hinweg an.

„Ich werde dich so heftig kommen lassen, dass du vergisst, dass du eigentlich das größte Arschloch der Welt bist“, brummte ich und glitt am Fenster herunter. Dann nahm ich langsam seinen Schwanz in den Mund, bis tief in den Rachen. Er spannte die Muskeln an und gab ein tiefes Stöhnen von sich. Ich sah zu ihm auf: Seine Handflächen und seine Stirn ruhten auf der Fensterscheibe, die Augen fest geschlossen. Er wirkte verletzlich, und er sah umwerfend schön aus in seiner Hingabe.

Aber er war nicht verletzlich. Er war der größte Scheißkerl auf diesem Planeten, und ich kniete vor ihm. Das ging nicht, auf gar keinen Fall!

Also stand ich auf, anstatt ihm zu geben, was er – wie ich wusste – wollte, schob meinen Rock wieder hinunter und sah ihm in die Augen. Es war einfacher so, ohne dass er mich berührte und gegen meinen Willen irgendwelche Gefühle in mir hervorrief.

Ein paar Sekunden vergingen, ohne dass einer von uns beiden zur Seite sah.

„Was zum Teufel tust du da?“, sagte er mit rauer Stimme. „Knie dich hin und mach den Mund auf.“

„Niemals.“

Ich hielt mein knopfloses Hemd vorne zusammen und verließ den Raum. Dabei betete ich, dass meine wackligen Beine mich nicht verraten würden.

In meinem Büro packte ich meine Handtasche, die auf dem Schreibtisch lag, warf mir den Blazer über und versuchte ihn hektisch und mit zitternden Fingern zu schließen. Mr Ryan war mir nicht gefolgt, und als ich zum Fahrstuhl lief, betete ich, dass der Lift kommen würde, bevor ich meinem Chef wieder ins Gesicht sehen musste.

Bevor ich endlich draußen war, durfte ich über das Geschehene nicht mal nachdenken. Ich hatte zugelassen, dass er mich vögelte, mir den verflucht nochmal gigantischsten, geilsten Orgasmus meines Lebens schenkte … und dann hatte ich ihn mit bis zu den Knöcheln runtergelassenen Hosen im Konferenzraum stehen lassen, mit den dicksten Eiern seit Menschengedenken. Wenn das einer anderen passiert wäre, hätte ich ihr sicher begeistert ein High-five gegeben. Nur war es leider keiner anderen passiert.

Scheiße.

Die Türen öffneten sich, und ich drückte den Knopf, zählte die Stockwerke nach unten. Sobald der Fahrstuhl in der Lobby angekommen war, hechtete ich den Gang entlang. Ich hörte noch, wie der Wachmann irgendetwas von wegen spätem Feierabend sagte, aber ich winkte nur und rannte an ihm vorbei.

Bei jedem Schritt erinnerte mich das Brennen zwischen meinen Beinen an die Ereignisse der letzten Stunden. Als ich bei meinem Wagen ankam, drückte ich auf die Fernbedienung, öffnete die Tür und ließ mich in die Sicherheit des Ledersessels sinken. Ich betrachtete mich im Rückspiegel.

Was zum Teufel war da gerade abgegangen?

ZWEI

V erflucht. Ich bin dermaßen am Arsch.

Seit ich vor dreißig Minuten aufgewacht war, starrte ich an die Decke. Mein Hirn: ein Chaos. Mein Schwanz: hart.

Oder besser: wieder hart.

Mürrisch starrte ich gegen die Zimmerdecke. Egal, wie oft ich mir einen runterholte, seitdem sie mich gestern Abend stehen gelassen hatte, die Erektion kam jedes Mal zurück. Und auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hatte – es war diesmal tatsächlich schlimmer als die hundert anderen Male, die ich so aufgewacht war. Denn dieses Mal wusste ich, was ich verpasste. Sie hatte mich nicht mal kommen lassen.

Neun Monate. Neun beschissene Monate mit Morgenlatte, Selbstbefriedigung und endlosen Fantasien über jemanden, den ich noch nicht mal wollte. Na ja, das stimmte nicht ganz. Ich wollte sie. Ich wollte sie mehr als jede andere Frau, die ich je gesehen hatte. Das Riesenproblem war nur, dass ich sie hasste.

Und sie hasste mich auch. Ich meine, sie hasste mich wirklich. In den einunddreißig Jahren, die ich inzwischen auf der Welt war, war ich noch nie einer Frau begegnet, die mich so in Rage brachte wie Miss Mills.

Allein bei ihrem Namen regte sich mein Schwanz. Verdammter Verräter. Ich starrte auf die Stelle, wo sich das Laken zu einem Zelt wölbte. Dieses bescheuerte Körperteil war schuld an dem ganzen Schlamassel. Ich fuhr mir übers Gesicht und setzte mich auf.

Warum konnte ich ihn nicht einfach in der Hose lassen? Ich hatte es fast ein Jahr lang geschafft. Es hatte funktioniert. Ich blieb immer auf Distanz, kommandierte sie herum, verflucht, selbst ich musste zugeben, dass ich mich wie ein Bastard benahm. Und dann hatte ich einfach die Kontrolle verloren. Es hatte nicht mehr gebraucht als diesen einen Augenblick – in diesem stillen Raum zu sitzen, ihr Duft um mich herum und dieser verdammte Rock, ihr Hintern vor meinem Gesicht. Ich bin ausgeflippt.

Ich war mir sicher, wenn ich sie nur ein einziges Mal hätte, würde es eine Enttäuschung sein und das Verlangen wäre vorbei. Ich hätte endlich etwas Frieden. Aber nun lag ich in meinem Bett, mit einem Ständer, als wäre ich seit Wochen nicht gekommen. Ich sah auf die Uhr: das letzte Mal war nur vier Stunden her.

Eilig sprang ich unter die Dusche, rubbelte mich kräftig ab, als ob ich so jede Spur von ihr, von gestern Abend abwaschen könnte. Das würde ein Ende haben, es musste ein Ende haben. Bennett Ryan benahm sich nicht wie ein notgeiler Teenager, und vögelte ganz sicher nicht im Büro herum. Das Letzte, was ich brauchte, war eine Frau, die an mir klebte und damit alles zerstörte. Ich konnte nicht zulassen, dass Miss Mills solche Macht über mich besaß.

Alles war so viel besser gewesen, als ich noch nicht wusste, was ich verpasste. Denn wie schrecklich das auch gewesen war … das hier war tausend Mal schlimmer.

Ich ging gerade in mein Büro, als sie hereinkam. Der Art nach zu urteilen, wie sie mich gestern hatte stehen lassen, geradezu aus der Tür gestürmt war, vermutete ich, dass eine der folgenden beiden Szenarien mich erwartete: Entweder würde sie mir flirtende Blicke zuwerfen und denken, dass das von gestern Abend etwas zu bedeuten hatte, dass wir etwas zu bedeuten hatten. Oder sie würde mich verpfeifen, und dann wäre ich im Arsch.

Wenn sich herumsprechen würde, was wir getan hatten, lief ich nicht nur Gefahr, meinen Job zu verlieren, sondern alles, wofür ich gearbeitet hatte. Und trotzdem – sosehr ich sie auch hasste – konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie das tun würde. Wenn ich etwas über sie gelernt hatte, dann dass sie sich vertrauenswürdig und loyal verhielt. Sie war zwar vielleicht eine abscheuliche Kratzbürste, aber ich glaubte nicht, dass sie mich den Löwen zum Fraß vorwerfen würde. Seit dem College arbeitete sie schon für die Ryan Media Group und war nicht zu Unrecht eine angesehene Mitarbeiterin der Firma. Jetzt würde sie in wenigen Monaten ihren BWL-Abschluss machen und konnte sich danach ihren Job vermutlich aussuchen. Auf keinen Fall würde sie das gefährden.

Aber dass sie mich einfach völlig ignorierte – nicht zu fassen! Sie trug ihren knielangen Trenchcoat. Der verbarg, was immer darunter war, aber zeigte verdammt gut ihre beeindruckenden Beine.

O Scheiße … Wenn sie diese Schuhe trug, war es gut möglich, dass … Nein, nicht dieses Kleid. Bitte, lieber Gott, nicht dieses Kleid. Ich wusste genau, dass ich für solch einen Scheiß heute nicht genügend Willensstärke hatte.

Ich starrte sie wütend an, während sie ihren Mantel in den Schrank hängte und sich an ihren Schreibtisch setzte.

Teufel nochmal, diese Frau war wirklich so was von heiß.

Es war das weiße Kleid. Mit einem tiefen Ausschnitt, der ihre weiche, glatte Haut an Hals und Dekolleté betonte, und aus einem Stoff, der sich perfekt an ihre herrlichen Brüste schmiegte, war dieses Kleid mein Verderben – Himmel und Hölle auf köstlichste Weise vereint.

Der Saum ging knapp über ihre Knie, und dennoch hatte ich noch nie ein Kleid gesehen, das so sexy war. Es hatte nichts Provokatives an sich, aber irgendwas an dem Schnitt und an diesem verflucht jungfräulichen Weiß ließ mich praktisch den ganzen Tag mit einem Ständer rumlaufen. Außerdem trug sie ihr Haar immer offen, wenn sie es anhatte. Eine meiner wiederkehrenden Fantasien war, ihr Haar von all diesen verdammten Nadeln zu befreien, bevor ich es packte und sie vögelte.

Gott, sie machte mich wütend!

Als sie meine Anwesenheit immer noch nicht registrierte, drehte ich mich um und marschierte in mein Büro, warf die Tür hinter mir zu. Warum hatte sie immer noch so eine Wirkung auf mich? Ich hatte nie zugelassen, dass mich irgendwer oder irgendwas von der Arbeit ablenkte, und ich hasste sie dafür, dass ihr das als Erste gelang.

Aber einem Teil von mir gefiel die Erinnerung an ihren triumphierenden Gesichtsausdruck, als sie sich umgedreht und mich keuchend zurückgelassen hatte – keuchend und darum bittend, dass sie mir einen blies. Dieses Mädchen hatte ein Rückgrat aus Stahl.

Ich unterdrückte ein Grinsen und konzentrierte mich stattdessen darauf, sie zu hassen.

Arbeit. Ich würde mich einfach auf die Arbeit konzentrieren und aufhören, an sie zu denken. Ich ging zu meinem Schreibtisch hinüber und setzte mich hin, versuchte, meine Aufmerksamkeit auf irgendwas zu lenken – Hauptsache, ich dachte nicht daran, wie großartig sich ihre Lippen gestern Abend angefühlt hatten.

Das bringt dich nicht weiter, Bennett.

Ich klappte meinen Laptop auf und checkte meinen Terminplan für den Tag. Mein Terminplan … Scheiße. Das Biest hatte die aktuellste Version davon auf ihrem Computer. Hoffentlich verpasste ich nicht irgendwelche Meetings an diesem Morgen, denn ich würde die Eiskönigin nur hereinrufen, wenn es unbedingt notwendig wäre.

Als ich mir gerade eine Kalkulationstabelle ansah, klopfte es an der Tür. „Herein“, rief ich. Ein weißer Umschlag wurde mit lautem Klatschen auf meinen Tisch gepfeffert. Ich blickte hoch. Miss Mills sah auf mich herunter, eine Augenbraue spöttisch in die Höhe gezogen. Ohne eine weitere Erklärung drehte sie sich um und verließ mein Büro.

Panik stieg in mir auf, und ich starrte auf den Umschlag. Vermutlich war es ein offizieller Brief, in dem sie mein Benehmen beschrieb und darauf hinwies, dass sie mich wegen Belästigung am Arbeitsplatz verklagen würde. Ich erwartete einen Briefkopf und am Ende der Seite ihre gleichmäßige, klare Unterschrift.

Womit ich nicht rechnete, war die Quittung für einen Onlinekauf … zu Lasten der Firmenkreditkarte. Ich sprang von meinem Stuhl und rannte aus meinem Büro, ihr hinterher. Sie ging gerade zum Treppenhaus. Gut. Wir befanden uns im siebzehnten Stock, und niemand – außer uns beiden – benutzte jemals die Treppe. Ich konnte sie anschreien, wie ich wollte, und niemand würde es mitbekommen.

Die Tür schlug mit einem lauten Knall zu, und ihre Absätze klackerten vor mir die Stufen hinab.

„Miss Mills! Wo zum Teufel meinen Sie, jetzt hingehen zu müssen?“

Sie lief weiter, ohne sich nach mir umzudrehen. „Wir haben keinen Kaffee mehr, Mr Ryan“, fauchte sie. „Als Ihr ‚Büromädchen‘ gehe ich jetzt in die Cafeteria im vierzehnten Stock und hole welchen. Ich kann nicht zulassen, dass Sie Ihre Dröhnung Koffein nicht bekommen.“

Wie konnte jemand so heiß sein und gleichzeitig so eine Zicke? Ich holte sie auf dem Treppenabsatz ein, packte sie am Arm und drückte sie gegen die Wand. Abschätzig kniff sie die Augen zusammen und zischte durch die Zähne. Ich fuchtelte aufgebracht mit der Quittung vor ihrem Gesicht herum. „Was ist das?“

Sie schüttelte den Kopf. „Wissen Sie was – für einen solch aufgeblasenen Besserwisser sind Sie manchmal ein ganz schön dummes Arschloch. Wonach sieht es denn aus? Es ist eine Quittung.“

„Das sehe ich“, presste ich hervor und zerknüllte das Papier in meiner Faust. Dann drückte ich es gegen die zarte Haut direkt über ihren Brüsten und spürte, wie mein Schwanz sich regte, als sie nach Luft schnappte und ihre Augen sich weiteten.

„Wieso kaufen Sie sich von Ihrer Firmenkreditkarte Anziehsachen?“

„Irgend so ein Bastard hat meine Bluse zerrissen.“ Sie zuckte mit den Schultern, näherte dann ihr Gesicht meinem und flüsterte: „Und mein Höschen.“

Verflucht noch mal.

Ich atmete tief durch die Nase ein, warf das Papier auf den Boden, dann lehnte ich mich vor und drückte meine Lippen auf ihre, vergrub meine Finger in ihrem Haar und nagelte sie an der Wand fest. Mein Schwanz pochte gegen ihren Unterleib, als ich spürte, wie ihre Hand es meiner gleichtat und mein Haar packte, sich fest darum schloss.

Nun schob ich ihr Kleid hoch und stöhnte in ihren Mund, als meine Finger wieder die Spitzenkante ihrer schenkelhohen Strümpfe berührten. Sie tat das, um mich zu quälen, das musste es sein. Ich spürte, wie ihre Zunge über meine Lippen fuhr, während meine Fingerspitzen den warmen und feuchten Stoff ihres Höschens berührten. Ich griff nach dem Stoff und zog kräftig daran.

„Notieren Sie dann besser, dass Sie noch eins bestellen“, knurrte ich und drückte meine Zunge gewaltsam zwischen ihre Lippen, in ihren Mund.

Sie gab ein tiefes Stöhnen von sich, als ich zwei Finger in sie schob, und falls das überhaupt möglich war, schien sie noch feuchter als gestern Abend zu sein. Was für eine kranke Geschichte läuft da eigentlich zwischen uns? Sie entzog sich keuchend meinen Lippen, als ich sie hart mit den Fingern fickte, mit meinem Daumen kreisend ihre Klit rieb.

„Hol deinen Schwanz raus“, zischte sie. „Ich muss dich in mir spüren. Jetzt sofort.“

Ich sah sie mit schmalen Augen an und versuchte zu verbergen, welche Wirkung ihre Worte auf mich hatten.

„Sagen Sie bitte, Miss Mills.“

„Jetzt“, zischte sie.

„Willst du mich herumkommandieren?“

Der Blick, den sie mir zuwarf, hätte den Schwanz eines anderen Mannes vielleicht zum Schrumpfen gebracht, und ich musste gegen meinen Willen lachen. Mills hielt sich wacker. „Zum Glück habe ich heute einen großzügigen Tag.“

Ich öffnete rasch meinen Gürtel und meine Hose, bevor ich sie hochhob und brutal in sie eindrang. Grundgütiger, sie fühlte sich einfach unglaublich an. Besser als jede andere. Vielleicht erklärte das, warum ich sie nicht aus dem Kopf bekam, und eine leise Stimme in mir sagte, dass ich vielleicht niemals genug von ihr bekommen würde.

„Verdammt“, murmelte ich.

Ihr Atem kam stoßweise und ich spürte, wie sie sich um mich herum zusammenzog. Sie biss mir durch den Stoff meines Jacketts in die Schulter und schlang die Beine um mich, während ich begann, sie hart und schnell an der Wand zu nehmen. Jeden Moment konnte jemand ins Treppenhaus kommen und mich dabei ertappen, wie ich sie fickte, aber das war mir vollkommen egal. Ich musste mich von ihr befreien, sie vergessen.

Sie hob ihren Kopf von meiner Schulter und übersäte meinen Hals mit kleinen Bissen, dann nahm sie meine Unterlippe zwischen ihre Zähne.

„Kurz davor“, knurrte sie und drückte mich mit ihrem Bein tiefer in sie hinein. „Ich bin kurz davor.“

Perfekt.

Ich vergrub mein Gesicht zwischen ihrem Hals und ihrem Haar, um mein Stöhnen abzudämpfen, als ich plötzlich heftig in ihr kam, und umfasste ihren Hintern grob. Dann zog ich meinen Schwanz raus, bevor sie sich weiter an mir reiben konnte, und stellte sie auf ihre wackligen Beine.

Sie starrte mich mit offenem Mund an, ihr Blick wie ein Donnerschlag. Das Treppenhaus füllte sich mit bleierner Stille.

„Im Ernst?“, sagte sie und atmete laut aus. Ihr Kopf fiel mit einem stumpfen Geräusch gegen die Wand.

„Danke, das war fantastisch.“ Ich zog meine Hose hoch.

„Du bist ein Arschloch.“

„Das hast du schon mal erwähnt“, murmelte ich mit gesenktem Kopf, während ich meinem Reißverschluss schloss.

Als ich wieder aufsah, hatte sie ihr Kleid bereits zurechtgerückt, aber sie sah immer noch wunderschön derangiert aus, und ein Teil von mir sehnte sich danach, mich vorzubeugen und eine Hand über sie gleiten zu lassen, sie zum Orgasmus zu bringen. Aber ein noch viel größerer Teil von mir genoss die wütende Unzufriedenheit in ihren Augen.

„Wie heißt es so schön: Wie du mir, so ich dir.“

„Zu schade, dass der Sex mit dir so grauenhaft ist“, erwiderte sie ruhig. Dann wandte sie sich ab und begann, die Stufen weiter hinunterzusteigen, aber plötzlich hielt sie inne, drehte sich abrupt um und blickte mir in die Augen. „Nur gut, dass ich die Pille nehme. Danke, dass du gefragt hast, du Arschloch.“

Ich beobachtete sie, wie sie die Treppe hinunterging, und als sie um die Ecke verschwand, kehrte ich fluchend in mein Büro zurück. Mit einem lauten Schnauben ließ ich mich auf dem Schreibtischstuhl nieder und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Ich zog ihr zerrissenes Höschen aus meiner Tasche. Einen Moment lang starrte ich auf den weißen Seidenstoff zwischen meinen Fingern, dann öffnete ich meine Schreibtischschublade und ließ es fallen – neben das Exemplar von gestern Abend.

DREI

Keine Ahnung, wie zum Teufel ich es die Stufen hinunter geschafft hatte, ohne mir dabei den Hals zu brechen. Ich rannte raus, als würde ich lichterloh brennen, und ließ Mr Ryan allein im Treppenhaus zurück – mit offenem Mund, zerknitterten Klamotten und zerzaustem Haar, als wäre er belästigt worden.

Ich hetzte am Café im vierzehnten Stock vorbei, landete mit Schwung auf dem Treppenabsatz – was in diesen Schuhen keine leichte Sache war –, drückte die Metalltür auf und lehnte mich keuchend gegen die Wand.

Was war das denn gerade? Hatte ich tatsächlich meinen Chef im Treppenhaus gevögelt? Ich schnappte nach Luft und presste mir rasch die Hände auf den Mund. Hatte ich ihm befohlen, das zu tun? O verdammt. Was zum Teufel war nur mit mir los?

Wie betäubt löste ich mich von der Wand und stolperte ein paar Stufen hoch bis zum nächsten Waschraum. Ich sah kurz unter alle Türen, um sicherzugehen, dass die Toiletten frei waren, dann verschloss ich die Eingangstür. Als ich mich dem Spiegel näherte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ich sah aus, als wäre ich hart geritten und dann zum Trocknen abgestellt worden.

Mein Haar war der reinste Albtraum. Meine sorgfältig gestylten Wellen hingen jetzt in wirren Strähnen herunter. Anscheinend mochte Mr Ryan es, wenn ich mein Haar offen trug. Das musste ich mir merken.

Moment. Was? Wo zum Teufel kam das jetzt her? Ich würde mir das ganz sicher nicht merken. Ich schlug mit der Faust auf den Waschtisch und beugte mich etwas vor, um den Schaden genauer zu inspizieren.

Meine Lippen waren geschwollen, mein Make-up verschmiert, mein Kleid ausgeleiert und hing nur noch an mir. Außerdem hatte ich wieder kein Höschen mehr an.

Was. Für. Ein. Arschloch. Das war schon das zweite. Und was machte er überhaupt mit ihnen?

„O nein!“, entfuhr es mir. Panik stieg in mir auf. Der erste Slip würde doch hoffentlich nicht noch irgendwo im Konferenzraum rumliegen? Vielleicht hatte er ihn aufgehoben und dann weggeworfen? Um sicherzugehen, musste ich ihn fragen. Aber nein. Ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, auch nur anzuerkennen, dass … dass … Ja, was?

Ich schüttelte den Kopf, rieb mir mit den Händen das Gesicht. Grundgütiger, ich hatte alles ganz schön vermasselt. Als ich heute Morgen das Büro betreten hatte, hatte ich einen Plan gehabt. Ich wollte zu ihm reingehen, ihm die Quittung in sein kleines hübsches Gesicht schleudern und ihm sagen, dass er daran ersticken solle. Aber dann sah er so verdammt sexy in seinem dunkelgrauen Prada-Anzug aus, und sein Haar hatte ihm zu Berge gestanden wie eine Leuchtreklame, die „Besorg’s mir“ schrie, und ich hatte keinen logischen Gedanken mehr fassen können. Erbärmlich. Was war nur an ihm, dass mein Hirn bei seinem Anblick jedes Mal zu Mus wurde und mein Slip feucht.

Das war nicht gut. Wie sollte ich ihm nur entgegentreten, ohne ihn mir nackt vorzustellen? Na schön, nicht nackt. Ich hatte ihn ja schließlich noch nicht vollkommen entblößt gesehen, aber was ich gesehen hatte, ließ mich am ganzen Körper erschauern.

O nein. Hatte ich gerade „noch nicht“ gesagt?

Ich konnte kündigen. Für einen Moment dachte ich darüber nach, aber mir gefiel nicht, wie sich das anfühlte. Ich liebte meinen Job, und Mr Ryan war vielleicht der größte Mistkerl, den die Welt je gesehen hatte, aber ich war damit nun schon neun Monate klargekommen – abgesehen vielleicht von den letzten vierundzwanzig Stunden. Ich wurde einigermaßen schlau aus ihm und wusste besser als jeder andere, wie ich mit ihm umgehen musste. Und so ungern ich das auch zugab: Ich liebte es, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Er war ein Arschloch, weil er sowohl die Ungeduld in Person als auch der totale Perfektionist war; er erwartete von jedem, dass er den gleichen Ansprüchen genügte, die er auch an sich selbst stellte, und war nur mit hundertprozentigem Einsatz zufrieden. Ich musste zugeben, mir gefiel seine Erwartung, dass ich noch Besseres leisten, noch härter arbeiten konnte und alles daransetzen würde, um meine Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen – auch wenn mir seine Methoden nicht immer gefielen. Er war wirklich ein Genie in der Marketingwelt – wie alle in seiner Familie.

Und das war der andere Punkt: seine Familie. Elliott Ryan war CEO und Gründer der Ryan Media Group und wie ein Vater für mich. Mein Dad war zu Hause in North Dakota, und als ich, noch während meiner Collegezeit, als Rezeptionistin in der Firma begonnen hatte, war Mr Ryan so gut zu mir gewesen. Sie alle waren gut zu mir. Bennetts Bruder, Henry, gehörte ebenfalls zur Firmenleitung und war der netteste Kerl, den ich je kennengelernt hatte. Ich mochte jeden hier – kündigen kam also nicht infrage.

Das größte Problem war mein Stipendium. Ich musste dem Stipendienausschuss der JT Miller meine praktischen Erfahrungen präsentieren, bevor ich meinen MBA in der Tasche hatte, und ich wollte, dass meine Arbeit richtungsweisend war. Aus diesem Grund war ich bei RMG geblieben: Bennett Ryan hatte mir den Papadakis-Account angeboten – den Marketingplan für einen stinkreichen Bauunternehmer – der die Projekte meiner Kommilitonen bei Weitem übertraf. Vier Monate reichten nicht aus, um irgendwo anders neu anzufangen und irgendetwas ähnlich Gutes auf die Beine zu stellen … oder?

Nein. Ich konnte Ryan Media auf keinen Fall verlassen.

Nachdem das entschieden war, wusste ich, dass ich einen Schlachtplan brauchte. Ich musste professionell bleiben und sicherstellen, dass zwischen mir und Mr Ryan nie, nie wieder etwas laufen würde, auch wenn es bei Weitem der heißeste, intensivste Sex gewesen war, den ich je erlebt hatte … auch wenn er mir Orgasmen vorenthielt …

Wichser.

Ich war eine starke, unabhängige Frau. Ich war dabei, mir eine Karriere aufzubauen, und hatte pervers viele Stunden gearbeitet, um dahin zu gelangen, wo ich jetzt war. Mein Verstand und mein Körper wurden nicht von der Lust bestimmt. Ich musste mich nur daran erinnern, was für ein Idiot er war. Ein Weiberheld und ein arrogantes, stures Arschloch, überzeugt, alle um ihn herum wären die absoluten Deppen.

Ich lächelte mir im Spiegel zu und ging meine Sammlung jüngster Bennett-Ryan-Erinnerungen durch.

„Ich finde es wunderbar, dass Sie mir einen Kaffee bringen, wenn Sie sich selbst einen gekocht haben, Miss Mills, aber wenn ich irgendeinen Schlamm trinken wollte, hätte ich meine Tasse heute Morgen in einem Garten gefüllt.“

„Wenn Sie weiterhin darauf bestehen, auf Ihrer Tastatur herumzuhämmern, als würden Sie die Erdhörnchen bei sich zu Hause vertreiben wollen, Miss Mills, dann würde ich es begrüßen, wenn Sie die Verbindungstür während Ihrer Arbeitszeit geschlossen hielten.“

„Gibt es irgendeinen triftigen Grund, warum Sie eine Ewigkeit dafür brauchen, die Vertragsentwürfe an die Rechtsabteilung weiterzuleiten? Sind Sie die ganze Zeit damit beschäftigt, von Bauernjungs zu träumen?“

Verdammt, es würde vermutlich leichter sein, als ich dachte.

Mit einem neuen Gefühl der Entschlossenheit richtete ich mein Kleid, strich mir das Haar glatt und marschierte ohne Slip, aber selbstsicher aus dem Waschraum. Ich holte schnell den Kaffee, wegen dem ich eigentlich losgezogen war, und ging zurück zu meinem Büro, diesmal allerdings nicht durchs Treppenhaus.

Ich öffnete die äußere Bürotür und trat ein. Die Tür zu Mr Ryans Büro war geschlossen; von drinnen war nichts zu hören. Vielleicht war er kurz rausgegangen. Als ob ich jemals solches Schwein hätte. Ich setzte mich vor meinen Schreibtisch und zog aus der Schublade meine Kosmetiktasche hervor, um mein Make-up zu richten, bevor ich mit der Arbeit fortfuhr. Ihm zu begegnen war das Letzte, was ich wollte, aber wenn ich nicht vorhatte zu kündigen, würde es früher oder später geschehen müssen.

Als ich in den Kalender sah, fiel mir wieder ein, dass Mr Ryan am Montag eine Präsentation vor den anderen Vorstandsmitgliedern hatte. Ich verzog das Gesicht, als mir klar wurde, dass ich keine andere Wahl hatte, als mit ihm heute über die Vorbereitung der Unterlagen zu sprechen. Nächsten Monat hatte er außerdem eine Tagung in San Diego, was nicht nur bedeutete, dass ich im selben Hotel sein musste wie er, sondern auch im selben Flugzeug, im Geschäftswagen und in allen Meetings, die stattfinden würden. Nein, das war mir nicht unangenehm, absolut nicht.

Während der nächsten Stunde ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich zu seiner Tür hinübersah. Und dass mir jedes Mal ganz flau im Magen wurde. Wie albern! Was war nur los mit mir? Ich schloss die Akte, die ich vergeblich zu lesen versucht hatte, und ließ den Kopf in die Hände fallen. Da hörte ich, wie seine Tür aufging.

Mr Ryan kam heraus, sah mich aber nicht an. Er hatte sich den Anzug glattgestrichen, sein Mantel hing über seinem Arm, und in der Hand trug er eine Aktentasche. Sein Haar war immer noch vollkommen zerzaust.

„Ich bin den Rest des Tages weg“, sagte er, unangenehm gelassen. „Sagen Sie meine Termine ab und nehmen Sie die nötigen Umbuchungen vor.“

„Mr Ryan.“ Er hielt inne, die Hand an der Türklinke. „Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie am Montag um zehn eine Vorstandspräsentation haben.“ Ich sprach zu seinem Rücken. Er stand da wie eine Statue, starr und angespannt, ohne mir in die Augen zu sehen. „Wenn Sie möchten, kann ich die Tabellen, Mappen und Folien gegen neun Uhr dreißig im Konferenzraum bereitstellen.“

Okay, auf gewisse Weise genoss ich es. An seiner Haltung konnte man ganz klar erkennen, dass er sich unwohl fühlte. Er nickte kurz und wollte gerade zur Tür hinausgehen, als ich ihn erneut zurückhielt.

„Und, Mr Ryan?“, fügte ich sanft hinzu. „Ich brauche noch Ihre Unterschrift für diese Spesenkostenabrechnungen, bevor Sie gehen.“

Seine Schultern sackten nach unten, und er atmete scharf aus. Er drehte sich auf dem Absatz um, kam zu meinem Schreibtisch herüber, lehnte sich vor und blätterte durch die Papiere bis zu den „Hier unterzeichnen“-Reitern, ohne mir ein einziges Mal in die Augen zu sehen.

Ich legte einen Kugelschreiber auf den Tisch. „Bitte unterzeichnen Sie dort, wo die Reiter sind, Sir.“

Er hasste es, wenn man ihm sagte, was er tun sollte, wenn er bereits dabei war, und ich unterdrückte ein Lachen.

Als er mir den Kugelschreiber aus der Hand riss, hob er langsam das Kinn und brachte seine haselnussbraunen Augen auf die gleiche Höhe wie meine. Unsere Blicke verbanden sich für gefühlte Minuten, keiner von uns sah zur Seite. Für einen kurzen Moment hatte ich das unwiderstehliche Verlangen, mich vorzulehnen, an seinem Schmollmund zu saugen und ihn zu bitten, mich zu berühren.

„Leiten Sie meine Anrufe nicht weiter“, fauchte er, unterschrieb rasch das letzte Formular und warf den Kugelschreiber auf meinen Tisch. „Wenn es irgendwo brennt, dann kontaktieren Sie Henry.“

„Bastard“, murmelte ich, während ich zusah, wie er verschwand.

Mein Wochenende war – milde ausgedrückt – beschissen. Ich aß kaum, schlief kaum, und das bisschen Schlaf, das ich bekam, wurde auch noch unterbrochen von Fantasien von meinem nackten Chef über mir, unter mir, hinter mir. Ich sehnte mich fast nach der Uni, um wenigstens etwas zu haben, das mich ablenkte.

Am Samstagmorgen wachte ich mürrisch und frustriert auf, schaffte es aber irgendwie, mich zusammenzureißen, um die Hausarbeit und den Einkauf zu erledigen.

Am Sonntagmorgen gelang mir das allerdings nicht. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch – zitternd und keuchend, mein Körper schweißüberströmt und in die Laken verheddert. Der Traum war so intensiv, dass ich tatsächlich einen Orgasmus gehabt hatte: Mr Ryan und ich waren wieder auf dem Konferenztisch, aber diesmal waren wir beide vollkommen nackt. Er lag auf dem Rücken und ich ritt ihn, mein Körper bewegte sich vor und zurück, auf seinem Schwanz auf und ab. Er berührte mich überall, von meinen Wangen den Hals hinunter, über meine Brüste, zu meinen Hüftknochen, von wo er meine Bewegungen lenkte. Ich zerfiel in tausend Stücke, als sich unsere Blicke trafen.

„Scheiße“, stöhnte ich und hievte mich aus dem Bett. Es wurde wirklich immer schlimmer, und das im Eiltempo. Wer hätte gedacht, dass meine Arbeit für eine aggressive Arschgeige dazu führen würde, dass ich mich an ein kaltes Fenster gedrückt ficken ließ und mir das auch noch gefiel?

Ich drehte die Dusche auf. Doch während ich dastand und darauf wartete, dass das Wasser warm wurde, begannen meine Gedanken wieder zu wandern. Ich wollte, dass er zwischen meinen Beinen kniend zu mir aufschaute, ich wollte seinen Gesichtsausdruck sehen, während er mich nahm, in mich eindrang, fühlen, wie sehr ich ihn wollte. Ich sehnte mich danach, den Klang seiner Stimme zu hören, dass er meinen Namen sagte, wenn er kam.

Mein Herz wurde mir schwer. Mit diesen Fantasien befand ich mich auf einer Einbahnstraße mitten hinein ins Unglück. Ich war kurz davor, meinen Master zu machen. Er war ein Vorstandsmitglied. Er hatte nichts zu verlieren. Und ich war kurz davor, alles zu verlieren.

Ich duschte und zog mich rasch an, um Sara und Julia zum Brunch zu treffen. Sara sah ich jeden Tag auf der Arbeit, aber Julia, meine beste Freundin seit der Mittelstufe, war schwieriger zu erreichen. Sie war Einkäuferin für Gucci und füllte meinen Schrank brav mit Samples und Teilen aus der Überproduktion. Dank ihr und ihrem Rabatt besaß ich die schönsten Klamotten, die man sich kaufen konnte. Ich zahlte immer noch ziemlich viel dafür, aber das war es mir wert. Ich verdiente ganz gut bei Ryan Media, und mein Stipendium deckte alle Unterrichtskosten, aber ich konnte nicht 1900 Dollar für ein Kleid ausgeben ohne mich selbst in den Ruin zu treiben.

Manchmal fragte ich mich, ob Elliott mich so gut bezahlte, weil er wusste, dass ich die Einzige war, die mit seinem Sohn umgehen konnte. Oh, wenn er nur wüsste.

Ich beschloss, dass es keine gute Idee wäre, mit den Mädels über das zu reden, was da abging. Sara arbeitete schließlich für Henry Ryan und sah Bennett ständig irgendwo im Gebäude. Abgesehen davon wurde Sara leicht schwach. Ein Grinsen von Bennett Ryan, und sie würde alles ausspucken, was sie wusste. Julia hingegen würde mir einen kräftigen Arschtritt verpassen. Seit beinahe einem Jahr hörte sie sich mein Gejammere darüber an, was für ein Depp er war, und sie würde sich nicht gerade freuen, wenn sie hörte, dass ich mit ihm in die Kiste sprang.

Zwei Stunden später saß ich mit meinen zwei besten Freundinnen zusammen, trank auf dem Innenhof unseres Lieblingsrestaurants Mimosas und unterhielt mich über Männer, Klamotten und Arbeit. Julia hatte uns mit ein paar Anziehsachen überrascht, und für mich hatte sie ein neues Kleid dabei, das aus dem herrlichsten Stoff war, den ich je berührt hatte. Es lag in einem Kleidersack auf dem Stuhl neben mir.

„Also, wie läuft’s auf der Arbeit?“, fragte Julia zwischen zwei Melonenbissen. „Macht dieser Blödmann von Chef dir immer noch das Leben schwer, Chloe?“

„Ach, der hübsche Bastard“, seufzte Sara, und ich betrachtete interessiert das Kondenswasser auf meinem Champagnerglass. Sie stopfte sich eine Weintraube in den Mund und nuschelte: „Herrjeh, du solltest ihn mal sehen, Julia. Das ist der treffendste Spitzname, den ich je gehört habe. Er ist ein Gott. Und das meine ich. An ihm ist alles perfekt, äußerlich jedenfalls: Gesicht, Körper, Klamotten, Haare … O Gott, seine Haare. Er hat diesen kunstvoll arrangierten, zerzausten Stil drauf“, sagte sie und deutete mit ihren Handbewegungen die Form seiner Frisur an. „Es sieht aus, als hätte er gerade eine wilde Nummer mit jemandem geschoben.“

Ich verdrehte die Augen. An sein Haar musste mich nun wirklich niemand erinnern.

„Aber – ich weiß nicht, ob Chloe dir was erzählt hat – er ist wirklich grauenvoll“, fuhr Sara fort und wurde ernst. „Will sagen, dass ich ihm bei unserem ersten Zusammentreffen bereits nach fünfzehn Minuten am liebsten seine Reifen mit einem Messer aufgeschlitzt hätte. Er ist der größte Pimmel, dem ich je begegnet bin.“

Beinahe verschluckte ich mich an einem Stück Ananas. Wenn Sara nur wüsste! Der Kerl war wirklich gesegnet, wenn es um sein bestes Stück ging. Es war fast schon unfair.

„Warum ist er so ein Arsch?“

„Wer weiß“, sagte Sara und blinzelte, als ob sie tatsächlich über eine gute Begründung nachdenken würde. „Vielleicht hatte er eine harte Kindheit?“

„Hast du seine Familie kennengelernt?“, fragte ich skeptisch. „Hallo?“

„Stimmt“, lenkte sie ein. „Vielleicht ist es eine Art Abwehrmechanismus. Kann ja sein, dass er gefrustet ist und das Gefühl hat, er müsse härter arbeiten als alle anderen, und sich ständig allen und jedem gegenüber beweisen, weil er so verdammt gutaussehend ist?“

Ich schnaubte. „Es gibt keinen tieferen Sinn. Er denkt, jeder sollte sich so sehr einbringen und so hart arbeiten wie er, und die meisten Leute tun das nicht. Das ärgert ihn.“

Verteidigst du ihn etwa, Chloe?“, fragte Sara mit einem überraschten Grinsen.

„Ganz sicher nicht.“

In Julias blauen Augen las ich eine stumme Anklage. Ich hatte in den letzten Monaten genügend über meinen Chef gelästert – aber vielleicht hatte ich nie erwähnt, dass er traumhaft aussah?

„Chloe, hast du mir was vorenthalten? Ist dein Chef etwa ein scharfes Schnittchen?“, fragte sie.

„Mehr oder weniger. Er sieht gut aus, aber sein mieser Charakter macht es einem unmöglich, sich daran zu erfreuen.“ Ich versuchte so gelassen zu sein wie möglich. Julia war in der Lage, meine Gedanken zu lesen.

„Tja.“ Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck von ihrem Drink. „Vielleicht ist er ja so schlecht drauf, weil er einen kleinen Schwanz hat.“

Ich trank mein Glas Champagner in einem Zug aus, während meine Freundinnen sich vor Lachen krümmten.

Als ich am Montagmorgen die Firma betrat, war ich das reinste Nervenbündel. Ich hatte eine Entscheidung getroffen: Ich würde meinen Job nicht wegen unseres mangelnden Urteilsvermögens opfern. Ich wollte diese Stelle mit einer herausragenden Präsentation für den Stipendienausschuss beenden, dann verschwinden und Karriere machen. Kein Sex mehr, keine Fantasien mehr. Ich konnte problemlos noch ein paar Monate lang für Mr Ryan arbeiten – einfach nur arbeiten.

Da ich das Bedürfnis hatte, mein Selbstvertrauen etwas anzukurbeln, trug ich das neue Kleid, das Julia mir gegeben hatte. Es umschmeichelte meine Kurven, ohne zu provokativ zu wirken. Aber meine heimliche Waffe in Bezug auf mein Selbstbewusstsein war meine Unterwäsche. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für teure Dessous besessen und früh gelernt, wo man sie am besten einkaufte. Einen sexy Stoff unter meinen Anziehsachen zu tragen, gab mir Power, und der Slip, den ich heute anhatte, würde mir ganz sicher helfen. Er bestand vorne aus schwarzer, mit Stickereien verzierter Seide, und hinten hatte er zarte Tüllbändchen, die überkreuz verliefen und in der Mitte meines Steißbeines zusammentrafen, mit einer niedlichen schwarzen Schleife. Bei jedem Schritt streichelte der Stoff des Kleides meine nackte Haut. Ich würde mit allem, was Mr Ryan mir heute zu sagen hatte, fertig werden und ich würde ihm auch problemlos widersprechen.

Ich war extra zeitig gekommen, um noch in Ruhe die Präsentation vorzubereiten. Das gehörte zwar eigentlich nicht zu meinen Aufgaben, aber Mr Ryan weigerte sich, dafür eine Assistentin anzustellen, und er selbst war ein Meister darin, Meetings ungemütlich zu gestalten: kein Kaffee, keine Kekse, nur ein Raum voller Menschen, makellose Folien, Handouts und, wie immer, unendlich viel Arbeit.

Die Lobby – drei Stockwerke hoch, mit poliertem Granitboden und Kalksteinwänden – war leer. Als sich die Fahrstuhltüren hinter mir schlossen, versuchte ich mich selber anzustacheln, indem ich mir alle Auseinandersetzungen zwischen uns und seine beschissenen Kommentare in Erinnerung rief.

„Bitte tippen Sie alles, schreiben Sie nichts mit der Hand. Ihre Handschrift sieht aus wie die einer Drittklässlerin, Miss Mills.“

„Wenn ich das Bedürfnis hätte, Ihrer gesamten Unterhaltung mit Ihrem Doktorvater zu lauschen, dann würde ich meine Bürotür offen lassen und mir Popcorn holen. Bitte mäßigen Sie Ihre Lautstärke.“

Ich würde es schaffen. Dieser Bastard hatte sich mit der falschen Frau angelegt, und ich wäre schön blöd, wenn ich mich von ihm einschüchtern lassen würde. Grinsend berührte ich meinen Hintern mit einer Hand … Power-Slip.

Wie ich erwartet hatte, war das Büro noch leer, als ich ankam. Ich suchte zusammen, was er für seine Präsentation benötigen würde, und ging in Richtung Konferenzraum, um alles vorzubereiten. Ich versuchte, die Pawlow’sche Reaktion auf die Fensterfront und den glänzenden Konferenztisch zu ignorieren.

Körper abschalten. Hirn einschalten.

Verstohlen sah ich mich in dem sonnendurchfluteten Raum um, legte dann die Akten und den Laptop auf den großen Konferenztisch und half der Catering-Crew dabei, das Frühstück an der hinteren Wand aufzubauen.

Zwanzig Minuten später waren die Proposals alle verteilt, der Projektor aufgebaut und die Getränke bereit. Da ich noch etwas Zeit hatte, ging ich, ohne darüber nachzudenken, zum Fenster hinüber. Ich streckte eine Hand aus und berührte das glatte Glas, überwältigt von den Gefühlen, die es auslöste; die Hitze seines Körpers an meinem Rücken, das kalte Glas gegen meine Brüste, der raue, animalische Klang seiner Stimme in meinem Ohr.

„Bitte mich, dich zu ficken.“

Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen das Glas, drückte meine Handflächen und die Stirn dagegen, und ergab mich der Macht der Erinnerungen.

Als ich hörte, wie sich jemand hinter mir räusperte, wurde ich jäh aus meinen Fantasien gerissen. „Träumen Sie am helllichten Tage?“

„Mr Ryan“, japste ich und wirbelte herum. Unsere Blicke trafen sich. Wieder haute es mich vollkommen um, wie gut er aussah. Er beendete den Blickkontakt, sah sich im Raum um.

„Miss Mills“ – jedes Wort kam scharf und abgehackt hervor – „ich werde meine Präsentation im dritten Stock abhalten.“

„Wie bitte?“, fragte ich irritiert. „Warum? Wir benutzen immer diesen Raum. Und warum sagen Sie mir das erst in letzter Minute?“

„Weil ich der Boss bin“, knurrte er und stützte sich mit den Fäusten auf dem Tisch ab. „Ich mache hier die Regeln, und ich bestimme auch, wann und wo etwas geschieht. Wenn Sie nicht so darauf erpicht wären, aus dem Fenster zu starren, dann hätten Sie sich vielleicht heute Morgen die Zeit genommen, um die Details mit mir zu besprechen.“

Vor meinem inneren Auge malte ich mir aus, wie ich meine Faust um seinen Hals schloss. Ich musste mich schwer zusammennehmen, um nicht über den Tisch zu hechten und ihn zu erwürgen. Er grinste arrogant, von einem Ohr zum anderen.

„Kein Problem.“ Ich schluckte den Ärger hinunter. „In diesem Konferenzraum sind eh noch nie gute Entscheidungen getroffen worden.“

Als ich den neuen Konferenzraum betrat, traf mein Blick sofort den von Mr Ryan. Wie er so auf seinem Stuhl saß, die Hände erwartungsgemäß zu einem Zelt gefaltet, sah er aus wie die fleischgewordene, nur mühsam gebändigte Ungeduld. Typisch.

Meine Aufmerksamkeit wanderte bald zu der Person neben mir: Ryan Media Group CEO und Gründer Elliott Ryan.

„Kommen Sie, ich helfe Ihnen damit, Chloe.“ Er nahm mir den Stapel Akten ab, sodass ich leichter den Essenswagen in den Raum schieben konnte.

„Danke, Mr Ryan.“ Ich warf meinem Chef einen vielsagenden Blick zu.

„Chloe“, sagte der ältere Mr Ryan lachend. Er nahm ein paar der Handouts und ließ den restlichen Stapel herumgeben, sodass die anderen Anwesenden sich bedienen konnten. „Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie mich Elliott nennen sollen?“ Er war genauso gutaussehend wie seine beiden Söhne. Alle drei Ryan-Männer waren groß, muskulös und hatten dieselben markanten Gesichtszüge. Elliotts graumeliertes Haar war in den letzten Jahren weiß geworden, aber er war immer noch einer der attraktivsten Männer, die ich je kennengelernt hatte.

Ich lächelte ihn dankbar an, während er sich setzte. „Wie geht es Susan?“

„Es geht ihr gut. Sie nervt mich weiterhin damit, dass Sie uns einmal besuchen kommen sollen“, fügte er augenzwinkernd hinzu. Es entging mir nicht, dass der jüngste Mr Ryan wütend neben mir aufschnaubte.

„Bitte grüßen Sie sie von mir.“

Hinter mir waren Schritte zu hören, und eine Hand zog sanft an meinem Ohrläppchen. „Hallo, Kleine“, sagte Henry Ryan und grinste mich breit an. Er wandte sich den anderen im Raum zu. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin, Freunde. Ich schätze, ich dachte, wir treffen uns auf eurem Stock.“

Es gelang mir, aus dem Augenwinkel zu meinem Chef hinüberzusehen und ihm einen Blick zuzuwerfen. Die restlichen Handouts kamen zu mir zurück, und ich reichte eine Kopie meinem Chef. „Bitte schön, Mr Ryan.“ Ohne mich auch nur anzusehen, riss er mir den Stapel aus der Hand und blätterte ihn durch.

Wichser.

Gerade als ich mich hinsetzen wollte, hörte ich Henrys Stimme: „Ach, Chloe, während ich oben gewartet habe, fand ich diese hier auf dem Fußboden.“ Ich ging zu ihm hinüber. Er hielt zwei antike Silberknöpfe in der Hand. „Könnten Sie mal herumfragen, ob die jemand verloren hat? Sie sehen ziemlich wertvoll aus.“

Mir wurde heiß im Gesicht. Ich hatte meine ruinierte Bluse vollkommen vergessen. „Ähm … natürlich.“

„Henry, darf ich sie mir mal kurz ansehen?“, mischte sich Arschloch plötzlich ein und nahm sie seinem Bruder weg. Er wandte sich mit einem fiesen Grinsen zu mir. „Haben Sie nicht eine Bluse mit solchen Knöpfen?“

Ich sah mich rasch im Raum um: Henry und Elliott waren bereits in ein anderes Gespräch vertieft und bekamen nicht mit, was zwischen uns geschah.

„Nein.“ Ich versuchte, so desinteressiert wie möglich zu klingen. „Das tue ich nicht.“

„Sind Sie sich sicher?“ Er nahm meine Hand und fuhr mit dem Finger von der Innenseite meines Arms bis in meine Handfläche, bevor er die Knöpfe dort hineinlegte und meine Hand um sie schloss. Mir stockte der Atem, und mein Herz hämmerte in der Brust.

Meine Hand zuckte zurück, als hätte ich mich verbrannt. „Ja, da bin ich mir sicher.“

„Ich hätte schwören können, die Bluse, die Sie letztens getragen haben, hatte silberne Knöpfe. Die pinkfarbene? Ich erinnere mich daran, weil mir auffiel, dass einer von ihnen offen stand, als Sie die Treppen hochkamen.“

Ich spürte, wie mein Gesicht noch heftiger glühte, falls das überhaupt möglich war. Worauf wollte er hinaus? Wollte er mir unterstellen, ich hätte ihn gebeten, länger zu bleiben? Dass ich das alles eingefädelt hätte, um mit ihm allein im Konferenzraum zu sein?

Er beugte sich zu mir, sein Atem heiß an meinem Ohr, und flüsterte: „Du solltest wirklich versuchen, etwas vorsichtiger zu sein.“

Ich versuchte, einigermaßen die Ruhe zu bewahren. „Bastard“, stieß ich hervor. Verblüfft wich er zurück.

Wie konnte er nur so erstaunt sein? Als wäre ich diejenige, die die Regeln gebrochen hätte! Es war eine Sache, mich herumzukommandieren, aber meinen Ruf vor den anderen Vorstandsmitgliedern zu gefährden, war etwas vollkommen anderes – dazu würde er sich später noch was anhören müssen.

Während des gesamten Meetings warfen wir uns Blicke zu: meine wütend, seine zunehmend verunsichert. Ich starrte so oft wie möglich auf die Tabellen vor mir, um ihn nicht ansehen zu müssen.

Kaum waren wir mit allem durch, packte ich meine Sachen und verließ den Raum, so schnell ich konnte. Aber wie zu erwarten, war er mir Sekunden später auf den Fersen und folgte mir zum Fahrstuhl, in dem wir dann schweigend und brodelnd vor Wut an der Rückwand standen, auf dem Weg zurück ins Büro.

Wieso konnte dieses Ding nicht einen Zahn zulegen, und warum musste auf jedem Stockwerk irgendjemand just in diesem Moment beschließen, den Fahrstuhl zu nehmen? Um uns herum quatschten alle anderen in ihre Handys, blätterten in Akten, besprachen Pläne fürs Mittagessen. Der Lärm wuchs zu einem lauten Summen an und hätte fast die verbalen Arschtritte übertönt, die ich Mr Ryan in Gedanken verpasste.

Als wir endlich im zehnten Stock ankamen, war der Fahrstuhl am Rande seiner Kapazitäten. Die Türen öffneten sich, und drei weitere Personen beschlossen, sich hineinzuzwängen, wobei ich noch dichter an ihn gepresst wurde, mein Rücken an seiner Brust und mein Hintern an seinem … oh.

Ich spürte, wie der Rest seines Körpers sich leicht versteifte, und hörte ihn scharf die Luft einsaugen. Anstatt mich an ihn zu lehnen, trat ich so weit wie möglich vor. Er streckte die Hände aus und packte meine Hüften, zog mich wieder an sich heran.

„Mir gefiel dieser Arsch an meinem Körper“, murmelte er leise und warm in mein Ohr. „Wo willst du …“

„Ich bin kurz davor, Sie mit meinen Absätzen zu kastrieren.“

Er kam noch näher. „Wieso bist du plötzlich noch mieser drauf als sonst?“

Ich drehte meinen Kopf und sagte sehr leise: „Das würde dir so passen, mich vor deinem Vater als karrieregeile Hure hinzustellen.“

Er ließ seine Hand sinken. Sein Mund stand offen. „Nein.“ Blinzel. Blinzel. „Was?“ Ein verwirrter Mr Ryan war überraschend sexy. Bastard. „Ich hab dich doch nur etwas ärgern wollen.“

„Was, wenn sie es gehört hätten?“

„Das haben sie nicht.“

„Sie hätten es aber können.“

Er sah wirklich so aus, als wäre ihm dieser Gedanke überhaupt nicht gekommen, und vermutlich stimmte das sogar. Es war leicht für ihn, vom oberen Ende der Nahrungskette aus Spielchen zu spielen. Er war das arbeitssüchtige Vorstandsmitglied. Ich war das Mädchen, das sich bemühte, aufzusteigen.

Der Mann links neben uns sah herüber, woraufhin wir beide uns kerzengerade hinstellten und nach vorne blickten. Ich stieß ihm einen Ellbogen in die Seite, und er kniff so hart in meinen Hintern, dass ich aufkeuchte.

„Ich werde mich nicht entschuldigen“, flüsterte er.

Natürlich wirst du das nicht. Arschloch.

Er drückte sich wieder gegen mich, und ich spürte, wie seine Erektion noch härter wurde, spürte, wie die verräterische Hitze sich zwischen meinen Beinen ausbreitete.

Wir erreichten den vierzehnten Stock, wo ein paar Leute den Fahrstuhl verließen. Ich griff hinter mich und nahm seinen Steifen in die Hand. Er stieß warmen Atem an meinem Nacken aus und flüsterte: „Verdammt, ja.“

Und dann drückte ich zu.

„Verdammt. Entschuldigung!“, zischte er mir ins Ohr. Ich lockerte den Griff, ließ meine Hand fallen und grinste in mich hinein. „Himmel, ich wollte dich doch nur ein bisschen ärgern.“

Der fünfzehnte Stock. Der Rest der Meute stieg in einem einzigen munteren Schwung aus, anscheinend alle auf dem Weg zum selben Meeting.

Sobald die Türen sich schlossen und der Fahrstuhl sich wieder zu bewegen begann, hörte ich hinter mir ein Knurren und sah gerade noch, wie Mr Ryan in einer schnellen, abrupten Bewegung die Hand gegen den Halteknopf der Schalttafel schlug. Als er mich ansah, waren seine Augen dunkler als je zuvor. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung drückte er mich gegen die Fahrstuhlwand. Er lehnte sich nur kurz zurück, um mich wütend anzusehen und zu murmeln: „Beweg dich nicht.“

Und obwohl ich ihm entgegnen wollte, er solle sich zum Teufel scheren, flehte mein Körper mich an, zu tun, was immer er sagte.

Er bückte sich zu meinen auf dem Boden verstreuten Unterlagen hinunter, riss eine Post-It-Notiz ab und klebte sie über die Kameralinse an der Decke.

Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, er hauchte gegen meine Wange. „Ich würde niemals andeuten, dass du dich hochschlafen willst.“ Er atmete laut aus, beugte sich zu meinem Hals vor. „Du denkst zu viel.“

Ich zog mich so weit zurück, wie es ging, und starrte ihn an. „Und du denkst nicht genug nach. Es geht um meine Karriere. Du besitzt hier die ganze Macht. Du hast nichts zu verlieren.“

„Ich habe die Macht? Du bist doch diejenige, die sich im Fahrstuhl gegen meinen Schwanz drückt. Du bist diejenige, die mir das antut.“

Ich spürte meine Gesichtszüge weicher werden; ich war es nicht gewohnt, dass er sich mir gegenüber so verletzlich zeigte, nicht im Geringsten. „Dann überrumple mich nicht so.“

Nach einer Weile nickte er.

Die Geräusche des Gebäudes um uns herum erfüllten den Fahrstuhl, während wir uns weiter anstarrten. Meine Sehnsucht nach Körperkontakt wuchs, erst in meinem Bauchnabel, dann breitete es sich weiter unten aus, zwischen meinen Beinen.

Er beugte sich vor, leckte meinen Kiefer, bevor er meine Lippen mit seinen bedeckte, und ich stöhnte unwillkürlich auf, als sein harter Schwanz gegen meinen Bauch drückte. Mein Körper begann, instinktiv zu handeln; mein Bein schlang sich um seines, zog mich näher an seine Erektion heran, meine Hände fanden ihren Weg in sein Haar. Er zog sich kurz zurück, um mit den Fingern die Schnalle an meiner Taille aufschnappen zu lassen. Mein Kleid öffnete sich vor ihm.

„Was für ein wütendes kleines Kätzchen“, flüsterte er. Er legte mir die Hände auf die Schultern, sah mir in die Augen und schob den Stoff auf den Boden. Schauer liefen über meine Haut, als er meine Hände nahm, mich herumdrehte und meine Handflächen gegen die Wand drückte.

Er nahm mir den silbernen Kamm aus dem Haar, sodass es über meinen nackten Rücken fiel. Er packte es, zog meinen Kopf kraftvoll zur Seite und verschaffte sich so Zugang zu meinem Hals. Heiße, feuchte Küsse bedeckten meine Wirbelsäule und die Schulterblätter. Er zog eine Spur von elektrischen Funken über jeden Zentimeter meiner Haut, den er berührte. Dann kniete er sich hinter mich, packte meinen Hintern und presste seine Zähne ins Fleisch, bevor er wieder aufstand.

Verfluchte Scheiße, woher wusste er nur so genau, was er mit mir anstellen musste?

„Hat dir das gefallen?“ Seine Finger zogen und drückten meine Brüste. „In den Arsch gebissen zu werden?“

„Vielleicht.“

„Du bist so ein schmutziges, versautes Mädchen.“

Ich schrie überrascht auf, als ich spürte, wie er mir hart mit der Hand auf den Hintern schlug, und stöhnte vor Lust. Als er mit seinen Händen das zarte Bändchen meines Slips zerriss, keuchte ich.

„Den stell ich dir in Rechnung, Arschloch.“

Er lachte finster in sich hinein und drückte sich wieder gegen mich. Die kalte Wand an meinen Brüsten schickte Schauer durch meinen Körper und brachte die Erinnerung an das Fensterglas beim ersten Mal zurück. Ich hatte vergessen, wie gut sich der Kontrast – kalt gegen warm, hart gegen ihn – angefühlt hatte. „Das ist es mir wert.“ Seine Hand schob sich um meine Taille und meinen Unterleib hinunter, bis seine Finger auf meiner Klit liegen blieben. „Ich glaube, du trägst diese Dinger nur, um mich zu verführen.“

Hatte er recht? Machte ich mir etwas vor, wenn ich dachte, sie wären für mich?

Seine Berührung war fast schmerzhaft, seine Finger verstärkten und verringerten abwechselnd den Druck, ließen mich voller Verlangen zurück – dem Verlangen nach mehr. Er bewegte sich weiter nach unten, hielt genau vor meiner Öffnung inne. „Du bist so wahnsinnig feucht. Mein Gott, du musst den ganzen Morgen an das hier gedacht haben.“

„Fick dich“, stöhnte ich und keuchte, als sein Finger endlich in mich eindrang. Ich drückte mich gegen ihn.

„Sag es. Sag es, und ich gebe dir, was du willst.“ Er nahm einen zweiten Finger hinzu, und die Empfindung ließ mich aufschreien.

Ich schüttelte den Kopf, aber mein Körper verriet mich erneut. Er klang so bedürftig; seine Worte waren neckend und kontrollierend, aber es fühlte sich dennoch so an, als würde er gleichzeitig darum betteln. Ich schloss die Augen, versuchte, meine Gedanken zu ordnen … Aber das alles war einfach zu viel. Das Gefühl seines bekleideten Körpers gegen meine nackte Haut, der Klang seiner rauen Stimme, das Gefühl, wie sein Mittelfinger in mich hinein- und wieder herausglitt – ich steuerte mehr und mehr auf den Abgrund zu. Seine andere Hand griff nach einem Nippel und kniff ihn fest durch den hauchdünnen Stoff meines BHs hindurch, und ich stöhnte laut auf. Ich war so kurz davor.

„Sag es“, knurrte er mir ins Ohr, während sein Daumen über meine Klit rieb. „Ich will nicht, dass du den ganzen Tag wütend auf mich bist.“

Schließlich gab ich auf und flüsterte: „Ich will dich in mir spüren.“ Er stieß ein tiefes, ersticktes Stöhnen aus, und seine Stirn lag auf meiner Schulter, als er begann, sich schneller zu bewegen. Hineinstieß, kreiste. Seine Hüfte drückte fest gegen meinen Hintern, seine Erektion rieb sich gegen mich. „O Gott“, stöhnte ich. Tief in mir zog sich die Spirale mehr und mehr zusammen, und jeder meiner Gedanken konzentrierte sich auf die Lust, die darum bettelte, loszubrechen.

Und dann wurden die rhythmischen Geräusche unseres Keuchens und Stöhnen plötzlich vom schrillen Klingeln eines Telefons unterbrochen.

Wir hielten abrupt inne, als uns mit Schrecken klar wurde, wo wir waren. Mr Ryan ließ mich fluchend los und nahm den Hörer des Nottelefons ab.

Ich drehte mich um, griff nach meinem Kleid, zog es mir über die Schultern und begann, es mit zitternden Händen zu schließen.

„Ja.“ Er klang so ruhig, kein bisschen außer Atem. Wir sahen uns in die Augen. „Ich verstehe … Nein, es geht uns gut …“ Er beugte sich langsam vor, hob meinen zerrissenen Slip vom Boden auf. „Nein, er hat einfach angehalten.“ Er lauschte der Person am anderen Ende, während er den seidenen Stoff zwischen seinen Fingern rieb. „Das ist in Ordnung.“ Er beendete das Gespräch und hängte den Hörer wieder ein.

Mit einem Ruck setzte der Fahrstuhl seine Fahrt nach oben fort. Mr Ryan sah auf das Stück Stoff in seiner Hand, dann wieder zu mir. Und dann grinste er, trat einen Schritt von der Wand weg, pirschte auf mich zu. Er legte eine Hand neben meinen Kopf, lehnte sich vor, fuhr mit seiner Nase über meinen Hals und flüsterte: „Du riechst so gut, wie du dich anfühlst.“

Ich rang nach Luft.

„Und dieser“, sagte er und hob den Slip in die Höhe, „gehört mir.“

Der Fahrstuhl summte, als wir auf unserem Stockwerk ankamen. Die Türen öffneten sich, und ohne sich noch einmal zu mir umzusehen, steckte er den zarten Stofffetzen in die Tasche seiner Anzugjacke und marschierte davon.

VIER

Panik.

Das Gefühl, das mich erfasste, als ich zu meinem Büro zurückhechtete, ließ sich nur als reine Panik beschreiben. Ich konnte nicht fassen, was passiert war. Mit ihr allein zu sein in diesem kleinen Stahlgefängnis – ihr Geruch, ihre Geräusche, ihre Haut – ließ meine Selbstkontrolle dahinschwinden. Ich stand kurz vor dem Zusammenbruch. Diese Frau hatte eine Macht über mich wie nie irgendjemand zuvor.

Als ich mich in der Sicherheit meines Büros befand, ließ ich mich auf das Ledersofa fallen. Ich lehnte mich vor und packte fest in mein Haar, zwang mich, mich zu beruhigen und damit meinen Ständer erschlaffen zu lassen.

„Verdammte Scheiße!“ Es wurde wirklich immer schlimmer.

Von dem Moment an, als sie mich an das morgendliche Meeting erinnert hatte, war mir klar gewesen, dass ich keinen einzigen verflixten kohärenten Gedanken in diesem verfluchten Konferenzraum würde fassen, geschweige denn eine vollständigen Präsentation abliefern können. An dem Tisch zu sitzen? Unvorstellbar. Allein in den Raum zu kommen und sie da ans Glas gelehnt zu sehen, tief in Gedanken versunken, war genug, um wieder einen Ständer zu bekommen.

Ich hatte irgendeine saublöde Geschichte erfunden, von wegen, dass die Konferenz auf ein anderes Stockwerk verlegt worden war, und natürlich motzte sie mich deswegen an. Warum musste sie mir nur immer widersprechen? Ich machte ihr sehr explizit deutlich, wer hier das Sagen hatte. Aber wie bei jeder unserer Auseinandersetzungen hatte sie auch darauf etwas zu erwidern.

Aus dem Vorzimmer kam ein lautes, dumpfes Geräusch. Ich zuckte auf dem Sofa zusammen. Dann noch eins. Und noch eins. Was zum Teufel war da los? Ich stand auf und ging zur Tür, öffnete sie und sah, wie Miss Mills ihre Akten auf drei verschiedene Haufen warf. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich gegen die Wand, sah ihr einen Moment lang zu. Sie so wütend zu sehen, verminderte das Problem in meiner Hose kein bisschen.

„Wärst du so freundlich mir zu erklären, was dein Problem ist?“

Sie starrte mich an, als würde mir gerade ein zweiter Kopf wachsen. „Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren?“

„Kein bisschen.“

„Entschuldige, wenn ich ein klein bisschen gereizt bin“, fauchte sie, griff nach einem Stapel Akten und verstaute sie grob in einem Schrank.

„Ich bin nicht gerade begeistert von der …“

„Bennett.“ Mein Vater kam entschlossenen Schritts ins Büro. „Das war eine gute Leistung. Henry und ich haben gerade mit Dorothy und Troy gesprochen, und sie waren …“ Er hielt inne und starrte zu Miss Mills hinüber, die mit geballten Fäusten vor ihrem Schreibtisch stand.

„Chloe, meine Liebe, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

Sie richtete sich gerade auf, entkrampfte ihre Finger und nickte. Ihr Gesicht war wunderschön gerötet, ihr Haar etwas zerzaust. Von mir. Ich schluckte und drehte mich zum Fenster um.

„Sie sehen nicht gut aus.“ Dad ging zu ihr rüber und legte ihr eine Hand auf die Stirn. „Puh, heiß.“

Ich biss die Zähne zusammen, während ich das Spiegelbild der beiden im Fenster betrachtete. Ein merkwürdiges Gefühl kroch mir die Wirbelsäule hinauf. Wo kommt das jetzt her?

„Mir ist tatsächlich ein bisschen komisch“, erwiderte sie.

„Nun, Sie sollten nach Hause gehen. Bei Ihrem Arbeitspensum – und dann haben Sie gerade erst ein Semester an der Hochschule hinter sich! Ganz sicher sind Sie …“

„Wir haben heute leider einen vollen Terminkalender“, sagte ich und drehte mich zu ihnen um. „Ich hatte vor, heute die Beaumont-Unterlagen fertigzustellen, Miss Mills“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Mein Vater sah mich mit seinem stählernen Blick an. „Ich bin sicher, du schaffst das alleine, Bennett.“ Er wandte sich wieder ihr zu. „Sie gehen jetzt.“

„Danke, Elliott.“ Sie sah mich an, ihre perfekt gezupften Augenbrauen in die Höhe gezogen. „Bis morgen früh, Mr Ryan.“

Ich sah zu, wie sie hinausging, und mein Vater schloss die Tür hinter ihr. Dann wandte er sich mir mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen zu.

„Was?“, fragte ich.

„Du brichst dir wirklich keinen Zacken aus der Krone, wenn du mal etwas netter bist, Bennett.“ Er setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs. „Du kannst froh sein, dass du sie hast.“

Kopfschüttelnd verdrehte ich meine Augen. „Wenn ihr Charakter so ansprechend wäre wie ihre PowerPoint-Präsentationen, hätten wir kein Problem miteinander.“

Mit seinem Blick brachte er mich zum Schweigen. „Deine Mutter hat angerufen. Sie bittet mich, dich an das Dinner heute Abend bei uns zu erinnern. Henry und Mina werden mit der Kleinen kommen.“

„Ich werde da sein.“

Er ging zur Tür, hielt dann noch mal inne und sah mich an. „Komm nicht zu spät.“

„Das werde ich nicht. Verdammt noch mal!“ Er wusste so gut wie jeder andere, dass ich niemals zu spät kam, nicht mal zu etwas Normalem wie einem Familienessen. Henry hingegen würde sich selbst bei seiner eigenen Beerdigung noch verspäten.

Endlich wieder allein, ging ich in mein Büro zurück und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Na schön, vielleicht war ich ein bisschen gereizt.

Ich steckte eine Hand in meine Jackentasche und zog heraus, was von ihrem Höschen übrig geblieben war, um es in die Schublade zu den anderen zu legen. Da bemerkte ich das Schildchen. Agent Provocateur. Sie ließ dafür ganz schön was springen. Ich öffnete die Schublade und betrachtete die anderen beiden eingehend. La Perla. Verdammt, dieser Frau war ihre Unterwäsche ganz schön wichtig. Vielleicht sollte ich irgendwann mal in den La-Perla-Laden in der Innenstadt fahren und zumindest herausfinden, was meine kleine Sammlung sie kostete. Ich fuhr mir mit der freien Hand durchs Haar und warf die Höschen zurück in die Schublade, knallte sie zu.

Ganz offensichtlich hatte ich meinen Verstand verloren.

So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich den ganzen Tag lang nicht auf den kleinsten Scheiß konzentrieren. Selbst nach einer ausgiebigen Mittagspause gelang es mir nicht, meine Gedanken von den morgendlichen Ereignissen abzulenken. Gegen drei wusste ich, dass ich hier raus musste. Als ich vor dem Fahrstuhl stand, stöhnte ich insgeheim auf und entschied, die Treppen zu nehmen, wo mir allerdings klar wurde, dass das noch fataler war. Ich hechtete die siebzehn Stockwerke runter, so schnell ich konnte.

Als ich später vor dem Haus meiner Eltern vorfuhr, spürte ich, wie sich die Anspannung ein wenig legte. In der Küche hüllte mich der vertraute Duft von Moms Kochkünsten ein und das zufriedene Geplauder meiner Eltern, das aus dem Esszimmer zu mir drang.

„Bennett“, trällerte meine Mutter, als ich das Zimmer betrat. Ich beugte mich vor und küsste ihre Wange, erlaubte ihr für einen kurzen Augenblick, mein zerzaustes Haar zu glätten beziehungsweise es zumindest zu versuchen. Dann schob ich ihre Hand weg, nahm ihr eine große Schüssel ab und stellte sie auf den Tisch. Als Provision klaute ich mir eine Möhre. „Wo ist Henry?“ Ich sah zum Wohnzimmer hinüber.

„Sie sind noch nicht da“, antwortete mein Vater und kam auf mich zu. Henry war schon schlimm genug, aber wenn außerdem seine Frau und seine Tochter noch ins Spiel kamen, dann war es ein Wunder, wenn sie überhaupt das Haus verließen. Ich ging zur Bar draußen, um meiner Mutter einen Dry Martini zu mixen.

Zwanzig Minuten später hörte ich aus der Diele Geräusche des Chaos, und ich ging hinein, um sie zu begrüßen. Ein kleiner schwankender Körper mit einem Zahnlückengrinsen umklammerte meine Beine. „Benny“, quietschte das kleine Grinsegesicht.

Ich hob Sofia in die Höhe und bedeckte ihre Wangen mit Küssen.

„Mein Gott, machst du eine Szene“, stöhnte Henry, als er an mir vorbei ging.

„Als wärst du nur einen Deut besser.“

„Ihr solltet beide die Klappe halten, falls jemand an meiner Meinung interessiert ist“, mischte sich Mina ein und folgte ihrem Mann ins Esszimmer.

Sofia war das erste Enkelkind meiner Eltern und die Prinzessin der Familie. Wie gewöhnlich wollte sie während des Essens am liebsten auf meinem Schoß sitzen, und ich versuchte, um sie herum zu essen und dabei möglichst ihren „Hilfestellungen“ auszuweichen. Sie hatte mich eindeutig um ihren Finger gewickelt, und das komplett.

„Bennett, ich wollte dich was fragen“, hob meine Mutter an und reichte mir die Flasche Wein. „Könntest du Chloe vielleicht einladen, nächste Woche zu uns zum Essen zu kommen? Und würdest du bitte dabei so überzeugend wie möglich sein, damit sie auch wirklich kommt?“

Statt einer Antwort stöhnte ich auf – wofür ich mir von meinem Vater einen Tritt ans Schienbein einhandelte. „Himmel. Warum besteht ihr nur alle darauf, sie hier zu haben?“, fragte ich.

Mom richtete sich in ihrem Stuhl auf, ihren besten Strenge-Mutter-Ausdruck im Gesicht. „Sie ist ganz allein in einer fremden Stadt, und …“

„Mom“, unterbrach ich, „sie lebt bereits seit dem College hier. Sie ist sechsundzwanzig. Es ist für sie keine fremde Stadt mehr.“

„Da hast du tatsächlich recht“, erwiderte sie mit einer ungewohnten Härte in der Stimme. „Sie ist wegen des Colleges hergekommen, hat mit Summa Cum Laude ihren Abschluss gemacht und ein paar Jahre lang für deinen Vater gearbeitet, bevor sie in deine Abteilung gewechselt ist. Sie ist die beste Angestellte, die du je hattest – und das, während sie die Abendschule besucht, um ihren Master zu erlangen. Ich finde, Chloe ist ziemlich außergewöhnlich. Deshalb gibt es da jemanden, den ich ihr vorstellen möchte.“

Meine Gabel blieb in der Luft hängen, als ich begriff. Mom wollte sie mit jemandem verkuppeln? Ich versuchte, in Gedanken alle Männer durchzugehen, die wir kannten, und musste jeden von ihnen sofort wieder von der Liste streichen.

Brad: zu klein.

Damian: vögelte alles, was sich bewegte.

Kyle: schwul.

Scott: dumm.

Merkwürdig. Ich spürte, wie sich etwas in meiner Brust zusammenzog, aber ich wusste nicht, was. Wenn ich dem Gefühl einen Namen geben müsste, wäre es wohl … Wut?

Wieso sollte ich wütend sein, weil meine Mom sie verkuppeln wollte? Vielleicht, weil du mit ihr schläfst, du Schwachkopf. Nun, eigentlich schlief ich nicht mit ihr, sondern fickte sie. Okay, ich hatte sie … zweimal gefickt. „Ich fickte sie“ bedeutete ja irgendwie, dass ich es auch in Zukunft tun wollte.

Ach ja, außerdem hatte ich sie im Treppenhaus befummelt, und ich sammelte ihre zerrissenen Slips in meiner Schreibtischschublade.

Perversling.

Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. „Na schön. Ich rede mit ihr. Aber mach dir nicht zu viel Hoffnung. Charme ist für sie ein Fremdwort, es wird also gar nicht so leicht sein, sie an den Mann zu bringen.“

„Weißt du, Ben“, beschloss mein Bruder, sich einzumischen, „ich denke, wir alle hier sind uns einig, dass du so ziemlich der Einzige bist, der nicht mit ihr klarkommt.“

Ich sah mich am Tisch um und runzelte die Stirn angesichts der nickenden Köpfe, die meinem idiotischen Bruder zustimmten.

Der Rest des Abends bestand aus noch mehr Kommentaren dazu, wie ich versuchen sollte, netter zu Miss Mills zu sein, und wie großartig sie sie alle fanden, und wie sehr sie Joel, den Sohn von Moms bester Freundin, mögen würde. Ich hatte überhaupt nicht an Joel gedacht. Er war tatsächlich ziemlich nett. Abgesehen davon, dass er mit den Barbiepuppen seiner kleinen Schwester gespielt hatte, bis er vierzehn Jahre alt war, und wie ein Baby geheult hatte, als er in der zehnten Klasse einen Baseball gegens Schienbein bekam.

Mills würde ihn bei lebendigem Leibe auffressen.

Bei dem Gedanken daran lachte ich insgeheim auf.

Wir sprachen auch über die Meetings, die in dieser Woche noch anstanden. Ein großes war für den Donnerstagnachmittag geplant, und ich würde von meinem Vater und meinem Bruder begleitet werden. Ich wusste, dass Miss Mills bereits alles perfekt arrangiert hatte. Auch wenn ich es nicht gern zugab: Sie war immer schon zwei Schritte voraus und wusste im Voraus, was ich brauchte.

Mit dem Versprechen, dass ich alles, was in meiner Macht stand, tun würde, um sie von einem Besuch zu überzeugen, ging ich – auch wenn ich ehrlich gesagt nicht wusste, wann ich sie in den nächsten Tagen wiedersehen würde. Ich hatte ziemlich viele Verabredungen und Meetings in der Stadt, und ich bezweifelte, dass ich in den wenigen Momenten, in denen ich das Büro betreten oder verlassen würde, so viel zum Reden kommen würde.

Als ich am nächsten Nachmittag aus dem Fenster starrte, während wir uns die South Michigan Avenue hinunter quälten, fragte ich mich, ob mein Tag jemals besser werden würde. Ich hasste es, im Stau zu stecken. Das Büro war nur wenige Blocks entfernt, und ich dachte ernsthaft darüber nach, ob ich den Fahrer bitten sollte, den Wagen zurückzufahren, damit ich aussteigen und zu Fuß gehen konnte. Es war bereits nach vier, und wir hatten es in zwanzig Minuten nur drei Blocks weit geschafft. Na super. Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf gegen das Polster und dachte an das Meeting, das ich gerade verlassen hatte.

Es war an sich nichts Besonderes schiefgegangen; ganz im Gegenteil. Die Kunden waren begeistert von unseren Proposals gewesen, und alles war glattgegangen, ohne den geringsten Zwischenfall. Nur wurde ich meine grauenhafte Stimmung einfach nicht los.

Henry hatte mir in den letzten drei Stunden auch noch alle fünfzehn Minuten sagen müssen, dass ich mich wie ein schlechtgelaunter Teenager benahm, und zu dem Zeitpunkt, als die Verträge endlich unterzeichnet waren, hätte ich ihm am liebsten eine in die Fresse gehauen. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, fragte er mich, was zum Teufel mein Problem war, und ganz ehrlich gesagt, hatte er das Recht dazu. Selbst ich musste zugeben, dass ich mich in den letzten Tagen wie ein Vollidiot benommen hatte. Und das sollte schon etwas heißen. Natürlich verkündete Henry, als er nach Hause ging, mein Problem wäre, dass ich mal wieder ordentlich flachgelegt werden müsse.

Wenn er nur wüsste …

Es war nur ein Tag gewesen. Nur ein Tag nach der Sache im Fahrstuhl war ich schon wieder steinhart und lief mit dem brennenden Verlangen herum, jeden Zentimeter ihrer Haut zu berühren. So wie ich mich benahm, musste man denken, ich hätte in den letzten sechs Monaten keinen Sex gehabt. Aber nein: ein, fast zwei Tage ohne sie zu berühren, und ich hatte das Gefühl, verrückt zu werden.

Der Wagen hielt wieder, und ich wollte am liebsten losbrüllen. Mein Fahrer ließ die Trennscheibe zwischen den vorderen und den hinteren Sitzen hinunter und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln. „Es tut mir leid, Mr Ryan. Ich bin sicher, Sie werden da hinten bald wahnsinnig. Es sind nur noch vier Blocks; möchten Sie vielleicht lieber zu Fuß gehen?“ Durch die getönten Scheiben warf ich einen Blick nach draußen und stellte fest, dass wir genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite von La Perla angehalten hatten. „Ich kann an den Rand fahren, um …“

Ich war ausgestiegen, bevor er den Satz zu Ende bringen konnte.

Während ich am Bordstein stand und darauf wartete, die Straße überqueren zu können, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, was es mir bringen sollte, dort hineinzugehen. Was hatte ich bloß vor? Wollte ich etwas kaufen oder mich nur ein bisschen quälen?

Nachdem ich den Laden betreten hatte, blieb ich vor einem langen Tisch stehen, auf dem rüschenbesetzte Dessous lagen. Die Böden waren aus warmem, honiggelbem Holz, die Decken übersäht mit langen, zylindrischen Leuchtkörpern, die grüppchenweise angeordnet waren. Die schwache Beleuchtung tauchte den gesamten Raum in ein weiches, intimes Licht, erhellte die Tische und Ablagen mit teuren Dessous. Irgendetwas an den zarten Spitzen- und Seidenstoffen erweckte das nur allzu vertraute Verlangen nach ihr zum Leben.

Ich strich mit den Fingern über einen Tisch in der Nähe des Eingangs. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich bereits die Aufmerksamkeit des Verkaufspersonals auf mich gezogen hatte. Eine große Blondine kam auf mich zu.

„Herzlich willkommen bei La Perla“, sagte sie und musterte mich wie ein Löwe, der ein Stück Steak betrachtet. Mir kam in den Sinn, dass eine Frau in diesem Business vermutlich wusste, wie viel ich für meinen Anzug bezahlt hatte, und dass meine Manschettenknöpfe mit echten Diamanten verziert waren. In ihren Augen sah ich regelrecht Dollarzeichen aufleuchten. „Kann ich Ihnen bei Ihrer Suche behilflich sein? Vielleicht ein Geschenk für Ihre Frau? Oder für Ihre Freundin?“, fügte sie mit verführerischem Unterton hinzu.

„Nein, danke“, erwiderte ich, und plötzlich war es mir peinlich, dass ich überhaupt hier war. „Ich schaue mich nur um.“

„Dann sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Ihre Meinung ändern“, sagte sie augenzwinkernd, drehte sich um und ging zurück zum Verkaufstresen. Ich sah ihr nach und war augenblicklich entsetzt, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Scheiße. Ich war zwar keine männliche Hure, aber gerade hatte eine hübsche Frau mit mir geflirtet, noch dazu in einem Dessousladen, und ich hatte noch nicht mal daran gedacht, zurück zu flirten. Verflucht. Was zum Teufel war nur mit mir los?

Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als mein Blick an etwas hängen blieb. Ich ließ meine Finger über die schwarzen, spitzenbesetzten Strapse gleiten, die an einem Ständer hingen. Bevor ich sie kennengelernt hatte, hatte ich nicht gewusst, dass Frauen so was jenseits von Playboy-Fotoshootings tatsächlich trugen. Ich erinnerte mich noch an ein Meeting während des ersten Monats unserer Zusammenarbeit. Sie hatte die Beine unterm Tisch übereinandergeschlagen und sich genau so bewegt, dass sich ihr Rock etwas hochschob und oberhalb ihres Strumpfes ein zarter weißer Straps zum Vorschein kam. Es war das erste Mal gewesen, dass ich einen Hinweis auf ihre Schwäche für Dessous zu sehen bekommen hatte, aber es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich mir während der Mittagspause in meinem Büro einen runterholen musste und dabei an sie dachte.

„Haben Sie was entdeckt, das Ihnen gefällt?“

Erschrocken, eine vertraute Stimme hinter mir zu hören, fuhr ich herum.

Scheiße.

Miss Mills.

Aber ich hatte sie noch nie so gesehen. Sie war wie immer modisch gekleidet, wenn auch vollkommen leger. Sie trug eine dunkle enge Jeans und ein rotes Tank Top. Ihr Haar hatte sie sehr sexy zu einem Zopf zusammengebunden. Ungeschminkt und ohne Brille wirkte sie nicht viel älter als zwanzig.

„Was zum Teufel machen Sie hier?“, fragte sie, und ihr gespieltes Lächeln verschwand.

„Was geht Sie das an?“

„Bin nur neugierig. Haben Sie nicht genügend Slips von mir in Ihrer Sammlung?“ Sie starrte mich wütend an und zeigte auf die Strapse, die ich immer noch in der Hand hielt.

Rasch legte ich sie wieder hin. „Nein, nein, ich …“

„Was genau machen Sie überhaupt damit? Haben Sie sie irgendwo versteckt, so als kleine Erinnerung an Ihre Eroberungen?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, wodurch ihr Busen hochgedrückt wurde. Mein Blick fiel sofort auf ihren Ausschnitt, und mein Schwanz regte sich in meiner Hose.

„Verdammt“, sagte ich kofschüttelnd. „Wieso müssen Sie eigentlich immer so ein Biest sein?“ Ich spürte, wie das Adrenalin durch meine Adern floss, spürte, wie meine Muskeln sich anspannten, weil ich vor Lust und Wut geradezu bebte.

„Ich schätze, Sie bringen das Beste in mir zum Vorschein.“ Sie beugte sich vor, und ihre Brust berührte fast meine. Ich sah mich rasch um und bemerkte, dass wir bereits die Aufmerksamkeit von anderen Kunden auf uns gezogen hatten.

„Sehen Sie.“ Ich versuchte mich zu beherrschen. „Was halten Sie davon, wenn Sie sich wieder beruhigen und die Lautstärke ein wenig senken?“ Ich wusste, ich musste hier schnell raus, bevor noch etwas passierte. Aus irgendeinem kranken Grund endeten die Streits mit dieser Frau immer mit ihrem Slip in meiner Tasche. „Was machen Sie überhaupt hier? Wieso sind Sie nicht bei der Arbeit?“

Sie verdrehte die Augen. „Ich arbeite jetzt seit fast einem Jahr für Sie, da könnten Sie sich schon mal merken, dass ich mich alle zwei Wochen mit meinem Doktorvater treffe. Ich bin gerade fertig geworden und wollte noch ein bisschen shoppen. Vielleicht sollten Sie mir eine Fußfessel anlegen, damit Sie mich rund um die Uhr überwachen können. Obwohl, hey, Sie haben es auch ohne eine geschafft, mich hier zu finden.“

Ich starrte sie an, kämpfte mit den Worten. „Sie sind immer so was von ätzend zu mir.“

Na super, Ben. Echt prima.

„Kommen Sie mal mit“, zischte sie, grapschte mich am Arm und zog mich in den hinteren Teil des Ladens. Sie bog um eine Ecke, zog mich in einen Umkleideraum. Offensichtlich war sie hier schon eine Weile zugange; auf den Stühlen lagen Haufen von Dessous, und an den Kleiderbügeln hingen nicht identifizierbare Fetzen aus Spitze. Aus den Lautsprechern an der Decke dröhnte Musik, und ich war froh, dass ich mir keine Sorgen machen müsste, leise zu sein, wenn ich sie erwürgte.

Sie schloss die große Spiegeltür, der eine seidenbezogene Chaiselongue gegenüberstand, und durchbohrte mich mit ihrem Blick. „Sind Sie mir hierher gefolgt?“

„Warum zum Teufel sollte ich das tun?“

„Also sehen Sie sich nur rein zufällig in einem Laden für Damendessous um. Ist das irgendwas Perverses, was Sie in Ihrer Freizeit treiben?“

„Kriegen Sie sich mal wieder ein, Miss Mills.“

„Wissen Sie, es ist schon gut, dass Sie so einen großen Schwanz haben. Das ist wenigstens eine kleine Entschädigung dafür, dass Sie so ein Großmaul sind.“

Unwillkürlich lehnte ich mich vor und flüsterte: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir mein ‚Maul‘ auch verdammt gut gefallen würde.“

Plötzlich war alles zu intensiv, zu laut, zu stark. Ihre Brüste hoben und senkten sich, und ihr Blick wanderte zu meinem Mund, während sie sich auf die Unterlippe biss. Sie wickelte langsam meine Krawatte um ihre Faust und zog mich zu sich heran. Ich öffnete meinen Mund und spürte, wie ihre weiche Zunge nach vorne drängte.

Ich konnte mich jetzt nicht mehr zurückziehen, ließ eine Hand unter ihr Kinn gleiten und eine in ihr Haar, um ihr Haargummi zu lösen. Weiche Wellen fielen um meine Hand herum, und ich packte fest zu, zog ihren Kopf nach hinten, um mehr Platz für meinen Mund zu machen. Ich brauchte mehr. Ich brauchte alles von ihr. Sie stöhnte, und ich zog noch etwas mehr. „Du magst das.“

„Verdammt, ja.“

In dem Moment, als ich diese Worte hörte, war mir alles andere egal: Wo wir waren, wer wir waren oder was wir füreinander empfanden. Noch nie im Leben hatte ich mich von jemandem so magisch angezogen gefühlt. Wenn wir auf diese Weise zusammen waren, zählte nichts anderes mehr.

Ich fuhr mit den Händen ihren Körper entlang und packte den Saum ihres Hemds, zog es hoch und über ihren Kopf, wobei ich unseren Kuss nur sekundenlang unterbrach. Beinahe zeitgleich schob sie mir das Jackett von den Schultern und ließ es auf den Boden fallen.

Mit den Daumen zeichnete ich Kreise auf ihre Haut, wanderte mit den Händen zum Bund ihrer Jeans. Schnell geöffnet, fiel die Hose auf den Boden. Sie kickte sie gemeinsam mit ihren Sandalen von sich. Ich küsste ihren Hals, ihre Schultern.

„Scheiße noch mal“, knurrte ich, als ich aufsah und in dem großen Spiegel ihren makellosen Körper erblickte. Ich hatte häufiger davon geträumt, sie auszuziehen, als ich es vermutlich zugeben konnte, aber die Realität, bei Tageslicht, war besser. So viel besser. Sie trug ein hauchdünnes schwarzes Höschen, das nur zur Hälfte ihren Hintern bedeckte, und einen dazu passenden BH. Ihr seidiges Haar fiel ihr den Rücken hinunter. Die Muskeln in ihren langen, schlanken Beinen spannten sich an, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um meinen Nacken zu erreichen. Sie so zu sehen und zugleich ihre Lippen zu spüren, ließ meinen Schwanz sich schmerzhaft gegen den Stoff meiner Hose pressen.

Sie biss fest in mein Ohr, während ihre Finger sich an den Knöpfen meines Hemdes zu schaffen machten. „Ich glaube, du magst es auch etwas härter.“

Ich öffnete Gürtel und Hose, schob sie gemeinsam mit meinen Boxershorts auf den Boden und zog Miss Mills auf die Chaiselongue.

Ein Schauer durchfuhr mich, als meine Hände um ihren Brustkorb griffen und zum Verschluss ihres BHs wanderten. Ihre Brüste drückten sich gegen mich, als würden sie mich anflehen, fortzufahren, und ich bedeckte ihren Hals mit Küssen, während ich rasch den BH öffnete und die Träger von ihren Schultern schob. Ich lehnte mich ein Stück zurück, damit das Teil hinunterfiel, und genoss zum ersten Mal einen unverstellten Blick auf ihre vollkommen nackten Brüste. Verdammt perfekt. In meinen Fantasien hatte ich alles mit ihnen angestellt: sie berührt, geküsst, an ihnen gelutscht, sie gevögelt … Aber nichts davon war besser, als sie nun in der Realität einfach nur anzusehen.

Sie presste ihre Hüften gegen meine, und nichts außer ihrem kleinen Höschen trennte uns. Ich vergrub mein Gesicht zwischen ihren Brüsten, und ihre Hände fuhren durch mein Haar, zogen mich noch dichter heran.

„Willst du mich kosten?“, flüsterte sie und sah zu mir herunter. Sie zog mein Haar so fest nach hinten, dass mein Kopf sie nicht mehr berührte.

Mir fiel kein kluger Spruch ein, nichts Bissiges, damit sie endlich die Klappe hielt und mich einfach nur fickte. Und wie ich ihre Haut schmecken wollte! Ich wollte es vermutlich mehr, als ich je etwas anderes gewollt hatte. „Ja.“

„Dann bitte mich freundlich.“

„Scheiß auf freundlich. Lass mich ran.“

Sie wimmerte und lehnte sich vor, um mich einen ihrer perfekten Nippel in den Mund saugen zu lassen, woraufhin sie noch fester an meinem Haar zog. Verdammt, fühlte sich das gut an!

So viele Gedanken wirbelten mir durch den Kopf. Ich wünschte mir nichts sehnlicher auf der Welt, als mich in ihr zu vergraben, aber ich wusste, wenn es vorbei war, würde ich uns beide hassen. Sie, weil sie mich schwach machte, und mich, weil ich zuließ, dass die Lust meinen Verstand aushebelte. Aber ich wusste auch, dass ich nicht aufhören konnte. Ich war zu einem Junkie geworden, lebte nur für den nächsten Schuss. Mein so perfekt aufgebautes Leben brach über mir zusammen, und nichts war mir mehr wichtig, außer sie zu spüren.

Ich fuhr mit den Händen an ihrem Körper herab und ließ meine Finger am Saum ihres Höschens entlanggleiten. Ein Schauer durchlief sie. Ich kniff die Augen zusammen, hielt den Stoff weiter fest umschlossen und versuchte, mich zum Aufzuhören zu bewegen.

„Mach schon, reiß ihn mir vom Leib … Du weißt, dass du es willst“, murmelte sie in mein Ohr und biss fest zu. Eine halbe Sekunde später war ihr Höschen nur noch ein Häuflein Stoff in der Ecke des Raums. Ich packte grob ihre Hüfte, hob sie an, hielt mit der anderen Hand meinen Schwanz fest und zog sie auf mich hinab.

Das Gefühl war so intensiv, dass ich sie mit Gewalt davon abhalten musste, sich zu bewegen, um nicht zu explodieren. Wenn ich jetzt durchdrehte, würde sie es mir später nur vor den Latz knallen. Und diesen Gefallen würde ich ihr nicht tun.

Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, begann ich, ihre Hüften zu bewegen. Wir hatten diese Stellung noch nicht miteinander ausprobiert – sie oben, von Angesicht zu Angesicht – und ich gab es nicht gerne zu, aber: Unsere Körper passten perfekt zueinander. Ich nahm ihre Füße in die Hände und legte sie um meine Taille. Durch diese veränderte Stellung war ich noch tiefer in ihr, und ich vergrub mein Gesicht an ihrem Hals, um nicht laut aufzustöhnen.

Um uns herum hörte ich die Stimmen von Leuten, die die anderen Umkleidekabinen betraten und verließen. Der Gedanke, dass wir jederzeit erwischt werden konnten, machte es nur umso besser.

Die täuschend unschuldige Art, wie sie auf ihre Lippe biss, machte mich wahnsinnig. Leise stöhnend drückte sie ihren Rücken durch, und ließ ihren Kopf nach hinten fallen. Erneut warf ich einen Blick über ihre Schulter, um uns im Spiegel zu beobachten. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Erotisches gesehen.

Sie zog wieder an meinem Haar, lenkte meinen Mund auf ihren, und unsere Zungen liebkosten sich, passend zur Bewegung unserer Hüften. „Du siehst so gut aus, wenn du auf mir bist“, flüsterte ich in ihren Mund. „Dreh dich um, du musst dir was ansehen.“ Ich zog sie hoch und drehte ihr Gesicht zum Spiegel. Mit dem Rücken gegen meine Brust gedrückt, ließ sie sich wieder auf mir nieder.

„O Gott.“ Sie atmete geräuschvoll aus, und ihr Kopf sank gegen meine Schulter. Ich wusste nicht, was sie so bewegte: das Gefühl, wie ich sie ausfüllte oder das Spiegelbild. Oder beides.

Ich packte ihr Haar und zog ihren Kopf wieder nach oben. „Nein, ich will, dass du genau hinsiehst“, knurrte ich ihr ins Ohr und begegnete ihrem Blick im Spiegel. „Ich will, dass du zusiehst. Und morgen, wenn du ganz wund bist, will ich, dass du dich daran erinnerst, wer dir das angetan hat.“

„Hör auf zu quatschen“, sagte sie, aber sie zitterte, und ich wusste, sie liebte jedes Wort. Ihre Hände glitten ihren Körper hoch und dahinter, bis sie sich in meinem Haar vergruben.

Ich berührte jeden Zentimeter ihres Körpers und hinterließ zarte Bissspuren entlang ihrer Schulterblätter. Im Spiegel konnte ich sehen, wie ich in sie hineinglitt und wieder heraus; und so sehr ich diese Erinnerungen eigentlich nicht in meinem Kopf haben wollte, wusste ich doch, dass dies ein Anblick war, den ich nie vergessen würde. Dann legte ich eine Hand auf ihre Klit.

„Oh, Scheiße“, flüsterte sie. „Bitte.“

„So ungefähr?“ Ich drückte zu und lies einen Finger kreisen.

„Ja, bitte, mach weiter, bitte, mach weiter.“

Unsere Körper waren inzwischen mit einem Schweißfilm überzogen, und ihr Haar klebte leicht an ihrer Stirn. Ihr Blick blieb an der Stelle haften, wo wir zusammentrafen, während wir uns weiter gegeneinander bewegten, und ich wusste, dass wir beide kurz davor waren. Ich wollte, dass sie mir durch den Spiegel in die Augen sah – wusste aber sofort, dass es ihr zu viel von mir verraten würde. Ich wollte nicht, dass sie so überdeutlich sah, was sie mit mir anstellte.

Um uns herum wurde immer noch geplaudert – niemand ahnte, was in diesem winzigen Raum vor sich ging. Wenn ich nichts unternähme, würde unser kleines Geheimnis nicht mehr lange bewahrt werden. Als ihre Bewegungen immer hektischer wurden und ihr Griff in mein Haar fester und fester, legte ich ihr eine Hand auf den Mund und dämpfte so ihren Schrei ab, als sie auf mir zerbrach. Ich unterdrückte mein eigenes Stöhnen an ihrer Schulter und explodierte nach ein paar weiteren Stößen tief in ihr. Ihr Körper fiel gegen mich, als ich mich gegen die Wand zurücklehnte.

Ich musste aufstehen. Ich musste aufstehen und mich anziehen, aber ich bezweifelte, dass meine wackligen Beine mich trugen. Jede Hoffnung, die ich gehegt hatte, dass der Sex weniger intensiv würde und ich über diese Obsession hinwegkommen würde, war zerstört worden.

Langsam schaltete sich mein Verstand wieder ein, und ich war enttäuscht, dass ich meiner Schwäche erneut nachgegeben hatte. Ich hob sie von meinem Schoß und schob sie beiseite, dann bückte ich mich nach meinen Boxershorts.

Als sie sich umdrehte und mich ansah, erwartete ich Hass oder Gleichgültigkeit in ihrem Blick. Aber ich erkannte etwas Verletzliches in ihren Augen, bevor sie sie schloss und zur Seite sah. Wir zogen uns beide stumm an; die Umkleide schien plötzlich zu still und zu klein, und ich nahm überdeutlich jeden ihrer Atemzüge wahr.

Ich richtete meine Krawatte, hob den zerrissenen Slip vom Boden auf und stopfte ihn in meine Tasche. Ich ging Richtung Tür, hielt aber plötzlich inne, beugte mich vor und fuhr langsam mit den Händen über den spitzenbesetzten Stoff, der an einem der Haken an der Wand hing.

Ich sah ihr in die Augen. „Kauf auch die Strapse.“ Und ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ ich den Raum.

FÜNF

Der Ventilator über meinem Bett besaß dreiundachtzig Schlitze, neunundzwanzig Schrauben, fünf Rotoren und vier Lampen. Ich rollte auf die Seite, wobei bestimmte Muskeln sich über mich lustig machten und einen eindeutigen Beweis dafür lieferten, warum ich nicht schlafen konnte.

„Ich will, dass du zusiehst. Und morgen, wenn du ganz wund bist, will ich, dass du dich daran erinnerst, wer dir das angetan hat.“

Das war kein Scherz gewesen.

Ohne es zu merken, war meine Hand zu meiner Brust gewandert, und geistesabwesend zwirbelte ich meinen Nippel unter dem Tank Top. Ich schloss die Augen, und während ich mich erinnerte, wurden meine Hände zu seinen. Seine langen, eleganten Finger strichen an der Unterseite meiner Brüste entlang, seine Daumen streiften meine Nippel, dann umschloss er meine Brüste mit seinen großen Händen … Verdammt noch mal. Ich seufzte laut auf und trat ein Kissen vom Bett. Ich wusste genau, wohin mich dieser Gedankenfluss führen würde. Ich machte exakt das hier seit drei Nächten, und es musste endlich ein Ende haben. Schnaubend drehte ich mich auf den Bauch und schloss fest die Augen, wünschte den Schlaf herbei. Als ob das funktionieren würde.

Ich erinnerte mich noch glasklar an den Tag vor ungefähr anderthalb Jahren, als Elliott mich zu einer Unterredung in sein Büro bat. Ich hatte während meiner Zeit am College begonnen, als Elliotts Junior Assistentin bei RMG zu arbeiten. Nach dem Tod meiner Mutter hatte er mich unter seine Fittiche genommen; nicht so sehr wie ein Vater, aber sicherlich wie ein sich sorgender, warmherziger Mentor, der mich zu sich nach Hause zum Dinner einlud, um zu erfahren, wie es mir ging. Auch später hatte er mehrfach betont, dass seine Tür immer für mich offen stand. Aber an diesem speziellen Morgen klang er so ungewöhnlich formell, als er mich anrief, und ehrlich gesagt hatte ich eine Heidenangst.

In seinem Büro erzählte er mir, dass sein jüngster Sohn, Bennett, die letzten sechs Jahre in Paris gelebt und dort als Marketing Executive für L’Oreal gearbeitet hatte. Nun käme er endlich nach Hause, um bei Ryan Media die Position als Chief Operating Officer zu übernehmen. Elliott wusste, dass ich seit einem Jahr Wirtschaft studierte und mich nach einem Praktikum umsah, bei dem ich die entscheidenden beruflichen Erfahrungen sammeln konnte, die ich brauchte. Er bestand darauf, dass ich mein Betriebspraktikum bei RMG machte und dass der jüngste Mr Ryan überaus begeistert sein würde, mich in seinem Team zu haben.

Elliott überreichte mir die firmeninterne Mitteilung, die in der kommenden Woche Bennett Ryans Ankunft kommunizieren würde.

Wow. Das war mein einziger Gedanke, als ich mir die Mitteilung auf dem Weg zurück in mein Büro ansah.

Executive Vice President des Produkt Marketings bei L’Oreal, Paris.

Jüngster Kandidat in Crains „Vierzig unter 40“-Liste, zahlreiche Publikationen im Wall Street Journal.

Ein doppelter MBA von der NYU-Stern School of Business und HEC Paris, wo er sich auf Corporate Finance und Global Business spezialisiert hatte, Abschluss mit summa cum laude. All das mit dreißig. Teufel noch mal!

Was hatte Elliott gesagt? Extrem ambitioniert? Das war eindeutig untertrieben.

Henry hatte angedeutet, dass sein Bruder nicht so ein entspannter Typ war wie er, doch als ich daraufhin etwas besorgt war, versuchte er mich zu beruhigen. „Er neigt dazu, etwas steif zu sein, manchmal auch krankhaft ordnungsbedürftig, aber mach dir deswegen keine Sorgen, Chloe. Du wirst mit seinem Gekläffe schon klarkommen; ihr beide werdet ein tolles Team sein. Ich meine, herrjeh“ – er legte seinen schlaksigen Arm um mich –, „wie könnte er dich nicht lieben?“

Ich gab es jetzt nicht gerne zu, aber zu dem Zeitpunkt, als er schließlich kam, hatte ich mich ein bisschen in ihn verknallt. Zwar hatte ich ziemlich Schiss davor, mit ihm zusammenzuarbeiten, aber ich war beeindruckt von all dem, was er in seinem relativ kurzen Leben bereits erreicht hatte. Sein Bild im Internet zu recherchieren, schadete dabei auch nicht gerade: Er war das Musterexemplar eines Mannes. Bis zu seiner Ankunft kommunizierten wir via E-Mail, und auch wenn er ganz nett wirkte, war er nie übermäßig freundlich.

An dem großen Tag sollte Bennett erst nach der Vorstandssitzung am Nachmittag erscheinen, wenn er offiziell vorgestellt werden sollte. Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, mich in ein Nervenbündel zu verwandeln. Da Sara eine so gute Freundin war, kam sie hoch, um mich abzulenken. Sie saß auf meinem Stuhl, und wir verbrachten eine gute Stunde damit, über die Clerks-Filme zu diskutieren.

Bald schon lachte ich so herzhaft, dass mir die Tränen kamen. Ich bemerkte nicht, wie Sara erstarrte, als sich die äußere Bürotür öffnete, und ich bemerkte auch nicht, dass jetzt jemand hinter mir stand. Und obwohl Sara versuchte, mich mit dem Finger auf dem Mund zu warnen – das universale Zeichen für „Klappe halten“ –, übersah ich das.

Weil ich offenbar ein Idiot bin.

„Und dann“, kicherte ich und hielt mir den Bauch, „sagt sie ‚Scheiße, ich muss eine beschissene Bestellung von einem Typen aufnehmen, dem ich nach dem Abschlussball mal einen geblasen habe.‘ Und dann sagt er: ‚Ja, deinen Bruder hab ich auch bedient.‘“

Erneut schüttelte ich mich vor Lachen, und dabei stolperte ich rückwärts, bis ich in etwas Hartes und Warmes stieß.

Ich wirbelte herum und stellte entsetzt fest, dass ich gerade meinen Hintern in den Oberschenkel meines neuen Chefs gerammt hatte.

„Mr Ryan!“ Ich erkannte ihn von den Fotos her. „Das tut mir ja so leid!“

Er sah nicht sonderlich amüsiert aus.

Um die angespannte Stimmung aufzulockern, stand Sara auf und streckte die Hand aus. „Es freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Ich bin Sara Dillon, Henrys Assistentin.“

Mein neuer Chef warf nur einen Blick auf ihre Hand, ohne ihre Geste zu erwidern, und hob eine seiner perfekt geformten Augenbrauen. „Meinen Sie nicht ‚Mr Ryan‘?“

Sara ließ langsam die Hand sinken, während sie ihn ansah, sichtbar verlegen. Etwas an seiner physischen Präsenz war so einschüchternd, dass ihr die Spucke wegblieb. Als sie sich wieder erholt hatte, stotterte sie: „Nun … wir haben hier einen recht lockeren Umgang miteinander. Wir nennen uns alle beim Vornamen. Das ist Ihre Assistentin, Chloe.“

Er nickte mir zu. „Miss Mills. Sie nennen mich bitte Mr Ryan. Und ich erwarte Sie in fünf Minuten in meinem Büro, damit wir über die korrekte Etikette am Arbeitsplatz sprechen können.“ Sein Tonfall war ernst, und er nickte kurz Sara zu. „Miss Dillon.“

Bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zu seinem neuen Büro ging, richtete er den Blick noch einmal kurz auf mich. Entsetzt sah ich zu, wie er zum ersten Mal auf seine berühmt-berüchtigte Weise die Tür hinter sich zuschlug.

„Was für ein Bastard!“, murmelte Sara, die Lippen aufeinandergepresst.

„… ein hübscher Bastard“, erwiderte ich.

In der Hoffnung, die Wogen dadurch zu glätten, ging ich nach unten in die Cafeteria, um ihm eine Tasse Kaffee zu holen. Ich hatte sogar Henry gefragt, wie er ihn trank – schwarz. Als ich zurückkam und nervös an seiner Tür stand, wurde mein Klopfen mit einem „Kommen Sie rein“ erwidert, und ich versuchte, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Ich formte meine Lippen zu einem freundlichen Lächeln, um diesmal einen besseren Eindruck zu machen, und öffnete die Tür: Er telefonierte gerade und kritzelte dabei wild auf dem Notizblock vor ihm herum. Mir stockte der Atem, als ich ihn mit weicher, tiefe Stimme fließend Französisch sprechen hörte.

„Ce sera parfait. Non. Non, ce n’est pas nécessaire. Seulement quatre. Oui. Quatre. Merci, Ivan.“

Er beendete das Telefonat, sah aber kein einziges Mal von seinen Unterlagen zu mir auf. Als ich vor seinem Tisch stand, sprach er in dem gleichen strengen Tonfall wie zuvor mit mir. „In Zukunft, Miss Mills, führen Sie bitte alle Gespräche, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, außerhalb des Büros. Wir bezahlen Sie für Ihre Arbeit, nicht für Ihren Tratsch. Hab ich mich verständlich ausgedrückt?“

Für einen Moment stand ich einfach nur sprachlos da. Dann sah er mir in die Augen, hob eine Augenbraue. Ich befreite mich aus meiner Trance und begriff mit einem Schlag, wie Bennett Ryan wirklich war: Auch wenn er in der Realität noch atemberaubender aussah als auf den Fotos, war er doch kein bisschen, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Und er war absolut kein Stück wie seine Eltern oder sein Bruder.

„Sehr verständlich, Sir“, erwiderte ich laut und deutlich, während ich um seinen Tisch herumging, um den Kaffee vor ihn hinzustellen.

Doch gerade als ich mich zu seinem Tisch vorbeugte, blieb mein Absatz am Teppich hängen, und ich machte einen Satz nach vorne. Ich hörte, wie ihm ein lautes „Scheiße“ entschlüpfte – der Kaffee war jetzt nicht mehr als ein heißer Fleck auf seinem teuren Anzug.

„O mein Gott, Mr Ryan. Es tut mir so leid!“

Hastig eilte ich zu dem Waschbecken in seinem Badezimmer, griff nach einem Handtuch und rannte zurück, fiel vor ihm auf die Knie und versuchte, den Fleck zu entfernen. In der Hektik und dermaßen gedemütigt – wie es, so dachte ich, nicht schlimmer sein könnte – fiel mir plötzlich auf, dass ich mit dem Handtuch wie wild seinen Schritt rieb. Ich senkte Blick und Hände, spürte, wie ich rot wurde, und die Hitze breitete sich bis zu meinem Hals aus, als ich einen Blick auf die sichtbare Wölbung in seiner Hose erhaschte.

„Sie können jetzt gehen, Miss Mills.“

Ich nickte und eilte aus dem Büro, beschämt, dass ich so einen schrecklichen ersten Eindruck hinterlassen hatte.

Zum Glück konnte ich mich danach rasch beweisen. Manchmal schien er tatsächlich von mir beeindruckt zu sein, auch wenn sein Ton immer knapp und gereizt war. Ich erklärte es mir damit, dass er ein riesengroßes Arschloch war, aber ich fragte mich immer auch, was der Grund für die Reibereien zwischen uns war.

Abgesehen von dem Handtuch, natürlich.

Als ich auf der Arbeit ankam, traf ich Sara auf dem Weg zum Fahrstuhl. Wir vereinbarten, in der kommenden Woche gemeinsam Mittagessen zu gehen, und verabschiedeten uns, als sie ihre Etage erreicht hatte. Im siebzehnten Stock angekommen, sah ich, dass Mr Ryans Tür geschlossen war, wie üblich, weshalb ich nicht sagen konnte, ob er schon da war. Ich stellte den Computer an und versuchte, mich mental auf den Tag vorzubereiten. In letzter Zeit überfiel mich immer etwas Furcht, wenn ich mich auf meinen Schreibtischstuhl setzte.

Natürlich wusste ich, dass ich ihn diesen Morgen sehen würde; wir gingen jeden Freitag zusammen den Terminplan für die nächste Woche durch. Aber ich wusste nie, in welcher Stimmung er sein würde.

Obwohl seine Laune in letzter Zeit noch schlechter gewesen war als sonst, hatte er gestern zum Abschied zu mir gesagt: „Kauf auch die Strapse.“ Und das hatte ich. Ich trug sie jetzt sogar. Wieso? Keine Ahnung. Was zum Teufel hatte er damit gemeint? Dachte er, dass er sie zu sehen bekommen würde? Scheiße, nein, auf keinen Fall. Warum hatte ich sie dann an? Ich schwöre, wenn er sie zerreißt … Ich hielt inne.

Natürlich würde er sie nicht zerreißen. Dafür würde ich ihm niemals Gelegenheit geben.

Red dir nur weiter was ein, Mills.

Ich beantwortete ein paar Mails, ging den Papadakis-Vertrag bezüglich urheberrechtlicher Fragen durch und recherchierte ein paar Hotels – das lenkte mich ein bisschen ab. Nach ungefähr einer Stunde öffnete sich seine Tür. Als ich aufsah, erblickte ich einen sehr seriösen Mr Ryan. Sein dunkler zweireihiger Anzug saß einwandfrei – zusammen mit der roten Krawatte als Farbtupfer war es die perfekte Kombination. Er wirkte ruhig und vollkommen entspannt. Nichts erinnerte an den wilden Mann, der mich in der Umkleide von La Perla gevögelt hatte, und das vor erst achtzehn Stunden und sechsunddreißig Minuten. Nicht, dass ich mitzählte.

„Sind Sie so weit?“

„Ja, Sir.“

Er nickte einmal, dann ging er zurück in sein Büro.

Okay, so würde es also laufen. Kein Problem für mich. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartet hatte, aber ich war irgendwie auch erleichtert, dass sich nichts groß geändert hatte. Das zwischen uns wurde intensiver und intensiver, und es würde einen umso härteren Aufprall bedeuten, wenn alles plötzlich zu Ende ging und ich zurückblieb, um die Scherben meiner Karriere aufzusammeln. Ich hoffte, dass wir es ohne weitere Katastrophen durchstehen konnten, bis ich meinen Abschluss gemacht hatte.

Ich folgte ihm in sein Büro und nahm Platz. Dann begann ich, die Liste mit Aufgaben und Terminen durchzugehen, die seiner besonderen Aufmerksamkeit bedurften. Er hörte mir schweigend zu, ohne jeglichen Kommentar, machte sich Notizen oder tippte etwas in seinen Computer, wenn es notwendig war.

„Heute Nachmittag um drei Uhr ist ein Treffen mit Red Hawk Publishing angesetzt. Ihr Vater und ihr Bruder werden auch dabei sein. Vermutlich dauert es den ganzen Nachmittag über, deshalb stehen keine weiteren Termine in Ihrem Kalender …“ Und so weiter und so fort, bis wir schließlich zu dem Teil kamen, der mir ein besonderer Graus war.

„Zu guter Letzt: Die JT-Miller-Marketing-Insight-Konferenz wird nächsten Monat in San Diego stattfinden“, sagte ich schnell, plötzlich äußerst interessiert, etwas in meinen Kalender zu kritzeln. Die darauffolgende Stille schien sich ewig hinzuziehen, und ich sah auf, um festzustellen, warum es so lange dauerte. Er starrte mich an, klopfte mit dem Stift in der Hand auf den Tisch, sein Gesicht vollkommen ausdruckslos.

„Werden Sie mich begleiten?“, fragte er.

„Ja.“ Dieses einzelne Wort hinterließ eine bedrückende Stille im Raum. Ich hatte keine Ahnung, was er dachte, während wir uns weiter nur ansahen. „Es ist für mein Stipendium wichtig, dass ich teilnehme. Ich … also, ich denke, es wäre gut, wenn Sie mich dabeihaben, um, äh, Ihnen bei Ihren Angelegenheiten zu helfen.“

„Treffen Sie alle notwendigen Vorbereitungen“, sagte er knapp und tippte wieder etwas in seinen Computer ein. Ich vermutete, dass ich entlassen war, stand auf und ging Richtung Tür.

„Miss Mills.“

Als ich mich zu ihm umdrehte, wirkte er fast ein wenig nervös. Und das, obwohl er mir nicht mal in die Augen sah. Nun, das war mal was anderes.

„Meine Mutter bat mich, Ihnen eine Einladung zum Abendessen nächste Woche zukommen zu lassen.“

„Oh.“ Ich spürte, wie sich die Hitze auf meinen Wangen ausbreitete. „Nun, bitte richten Sie ihr aus, dass ich in meinem Terminkalender nachsehen werde.“ Ich wandte mich wieder zur Tür.

„Man hat mir gesagt, ich müsste Sie … eindringlich ermutigen, zu kommen.“

Ich drehte mich wieder langsam um und sah, dass er mich beobachtete … und er fühlte sich eindeutig nicht wohl in seiner Haut. „Und warum genau sollten Sie das tun?“

„Nun.“ Er räusperte sich. „Anscheinend gibt es da jemanden, den sie Ihnen vorstellen möchte.“

Das war neu. Ich kannte die Ryans seit Jahren, und auch wenn Susan mal flüchtig einen Namen erwähnt hat, hatte sie noch nie aktiv versucht, mich mit jemandem zusammenzubringen.

„Ihre Mutter versucht, mich zu verkuppeln?“ Ich kehrte, die Arme übereinandergeschlagen, zu seinem Tisch zurück.

„Scheint so.“ Etwas in seinem Gesicht passte nicht zu seiner saloppen Antwort.

„Warum?“, fragte ich mit erhobenen Augenbrauen.

Er runzelte die Stirn, offensichtlich verärgert. „Woher zum Teufel soll ich das wissen? Wir sitzen ja nicht gerade ständig zusammen und sprechen über Sie“, grummelte er. „Vielleicht macht sie sich Sorgen, dass Sie mit Ihrer übersprühenden Art irgendwann als alte Jungfer enden, lange Flatterkleider tragen und in einem Haus voller Katzen leben.“

Ich stützte mich mit den Händen auf seinem Tisch auf, lehnte mich vor und funkelte ihn wütend an. „Nun, vielleicht sollte sie sich mehr Sorgen darum machen, dass ihr Sohn ein dreckiger alter Mann wird, der seine Zeit damit verbringt, Höschen zu sammeln und Mädchen in Dessousläden aufzulauern.“

Mit wutverzerrtem Gesicht sprang er vom Stuhl hoch und beugte sich vor. „Weißt du, du bist die …“ Er wurde durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen. Wir starrten uns grimmig über den Tisch hinweg an, und atmeten heftig. Einen Moment lang dachte ich, er würde mich auf den Tisch schleudern. Einen anderen Moment lang wünschte ich, dass er das tat. Er funkelte mich immer noch an, als er schließlich zum Telefon griff.

„Ja“, bellte er in den Hörer, ohne den Blick von mir zu wenden. „George! Hallo. Ja, ich habe eine Minute.“

Er ließ sich wieder auf seinem Schreibtischstuhl nieder, und ich blieb, wo ich war, um herauszufinden, ob er irgendetwas von mir brauchte, während er mit Mr Papadakis sprach. Er machte mir mit dem Zeigefinger ein Zeichen, zu warten, dann legte er ihn auf seinen Füller und rollte ihn, während er zuhörte, auf dem Tisch hin und her.

„Brauchen Sie mich noch?“, fragte ich.

Bevor er wieder in den Hörer sprach, nickte er kurz: „Ich glaube nicht, dass Sie zu diesem Zeitpunkt schon so auf die Details eingehen müssen, George.“ Seine tiefe Stimme löste bei mir eine Gänsehaut aus. „Eine einfache, knappe Präsentation genügt vollkommen. Wir müssen erst die Größenordnung dieses Angebots kennen, bevor wir uns mit den Einzelheiten beschäftigen können.“

Ich verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das andere. Was für ein Egomane, mich einfach so hier stehen zu lassen, während er mit seinem Mitarbeiter sprach. Als würde ich einen Teller Weintrauben in der Hand halten und ihm mit einem Fächer Luft zuwedeln.

Er sah zu mir auf, dann wieder auf den Tisch, dann wieder zu mir, hinunter zu meinem Rock. Er öffnete seine Lippen leicht, als ob er mich etwas fragen würde, wenn die Situation es erlaubte. Und dann beugte er sich vor, den Kuli zwischen Daumen und Zeigefinger, und schob mit der Stiftspitze den Saum meines Rocks nach oben.

Als er meine Strapse sah, riss er seine Augen weit auf.

„Verstehe“, murmelte er in den Hörer und ließ meinen Rock wieder herabsinken. „Eine gute Entwicklung, darin sind wir uns einig, denke ich.“

Voller Verlangen ließ er seinen Blick meinen Körper hinaufwandern. Mein Herz begann zu pochen. Wenn er mich so ansah, wollte ich am liebsten auf seinen Schoß gleiten und ihn mit seinem Schlips an seinen Stuhl fesseln.

„Nein, nein. Nichts so Weitreichendes zu diesem Zeitpunkt. Wie ich sagte, dies ist nur ein vorläufiger Entwurf.“

Ich ging um seinen Schreibtisch herum und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber. Er hob interessiert eine Augenbraue, dann schob er die Spitze seines Stiftes zwischen seine Zähne und biss zu.

Hitze wallte zwischen meinen Beinen auf. Ich griff nach meinem Rocksaum und schob den Stoff über meine Oberschenkel, entblößte meine Haut in der kühlen Luft seines Büros und vor seinen hungrigen Augen.

„Ja, verstehe“, sagte er zu dem Anrufer, aber seine Stimme war noch tiefer geworden, heiserer.

Mit den Fingerspitzen fuhr ich über die Strapse, über meine Haut und bis zum zarten Satinstoff meines Slips.

Bei nichts – und niemandem – hatte ich mich je so sexy gefühlt wie bei ihm.

Es war, als würde er all meine Gedanken über meinen Job, mein Leben und meine Pläne mit einem Schlag auslöschen und sagen: Das ist ja alles schön und gut, aber sieh mal, was ich dir anzubieten habe. Es wird verboten und sehr gefährlich sein, aber du wirst dich danach verzehren. Du wirst dich nach mir verzehren.

Und wenn er das laut ausgesprochen hätte, dann hätte er damit recht gehabt.

„Ja“, sagte er wieder. „Ich denke, dass ist der ideale Weg nach vorne.“

Das findest du, nicht wahr? Ich lächelte ihn an und knabberte an meiner Unterlippe. Er grinste mich teuflisch an. Meine eine Hand wanderte höher, umfasste meine Brust und drückte sie. Mit der anderen Hand schob ich das Höschen in der Mitte beiseite und fuhr mir mit zwei Fingern über die feuchte Haut darunter.

Mr Ryan hustete und griff nach seinem Wasserglas. „Das ist in Ordnung, George. Wir kümmern uns darum, sobald es uns vorliegt. Der Zeitrahmen ist für uns kein Problem.“

Während ich begann, meine Hand zu bewegen, dachte ich daran, wie seine langen Finger den Füller hin und her gerollt hatten, wie er mit diesen Händen meine Hüfte und meine Taille und meine Schenkel gepackt hatte, als er in dem Laden in mich eingedrungen war.

Ich bewegte mich schneller, meine Augen schlossen sich, und mein Kopf sank nach hinten gegen den Stuhl. Ich versuchte, leise zu sein, biss mir auf die Lippen, als mir ein schwaches Stöhnen entfuhr. Vor meinem inneren Auge stellte ich mir seine Hände und seine straffen Unterarme vor, wie sich die Muskeln unter seiner Haut anspannten, während sich seine Finger in mir bewegten. Seine Beine vor meinem Gesicht am Abend im Konferenzraum, fest und modelliert, als er dagegen ankämpfte, in mich hineinzustoßen.

Diese Augen, dieser Blick auf mir, dunkel und flehend.

Als ich aufsah, beobachtete er mich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er betrachtete nicht meine Hand, sondern fixierte mit hungriger Miene mein Gesicht, als ich fiel und fiel und fiel. Mein Höhepunkt war überwältigend und unbefriedigend zugleich: Ich wollte durch seine Berührungen kommen, nicht durch meine.

Irgendwann beendete er sein Telefonat, und mein Atem klang zu laut in dem stillen Raum. Er saß mir gegenüber, Schweißperlen auf der Stirn, seine Hände umklammerten die Armlehnen seines Stuhls, als wäre er in einen Sturm geraten.

„Was machst du mit mir?“, fragte er leise.

Grinsend pustete ich mir die Ponyfransen aus der Stirn. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das gerade mit mir gemacht habe.“

Er hob die Augenbrauen. „In der Tat.“

Ich stand auf, schob meinen Rock wieder hinunter. „Wenn das alles wäre, Mr Ryan, dann gehe ich jetzt wieder an die Arbeit.“

Als ich, nachdem ich mich im Waschraum frisch gemacht hatte, an meinen Schreibtisch zurückkam, fand ich eine SMS von Mr Ryan vor, dass er im Parkhaus auf mich wartete, um mit mir nach Downtown zu fahren. Zum Glück würden auch die anderen Vorstandsmitglieder und ihre Assistenten bei dem Red Hawk Meeting dabei sein. Ich wusste aus Erfahrung, wenn ich mit diesem Mann zwanzig Minuten allein in einer Limo sitzen würde – vor allem nach dem, was ich gerade getan hatte –, dann gäbe es nur zwei Möglichkeiten, wie das Ganze ausginge. Und nur bei einer blieben seine Eier unversehrt.

Die Limo wartete bereits draußen. Als ich darauf zuging, schenkte mir der Fahrer ein breites Lächeln und öffnete mir die Tür. „Guten Tag, Chloe. Wie geht es Ihnen an diesem wunderbaren Frühlingstag?“

„Mir geht es wunderbar, Stuart. Wie läuft es in der Uni?“ Ich lächelte zurück. Stuart war mein Lieblingsfahrer, und auch wenn er den Hang dazu hatte, ein bisschen zu viel zu flirten, brachte er mich doch immer zum Lächeln.

„Oh, es läuft prima. Ich hab ein bisschen Schwierigkeiten im Physikunterricht, aber alles andere läuft gut. Zu schade, dass Sie keine Naturwissenschaftlerin sind, sonst könnten Sie mir Nachhilfe geben“, sagte er und zwinkerte mir zu.

„Wenn Sie zwei dann fertig sind, wir haben tatsächlich noch was Wichtiges vor. Vielleicht können Sie ja in Ihrer Freizeit mit Miss Mills flirten.“ Mr Ryan saß anscheinend schon in der Limo und wartete auf mich. Er funkelte uns böse an, bevor er sich wieder ins Innere zurückzog. Ich grinste, verdrehte in Stuarts Richtung die Augen, dann stieg ich ein.

Abgesehen von Mr Ryan war der Wagen leer. „Wo sind die anderen?“, fragte ich verwirrt, als wir losfuhren.

„Sie haben später noch ein Dinner-Meeting und fahren deshalb getrennt von uns.“ Er blätterte geschäftig in seinen Unterlagen. Aber mir entging nicht, wie er nervös mit seinen schicken italienischen Oxford-Schuhen auf den Boden tappte.

Ich sah ihn misstrauisch an. Er sah kein bisschen anders aus. Er sah sogar verdammt sexy aus. Sein Haar wie immer das reinste Chaos. Als er gedankenverloren seinen goldenen Füller an die Lippen führte, so wie er es vorher im Büro getan hatte, musste ich tatsächlich meine Sitzposition ändern, um das leichte Unbehagen los zu werden, das ich plötzlich empfand.

Als er aufsah, ließ sein Grinsen mich wissen, dass ich dabei erwischt worden war, wie ich ihn anstarrte. „Haben Sie was entdeckt, das Ihnen gefällt?“, fragte er.

„Nicht hier hinten“, antwortete ich, ebenfalls grinsend. Und weil ich wusste, dass es ihn anmachte, schlug ich die Beine übereinander und achtete dabei darauf, dass mein Rock ein bisschen höher rutschte, als es angemessen war. Vielleicht musste er daran erinnert werden, wer dieses Spiel gewinnen würde. Sofort war der finstere Gesichtsausdruck wieder da. Bingo.

Die restlichen achtzehneinhalb Minuten unserer zwanzigminütigen Fahrt verbrachten wir damit, uns böse Blicke zuzuwerfen, während ich so tat, als würde ich nicht davon fantasieren, seinen hübschen Kopf zwischen meinen Beinen zu haben.

Unnötig zu sagen, dass ich bei unserer Ankunft miese Laune hatte.

Die nächsten drei Stunden vergingen im Schneckentempo. Die anderen Vorstandsmitglieder kamen, jeder wurde jedem vorgestellt. Eine besonders gut aussehende Frau namens Lila schien unmittelbares Interesse an meinem Chef zu haben. Sie war Anfang dreißig und hatte volles rotes Haar, leuchtende dunkle Augen und einen anbetungswürdigen Körper. Natürlich setzte er sein schönstes Verführerlächeln ein – das, bei dem alle Frauen ihm am liebsten direkt ihr Höschen zuwerfen wollen würden –, während er sie den gesamten Nachmittag über bis zur Bewusstlosigkeit umgarnte.

Arschloch.

Als wir am Ende des Tages – nach einer noch spannungsgeladeneren Rückfahrt – ins Büro zurückkehrten, wirkte es immer noch so, als wollte Mr Ryan mir etwas sagen. Und wenn er es nicht endlich bald täte, würde ich noch explodieren. Wenn ich wollte, dass er still war, konnte er die Klappe nicht halten. Aber wenn ich wollte, dass er mit mir redete, wurde er zum Taubstummen.

Ein Gefühl von Déjà-vu und Nervosität erfüllte mich, als wir durch das beinahe menschenleere Gebäude zum Aufzug gingen. In der Sekunde, als sich die goldenen Türen schlossen, wünschte ich, ich wäre irgendwo anders, nur nicht hier neben ihm. Wo war plötzlich der ganze Sauerstoff hin? Ich warf einen flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild in den polierten Türen, doch es war schwer zu sagen, wie er sich fühlte. Er hatte seine Krawatte gelockert, und die Anzugjacke hing über seinem Arm. Während des Meetings hatte er die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, und ich versuchte, nicht auf die Muskeln zu starren, die sich unter seiner Haut abzeichneten. Abgesehen von seinem permanent zusammengepressten kantigen Mund und dem gesenkten Blick wirkte er vollkommen ruhig.

Nachdem wir den siebzehnten Stock erreicht hatten, atmete ich tief aus. Das dürften die längsten zweiundvierzig Sekunden meines Lebens gewesen sein. Ich folgte ihm durch die Tür und versuchte, meinen Blick von ihm fernzuhalten, als er rasch in sein Büro ging. Aber zu meiner Überraschung schloss er nicht die Tür hinter sich. Er schloss sonst immer seine Tür.

Ich checkte rasch meine Nachrichten und klärte noch ein paar eilige Details, bevor ich ins Wochenende gehen konnte. Ich glaube, ich hatte es noch nie so eilig, von hier zu verschwinden. Nun, das war nicht ganz richtig. Das letzte Mal, als wir allein auf diesem Stockwerk gewesen waren, hatte ich einen ziemlich schnellen Abgang gemacht. Verdammt, wenn es einen schlechten Zeitpunkt gab, daran zu denken, dann war das jetzt, in dem leeren Büro. Nur er und ich.

Genau in den Moment, als ich meine Sachen packte, verließ er sein Zimmer und legte auf dem Weg zur Tür einen elfenbeinfarbenen Umschlag auf meinen Tisch. Was zum Teufel war das? Ich öffnete rasch den Umschlag und sah meinen Namen auf mehreren eleganten elfenbeinfarbenen Blättern. Es waren die Unterlagen für ein persönliches Konto bei La Perla, mit Mr Bennett Ryan als Kontoinhaber.

Er hat ein Konto für mich eröffnet?

„Was zum Teufel ist das?“, fauchte ich und sprang von meinem Stuhl. „Sie haben mir einen Dispo eingerichtet?“

Er hielt im Gehen inne, zögerte kurz, dann sah er mich an. „Nach Ihrer kleinen Show heute habe ich zum Hörer gegriffen und arrangiert, dass Sie dort kaufen können, was immer Sie … brauchen. Natürlich hat das Konto kein Limit“, bemerkte er ausdruckslos, und jetzt war in seinem Gesicht kein Unbehagen mehr zu erkennen. Aus diesem Grund war er so genial in dem, was er tat. Er besaß die verblüffende Fähigkeit, jede Situation zu kontrollieren. Aber dachte er wirklich, er könne mich kontrollieren?

„Also, um das mal klarzustellen“, sagte ich kopfschüttelnd, während ich versuchte, so etwas Ähnliches wie die Ruhe zu bewahren: „Sie haben arrangiert, das ich mir Unterwäsche kaufe.“

„Nun, nur um die Sache zu ersetzen, die ich …“ Er hielt inne, vermutlich überdachte er seine Antwort. „Die Sachen, die beschädigt worden sind. Wenn Sie es nicht wollen, dann benutzen Sie es verdammt noch mal nicht“, zischte er, bevor er sich wieder zum Gehen umwandte.

„Du Scheißkerl.“ Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, das Schreiben jetzt nur noch ein zusammengeknülltes Papier in meiner geballten Faust. „Glaubst du etwa, das ist lustig? Glaubst du, ich bin irgend so ein Spielzeug, das du nach deinen Wünschen einkleiden kannst?“ Ich wusste nicht, auf wen ich mehr wütend war: auf ihn, weil er so über mich dachte, oder auf mich, weil ich zugelassen hatte, dass diese Sache überhaupt angefangen hatte.

Er lachte spöttisch auf. „O ja. Ich finde das überaus komisch.“

„Nimm das und steck es dir in den Arsch.“ Ich warf ihm den Brief an die Brust, packte meine Handtasche, drehte mich um und sprintete geradezu zum Fahrstuhl. Was für ein selbstgefälliger Penner!

Natürlich wusste ich, dass er mich nicht hatte beleidigen wollen, zumindest hoffte ich es. Aber das? Das war genau, warum man nicht mit seinem Chef vögeln sollte, warum man nicht durchdrehen und eine kleine Show in seinem Büro hinlegen sollte.

Anscheinend hatte ich diesen Teil der Einführung damals verpasst.

„Miss Mills!“, rief er, aber ich ignorierte ihn und trat in den Fahrstuhl. Komm schon, dachte ich, als ich wiederholt auf den Knopf zur Tiefgarage drückte. Sein Gesicht erschien genau in dem Moment, als sich die Türen schlossen, und ich grinste in mich hinein, als ich ihm den Stinkefinger zeigte. Sehr erwachsen, Chloe.

„Scheiße. Scheiße. Scheiße!“, schrie ich in den leeren Fahrstuhl und stampfte mit den Füßen auf. Dieser Bastard hatte das letzte Mal einen meiner Slips zerrissen.

Der Fahrstuhl summte, als Zeichen, dass ich die Garage erreicht hatte, und murmelnd ging ich zu meinem Wagen. Das Parkdeck war nur schwach erleuchtet, und mein Wagen war einer der wenigen, die noch auf dieser Etage standen, aber ich war zu wütend, um groß darüber nachzudenken. Mir täte der unglückliche Wichser leid, der sich in dieser Situation mit mir anlegen würde. Gerade als mir dieser Gedanke kam, hörte ich, wie die Tür zum Treppenhaus aufging und Mr Ryan hinter mir meinen Namen rief.

„Verdammt! Wartest du vielleicht mal?“, rief er. Mir entging nicht, dass er außer Atem war. Ich schätze, wenn man siebzehn Stockwerke hinunterhechtet, passiert so was schon mal.

Ich schloss meinen Wagen auf, öffnete die Tür und warf meine Handtasche auf den Beifahrersitz. „Was zum Teufel wollen Sie, Mr Ryan?“

„Gott, kannst du den Zickenton mal für zwei Sekunden abstellen und mir zuhören?“

Ich wirbelte herum. „Denkst du, ich wäre so was wie eine Nutte?“

Tausende unterschiedlicher Gefühle flackerten über sein Gesicht: Wut, Schock, Verwirrung, Hass, und Scheiße noch mal, er sah zum Anbeißen aus. Er öffnete den Kragen seines Hemds, sein Haar war das absolute Chaos, und eine Schweißperle rann seine Wange hinunter über sein Kinn – all das machte die Situation nicht gerade leichter. Ich war entschlossen, wütend zu bleiben.

Einen Sicherheitsabstand wahrend, schüttelte er den Kopf. „Himmel“, fluchte er und sah sich auf dem Parkdeck um. „Denkst du, ich sehe in dir eine Nutte? Nein! Es ging doch nur darum …“ Er hielt inne, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Schließlich schien er aufzugeben, sein Kiefer malmte.

Die Wut, die durch mich hindurchraste, war so stark, dass ich, bevor ich mich bremsen konnte, einen Schritt vortrat und ihm hart ins Gesicht schlug. Das Geräusch schallte über das leere Parkdeck. Mit schockiertem, wütendem Blick berührte er die Stelle, wo ich ihn geschlagen hatte.

„Du bist vielleicht mein Chef, aber du bestimmst nicht darüber, wie das hier läuft.“

Stille breitete sich zwischen uns aus; ich registrierte kaum noch die Geräusche des Verkehrs und der Welt draußen. „Weißt du“, sagte er mit dunklem Blick und trat einen Schritt auf mich zu, „ich hab nicht gehört, dass du dich beschwerst.“

O dieser abgefuckte Wichser!

„Gegen das Fenster.“ Noch ein Schritt. „Im Fahrstuhl und auf der Treppe. In der Umkleide, während du zugesehen hast, wie ich dich ficke.“ Noch einer. „Als du heute in meinem Büro die Beine breit gemacht hast, hab ich kein Wort des Protests aus deinem verdammten Mund gehört.“

Meine Brust hob und senkte sich, und ich konnte das kalte Metall des Wagens durch den dünnen Stoff meines Kleides spüren. Trotz meiner hohen Schuhe war Mr Ryan noch einen ganzen Kopf größer als ich, und als er sich runterbeugte, spürte ich seinen warmen Atem auf meinem Haar. Ich musste nur aufsehen, dann würden sich unsere Münder berühren.

„Tja, damit bin ich durch“, zischte ich zwischen den Zähnen hervor, aber jeder angestrengte Atemzug brachte mir einen kurzen Moment der Erleichterung, wenn mein Oberkörper seinen berührte.

„Natürlich bist du das“, flüsterte er kopfschüttelnd und kam noch näher, seine Erektion drückte gegen meinen Bauch. Er stützte seine Hände auf dem Wagen ab. Ich saß in der Falle. „Vollkommen durch.“

„Außer … Vielleicht …“, flüsterte ich, nicht sicher, ob ich es laut aussprechen sollte.

„Vielleicht noch ein einziges Mal?“ Seine Lippen berührten leicht meine.

Es war zu zart, zu real.

Ich hob den Kopf und flüsterte in seinen Mund: „Mir gefällt nicht, dass ich das will. Es ist nicht gut für mich.“

Seine Nasenflügel weiteten sich leicht, und gerade, als ich schon dachte, ich würde gleich durchdrehen, nahm er meine Unterlippe grob zwischen seine Zähne und zog mich zu sich heran. Er knurrte in meinen Mund, vertiefte den Kuss und drückte mich heftig gegen den Wagen. Wie beim letzten Mal griff er in mein Haar und nahm die Klammern heraus.

Unsere Küsse waren erst neckend, dann hart, wir kamen zusammen und trennten uns wieder, Hände griffen in Haare und Zungen glitten gegeneinander. Ich japste auf, als er leicht in die Knie ging und seinen Schwanz an mir rieb.

„Gott“, stöhnte ich mit zitterndem Atem, schlang ein Bein um ihn, der Absatz bohrte sich in sein Bein.

„Ich weiß.“ Er atmete heftig in meinen Mund aus. Er sah auf mein Bein und packte mit der Hand meinen Hintern, drückte ihn fest und murmelte: „Hab ich dir schon gesagt, wie verdammt heiß diese Schuhe sind? Weißt du, was du mir mit diesen geilen kleinen Schleifen antust?“

„Tja, hier ist noch irgendwo eine Schleife, aber du brauchst ein bisschen Glück, um sie zu finden.“

Er zog sich von mir zurück, sein lüsterner Blick traf meinen. „Steig in den verdammten Wagen“, sagte er, und seine Stimme polterte tief in seiner Kehle, als er die Tür aufriss.

Wütend funkelte ich ihn an, versuchte, einen vernünftigen Gedanken in meinem umwölkten Hirn ausfindig zu machen. Was sollte ich tun? Was wollte ich? Konnte ich ihn einfach so wieder meinen Körper in Besitz nehmen lassen? Ich war dermaßen überwältigt, dass ich zitterte. Jeder vernünftige Gedanke verflüchtigte sich, als ich spürte, wie seine Hand meinen Hals hinaufwanderte, dann in mein Haar. Er packte es fest, zog rasch meinen Kopf zu sich und starrte mir in die Augen.

„Jetzt.“

Die Entscheidung war gefallen, und wieder einmal wickelte ich seine Krawatte um mein Handgelenk, zog ihn auf den Rücksitz. Als die Tür sich hinter ihm schloss, machte er sich sofort an den Bändern vorne an meinem Kleid zu schaffen. Ich stöhnte, als ich spürte, wie er den Stoff beiseiteschob und seine Hände über meine nackte Haut glitten. Er drückte mich in das kühle Leder und kniete sich zwischen meine Beine, legte eine Handfläche auf meine Brüste, ließ sie langsam über meinen Bauch hinuntergleiten bis zu den spitzenbesetzten Strapsen. Seine Finger fuhren an den zarten Bändchen entlang zum Saum meiner Strümpfe und wieder hoch, strichen dabei über den Rand meines Slips. Meine Bauchmuskeln spannten sich bei jeder Bewegung an, und ich versuchte, meine Atmung zu kontrollieren. Er befingerte die kleinen weißen Schleifen und sah mich an: „Das hat nichts mit Glück zu tun.“

Ich zog ihn an seinem Hemd zu mir heran und ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten, stöhnte auf, als er seine Handfläche gegen mich drückte. Unsere Lippen gingen auf die Suche, unsere Küsse wurden lang und tief und immer drängender, je mehr Haut entblößt wurde. Ich zog sein Hemd aus der Hose und erforschte die weiche Haut über seinen Rippen, die klare Definition seiner Muskeln an seiner Hüfte und den sanften Pfad aus Haar, der mich hinunterleitete zu seinem Bauchnabel und noch tiefer.

Weil ich ihn so provozieren wollte, wie er mich provozierte, fuhr ich mit den Fingern über seinen Gürtel und über die harte Wölbung in seiner Hose.

Er stöhnte in meinen Mund: „Du hast keine Ahnung, was du mir antust.“

„Sag’s mir“, flüsterte ich zurück. Ich verwendete seine Worte gegen ihn, und allein das Wissen, dass sich in diesem Moment das Blatt gewendet hatte, spornte mich an. „Sag’s mir, und ich geb dir, was du willst.“

Keuchend drückte er seine Stirn gegen meine, biss sich auf die Lippen, erschauerte. „Ich will, dass du mich fickst“, brachte er hervor.

Seine Hände zitterten, als er meinen nagelneuen Slip in die Hand nahm, und wie krank das auch war, ich wollte, dass er ihn zerriss. Die rohe Leidenschaft zwischen uns war mit nichts vergleichbar, das ich je erlebt hatte; ich wollte nicht, dass er sich zurückhielt. Ohne ein Wort riss er ihn von mir, und der Schmerz, als der Stoff in meine Haut schnitt, verstärkte meine Lust noch.

Ich streckte mein Bein aus und drückte ihn zurück, von mir hinunter. Dann setzte ich mich auf, presste ihn gegen die Rückenlehne und hockte mich auf seinen Schoß. Energisch riss ich sein Hemd auf, sodass die Knöpfe auf den Sitz flogen.

Es gab nichts mehr außer ihm und diesem Moment. Das Gefühl der Luft auf meiner Haut, das flatternde Geräusch unseres Atmens, die Hitze seines Kusses und der Gedanke an das, was noch kommen würde. Mit zittrigen Händen öffnete ich Gürtel und Hose, und mit seiner Hilfe gelang es mir, sie seine Beine hinunterzuschieben. Seine Eichel berührte meine feuchte Öffnung, und ich schloss die Augen, ließ mich langsam auf ihn hinuntergleiten.

„O Gott“, stöhnte ich. Ihn in mir zu spüren verstärkte das bittersüße Verlangen noch. Ich hob meine Hüfte und begann ihn zu reiten, jede Bewegung fühlte sich noch intensiver an als die zuvor. Der Schmerz von seinen rauen Fingerspitzen auf meiner Hüfte heizte meine Lust nur noch mehr an. Seine Augen waren geschlossen, sein Stöhnen wurde durch meine Brüste gedämpft. Mit den Lippen fuhr er über meinen Spitzen-BH, zog ein Körbchen hinunter und nahm meinen harten Nippel zwischen die Zähne. Ich verstärkte meinen Griff in seinem Haar, und er ächzte auf, ließ meinen Nippel kurz los.

„Beiß mich“, flüsterte ich.

Fest biss er zu und ich schrie auf, zog noch fester an seinem Haar.

Mein Körper war so im Einklang mit seinem, dass er auf jeden seiner Blicke und Berührungen und Geräusche reagierte. Ich hasste und liebte es zugleich, welche Gefühle er in mir auslöste. Ich war nie gut darin gewesen, die Kontrolle aufzugeben, doch wenn er mich auf diese Weise berührte, dann warf ich sie nur zu gerne über Bord.

„Gefällt es dir, meine Zähne zu spüren?“ Sein Atem kam kurz und stoßweise. „Fantasierst du davon, wo ich dich sonst noch beißen könnte?“

Ich stieß ihm gegen die Brust und starrte zu ihm auf. „Du weißt einfach nicht, wann du die Klappe halten solltest, oder?“

Blitzschnell hob er mich hoch, warf mich grob auf den Sitz, drückte meine Beine auseinander und bahnte sich wieder den Weg in mich hinein. Mein Wagen war zu klein für das hier, aber nichts in der Welt konnte uns jetzt noch aufhalten. Selbst mit seinen Beinen merkwürdig unter ihm zusammengefaltet und meinen Armen über meinem Kopf gekreuzt, um mich vor der Tür zu schützen, war es beinahe zu viel.

Er kam auf die Knie, und in dieser etwas komfortableren Position nahm er eines meiner Beine und legte es über seine Schulter, um seinen Schwanz noch weiter in mich hineinzudrängen.

„O Gott, ja.“

„Ja?“ Er hob mein anderes Bein und legte es auf seine andere Schulter. Dann streckte er die Arme aus und umklammerte den Türrahmen, Balance suchend, um seine Stöße zu vertiefen. „Magst du es?“ Die Veränderung des Winkels ließ mich aufkeuchen, als die köstlichsten Gefühle sich in meinem Körper ausbreiteten.

„Nein.“ Ich drückte mich mit den Händen von der Tür ab, hob meine Hüfte vom Sitz, um jeder Bewegung seiner Hüfte zu begegnen. „Ich mag es härter.“

„Scheiße“, murmelte er, als er den Kopf leicht drehte und mit offenem Mund feuchte Küsse auf meinem Bein verteilte. Inzwischen glänzten unsere Körper vor Schweiß, die Fenster waren vollkommen beschlagen, und unser Stöhnen erfüllte den Wagen. Das schwache Leuchten der Garagenlichter betonte jede eingemeißelte Delle und jeden Muskel in dem Meisterwerk über mir. Ich betrachtete ihn staunend; sein Körper kämpfte vor Anstrengung, sein Haar war zerwühlt und klebte an seiner feuchten Stirn, die Sehnen an seinem Hals waren aufs Äußerste gespannt.

Er beugte den Kopf zwischen seine ausgestreckten Arme, schloss fest die Augen und schüttelte den Kopf. „O Gott“, keuchte er. „Ich kann einfach … Ich kann nicht aufhören.“

Ich bog mich durch, um dichter an ihn heranzukommen, ich musste einen Weg finden, um ihn noch tiefer, noch vollständiger in mich aufzunehmen. Noch nie hatte ich einen Körper so tollwütig verschlingen wollen wie seinen. Selbst wenn er in mir war, schien ich nie nah genug an ihm dran zu sein. Und es war mit diesem Gedanken im Kopf, dass die köstliche, zunehmende Anspannung auf meiner Haut und in meinem Bauch sich in ein so heftiges Sehnen verwandelte, dass ich meine Beine von seinen Schultern nahm, sein Gewicht auf mich heraufzog und wieder und wieder bettelte: „Bitte, bitte, bitte.“

So kurz davor. Ich war so kurz davor.

Meine Hüften kreisten, und seine Hüften antworteten heftig, aber gleichmäßig. „So verdammt kurz davor. Bitte.

„Alles“, entgegnete er grummelnd, bevor er sich vorlehnte, in meine Lippe biss und wieder grummelte: „Nimm verflucht noch mal alles.“

Als ich kam, schrie ich auf und grub meine Fingernägel in seinen Rücken, genoss den Geschmack seines Schweißes auf meinen Lippen.

Er fluchte, seine Stimme tief und heiser, und mit einem letzten, kräftigen Stoß spannte er sich über mir an.

Erschöpft und zitternd brach er über mir zusammen, sein Gesicht auf meinem Hals. Als wir dort so keuchend lagen, konnte ich dem Verlangen, mit meinen bebenden Händen durch sein nasses Haar zu fahren, nicht widerstehen. Sein Herz raste an meiner Brust. Tausende Gedanken jagten durch meinen Kopf, während die Minuten verstrichen.

Langsam beruhigte sich unsere Atmung, und ich dachte schon, er wäre eingeschlafen, als er seinen Kopf zur Seite drehte.

Weil mein Körper schweißnass war, fröstelte ich in dem Moment, als er begann, sich anzuziehen. Ich beobachtete ihn für eine Weile, dann setzte ich mich auf und zog mir das Kleid über. Meine Gefühle waren zwiespältig. Mehr als nur körperlich erfüllend, war der Sex mit ihm besser als alles, was ich seit Langem erlebt hatte.

Aber der Typ war so ein Arschloch.

„Ich nehme an, du wirst das Konto nicht benutzen. Mir ist klar, dass dies nicht noch mal passieren darf“, unterbrach er meine Gedanken. Ich wandte mich zu ihm um. Er warf sich sein zerrissenes Hemd über, den Blick starr geradeaus gerichtet.

Ein paar Minuten vergingen, bevor er sich zu mir umdrehte und mich ansah.

„Sag etwas, damit ich weiß, dass du mich gehört hast.“

„Richte Susan aus, ich werde zum Dinner kommen. Und verschwinde aus meinem Wagen.“

SECHS

Das Brennen in meiner Brust reichte beinahe aus, um mich von dem Chaos in meinem Kopf abzulenken. Beinahe.

Deshalb erhöhte ich die Geschwindigkeit auf dem Laufband und strengte mich noch ein wenig mehr an. Die Fußsohlen pochten, die Muskeln brannten, es funktionierte immer. So lebte ich mein Leben. Es gab nichts, was ich nicht erreichen konnte, wenn ich mich nur genügend anstrengte: Schule, Karriere, Familie, Frauen.

Scheiße. Frauen.

Angewidert schüttelte ich den Kopf und drehte die Lautstärke meines iPods lauter, in der Hoffnung, das würde mich lang genug ablenken, um meinen verdammten Frieden zu finden.

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es nicht klappen würde. Sosehr ich es auch versuchte, sie war immer da. Wenn ich meine Augen schloss, war alles wieder da: über ihr zu sein, ihre Umklammerung zu spüren, verschwitzt, voller Verlangen und dem Wunsch, es zu beenden, aber unfähig, es zu tun. In ihr zu sein, war die absolut perfekteste Folter. Es befriedigte den Hunger, den ich in dem Moment verspürte, aber wie ein Junkie fühlte ich mich aufgefressen von dem Verlangen nach mehr, sobald es vorbei war. Es war beängstigend: In den Momenten, in denen ich mit ihr zusammen war, war ich bereit, alles zu tun, was sie wollte. Und dieses Gefühl begann sich auch in Momente wie diese zu schleichen, wenn ich nicht mal mit ihr zusammen war und trotzdem derjenige sein wollte, den sie brauchte. Wie erbärmlich.

Mir wurde der Stöpsel aus dem Ohr gezogen, und ich drehte mich zur Quelle der Störung um. „Was?“ Wütend starrte ich meinen Bruder an.

„Wenn du so weitermachst, Ben, müssen wir dich noch vom Boden aufkratzen“, erwiderte er. „Was hat sie denn diesmal angestellt, dass du so mies drauf bist?“

„Wer?“

Er verdrehte die Augen. „Chloe?“

Beim Klang ihres Namens zog sich mein Magen zusammen. Schnell konzentrierte ich mich wieder auf das Laufband. „Wieso glaubst du, das hätte irgendwas mit ihr zu tun?“

„Weil ich kein verdammter Idiot bin.“

„Ich bin nicht schlecht drauf. Und selbst wenn es so wäre, wieso zum Teufel sollte das was mit ihr zu tun haben?“

Lachend schüttelte er den Kopf. „Ich bin noch nie jemandem begegnet, der bei dir so eine Reaktion hervorruft. Und du weißt, warum, oder?“ Er stellte seine Maschine aus und richtete seine Aufmerksamkeit nun voll und ganz auf mich. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass mich das nicht ein wenig nervös machte. Mein Bruder war sehr einfühlsam; manchmal auch zu einfühlsam. Und wenn es irgendetwas gab, das ich vor ihm verbergen wollte, dann dies.

Ich hielt den Blick beim Laufen geradeaus gerichtet, versuchte, seinem auszuweichen. „Dann klär mich mal auf.“

„Weil ihr beiden euch zu sehr ähnelt“, sagte er selbstzufrieden.

„Was?“

Mehrere Leute drehten sich um, um zu sehen, warum ich in dem überfüllten Fitnesscenter plötzlich so losschrie. Ich haute mit der Hand auf dem Stopp-Knopf und wandte mich Henry zu. „Wie kannst du so was auch nur denken? Wir ähneln uns kein Stück.“ Ich war verschwitzt, außer Atem und erschöpft von meinem Zehn-Meilen-Lauf. Aber gerade jetzt hatte mein steigender Blutdruck nichts mit meinem Workout zu tun.

Henry nahm einen großen Schluck von seiner Wasserflasche und grinste. „Was glaubst du eigentlich, mit wem du gerade sprichst? Ich habe noch nie zwei Leute getroffen, die sich mehr ähneln. Zuallererst“ – er hielt inne, räusperte sich und hob dramatisch die Hände, um an den Fingern abzuzählen – „seid ihr beide intelligent und ambitioniert. Ihr schuftet hart. Und ihr seid loyal. Und“, fuhr er fort und zeigte dabei auf mich, „sie ist ein Knaller. Sie ist tatsächlich die erste Frau in deinem Leben, die sich mit dir messen kann und nicht hinter dir her trottet wie ein kleines Hündchen. Es stinkt dir, wie sehr du das brauchst.“

Hatten denn alle den Verstand verloren? Ja, sicherlich stimmte einiges davon. Selbst ich konnte nicht leugnen, dass sie unglaublich intelligent war. Sie arbeitete hart; ich war oft überrascht, wie gut sie alles im Griff hatte. Sie war ganz sicher ambitioniert, auch wenn ich es mehr im Sinne von dickköpfig oder stur beschreiben würde. Und ihre Loyalität stand vollkommen außer Frage. Sie hätte mich schon hundert Mal verraten können, seitdem wir diese kranke Sache begonnen hatten.

Ratlos stand ich da, starrte ihn an und überlegte, was ich antworten sollte. „Ja, na gut, aber sie ist außerdem ein verrücktes Biest.“ Wie nett. Sehr schön formuliert, Bennett.

Ich trat vom Laufband, wischte schnell meine Maschine ab und flüchtete quer durch das Fitnesscenter.

Fröhlich lachte er mir hinterher. „Siehst du? Ich wusste, dass sie dir an die Nieren geht.“

„Leck mich, Henry.“

Als ich mich gerade niedergelassen hatte, um ein paar Sit-Ups zu machen, stand er plötzlich über mir und grinste wie eine Katze, die einen Kanarienvogel aufgefressen hat. „Tja, ich bin fertig hier.“ Er wischte sich die Hände ab und sah dabei unglaublich zufrieden mit sich aus. „Schätze, ich fahr jetzt heim.“

„Gut. Verschwinde.“

Lächelnd drehte er sich zum Ausgang um. „Oh, bevor ich es vergesse: Mina wollte, dass ich dich frage, ob du Chloe überzeugen konntest, zum Abendessen zu kommen?“

Ich nickte und setzte mich auf, um an meinen Schuhbändern herumzuspielen. „Sie sagte, sie würde da sein.“

„Bin ich eigentlich der Einzige, der es saukomisch findet, dass Mom sie mit Joel Cignoli verkuppeln will?“ Da war wieder dieses Gefühl in meiner Brust. Henry und ich waren mit Joel zusammen groß geworden, und er war ein echt netter Kerl, aber irgendwas an der Vorstellung von den beiden zusammen weckte in mir das Bedürfnis, auf irgendetwas einzuprügeln. „Chloe ist eine Nummer zu groß für ihn. Meinst du nicht auch?“ Ich spürte, wie er mich wieder für einen kurzen Augenblick anstarrte. „Aber hey, gut für ihn, wenn er glaubt, dass er eine Chance hat.“

Wortlos lehnte ich mich zurück und begann die Sit-Ups schneller zu machen als notwendig.

„Dann bis später, Benny.“

„Bis dann“, murmelte ich.

Als ich Sonntagnacht im Bett lag, ging ich noch mal im Kopf den Plan durch. Ich dachte zu viel über sie nach. Ich musste stark sein und es schaffen, sie eine Woche lang nicht zu berühren. Wie bei einer Entgiftung. Sieben Tage, das würde ich doch schaffen. Sieben Tage lang sie nicht berühren, und ich hätte mich von dem Ganzen befreit. Endlich könnte ich wieder mein Leben leben wie bisher. Es gab da nur ein paar Vorkehrungen zu treffen.

Erstens durfte ich mich nicht dazu hinreißen lassen, mit ihr zu diskutieren. Aus irgendeinem Grund waren unsere Diskussionen so was wie eine kranke Art des Vorspiels. Zweitens: kein Fantasieren mehr von ihr, nie mehr. Das bedeutete, nicht mehr im Geiste vergangene sexuelle Begegnungen durchzugehen, mir keine neuen mehr auszudenken, sie mir nicht mehr nackt vorzustellen oder wie irgendwelche Körperteile von mir mit ihren in Kontakt kamen.

Im Großen und Ganzen lief alles nach Plan. Mir war zwar ständig unbehaglich zumute und die Woche schien sich in die Länge zu ziehen, aber abgesehen von ziemlich vielen schmutzigen Fantasien behielt ich die Kontrolle. Ich gab mein Bestes, um so viel wie möglich außerhalb des Büros beschäftigt zu sein. Während der Zeit, die wir miteinander verbringen mussten, wahrte ich Distanz, und meistens behandelten wir einander mit der gleichen höflichen Abneigung wie zuvor.

Aber ich schwöre, sie versuchte mich kleinzukriegen. Jeden Tag schien Miss Mills noch attraktiver auszusehen als zuvor. Jeden Tag gab es irgendwas an ihrer Kleidung oder an ihrem Verhalten, das mich wieder auf schlimme Gedanken brachte. Ich hatte mit mir selbst abgemacht, dass es keine „Sessions“ während der Mittagspause mehr geben würde. Ich musste damit aufhören, musste aufhören, beim Masturbieren an sie zu denken – besser, daran zu denken, wie sie masturbierte. Das war nicht gerade förderlich.

Am Montag trug sie ihr Haar offen. Als sie während eines Meetings mir gegenüber saß, konnte ich an nichts anderes denken, als daran, wie ich es mir um die Hände wickelte, während sie mir einen blies.

Am Dienstag hatte sie einen figurbetonten knielangen Rock an und diese Strümpfe mit der Naht hinten. Sie sah aus wie ein heißes Sekretärinnen-Pin-up.

Am Mittwoch trug sie einen Anzug. Das war unerwarteterweise noch schlimmer, weil ich nicht aus meinem Hirn kriegte, wie es sich wohl anfühlen würde, ihr diese Hosen die langen Beine hinunterzuschieben.

Am Donnerstag hatte sie einen perfekt gewöhnlichen Pulli mit V-Ausschnitt an, aber zwei Mal hatte ich, als sie sich vorbeugte, um meinen Füller aufzuheben, einen verdammt guten Blick in ihr Hemd. Nur das eine Mal war es absichtlich.

Am Freitag dachte ich, ich würde explodieren. Ich hatte die ganze Woche über nicht gewichst und lief mit dem schlimmsten Fall von dicken Eiern rum, den ein Mann je erlebt hatte.

Als ich am Freitagmorgen ins Büro kam, betete ich, dass sie sich vielleicht krankgemeldet hatte. Aber irgendwie wusste ich, dass ich nicht so viel Glück haben würde. Ich war notgeil und besonders schlechter Laune, und als ich die Bürotür öffnete, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Sie beugte sich gerade vor, um eine Pflanze zu gießen, und trug dabei ein grauschwarzes Sweaterkleid und kniehohe Stiefel. Ihre Kurven waren überdeutlich sichtbar. Irgendjemand da oben musste mich ziemlich hassen.

„Guten Morgen, Mr Ryan“, flötete sie und hielt mich dadurch davon ab, an ihr vorbeizugehen. Irgendwas hatte sie vor. Sie sprach sonst nie so sanft mit mir. Ich blickte sie misstrauisch an.

„Guten Morgen, Miss Mills. Sie scheinen heute in einer außergewöhnlich guten Stimmung zu sein. Ist jemand gestorben?“

Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem teuflischen Grinsen. „O nein. Ich freue mich nur auf das Abendessen morgen, und darauf, Ihren Freund Joel kennenzulernen. Henry hat mir schon so viel von ihm erzählt. Ich denke, wir haben wirklich viele Gemeinsamkeiten.“

Was für ein Wichser. „Oh, richtig. Das Abendessen. Das hab ich total vergessen. Ja, sie und Joel … Nun, da er ein Muttersöhnchen ist und Sie ein herrschsüchtiger Hausdrache sind, sollte zwischen Ihnen beiden eine ziemlich stabile Liebesbeziehung möglich sein. Ich hätte gern einen Kaffee, falls Sie einen für sich selbst holen.“ Ich drehte mich um und ging in mein Büro.

Mir fiel ein, dass es vielleicht nicht unbedingt vorteilhaft für mich war, wenn sie mir einen Kaffee machte. Eines Tages würde sie mir vermutlich etwas hineinrühren. Arsen zum Beispiel.

Noch bevor ich mich gesetzt hatte, klopfte sie an die Tür.

„Herein.“

Sie stellte meinen Kaffee mit solcher Wucht ab, dass etwas davon auf meinen fünfzehntausend-Dollar-Tisch kleckerte – eine Sonderanfertigung, wie sie verdammt genau wusste. Sie sah mich an.

„Findet heute Morgen unser Terminkalender-Meeting statt?“ Sie stand dicht neben meinem Tisch, mitten im Sonnenlicht. Schatten fielen auf ihr Kleid, betonten die Rundungen ihrer Brüste. Verdammt, ich wollte ihre harten Nippel in den Mund nehmen. War es hier drinnen kalt? Wie konnte ihr kalt sein, wenn mir der Schweiß auf die Stirn trat?

Ich musste weg von hier, Himmel noch mal.

„Nein. Ich hatte ganz vergessen, dass ich heute Nachmittag Downtown ein Meeting habe. Ich werde deshalb in gut zehn Minuten gehen und für den Rest des Tages nicht da sein. Schicken Sie mir die Details einfach per Mail“, antwortete ich rasch und eilte zu meinem Schreibtischstuhl, wo ich mich in Sicherheit und in Deckung wähnte.

„Mir war nichts von einem Auswärtstermin heute Nachmittag bekannt“, sagte sie skeptisch.

„Nein, das konnten Sie auch nicht wissen“, antwortete ich. „Es ist privat.“

Als sie nichts erwiderte, sah ich auf. Sie hatte das Gesicht merkwürdig verzogen. Was war das für ein Ausdruck? Sie sah eindeutig wütend aus, aber da war noch etwas anderes. War sie … war sie eifersüchtig?

„Oh“, entgegnete sie und knabberte an ihrer Unterlippe. „Mit jemandem, den ich kenne?“ Sie fragte mich nie danach, wo ich hinging. „Ich meine, nur für den Fall, dass Ihr Vater oder Ihr Bruder nachher mit Ihnen sprechen müssen.“

„Nun“ – ich hielt inne, um sie ein bisschen auf die Folter zu spannen –, „wenn mich jemand sprechen will, dann kann er mich auf dem Handy erreichen. Sonst noch etwas, Miss Mills?“

Sie zögerte einen Moment, bevor sie das Kinn hob und die Schultern durchdrückte. „Da Sie nicht da sein werden, dachte ich gerade, dass ich das Wochenende gerne etwas früher beginnen würde. Vielleicht kann ich ja etwas shoppen für morgen Abend.“

„Kein Problem. Ich sehe Sie dann morgen.“ Unsere Blicke trafen sich über dem Schreibtisch, und die Spannung in der Luft war so spürbar, dass ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug.

„Ein schönes Meeting dann“, brachte sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor, ging durch die Tür und schloss sie hinter sich.

Fünfzehn Minuten später hörte ich erleichtert, dass sie ging. Nun schien es mir sicher, ebenfalls zu gehen, deshalb packte ich meine Sachen zusammen und verließ das Büro. Ich wurde von einem Mann aufgehalten, der einen großen Blumenstrauß brachte.

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“, fragte ich.

Er sah von seinem Klemmbrett auf, blickte sich um und sagte dann: „Ich habe eine Lieferung für Miss Chloe Mills.“

Was zum …? Wer zum Teufel würde ihr Blumen schicken? Traf sie sich regelmäßig mit jemandem, während wir … Ich konnte den Gedanken nicht mal zu Ende denken.

„Miss Mills ist Mittagessen gegangen. Sie wird sicher in einer Stunde wieder da sein“, log ich. Ich musste unbedingt einen Blick auf die Karte werfen. „Ich unterschreibe für sie und sorge dafür, dass sie die Blumen bekommt.“ Er stellte den Strauß auf ihren Tisch.

Rasch unterschrieb ich auf dem Klemmbrett, drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand und murmelte ein Auf Wiedersehen, als er ging. Dann stand ich lange drei Minuten nur da und starrte auf die Blumen, nahm mir vor, mich nicht so anzustellen und ganz bestimmt keinen Blick auf die Karte zu werfen.

Rosen. Sie hasste Rosen. Ich schnaubte, denn wer immer diese Lieferung in Auftrag gegeben hatte, wusste rein gar nichts über sie. Selbst ich wusste, dass sie keine Rosen mochte. Ich hatte einmal gehört, wie sie Sara erzählte, dass einer ihrer Dates ihr ein Bouquet geschickt hatte. Sie hatte ihm sofort den Laufpass gegeben, sie konnte den penetranten Duft nicht ausstehen. Schließlich gewann meine Neugier die Oberhand, und ich riss die Karte vom Strauß.

Ich freue mich auf das Abendessen.

Joel Cignoli.

Dieses fremde Gefühl breitete sich wieder langsam in meiner Brust aus, als ich die Karte in meiner Faust zerknüllte.

Automatisch nahm ich die Blumen von ihrem Schreibtisch, ging aus der Tür, schloss hinter mir ab und marschierte den Flur entlang Richtung Fahrstuhl.

Gerade als die Türen sich öffneten, kam ich an einem großen Abfalleimer aus Chrom vorbei, und ohne länger darüber nachzudenken, warf ich die Vase mit all ihrem Inhalt hinein.

Ich hatte keine Ahnung, was zur Hölle mit mir los war. Aber eines wusste ich: Auf keinen verdammten Fall würde ich zulassen, dass sie mit Joel Cignoli ausging.

SIEBEN

Den Großteil des Samstags verbrachte ich damit, dass ich am See joggen ging. Ich versuchte, etwas frische Luft zu bekommen, etwas Distanz, etwas Klarheit in meinen Gedanken.

Selbst so gab mir die Stunde Fahrt zu meinen Eltern noch genügend Zeit, um zu dem Gewirr an Frust in meinem Kopf zurückzukehren: Miss Mills, wie sehr ich sie hasste, wie sehr ich sie begehrte, die Blumen, die Joel geschickt hatte. Ich lehnte mich weiter in meinem Sitz zurück, versuchte, mich von dem sanften Brummen des Wagens beruhigen zu lassen. Es funktionierte nicht.

Das hier waren also die Fakten: Ich wollte sie besitzen. Nicht auf eine romantische Weise, sondern in der Art „ihr eins über den Schädel geben, sie an den Haaren davonzerren und sie ficken“. Als wäre sie mein Spielzeug und ich müsste die anderen Jungs im Sandkasten davon abhalten, sie mir wegzunehmen. Wie krank war das denn? Sollte sie jemals hören, wie ich das laut aussprach, würde sie mir die Eier abschneiden und sie mir in den Mund stopfen.

Jetzt war die Frage, wie ich weiter vorgehen sollte. Anscheinend war Joel interessiert. Wie sollte er das auch nicht sein? Er hatte nichts weiter als Informationen aus zweiter Hand, von meiner Familie, die sie ganz offensichtlich anhimmelte. Und ich war mir sicher, sie hatten ihm mindestens ein Foto von ihr gezeigt. Aber auf keinen Fall würde er sich mit ihr unterhalten und sie immer noch anziehend finden.

Außer, er wollte sie nur ficken …

Das Quietschen des Lenkradbezugs aus Leder, der sich unter meinem harten Griff gedehnt hatte, gab mir zu verstehen, dass ich daran besser nicht denken sollte.

Er wäre nicht einverstanden gewesen, sie im Haus meiner Eltern zu treffen, wenn er nichts anderes als Sex gewollt hätte, oder? Vielleicht wollte er sie ja wirklich besser kennenlernen. Verdammt, selbst ich musste zugeben, dass ich ein wenig von ihr fasziniert gewesen war, bevor wir tatsächlich miteinander gesprochen hatten. Das hatte natürlich nicht lange angehalten, und schnell war sie zu einem der unangenehmsten Menschen geworden, den ich je kennengelernt hatte. Zu meinem Unglück hatte ich mit ihr auch noch den besten Sex meines Lebens.

Scheiße, so weit sollte er besser nicht gehen. Ich war mir nicht sicher, wo ich in dieser Gegend einen Leichnam verstecken sollte.

Ich erinnerte mich noch daran, wie ich sie das erste Mal gesehen hatte. Meine Eltern waren mich über Weihnachten besuchen gekommen, während ich im Ausland lebte, und eines meiner Geschenke war ein digitaler Bilderrahmen gewesen. Während ich mit meiner Mutter die Fotos durchging, hielt ich die Diashow bei einem Bild an, auf dem meine Eltern mit einer jungen hübschen Brünetten zusammenstanden.

„Wer ist das da neben dir und Dad?“, fragte ich. Mom sagte mir, dass sie Chloe Mills heiße, als Assistentin für meinen Vater arbeite und einfach wunderbar sei. Sie war auf dem Foto vermutlich gerade mal zwanzig, aber ihre natürliche Schönheit war beeindruckend.

In den folgenden Jahren tauchte ihr Gesicht immer wieder mal auf den Fotos auf, die meine Mutter mir schickte; Betriebsfeiern, Weihnachtsfeiern, sogar auf Festen bei uns zuhause. Ihr Name fiel hin und wieder, wenn meine Familie von der Arbeit oder dem Leben im Allgemeinen sprachen.

Als dann die Entscheidung fiel, dass ich nach Hause kommen und den Posten als COO übernehmen würde, erklärte mir mein Vater, dass Chloe gerade ihren Wirtschaftsabschluss an der Northwestern machen würde, wo ein Berufspraktikum gefordert wurde – und dass es genau der richtige Job für sie wäre, mir für ein Jahr zur Seite zu stehen. Meine Familie liebte sie und vertraute ihr, und dass mein Vater und mein Bruder beide absolut keine Zweifel daran hatten, dass sie diese Aufgabe bewältigen konnte, sprach Bände. Ich stimmte sofort zu, obwohl ich mir ein bisschen Sorgen machte, dass mein Gefallen an ihrem Äußeren meine Fähigkeiten als ihr Chef behindern konnte. Aber ich beruhigte mich rasch damit, dass die Welt voll von schönen Frauen war und dass es ein Leichtes sein würde, beides auseinanderzuhalten.

Tja, wie dämlich ich gewesen war.

Jetzt sah ich die Fehler, die ich in den letzten Monaten gemacht hatte, sah, wie alles, seit dem ersten Tag, zu dem hier geführt hatte.

Um die Sache noch schlimmer zu machen: Ich konnte in letzter Zeit anscheinend mit niemandem mehr in die Kiste springen, ohne dabei an sie zu denken. Allein der Gedanke an das letzte Mal reichte aus, um mich zusammenzucken zu lassen.

Es war ein paar Tage vor dem Fenster-Zwischenfall – wie ich es inzwischen nannte – gewesen, bei einem Wohlfahrtsevent. Als ich ins Büro kam, war ich erstaunt, Miss Mills in einem unglaublich sexy blauen Kleid zu sehen, das ich noch nicht kannte. Von dem Moment an, als ich sie sah, wollte ich sie auf den Schreibtisch werfen und sie bis zur Bewusstlosigkeit vögeln.

Den ganzen Abend über war ich abgelenkt, trotz des hübschen blonden Vorzeigedates an meiner Seite. Ich wusste, das Ende der Fahnenstange war bald erreicht – letztlich würde ich durchdrehen. Wenn ich nur gewusst hätte, wie nahe der Tag schon war.

Ich versuchte mir selbst zu beweisen, dass Miss Mills sich überhaupt nicht in meinem Hirn breitmachte, indem ich zu der Blonden nach Hause ging. Wir stolperten in ihr Apartment, küssten uns, zogen uns hektisch aus, aber es fühlte sich nicht richtig an. Nicht, dass sie nicht heiß und interessant genug gewesen wäre, aber als ich sie aufs Bett legte, stellte ich mir dunkles Haar ausgebreitet auf dem Kopfkissen vor. Als ich ihre Brüste küsste, wollte ich weiche, volle Brüste spüren, keine aus Silikon. Und selbst als ich das Kondom überrollte und mich in ihr bewegte, wusste ich, dass sie nur ein gesichtsloser Körper war, den ich für meine selbstsüchtigen Bedürfnisse benutzte.

Verzweifelt versuchte ich, Chloe aus meinen Gedanken zu vertreiben, aber ich war unfähig, das verbotene Bild zu verdrängen, wie es wohl wäre, sie unter mir zu haben. Erst dann kam ich heftig, rollte mich schnell von meinem Date herunter, und hasste mich noch im selben Augenblick.

Jetzt war ich sogar noch mehr angewidert von der Erinnerung als zu dem Zeitpunkt, als es tatsächlich geschah, denn ich hatte sie in meinen Kopf gelassen und seitdem nicht von dort vertrieben.

Wenn ich diesen Abend überstanden hatte, würde alles leichter werden. Ich parkte den Wagen vor dem Haus und skandierte innerlich: Du schaffst das. Du schaffst das.

„Mom?“, rief ich laut und sah in jeden Raum, an dem ich vorbeikam.

„Hier draußen, Bennett“, hörte ich ihre Antwort von der hinteren Terrasse.

Ich öffnete die Terrassentür und wurde von dem Lächeln meiner Mutter begrüßt, die gerade den Gartentisch fertig deckte.

Ich lehnte mich vor, sodass sie mir einen Kuss geben konnte. „Und warum essen wir heute draußen?“

„Es ist so ein schöner Abend, und ich dachte, dann fühlen sich alle vielleicht wohler als in dem stickigen Esszimmer. Es wird sich doch niemand daran stören, oder was meinst du?“

„Natürlich nicht“, sagte ich. „Es ist wunderschön hier draußen. Mach dir keine Sorgen.“

Es war tatsächlich wunderschön. Die Terrasse wurde von einer großen weißen Pergola abgerundet, an deren Balken stark duftender Blauregen emporrankte. In der Mitte stand ein langer, rechteckiger Tisch für acht Personen; er war mit einer weichen, cremefarbenen Tischdecke und dem Lieblingsporzellan meiner Mutter eingedeckt. Kerzen und blaue Blumen in kleinen silbernen Krügen waren über die Länge des Tisches verteilt, und darüber funkelte ein handgeschmiedeter Kronleuchter.

„Du weißt schon, dass nicht mal ich Sofia davon abhalten kann, dieses Zeug vom Tisch zu reißen, oder?“ Ich schob mir eine Weintraube in den Mund.

„Ach, sie ist heute Abend bei Minas Eltern. Und das ist auch besser so“, sagte sie. „Wenn Sofia hier wäre, würde sie die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

Scheiße. Mit Sofia, die vor mir Fratzen zog, hätte ich wenigstens etwas gehabt, um mich von Joel abzulenken.

„Heute Abend geht es um Chloe. Und ich hoffe wirklich, dass sie und Joel sich gut verstehen.“ Sie rannte weiter auf der Terrasse umher, zündete Kerzen an, verrückte mal hier, mal dort was, ohne im Geringsten etwas von meinem Leid mitzubekommen.

Das gab mir den Rest. Als ich gerade überlegte, einfach abzuhauen, hörte ich Henry – ausnahmsweise pünktlich. „Wo seid ihr alle?“, rief er laut, und seine tiefe Stimme hallte durch das leere Haus. Ich öffnete die Tür für meine Mutter, und wir gingen nach drinnen, wo wir meinen Bruder in der Küche vorfanden.

„Alsoooo, Ben“, begann er, den langen, schlaksigen Körper gegen den Kühlschrank gelehnt. „Freust du dich schon auf heute Abend?“

Ich wartete, bis meine Mutter die Küche wieder verlassen hatte, dann sah ich ihn skeptisch an. „Ich schätze“, antwortete ich möglichst gelassen. „Mom hat, glaube ich, Zitronenschnitten gemacht. Die liebe ich.“

„Du laberst nur Scheiße. Ich freue mich schon darauf zuzusehen, wie Cignoli sich vor unser aller Augen an Chloe ranmacht. Könnte für einen amüsanten Abend sorgen. Meinst du nicht?“ Als er sich gerade ein Stück Brot von einem der langen Laibe auf der Arbeitsplatte abreißen wollte, kam Mina herein und schob seine Hand zur Seite.

„Willst du, dass deine Mutter einen Anfall bekommt, weil du das sorgfältig geplante Abendessen ruinierst? Du benimmst dich heute Abend, Henry. Kein Ärgern oder Witzeln, was Chloe angeht. Du weißt, wie nervös sie vermutlich wegen all dem hier ist. Herrje, sie muss schon genügend Mist wegen dem hier ertragen“, sagte sie und zeigte auf mich.

„Wovon redest du?“ Mich ermüdete langsam dieser übereifrige Chloe-Mills-Fan-Club hier. „Ich hab ihr nichts getan.“

„Bennett.“ Mein Vater stand im Türrahmen und machte mir ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Ich folgte ihm aus der Küche und in sein Arbeitszimmer. „Bitte zeig dich heute von deiner besten Seite. Ich weiß, dass du und Chloe euch nicht sonderlich gut versteht, aber dies ist unser Zuhause, nicht dein Büro, und ich erwarte von dir, dass du sie mit Respekt behandelst.“

Ich biss die Zähne zusammen und nickte zustimmend. Dabei dachte ich daran, wie respektlos ich sie in den letzten Wochen behandelt hatte.

Während ich nach unten auf die Toilette ging, kam Joel, der eine Flasche Wein mitbrachte und einige Varianten seiner eifrigen Begrüßungsformeln: „Du siehst fantastisch aus!“ zu Mom, ein „Wie geht’s dem Baby?“ zu Mina und eine ordentliche Kombination aus Handschlag und männlicher Umarmung für Henry und Dad.

Weil ich mich mental auf den kommenden Abend vorbereiten wollte, wartete ich noch einen Moment im Flur.

Wir waren während unserer Kindheit und während der gesamten Schulzeit mit Joel befreundet gewesen, aber ich hatte ihn seit meiner Heimkehr noch nicht wiedergesehen. Er hatte sich nicht sonderlich verändert. Er war ein bisschen kleiner als ich, schmal gebaut, mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen. Ich schätze, manche Frauen würden ihn als attraktiv bezeichnen.

„Bennett!“ Handschlag, männliche Umarmung. „Mein Gott, Mann. Wie lange ist es her?“

„Eine ganze Weile, Joel. Ich denke, seit dem Ende der Highschool“, antwortete ich, schüttelte ihm fest die Hand. „Wie ist es dir ergangen?“

„Großartig. Es ist alles wirklich großartig gelaufen. Und was ist mit dir? Ich hab deine Fotos in Zeitschriften gesehen, also schätze ich mal, es ist dir auch ganz gut ergangen.“ Er klopfte mir freundlich auf die Schulter.

Was für ein Sack.

Als Antwort nickte ich kurz und zwang mich zu lächeln. Ich beschloss, dass ich noch ein paar Minuten für mich brauchte, entschuldigte mich und ging nach oben in mein altes Zimmer.

Allein durch die Tür zu gehen, reichte schon, um mich ruhiger zu fühlen. Das Zimmer hatte sich seit meinem achtzehnten Geburtstag kaum verändert. Selbst als ich im Ausland war, hatten meine Eltern beinahe alles so gelassen wie zu jenem Tag, als ich weggegangen war, zum College. Ich setzte mich auf mein altes Bett und überlegte, wie ich mich fühlen würde, wenn Miss Mills tatsächlich etwas mit Joel anfangen würde. Er war wirklich ein netter Typ, und es konnte durchaus sein, dass die beiden sich gut verstehen würden. Aber bei dem Gedanke daran, dass ein anderer Mann sie berühren würde, spannte sich jeder Muskel in meinem Körper an. Ich dachte zurück an jenen Moment im Auto, als ich ihr sagte, dass ich nicht aufhören konnte. Selbst jetzt, bei allem vorgetäuschten Mut, wusste ich nicht, ob ich das konnte.

Von unten erschollen neue Begrüßungstiraden und Joels Stimme. Ich beschloss, dass es Zeit war, mich wie ein Mann zu benehmen und mich dem Ganzen zu stellen.

Als ich auf dem untersten Absatz angekommen war, sah ich sie. Sie stand mit dem Rücken zu mir … und schlagartig wich mir alle Luft aus den Lungen.

Ihr Kleid war weiß.

Warum musste es weiß sein?

Sie trug so eine Art Mädchen-Sommer-Rock, der direkt über ihren Knien endete und ihre langen Beine zur Geltung brachte. Das Oberteil war aus demselben Material, mit kleinen Schleifen an den Schultern, die es zusammenhielten. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, wie gern ich die Schleifen lösen und zusehen würde, wie alles auf ihre Taille hinunterfiel. Oder sogar auf den Boden.

Unsere Blicke trafen sich quer durch den Raum, und sie schenkte mir ein so authentisches, glückliches Lächeln, dass ich es ihr für einen kurzen Moment abnahm. „Hallo, Mr Ryan.“

Amüsiert verzog ich die Lippen, während ich sie dabei beobachtete, wie sie vor meiner Familie ihre Rolle spielte. „Miss Mills“, erwiderte ich nickend. Wir sahen uns unentwegt an, selbst als meine Mutter alle zu einem Aperitif auf die Terrasse bat.

Als sie an mir vorbeiging, drehte ich den Kopf und sagte so leise, dass nur sie es hören konnte: „Gestern erfolgreich geshoppt?“

Sie sah mich mit demselben engelsgleichen Lächeln im Gesicht an wie vorher. „Das würden Sie sicher gerne wissen.“ Sie streifte mich, und ich spürte, wie mein ganzer Körper sich versteifte. „Und übrigens, sie haben eine neue Kollektion Strapse hereinbekommen“, flüsterte sie, bevor sie den anderen nach draußen folgte.

Ich blieb stehen, und mir stand der Mund offen, während ich mich an unser Stelldichein in der Ankleide im La Perla erinnerte.

Weiter vorne beugte sich Joel dicht zu ihr herüber. „Ich hoffe wirklich, Sie sind mir wegen der Blumen nicht böse, die ich Ihnen gestern ins Büro geschickt habe. Ich gebe zu, das war ein bisschen übertrieben, aber ich habe mich so darauf gefreut, Sie heute zu treffen.“ Ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen zusammenzog, als Joels Frage mich aus meinem schmutzigen Tagtraum riss.

Sie drehte sich zu mir um. „Blumen? Habe ich Blumen bekommen?“

Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Ich bin früh gegangen, erinnern Sie sich?“ Ich ging an Ihnen vorbei nach draußen, um mir einen Belvedere Wodka Gimlet zu mixen.

Während der Abend voranschritt, konnte ich nicht anders: Ich musste sie die ganze Zeit beobachten, wenn auch nur aus dem Augenwinkel. Als das Essen endlich begann, war ersichtlich, dass es zwischen ihr und Joel ganz gut lief. Sie flirtete sogar mit ihm.

„Also, Chloe, Mr und Mrs Ryan haben mir erzählt, dass Sie aus North Dakota kommen?“

Erneut unterbrach Joels Stimme eine meiner Fantasien – diesmal eine, in der ich ihm einen Kinnhaken verpasste. Ich sah hinüber: Er lächelte sie warmherzig an.

„Das stimmt. Mein Vater ist Zahnarzt in Bismarck. Ich war nicht gerade das, was man ein Großstadtkind nennt. Selbst Fargo kam mir riesig vor.“ Ich lachte leise auf, worauf sie mich anblitzte. „Amüsiert sie das, Mr Ryan?“

Grinsend nippte ich an meinem Drink und starrte sie über den Glasrand an. „Tut mir leid, Miss Mills. Ich finde es nur faszinierend, dass Sie Städte nicht mögen, und doch haben Sie sich die drittgrößte Stadt in den USA ausgesucht, um dort zu studieren und … all das danach.“

Der Ausdruck in ihren Augen verriet mir, dass ich unter anderen Umständen entweder bereits nackt sein würde, mit ihr auf mir drauf, oder in meiner eigenen Blutlache auf dem Teppich liegen würde.

„Nun, Mr Ryan“ – das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück –, „mein Vater heiratete erneut, und da meine Mutter hier geboren ist, kam ich her, um noch etwas Zeit mit ihr zu verbringen, bevor sie starb.“ Sie starrte mich einen Moment lang an, und ich muss zugeben, dass sich in meiner Brust so etwas wie ein Schuldgefühl regte. Es ließ sich aber schnell unterdrücken, als sie wieder zu Joel hinüberschaute und sich dabei auf diese unschuldige Weise auf die Lippe biss, die sie so verdammt sexy aussehen ließ.

Hör auf, mit ihm zu flirten.

Ich ballte die Fäuste, als sie sich weiter miteinander unterhielten. Doch kurze Zeit später erstarrte ich. War das möglich? Ich grinste in meinen Cocktail. Ja, das war hundertprozentig ihr Fuß, der da mein Hosenbein hinaufkroch. Dieses hinterhältige, verdammte kleine Luder, mich zu berühren, während sie ein Gespräch mit einem Mann fortführte, von dem wir beide wussten, dass er sie niemals befriedigen könnte. Ich beobachtete ihre Lippen, wie sie sich um ihre Gabel schlossen, und mein Schwanz wurde hart, als ihre Zunge langsam über die Spitzen fuhr, um die Reste von Marinade abzulecken, die der Fisch dort hinterlassen hatte.

„Wow, eine der fünf Besten in Ihrer Klasse an der Northwestern. Alle Achtung!“, sagte Joel und sah dann zu mir herüber. „Ich wette, du bist froh, jemand so Großartiges unter dir zu haben, oder?“

Chloe hustete leicht und nahm ihre Serviette vom Schoß, um sie sich vor den Mund zu halten. Ich lächelte, als ich kurz zu ihr und dann wieder zu Joel sah. „Ja, es ist absolut großartig, Miss Mills unter mir zu haben. Sie leistet immer beste Arbeit.“

„Ach, Bennett. Das ist so nett von dir“, hauchte meine Mutter, und ich beobachtete, wie Miss Mills rot wurde. Das Lächeln verging mir aber, als ich ihren Fuß an meinem Schritt spürte. Dann drückte sie, wenn auch nur ganz leicht, gegen meine Erektion. Verdammte Scheiße. Jetzt musste ich husten. Ich verschluckte mich fast an meinem Gimlet.

„Alles in Ordnung, Mr Ryan?“, fragte sie mit vorgetäuschter Fürsorge. Ich nickte, erdolchte sie jedoch gleichzeitig mit Blicken. Sie zuckte mit den Schultern und sah wieder zu Joel hinüber. „Und was ist mit Ihnen? Kommen Sie aus Chicago?“

Sie fuhr fort, mich mit der Schuhspitze sanft zu massieren, und ich versuchte, meine Atmung zu kontrollieren, einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren. Als Joel begann, ihr von seiner Kindheit zu erzählen, wie er mit uns zur Schule gegangen war, und von seiner erfolgreichen Arbeit als Wirtschaftsprüfer, sah ich, wie ihr Gesichtsausdruck sich von einem des vorgetäuschten Interesses hin zu einem der echten Faszination verwandelte.

Unauffällig ließ ich meine Hand unter die Tischdecke gleiten und berührte ihren Fußknöchel, beobachtete, wie sie bei dem Körperkontakt leicht zusammenzuckte. Ich vollführte kleine Kreise mit den Fingerspitzen, ließ meinen Daumen über die Wölbung ihres Fußes gleiten und war ziemlich mit mir selbst zufrieden, als sie Joel bitten musste, seine Frage zu wiederholen.

Aber dann sagte er, dass er sie gerne einmal diese Woche zum Mittagessen sehen würde. Meine Hand legte sich auf ihren Fuß und drückte ihn fest gegen meinen Schwanz.

Sie grinste.

„Du kannst sie doch eine Mittagspause lang entbehren, nicht wahr, Bennett?“, fragte Joel mit einem glücklichen Lächeln, sein Arm auf der Rückenlehne von Chloes Stuhl. Es kostete mich alle Kraft, nicht über den Tisch zu greifen und Joel diesen Arm vom Körper zu reißen.

„Apropos Verabredungen, Bennett.“ Mina legte mir eine Hand auf den Arm. „Erinnerst du dich an meine Freundin Megan? Du hast sie letzten Monat bei uns kennengelernt. Mitte zwanzig, meine Größe, blondes Haar, blaue Augen. Egal, sie hat mich jedenfalls nach deiner Telefonnummer gefragt. Hast du Interesse?“

Ich warf einen Blick zu Chloe hinüber, deren Fuß sich, wie ich spürte, anspannte. Sie nippte an ihrem Glas, während sie sichtlich auf meine Antwort wartete. „Na klar. Du weißt, ich bevorzuge Blondinen. Könnte mal ganz nett sein zur Abwechslung.“

Als ihr Absatz daraufhin meine Eier am Stuhl festnagelte, musste ich mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien. Sie ließ ihn dort für einen Moment, nahm schließlich ihre Serviette aus dem Schoß und tupfte sich den Mund ab. „Entschuldigt mich, ich muss mal für kleine Mädchen.“

Kaum war sie im Haus, fiel meine gesamte Familie über mich her.

„Bennett“, fluchte Dad. „Ich dachte, wir hätten darüber geredet.“

Ich griff nach meinem Glass und führte es an meinen Mund. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Bennett“, fügte meine Mutter hinzu. „Ich denke, du solltest dich entschuldigen.“

„Wofür?“, fragte ich und stellte mein Glas etwas zu heftig hin.

„Ben!“, sagte mein Vater scharf, und damit war jegliche Diskussion beendet.

Stumm warf ich meine Serviette auf meinen Teller und schob meinen Stuhl zurück. Ich stürmte durch das Haus, prüfte erst die Toiletten auf den ersten beiden Stockwerken, bis ich schließlich beim Badezimmer im zweiten Stock ankam, dessen Tür geschlossen war.

Ich stand davor, die Hand auf dem Türknauf, und diskutierte mit mir selbst. Wenn ich dort hineinging, was würde passieren? Es gab nur eine Sache, an der ich interessiert war, und das war ganz bestimmt nicht, mich zu entschuldigen. Ich überlegte, zu klopfen, aber sie würde mich nicht hineinbitten, das wusste ich. Ich lauschte, ob irgendein Geräusch zu hören war. Nichts. Schließlich drehte ich den Türknauf – zu meiner Überraschung war nicht abgeschlossen.

Seit meine Mutter es hatte erneuern lassen, war ich erst ein paarmal in dem Badezimmer gewesen. Es war ein wunderschöner, moderner Raum mit einem maßgeschneiderten Waschtisch aus Marmor und einem großen Wandspiegel. Über dem Schminktisch war ein kleines Fenster, von dem aus man einen Blick auf die Terrasse und den Garten hatte. Miss Mills saß auf der gepolsterten Bank vor dem Tischchen und starrte in den Himmel hinaus.

„Kommen Sie, um vor mir auf den Knien herumzurutschen?“, fragte sie. Sie nahm die Verschlusskappe von ihrem Lippenstift und malte sorgfältig ihre Lippen an.

„Ich wurde geschickt, um nach Ihren zarten Gefühlen zu sehen.“ Ich griff hinter mich, um die Badezimmertür abzuschließen, das hörbare Klicken erklang in dem stillen Raum.

Sie lachte und sah mich durch den Spiegel an. Zwar wirkte sie absolut gefasst, aber ich konnte sehen, wie ihr Busen sich hob und senkte – ein deutliches Zeichen dafür, dass sie genauso aufgeregt war wie ich.

„Ich versichere Ihnen, es geht mir gut.“ Sie schob die Kappe wieder auf den Lippenstift und steckte ihn in ihre Handtasche. Sie stand auf, um an mir vorbei zur Tür zu gehen. „Daran, dass Sie ein Arsch sind, bin ich gewöhnt. Aber Joel scheint nett zu sein. Ich sollte wieder nach unten gehen.“

Ich legte eine Hand auf die Tür und lehnte mich vor, näher an ihr Gesicht heran. „Das glaube ich nicht.“ Meine Lippen berührten sie zart unterhalb des Ohres, und sie erschauerte. „Denn er will etwas, das mir gehört, und das kriegt er nicht.“

Wütend funkelte sie mich an. „In welchem Jahr leben wir denn? Reden wir jetzt auf Zweitklässler-Niveau? Lass mich gehen. Ich gehöre dir nicht.“

„Das denkst du vielleicht“, flüsterte ich, und meine Lippen wanderten über ihren Nacken. „Aber dein Körper“ – ich fuhr mit den Händen unter ihren Rock, drückte meine Hand gegen den feuchten Spitzenstoff zwischen ihren Beinen – „sieht das anders.“

Ihre Augen schlossen sich, und ein leises Stöhnen entfuhr ihr, als meine Finger kleine Kreise um ihre Klit zeichneten. „Leck mich doch.“

„Dann lass mich“, murmelte ich in ihrem Nacken.

Sie lachte zittrig auf, und ich drückte sie gegen die Badezimmertür. Dann ergriff ich ihre Hände, hob sie über ihren Kopf, hielt sie dort in meinen gefangen und beugte mich vor, um sie zu küssen. Ich spürte, wie sie leicht gegen mich ankämpfte. Kopfschüttelnd verstärkte ich meinen Griff.

„Lass mich“, wiederholte ich und drückte meinen harten Schwanz gegen sie.

„O Gott“, zischte sie, als sie den Kopf zur Seite drehte, um mir Zugang zu ihrem Hals zu verschaffen.“ Wir können das hier nicht machen.“

Ich fuhr mit meinen Lippen ihr Schlüsselbein hinunter und zu ihrer Schulter hinüber. Dann nahm ich ihre beiden Handgelenke in eine Hand und schob mit der anderen langsam eine der dünnen Schleifen hinunter, die ihr Top zusammenhielten, küsste sie auf die bloßgelegte Haut. Ich bewegte mich zur anderen Seite, wiederholte dort den Vorgang und wurde damit belohnt, dass das Oberteil hinunterfiel und ein weißer trägerloser Spitzen-BH zum Vorschein kam. Verdammt. Besaß diese Frau irgendwas, bei dem ich nicht in voller Montur fast schon kam? Ich ließ meinen Mund hinunter zu ihren Brüsten wandern, während ich mit der freien Hand den BH-Verschluss öffnete. Auf keinen Fall würde ich mir diesmal den Anblick ihrer nackten Brüste entgehen lassen. Die Häkchen ließen sich leicht öffnen, der Spitzenstoff teilte sich und brachte das Bild aus meinen schmutzigen Fantasien zum Vorschein. Als ich einen der pinkfarbenen Nippel in den Mund nahm, stöhnte sie auf, und ihre Knie gaben leicht nach.

„Schhhh“, flüsterte ich an ihrer Haut.

„Mehr“, sagte sie. „Noch mal.“

Da hob ich sie hoch. Sie schlang ihre Beine um meine Hüften, brachte unsere Körper fester zusammen. Als ich ihre Hände losließ, griff sie sofort in mein Haar, zog mich grob an sie heran. Verdammt, ich liebte es, wenn sie das tat. Ich drückte sie gegen die Tür, bemerkte dann aber, dass zu viele Klamotten im Weg waren; ich wollte die Hitze ihrer Haut auf meiner spüren, wollte mich bis zu den Eiern in sie versenken und sie gegen die Wand drücken, bis alle anderen längst zu Bett gegangen waren.

Sie schien meine Gedanken zu lesen: Sie fuhr mit den Fingern seitlich meinen Oberkörper entlang, riss mir hektisch das Polohemd aus der Hose, zog es hoch und über meinen Kopf.

Durch das offene Fenster drang Lachen von der Terrasse hinauf, und ich spürte, wie ihr Körper an meinem erstarrte. Es vergingen einige Sekunden, bis sich unsere Blicke trafen, und es war klar, dass sie mit den Worten kämpfte.

„Wir sollten das nicht tun“, sagte sie schließlich kopfschüttelnd. „Er wartet auf mich.“

Halbherzig versuchte sie, mich von sich zu schieben, aber ich blieb standhaft.

„Willst du ihn wirklich?“, fragte ich und spürte, wie eine Welle der Besitzgier mich durchströmte. Sie hielt meinem Blick stand, antwortete aber nicht. Ich ließ sie herunter und zog sie zum Schminktisch, blieb direkt hinter ihr stehen. Von hier aus hatten wir einen perfekten Blick auf die Terrasse unten.

Ich drückte ihren Rücken gegen meine Brust und legte meinen Mund an ihr Ohr. „Siehst du ihn?“ Meine Hände glitten über ihre Brüste. „Schau ihn dir an.“ Ich fuhr mit den Händen über ihren Bauch, ihren Rock, hinunter zu ihren Schenkeln. „Lässt er dich auch das hier fühlen?“ Meine Finger schoben sich ihren Schenkel wieder hoch, unter ihr Höschen. Ich stöhnte leise auf, als ich spürte, wie feucht sie war, und schob meine Finger hinein. „Wird er dich jemals so feucht machen?“

Stöhnend presste sie ihre Hüfte gegen mich. „Nein …“

„Sag mir, was du willst“, flüsterte ich an ihrer Schulter.

„Ich … ich weiß nicht.“

„Schau ihn dir an.“ Ich schob meine Finger in sie hinein und wieder hinaus. „Du weißt, was du willst.“

„Ich will dich in mir spüren.“ Darum brauchte sie mich nicht zweimal zu bitten. Ich öffnete rasch meine Hose und schob sie die Hüften hinunter, drückte mich gegen ihren Hintern, bevor ich ihren Rock hochschob und ihren Slip in die Hände nahm.

„Zerreiß ihn …“, flüsterte sie.

Nie zuvor hatte ich mit jemandem so wild und hemmungslos umgehen dürfen, und es fühlte sich so verdammt richtig mit ihr an. Ich zog heftig an dem Höschen, und der hauchdünne Stoff zerriss sofort. Achtlos warf ich es auf den Boden, fuhr mit den Händen über ihre Haut, ließ meine Finger ihre Arme hinuntergleiten, zu ihren Händen, die ich flach auf den Tisch vor uns drückte.

Es war ein so verdammt scharfer Anblick: ab der Taille war sie nach vorne gebeugt, der Rock über ihre Hüften hochgeschoben, ihr perfekter Arsch zur Schau gestellt. Wir stöhnten beide, als ich mich hinter sie stellte und tief in sie eindrang. Ich beugte mich vor, küsste sie auf den Rücken und machte wieder „Schhh“.

Noch mehr Lachen drang von draußen hinein. Joel war da unten. Joel, der eigentlich ein netter Typ war, der sie mir aber wegnehmen wollte. Die Vorstellung reichte, damit ich noch härter in sie hineinstieß.

Ihre erstickten Töne brachten mich zum Lächeln, und ich belohnte sie mit einem erhöhten Tempo. Irgendein perverser Teil von mir empfand es als absolut gerechtfertigt, dass Chloe bei dem, was ich mit ihr machte, verstummte.

Sie keuchte, ihre Finger suchten etwas, woran sie sich festhalten konnte, und mein Schwanz war so hart in ihr, mit jedem Mal härter, dass sie versuchte, einen Laut von sich zu geben, es aber nicht konnte.

Ich sprach sanft in ihr Ohr, fragte sie, ob sie gefickt werden wollte. Ich fragte sie, ob sie Dirty Talk mochte, ob sie es mochte, wenn ich so dreckig war, wenn ich sie so hart nahm, dass sie wund werden würde.

Sie stotterte ein Ja, und als ich mich noch schneller und härter bewegte, bat sie mich um mehr.

Die Fläschchen und Döschen auf dem Tisch klirrten und fielen bei der Wucht unserer Bewegungen um, aber das war mir vollkommen egal. Ich packte sie bei den Haaren, zog sie hoch, sodass ihr Rücken gegen meine Brust gedrückt war. „Glaubst du, er kann solche Gefühle in dir wecken?“

Wieder und wieder stieß ich in sie hinein und zwang sie, aus dem Fenster zu sehen.

Mir war bewusst, dass ich mich auf gefährlich dünnem Eis bewegte, dass die Mauern um mich herum einzubrechen drohten. Aber das war mir egal. Heute Nacht, wenn sie im Bett lag, musste sie an mich denken. Ich wollte, dass sie mich spürte, wenn sie die Augen schloss und sich selbst berührte, sich daran erinnerte, wie ich sie gefickt hatte. Mit der freien Hand fuhr ich seitlich an ihrem Oberkörper entlang zu ihren Brüsten, zwirbelte ihren Nippel.

„Nein“, stöhnte sie. „Niemals so.“ Ich schob meine Hand unter ihr Knie und hob es auf den Tisch, öffnete sie so noch weiter und ermöglichte es mir, meine Stöße noch mehr zu vertiefen.

„Spürst du, wie perfekt du um mich herum passt?“, stöhnte ich in ihrem Nacken. „Du fühlst dich so verdammt gut an. Wenn du nach unten gehst, will ich, dass du dich daran erinnerst. Erinnere dich daran, was du mit mir machst.“

Das Gefühl wurde zu überwältigend, und ich wusste, dass ich kurz davor war. Ich war mehr als verzweifelt. Ich verlangte nach ihr wie nach einer Droge, und dieses Gefühl fraß mich in jeder Sekunde meines Daseins auf. Ich nahm ihre Hand in meine, verschränkte meine Finger mit ihren und führte sie ihren Körper hinunter, zu ihrer Klit. Gemeinsam reizten und streichelten unsere Hände sie. Ich stöhnte, als wir tiefer rutschten und ich spürte, wie ich in sie hinein- und wieder hinausglitt.

„Fühlst du das?“, flüsterte ich in ihr Ohr und spreizte unsere Finger so, dass sie meinen Schwanz von beiden Seiten berührten.

Sie drehte den Kopf und wimmerte in meinem Nacken. Es reichte ihr nicht. Ich musste dafür sorgen, dass sie leise war. Ich nahm meine Hand aus ihrem Haar, legte sie sanft auf ihren Mund und küsste sie auf die gerötete Wange. Sie gab einen unterdrückten Schrei von sich, vielleicht der Klang meines Namens, als ihr Körper sich anspannte und dann um mich herum zusammenzog.

Nachdem sie die Augen geschlossen hatte und ihre Lippen sich mit einem befriedigten Seufzen entspannt hatten, begann ich, mir zu holen, was ich brauchte: schneller jetzt, mit dem Blick in den Spiegel, sodass ich sehen konnte, wie meine Stöße ihre Brüste zum Wippen brachten.

Mein Höhepunkt begann durch mich hindurchzufahren. Ihre Hand ließ mein Haar los, um meinen Mund zu verschließen. Ich schloss die Augen und ließ die Welle über mich zusammenbrechen. Meine letzten Stöße waren tief und hart, während ich mich in ihr ergoss.

Ich öffnete die Augen, küsste ihre Handfläche, bevor ich sie von meinem Mund nahm, und legte die Stirn an ihre Schulter. Die unwissenden Stimmen von unten drangen weiter zu uns hinauf. Sie lehnte sich an mich, und wir standen für ein paar Augenblicke einfach nur still da.

Dann begann sie sich langsam zu entfernen. Ich runzelte die Stirn bei dem Verlust des Körperkontakts. Ich sah ihr zu, wie sie ihren Rock glättete, ihren BH aufhob und versuchte, die Schleifen ihres Tops wieder zu binden. Als ich meine Hose hochzog, griff ich nach ihrem Höschen und stopfte es in meine Tasche. Sie kämpfte noch mit ihrem Kleid, und ich ging zu ihr, schob ihre Hände beiseite und band die Schleifen, ohne sie anzusehen.

Der Raum war plötzlich zu klein. Wir sahen uns in unbehaglichem Schweigen an. Ich streckte die Hand nach dem Türknauf aus, wollte noch etwas sagen, irgendwas, um es in Ordnung zu bringen. Wie konnte ich sie bitten, mich zu vögeln, nur mich, und erwarten, dass sich sonst nichts änderte? Selbst ich wusste, dass diese Bitte mir einen gewaltigen Tritt in die Eier einbringen würde. Aber mir fehlten die richtigen Worte, um auszudrücken, was ich fühlte, wenn ich sie mit Joel zusammen sah. In meinem Kopf war gähnende Leere. Frustriert öffnete ich die Tür. Wir erstarrten beide bei dem Anblick, der sich uns bot.

Dort, vor der Tür, stand Mina – mit verschränkten Armen und wissend hochgezogenen Augenbrauen.

ACHT

Als er die Tür öffnete und wir Mina von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, erschrak ich.

„Was genau macht ihr beiden eigentlich hier?“ Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her. Mir ging durch den Kopf, was sie alles gehört haben konnte, und ich spürte, wie Hitze in mir aufstieg.

Zufällig sah ich genau in dem Moment zu Mr Ryan hinüber, als er mich ansah, dann wandte ich mich wieder Mina zu und schüttelte den Kopf. „Nichts, wir mussten uns nur kurz unterhalten. Das ist alles“, versuchte ich, es kleinzureden, aber ich wusste, das Zittern in meiner Stimme verriet mich.

„Oh, ich hab was da drinnen gehört, aber das war ganz sicher keine Unterhaltung“, sagte sie grinsend.

„Sei nicht albern, Mina. Wir haben etwas Berufliches besprochen.“ Er versuchte, an ihr vorbeizugehen.

„Im Badezimmer?“, fragte sie.

„Ja. Ihr habt mich losgeschickt, um sie zu finden. Und hier hab ich sie gefunden.“

Sie verstellte ihm den Weg. „Glaubst du, ich bin bescheuert? Es ist kein Geheimnis, dass ihr zwei nichts miteinander besprecht. Ihr brüllt euch an. Also, was jetzt? Seid ihr beide jetzt so was wie ein Paar?“

„Nein!“, brüllten wir beide gleichzeitig und sahen uns kurz an, dann rasch zur Seite.

„Also … vögelt ihr nur miteinander.“ Anscheinend fiel keinem von uns die passende Antwort ein. Die Stimmung im Flur war so angespannt, dass ich kurz überlegte, ob ich mich wohl ernsthaft verletzen würde, wenn ich im dritten Stock aus dem Fenster spränge. „Wie lange geht das schon?“

„Mina …“, begann er, schüttelte dann aber stumm den Kopf. Ausnahmsweise tat es mir leid, dass er sich so unbehaglich fühlte. Ich hatte ihn so noch nie gesehen. Es schien, als wäre ihm die ganze Zeit über nicht ein Mal der Gedanke gekommen, dass die Sache Folgen haben könnte – außer unserem Gefühlschaos.

„Wie lange, Bennett? Chloe?“ Sie sah uns abwechselnd an.

„Ich … Wir haben nur …“, begann ich. Aber was nur? Wie sollte ich irgendwas von dem hier erklären? „Wir …“

„Wir haben einen Fehler begangen. Es war ein Fehler“, unterbrach seine Stimme meine Gedanken, und ich sah ihn schockiert an. Warum machte es mir so viel aus, was er da gerade gesagt hatte? Es war ein Fehler, und doch … es schmerzte, ihn das sagen zu hören.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden, als Mina sagte: „Fehler oder nicht, es muss jetzt aufhören. Was, wenn ich Susan gewesen wäre. Und Bennett, du bist ihr Chef! Hast du das vergessen?“ Sie atmete hörbar aus. „Seht mal, ihr seid beide erwachsen, und ich weiß nicht, was hier abgeht. Aber was immer ihr da treibt, lasst besser nicht zu, dass Elliott es herausfindet.“

Mir wurde übel bei dem Gedanken, dass Elliott davon erfahren könnte – wie enttäuscht er wäre! Ich würde das nicht ertragen. „Das dürfte kein Problem sein“, sagte ich und mied bewusst seinen Blick. „Ich lerne für gewöhnlich aus meinen Fehlern. Entschuldigt mich.“

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich an ihnen vorbei zur Treppe. Wut und Schmerz wogen bleichschwer in meinem Bauch. Meine Arbeitsmoral und meine Motivation hatten mich immer durch die schwersten Zeiten meines Lebens getragen: Trennungen, der Tod meiner Mutter, heftiger Zoff mit Freunden. Mein Wert als Angestellte bei RMG war nun durch Selbstzweifel getrübt. Sorgte ich vielleicht dafür, dass er mich in einem anderen Licht sah, weil er mich vögelte? Jetzt, wo er – endlich – kapiert hatte, dass es schlecht für ihn sein könnte, wenn andere von uns wussten, würde er da vielleicht meine Meinung grundsätzlich infrage stellen?

So blöd war ich doch eigentlich gar nicht. Es war an der Zeit, dass ich mich auch so verhielt.

Mühsam gewann ich meine Fassung zurück, ging nach draußen und setzte mich auf meinen Platz neben Joel.

„Alles in Ordnung?“, fragte er und lächelte mich an.

Ich wandte den Kopf und sah ihn mir einen Moment lang genau an. Er war wirklich ziemlich süß: ordentlich gekämmtes dunkles Haar, ein freundliches Gesicht und die schönsten dunklen Augen, die ich je gesehen hatte. Er war alles, was ich mir wünschen sollte. Einen Moment später wurde ich davon abgelenkt, dass Mr Ryan gemeinsam mit Mina zum Tisch zurückkehrte. Dann sah ich rasch zur Seite.

„Ja. Mir ist nur irgendwie nicht besonders gut“, sagte ich und wandte mich wieder Joel zu. „Ich schätze, ich werde mich für heute verabschieden.“

„Kommen Sie.“ Er stand auf, um meinen Stuhl zurückzuschieben. „Ich bringe Sie zum Wagen.“

Ich sagte den anderen Auf Wiedersehen und spürte den noch fremden Umriss von Joels Hand auf meinem Kreuz, als er mich ins Haus brachte. Als wir in der Auffahrt standen, lächelte er mich schüchtern an und nahm meine Hand. „Es war wirklich nett, Sie kennenzulernen, Chloe. Ich würde Sie gern anrufen und mit Ihnen Mittagessen gehen.“

„Geben Sie mir doch mal Ihr Handy.“ Ich fühlte mich unwohl – war ich doch erst vor weniger als zwanzig Minuten mit einem anderen Mann oben gewesen, und nun gab ich meine Nummer einem anderen. Nun, es war an der Zeit, darüber hinwegzukommen, und ein Mittagessen mit einem netten Typen schien mir genau das Richtige zu sein, um damit anzufangen.

Sein Lächeln wurde breiter, als ich ihm sein Handy zurückgab und er mir im Gegenzug seine Karte überreichte. Er nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. „Ich rufe Sie also am Montag an. Ich hoffe, die Blumen sind nicht völlig verwelkt.“

„Es ist die Idee, die zählt.“ Ich lächelte. „Danke.“

Er wirkte so aufrichtig, so glücklich bei der Aussicht, mich wiederzusehen, und mir wurde bewusst, dass ich jetzt eigentlich ein Kribbeln fühlen sollte. In Wirklichkeit hätte ich mich aber am liebsten übergeben.

„Ich sollte gehen.“

Joel nickte und öffnete die Wagentür für mich. „Natürlich. Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser. Fahren Sie vorsichtig, und: Gute Nacht, Chloe.“

„Gute Nacht, Joel.“

Er schloss meine Tür, und ich ließ den Motor an. Den Blick starr geradeaus gerichtet, fuhr ich vom Haus der Familie meines Chefs davon.

Am nächsten Morgen, während des Yogakurses, überlegte ich, ob ich Julia nicht doch alles erzählen sollte. Ich war mir ziemlich sicher gewesen, dass ich mit der ganzen Sache allein klarkommen würde – aber nachdem ich die gesamte Nacht an die Decke gestarrt und mich vollkommen fertig gefühlt hatte, wurde mir klar, dass ich mich jemandem anvertrauen musste.

Da gab es zum einen Sara. Mehr als jede andere würde Sara begreifen, dass mein heißer Chef einen in den Wahnsinn treiben konnte. Aber sie arbeitete auch für Henry, und ich wollte sie nicht in eine unangenehme Situation bringen, indem ich sie bat, so ein großes Geheimnis zu bewahren. Ich wusste, dass Mina gerne mit mir darüber sprechen würde, wenn ich sie darum bäte, aber irgendwas an dem Umstand, dass sie selbst eine Ryan war, und dem Wissen, was sie gehört haben könnte, ließ das für mich eine alles andere als angenehme Vorstellung sein.

Das waren solche Momente, in denen ich mir wünschte, meine Mutter wäre noch am Leben. Allein der Gedanke an sie verursachte einen stechenden Schmerz in meiner Brust und trieb mir die Tränen in die Augen. Hierherzuziehen, um die letzten Jahres ihres Lebens mit ihr zu verbringen, war die beste Entscheidung gewesen, die ich je getroffen hatte. Und auch wenn es manchmal hart war, so weit von meinem Vater und meinen Brüdern entfernt zu wohnen, wusste ich doch, dass es für alles, das geschah, einen Grund gab. Ich wünschte nur, der Grund würde ein wenig an Tempo zulegen und sich zu erkennen geben.

Konnte ich es Julia erzählen? Ich musste zugeben, dass ich Angst davor hatte, was sie von mir denken würde. Aber mehr noch hatte ich Angst davor, es überhaupt jemand anderem gegenüber laut auszusprechen.

„Na schön, du guckst mich die ganze Zeit über schon so an“, sagte sie. „Entweder hast du etwas auf dem Herzen, oder ich sehe total peinlich und eklig verschwitzt aus.“

Ich versuchte, ihr nichts zu erzählen, ich versuchte, es abzutun und sie denken zu lassen, dass sie sich lächerlich machte. Aber es gelang mir nicht. Das Gewicht und der Druck der letzten Wochen stürzten auf mich ein, und bevor ich es verhindern konnte, begann mein Kinn zu zittern, und ich heulte los wie ein Baby.

„Das hab ich mir gedacht. Komm schon.“ Sie reichte mir eine Hand und half mir hoch, wir packten unseren Kram zusammen, dann führte sie mich aus der Tür.

Zwanzig Minuten, zwei Mimosas und einem emotionalen Zusammenbruch später saß ich in unserem Lieblingsrestaurant einer geschockten Julia gegenüber. Ich hatte ihr alles erzählt. Das Slip-Zerreißen, wie ich das Slip-Zerreißen liebte, die verschiedenen Orte, die Ich-hasse-dich-Unterbrechungen beim Rumknutschen, wie Mina uns erwischt hatte, mein schlechtes Gewissen, weil ich das Gefühl hatte, Elliott und Susan zu betrügen, Joel, Mr Ryans Höhlenmensch-Äußerungen, und schließlich meine Angst, dass ich vollkommen machtlos in der ungesündesten Beziehung seit Menschengedenken steckte.

Als ich aufsah und ihrem Blick begegnete, zuckte ich zusammen: Sie sah aus, als hätte sie gerade einen Autounfall beobachtet.

„Okay, nur um zu sehen, ob ich das auch richtig verstehe.“

Ich nickte und wartete darauf, dass sie fortfuhr.

„Du schläfst mit deinem Chef.“

Die Situation war mir unangenehm. „Nun, technisch gesehen nicht gerade …“

Sie hob die Hand, damit ich den Satz nicht zu Ende sprach. „Jaja. Das hab ich verstanden. Und das ist der gleiche Chef, den du so wahnsinnig liebevoll als ‚hübschen Bastard‘ bezeichnest?“

Laut seufzend nickte ich wieder.

„Aber du empfindest so was wie Hass für ihn.“

„Richtig“, murmelte ich und sah zu Boden. „Hass. Sehr großen Hass.“

„Du willst nicht mit ihm zusammen sein, aber du kannst auch nicht von ihm lassen.“

„Mein Gott, es klingt ja noch schlimmer, wenn jemand anderes es ausspricht.“ Stöhnend vergrub ich den Kopf zwischen den Händen. „Ich höre mich vollkommen lächerlich an.“

„Aber der Sex? Der ist gut“, sagte sie leicht belustigt.

„‚Gut‘ beschreibt es kein bisschen, Julia. Phänomenal, ultraintensiv, atemberaubend, multipel-orgasmisch, überwältigend – das alles beschreibt es kein bisschen.“

„Ist ‚orgasmisch‘ überhaupt ein Wort?“

Ich rieb mir das Gesicht und seufzte erneut. „Halt die Klappe.“

„Nun“, erwiderte sie nachdenklich und räusperte sich, „ein kleiner Penis ist also nicht sein Problem …“

Stöhnend schüttelte ich den Kopf. „Nein. Nein, das ist es ganz sicher nicht.“ Als ich hörte, wie sie versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, sah ich auf. „Julia! Das ist nicht lustig.“

„Entschuldige, aber das sehe ich anders. Selbst du musst zugeben, wie verrückt das ist. Ich meine, von all den Leuten, die ich kenne, bist du die Letzte, bei der ich mir hätte vorstellen können, dass du mal in so einer Situation landest. Du warst immer so ernst, jeder einzelne deiner Schritte im Leben war genau geplant. Komm schon, du hattest nur ein paar richtige Freunde, und mit jedem hast du dir für Außenstehende verrückt lange Zeit gelassen, bist du mit ihm in die Kiste gestiegen bist. Dieser Mann muss etwas vollkommen anderes sein.“

„Ich weiß, dass nichts Schlimmes daran ist, mit jemandem eine rein sexuelle Beziehung zu haben – damit komm ich schon klar. Und ich weiß, dass ich manchmal zu kontrolliert bin. Aber diesmal ist es so, dass ich absolut gar keine Kontrolle über mich habe, wenn ich mit ihm zusammen bin. Ich meine, ich mag ihn noch nicht mal, und doch … kehre ich immer wieder zu ihm zurück.“

Julia trank einen Schluck von ihrem Mimosa, und ich konnte geradezu sehen, wie sich die Zahnräder in ihrem Kopf drehten, während sie über all das nachdachte, was ich ihr erzählt hatte. „Was ist dir wichtig?“

Ich schaute sie an und begriff, was sie wollte. „Mein Job. Mein Leben nach dem hier. Mein Selbstwertgefühl bei der Arbeit. Das Wissen, dass mein Beitrag etwas bedeutet.“

„Kannst du all das haben und ihn trotzdem vögeln?“

Unfähig, meine Gedanken zu diesem Thema zu entwirren, zuckte ich mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wenn ich das Gefühl hätte, dass alles für sich stünde, vielleicht. Aber unsere Treffen finden auf der Arbeit statt. Es gibt keinen Moment, wo es nicht gleichzeitig um Arbeit und um Sex geht.“

„Dann musst du einen Weg finden, damit aufzuhören. Du musst Abstand wahren.“

„Das ist leichter gesagt als getan“, erwiderte ich kopfschüttelnd. „Ich arbeite für ihn. Es ist nicht so, dass ich immer so leicht verhindern kann, jemals allein mit ihm zu sein. Wie häufig hab ich mir schon geschworen, keinen Sex mehr mit ihm zu haben, und hatte dann nur wenige Stunden später genau das mit ihm – einfach lächerlich. Und noch dazu fahren wir in zwei Wochen zusammen auf eine Konferenz. Dasselbe Hotel, immer in seiner Nähe, rund um die Uhr. Betten!“

„Chloe, was ist nur in dich gefahren?“, fragte Julia erstaunt. „Willst du etwa, dass das weitergeht?“

„Nein! Natürlich nicht!“

Sie sah skeptisch aus.

„Ich meine … Ich bin halt nur so anders mit ihm. Zum Beispiel will ich Sachen, die ich nie zuvor gewollt habe, und vielleicht sollte ich zulassen, dass ich diese Sachen will. Ich wünschte nur, es wäre jemand anderes, der mich das wollen lässt, jemand Nettes, wie Joel zum Beispiel. Der Chef ist nicht sehr nett.“

„Worauf bringt dich der Cheftyp denn? Spanking und so’n Zeug?“, antwortete Julia glucksend, und als ich zur Seite sah, hörte ich sie keuchen. „O mein Gott, hat er dich geschlagen?“

Augenblicklich funkelte ich sie eindringlich an. „Noch ein bisschen lauter, Julia. Ich glaube, der Typ da ganz hinten hat dich nicht gehört.“ Als ich mir sicher war, dass niemand zu uns herübersah, schob ich mir ein paar lose Haarsträhnen aus der Stirn. „Also, ich weiß, ich muss damit aufhören, aber …“

Plötzlich hielt ich inne, weil ich am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Mir stockte der Atem, und ich drehte mich langsam Richtung Tür um. Da stand er, lässig gekleidet, in schwarzem T-Shirt und Jeans, Sneakers, das Haar noch attraktiver zerzaust als sonst. Kreideweiß drehte ich mich wieder zu Julia um.

„Chloe, was ist passiert? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ Julia beugte sich über den Tisch und berührte meinen Arm.

Ich schluckte angestrengt, versuchte, meine Stimme wiederzufinden, dann sah ich sie unverwandt an. „Siehst du den Mann neben der Tür? Groß, gut aussehend?“ Sie hob leicht den Kopf, um besser sehen zu können, und ich verpasste ihr unterm Tisch einen Tritt. „Nicht ganz so auffällig! Das ist mein Chef.“

Julias riss ihre Augen auf, ihr Kinn sackte nach unten. „Verfluchte Scheiße“, keuchte sie und schüttelte den Kopf, während sie ihn genauer musterte. „Du hast nicht gelogen. Das ist ein verdammt hübscher Bastard. Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen. Oder aus dem Auto. Oder der Umkleide. Oder dem Fahrstuhl, oder …“

„Julia! Du bist echt keine große Hilfe!“

„Wer ist die Blondine?“ Sie zeigte in ihre Richtung. Ich drehte mich um und sah, wie Mr Ryan gemeinsam mit einer großen, langbeinigen Blondine an einen Tisch geführt wurde, seine Hand auf ihren Rücken gelegt. Ein scharfer Stich der Eifersucht durchfuhr mich.

„Was für ein Sack“, zischte ich. „Nach seinem Verhalten gestern Abend? Ich glaub, der verarscht mich.“ Gerade als sie antworten wollte, klingelte Julias Handy. Sie griff nach ihrer Handtasche. Die „Hi Baby“-Begrüßung ließ darauf schließen, dass ihr Freund am anderen Ende war – das würde eine Weile dauern.

Wieder sah ich zu Mr Ryan hinüber, der sich mit der Blondine unterhielt, mit ihr lachte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen. Er war in diesem entspannten Setting noch attraktiver: lächelnd, mit funkelnden Augen, wenn er lachte. Penner! Als ob er meine Gedanken gehört hätte, hob er den Kopf, und unsere Blicke trafen sich. Ich biss die Zähne aufeinander, drehte mich weg und warf die Serviette auf den Tisch. Ich musste hier raus. „Bin gleich wieder da, Julia.“

Sie nickte und winkte mir geistesabwesend zu, mitten im Gespräch. Ich stand auf und ging schnell an seinem Tisch vorbei, ohne ihn anzusehen. Ich hatte gerade die Sicherheit versprechende Tür zu den Toiletten entdeckt, als ich eine starke Hand auf meinem Oberarm spürte. „Warte.“

Diese Stimme sandte Schauer durch mich hindurch.

Okay, Chloe, du schaffst das. Dreh dich einfach um und sieh ihn an und sag ihm, er soll verschwinden. Er ist ein Arsch, der dich gestern Abend einen Fehler genannt hat und heute mit irgendeiner blonden Tussi auftaucht.

Ich drückte die Schultern durch und drehte mich zu ihm um. Scheiße. Er sah von Nahem noch besser aus. Ich hatte ihn nie anders als perfekt gekleidet gesehen, aber anscheinend hatte er sich heute Morgen nicht rasiert. Wie verflixt gern würde ich das Kratzen seiner Bartstoppeln auf meinen Wangen spüren.

Oder auf meinen Schenkeln.

„Was zum Teufel wollen Sie?“, schleuderte ich ihm entgegen und riss meinen Arm frei. Ohne meine vorteilhaften Absätze schien er über mir zu thronen. Ich sah zu ihm auf und entdeckte Ränder unter seinen Augen. Er sah müde aus. Tja, gut so. Wenn seine Nächte nur halb so schlimm wie meine waren, dann freute mich das.

Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und sah sich unbehaglich um. „Ich wollte mit dir reden. Um das von gestern Abend zu erklären.“

„Was gibt es da zu erklären?“ Ich nickte mit dem Kopf in Richtung der Blondine, die noch immer an seinem Tisch saß. Mein Brustkorb verengte sich schmerzhaft. „Mal ’ne Abwechslung. Schon verstanden. Ich bin tatsächlich froh, Sie hier so zu sehen – das hilft mir, mich daran zu erinnern, warum das zwischen uns so eine bescheuerte Idee ist. Ich möchte nicht indirekt all Ihre Frauen ficken.“

„Wovon redest du zum Teufel?“ Er sah mich erstaunt an. „Meinst du Emily?“

„Ist das ihr Name? Also, Sie und Emily, Sie sind ein tolles Paar, Mr Ryan.“ Ich drehte mich zum Gehen um, aber wieder hielt er mich auf, indem er meinen Arm fasste. „Lass. Los.“

„Was kümmert es dich überhaupt?“

Unsere Auseinandersetzung hatte bereits die Aufmerksamkeit des Personals auf sich gezogen, das auf dem Weg zur Küche war. Nach einem raschen Blick durch den Raum zog er mich in die Damentoilette und verriegelte hinter uns die Tür.

Na großartig: Schon wieder ein Klo.

Ich schubste ihn zurück, als er näher kam. „Was glaubst du, was du da machst? Und was meinst du wohl, warum es mich kümmert? Du hast mich gestern Abend gevögelt, mir alles Mögliche erzählt, warum ich auf keinen Fall mit Joel ausgehen soll und so, und jetzt tauchst du hier mit einer anderen auf! Ich hatte schon vergessen, was du für ein Weiberheld bist. Dein Verhalten ist vollkommen vorhersehbar – ich ärgere mich eher über mich selbst.“ Ich war so wütend, dass ich meine Fingernägel in meine Handflächen bohrte.

„Du glaubst, ich habe hier ein Date?“ Er atmete laut aus, schüttelte den Kopf. „Das ist so verdammt unglaublich. Emily ist eine Freundin. Sie leitet eine gemeinnützige Einrichtung, die Ryan Media unterstützt. Das ist alles. Ich sollte sie eigentlich am Montag treffen, um ein paar Unterlagen zu unterzeichnen, aber sie hat einen Last-Minute-Flug bekommen und verlässt heute Abend noch das Land. Ich bin mit niemandem mehr zusammen gewesen, seit dem wi…“ Er hielt kurz inne, wohl um die richtigen Worte zu finden. „Seit wir das erste Mal … du weißt schon …“, beendete er seinen Satz und wies mit seiner Hand auf mich und sich.

Was?

Wir standen da und starrten uns nur an, während ich versuchte, seine Worte auf mich wirken zu lassen. Er hatte mit keiner anderen geschlafen. Ob das wohl stimmte? Ich wusste ganz sicher, dass er ein Weiberheld war. Ich hatte selbst mitbekommen, wie seine Sammlung an Partybegleitungen auf beruflichen Events wuchs und wuchs – ganz zu schweigen von den Gerüchten, die in der Firma kursierten. Aber selbst wenn stimmte, was er sagte, dann änderte das nichts an der Tatsache, dass er mein Chef war, und diese ganze Sache war einfach durch und durch falsch.

„All diese Frauen haben sich auf dich drauf geworfen, und du hast nicht mal eine gepoppt? Uh. Ich bin gerührt.“ Ich drehte mich zur Tür um.

„So schwer ist das auch nicht zu glauben“, knurrte er, und ich spürte, wie sich sein Blick in meinen Rücken brannte.

„Weißt du was, es spielt keine Rolle. Es war nichts weiter als ein Fehler, stimmt’s?“

„Siehst du, genau darüber wollte ich mit dir reden.“ Er kam näher, und sein Duft umhüllte mich. Ich fühlte mich plötzlich wie in der Falle, als ob nicht genügend Sauerstoff in dem kleinen Raum war. Ich musste hier raus, und das sofort. Was hatte Julia vor wenigen Minuten erst gesagt? Pass auf, dass du nicht irgendwo mit ihm alleine bist? Guter Tipp. Und ja: Mir gefiel der Slip, den ich heute trug, außerordentlich, und ich wollte ihn nicht unbedingt zerrissen in seiner Hosentasche sehen.

Okay, das war gelogen.

„Wirst du Joel wiedersehen?“, fragte er hinter mir. Meine Hand war auf dem Türknauf. Ich musste nichts weiter tun, als ihn drehen – dann wäre ich in Sicherheit. Aber wie erstarrt sah ich eine halbe Ewigkeit lang auf die verdammte Tür.

„Spielt das eine Rolle?“

„Ich dachte, das hätten wir gestern Abend geklärt“, sagte er, sein Atem warm an meiner Haut.

„Ja, gestern Abend wurde so einiges gesagt.“

Seine Fingerspitzen fuhren über meinen Arm und schoben den dünnen Träger meines Tank Tops von meiner Schulter.

„Ich wollte nicht sagen, dass es ein Fehler war“, flüsterte er an meiner Haut. „Ich hab nur Panik bekommen.“

„Das bedeutet aber nicht, dass es nicht wahr ist.“ Instinktiv lehnte ich mich gegen ihn, neigte meinen Kopf zur Seite, um ihm leichter Zugang zu gewähren. „Das wissen wir beide.“

„Trotzdem hätte ich es nicht sagen sollen.“ Seine Lippen fuhren sanft über meinen Rücken, er schob mir den Pferdeschwanz über die Schulter. „Dreh dich um.“

Drei Wörter. Wie war es möglich, dass drei schlichte Wörter mich alles infrage stellen ließen? Es war eine Sache, wenn er mich gegen eine Wand drückte oder mich brutal packte. Aber diesmal war es meine Entscheidung. Ich biss mir heftig auf die Lippe und versuchte, mich dazu zu bringen, den Türknauf zu drehen. Meine Hand zuckte sogar kurz, bevor sie aufgab und hinabfiel.

Ich drehte mich um und sah auf, direkt in seine Augen.

Seine Hand blieb auf meiner Wange liegen, sein Daumen strich über meine Unterlippe. Unsere Blicke verhakten sich ineinander, und gerade, als ich dachte, keine Sekunde länger warten zu können, zog er mich an sich, drückte seinen Mund auf meinen.

In dem Moment, als wir uns küssten, gab mein Körper den Kampf auf, und ich konnte plötzlich nicht nah genug kommen. Meine Handtasche landete auf dem Boden, zu meinen Füßen, und meine Hände versanken in seinem Haar, zogen ihn dichter an mich heran. Er schob mich gegen die Tür und fuhr mit den Händen meinen Körper entlang, hob mich leicht hoch. Er drückte sich gegen meine Yogahose und packte meinen Hintern.

„Verdammt. Was trägst du da?“ Er stöhnte gegen meinen Hals, seine Handflächen strichen über den pinkfarbenen Satinstoff, vor und zurück. Dann hob er mich richtig hoch, legte meine Beine um seine Taille und drückte mich noch fester gegen die Wand. Als ich sein Ohrläppchen zwischen die Zähne nahm, stöhnte er auf.

Er zog eine Seite meines Tops hinunter und sog den Nippel in seinen Mund. Mein Kopf fiel nach hinten und stieß gegen die Wand, als ich das Kratzen seines unrasierten Gesichts auf meiner Brust spürte. Dann erreichte mich durch meinen Schleier hindurch ein schrilles Geräusch, und ich hörte ihn fluchen. Mein Handy. Er stellte mich rasch auf die Füße, trat einen Schritt zurück, sein Gesichtsausdruck schon wieder so finster wie üblich. Ich rückte rasch meine Klamotten zurecht und griff nach meiner Tasche. Als ich das Foto auf dem Bildschirm sah, verzog ich das Gesicht.

„Julia“, antwortete ich atemlos.

„Chloe, bist du vielleicht gerade auf der Toilette und vögelst dieses hübsche Sahneschnittchen von Mann?“

„Ich bin gleich bei dir, okay?“ Damit beendete ich den Anruf und schob das Handy zurück in meine Tasche. Ich sah zu ihm auf und spürte, wie meine rationale Seite nach der kleinen Unterbrechung zurückgekehrt war. „Ich sollte gehen.“

„Hör zu, ich …“ Er wurde von dem erneuten Klingeln meines Handys unterbrochen.

„Verdammt, Julia! Ich vögle hier drin kein Sahneschnittchen von Mann!“, schrie ich, und meine Stimme hallte von den Wänden wieder.

„Chloe?“, war Joels Stimme zu hören. Er klang verwirrt.

„Oh … Hi.“ Scheiße. Das passierte doch gerade nicht wirklich.

„Ich bin froh zu hören, dass du nicht … ein Männerschnittchen … vögelst!“ Joel lachte verkrampft.

„Wer ist dran?“, grummelte Bennett.

Ich drückte ihm eine Hand auf die Lippen und schenkte ihm den schmutzigsten Blick, den ich drauf hatte. „Hör zu, ich kann jetzt gerade nicht reden.“

„Ja, es tut mir leid, dass ich dich an einem Sonntag störe, aber ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken. Ich möchte niemanden in Schwierigkeiten bringen, aber nachdem du gegangen bist, habe ich meine E-Mails gecheckt, und da war eine Bestätigung, dass die Blumen ausgeliefert worden sind.“

„Echt?“, fragte ich mit gespieltem Interesse. Ich starrte Bennett an.

„Nun, es scheint, als ob sie von Bennett Ryan entgegengenommen worden sind.“

NEUN

Ich beobachtete, wie ihr Gesichtsausdruck verschiedene Emotionen gleichzeitig widerspiegelte: Verlegenheit, Ärger und dann … Neugier? Ich konnte nur vage die Stimme des Mannes am anderen Ende hören, und der Höhlenmensch in mir erwachte. Wer zum Teufel hatte sie da angerufen?

Plötzlich schmälerten sich ihre Augen zu Schlitzen, und eine kleine Stimme in mir sagte mir, dass ich Grund zur Nervosität hatte. „Tja, danke, dass du mir Bescheid gegeben hast. Ja, das werde ich. Okay. Ja, ich rufe an, wenn ich mich entschieden habe. Danke für den Anruf, Joel.“

Joel? Verdammter Cignoli.

Sie beendete ihr Telefonat und steckte das Handy langsam wieder in ihre Handtasche. Während sie noch nach unten sah, schüttelte sie den Kopf, dann entfuhr ihr ein leises Lachen, bevor sie schelmisch zu grinsen begann.

„Gibt es da vielleicht etwas, was Sie mir erzählen wollen, Mr Ryan?“, fragte sie sanft, und aus irgendeinem Grund versetzte mich das noch mehr in Unruhe. Ich zermarterte mein Hirn, aber mir viel nichts ein. Wovon redete sie nur?

„Das war vielleicht ein merkwürdiges Gespräch. Anscheinend hat Joel, als er heute Morgen seine E-Mails gecheckt hat, eine Bestätigung der Blumenlieferung vorgefunden. Und du glaubst nicht, was da drin stand.“

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