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Only Margo

Als Buch hier erhältlich:

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Ein herzerwärmender, lustiger, und gleichzeitig ernster Roman über eine junge Frau, die sich der harten Realität des selbstständigen Lebens stellen muss

Margo braucht Geld. Seit sie ungewollt von ihrem Collegeprofessor, der sie jetzt mit dem Kind alleinlässt, schwanger wurde, mehr denn je. Wie Margo es auch dreht und wendet, kein Job scheint passend zu sein oder könnte auch nur ansatzweise ihr Leben mit einem Baby finanzieren. Durch einen Zufall wird sie auf die Plattform OnlyFans aufmerksam, und Margo ist fasziniert von dieser Welt, in der Frauen mit sich und ihrem Körper experimentieren und offenbar gut dabei verdienen. Also beginnt auch sie, Inhalte zu produzieren. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrer Mitbewohnerin Suzie, einem großen Cosplay-Fan, und auch von ihrem Vater Jinx, einem Ex-Wrestlingprofi. Ehe sie sichs versieht, ist Margo ein Onlinephänomen. Könnte dies die Antwort auf all ihre Probleme sein, oder hat der Internetruhm einen zu hohen Preis?


„Ein kühner, wahnsinnig witziger, völlig unvorhersehbarer Roman von einer Autorin, die so einzigartig ist, dass man sie nur schwer mit anderen vergleichen kann ... absolut brillant.“

-Kevin Wilson, New York Times-Bestsellerautor von Nothing to See Here

„Ein witziger Roman darüber, das Beste aus dem zu machen, was man hat. Abwechselnd scharfsinnig und witzig, ist dies ein außergewöhnlich zärtlicher Blick auf junge Mutterschaft und Liebe, der auch professionelles Wrestling und ja, OnlyFans einbezieht. Ich habe es verschlungen.“

-Emma Straub, New York Times-Bestsellerautorin von This Time Tomorrow

„Eine spannende, witzige und vor allem ermutigende Geschichte über den Kampf einer jungen Frau, es in einer Welt zu schaffen, die sich gegen sie auflehnt. Margo ist eine unvergessliche Heldin, die so echt ist, dass sie sich direkt von der Seite in mein Herz geschlichen hat.“

-Kirstin Chen, New York Times-Bestsellerautorin von Counterfeit

„Noch lange nach der letzten Seite von Only Margo denke ich an bestimmte Zeilen und breche in Gelächter aus. In aller Öffentlichkeit. Dieser Roman ist verdammt witzig, aber auch rührend und klug und überraschend und betörend und einfach nur total abgefahren. Rufi Thorpe ist wirklich einmalig!“

-Deesha Philyaw, preisgekrönte Autorin von Das geheime Leben der Kirchenfrauen

„Rufi Thorpe ist eine der talentiertesten und wagemutigsten Romanautorinnen der Gegenwart. Thorpe nimmt die Verzweiflung einer jungen, alleinstehenden Mutter und webt daraus eine verrückte, bemerkenswerte Familie von Außenseitern. Only Margo ist einfach so gut: der Humor, der Pathos, die Erlösung - jeder Satz, jede Wendung der Handlung ist äußerst originell und unerwartet. Wann hat man je eine so liebenswerte Heldin geschaffen? Only Margo zu lesen ist ein Vergnügen; Sie werden sich auf der ersten Seite verlieben.“

-Stephanie Danler, New York Times-Bestsellerautorin von Sweetbitter

„Als ich das Buch beendet hatte, konnte ich kaum glauben, dass es vorbei war, so sehr war ich von Only Margo hingerissen. Eine brillante, einzigartige Geschichte, fehlbare und liebenswerte Charaktere und Momente, die so menschlich und urkomisch sind, dass ich mehrmals laut gelacht habe. Ich kann kaum glauben, dass dies das erste Buch ist, das ich von Rufi Thorpe gelesen habe, denn nach der Lektüre ihres neuesten Romans ist klar, dass ich alles, was sie je geschrieben hat, lesen muss. Schließlich ist sie ein Genie.“

-Ore Agbaje-Williams, Autorin von The Three Of Us

„Die fesselndste Erzählung über Mutterschaft, Sexarbeit, Standpunkte und Reue. Ich liebe es!“

-Leila Mottley, New York Times-Bestsellerautorin von Nightcrawling

„[Only Margo] ist vollgestopft, wie ein Kissenbezug am Weihnachtsmorgen vollgestopft ist, wenn man Glück hat. Man sieht keine Klumpen, sondern nur Geschenke, und Thorpe ist ein großzügiger, wenn auch unzeitgemäßer Weihnachtsmann ... Thorpe beendet dieses enorm unterhaltsame und liebenswerte Buch, indem sie ihren Figuren einen Ausweg bietet. Wir wünschen es uns für sie, denn sie haben es verdient."

-Nick Hornby, The New York Times Book Review

„Pleite, hilflos und schwanger - was soll ein Mädchen nur tun? Margo findet die Lösung des 21. Jahrhunderts für ihre finanzielle Notlage: OnlyFans. Aber der halbpornografische Internet-Ruhm ist vielleicht noch der geringste Schwindel von dem, was auf den Seiten von Thorpes komischem Roman passiert.“

-The New York Times Book Review (17 neue Bücher, die im Juni erscheinen)

„Thorpe lässt ihre Figuren fehlerhaft und dennoch der Erlösung zustrebend in diesem unterhaltsamen, äußerst liebenswerten und zum Nachdenken anregenden Roman, der die Frage stellt: ‚Welche Art von Wahrheit würde so viele Lügen erfordern?‘“

—The Los Angeles Times

„Unerhört chaotisch.“

-Elle (Die besten neuen Bücher für den Sommer 2024)

„[Ein] zutiefst witziges, überlegtes, fesselndes Buch.“

-Vulture (22 Bücher, die wir diesen Sommer unbedingt lesen müssen)

„Thorpe, eine ehemalige Finalistin des PEN/Faulkner Award, hat bereits in drei früheren Romanen bewiesen, wie flüssig und originell sie schreiben kann, aber mit Only Margo hat sie ein Buch geschrieben, das genau zum Zeitgeist passt... Only Margo ist gleichzeitig feurig, düster komisch und weich in den Schichten der Liebe, die sich aufzubauen beginnen, sobald ein Kind geboren wird.“

-Washington Post

„Für alle, die in diesem Sommer das Chaos suchen, hat Only Margo mehr als genug zu bieten, und Sie werden außerdem laut lachen ... ein intelligenter, witziger Blick auf Geld, Internet-Ruhm und Macht.“

—Marie Claire (20 Beach Reads to Devour While Soaking Up the Sun This Summer)

„Ich habe mich in diesem Buch in Margo verliebt, und ich weiß, dass ihr das auch tun werdet.“

-RuPaul, Allstora August Book Club Selection

„Mutterschaft, der Gebrauch dessen, was man hat, das Internet, Freundinnenschaft, Sexarbeit und die Art und Weise, wie Frauen auf Schritt und Tritt angefeindet werden: Thorpe wirft all das in den Trichter und heraus kommt der herrlichste, unverschämteste, urkomischste, nachdenklichste und umwerfend originellste Roman, der diese Redakteurin je zum Lachen gebracht hat.“

-Amazon (Bekanntgabe der bisher besten Bücher des Jahres 2024, ausgewählt von den Amazon-Redakteuren)

„Es gibt einen Grund, warum Apple TV es als eine Serie mit Nicole Kidman und Elle Fanning in den Hauptrollen optioniert hat, bevor es überhaupt veröffentlicht wurde. Dies ist ein ganz und gar origineller Roman ... Es ist ein Buch, das einen packt und nicht mehr loslässt ... Es wäre nicht fair, die letzten beiden Sätze des Buches zu verraten, und ich verfluche jeden Leser, der ihnen jetzt vorauseilt, aber Thorpe ist sowohl poetisch als auch tiefgründig in der Art und Weise, wie sie ihre bemerkenswerte Geschichte zu Ende bringt.“

-The Associated Press

„Überschwänglich ... Tolle Charaktere, reiches Worldbuilding, tiefgründige Gedanken über Fiktion und Moral, eine Liebesgeschichte und ein Happy End.“

-Kirkus Reviews (Sternchenbewertung)

„Zärtlich und unkonventionell. . . Thorpe versieht die geschilderte Beziehung von Margo und Jinx mit einer gewissen Süße, und sie macht Margo zu einer Figur, der man die Daumen drückt, während die junge Mutter lernt, sich mit Hilfe ihrer unkonventionellen Familie selbst zu versorgen. Wenn sich das Buch einmal im Leser festgesetzt hat, lässt es ihn nicht mehr los.

-Publishers Weekly

„Gleichzeitig respektlos und ernsthaft, analysiert Thorpe widersprüchliche gesellschaftliche Normen auf eindringliche und durchweg unterhaltsame Weise. Margos charmante Stimme ist das perfekte Vehikel, um die Kraft zu demonstrieren, die man gewinnt, wenn man seine eigene Geschichte ungeachtet der Kritik und des Diktats anderer gestaltet.“

-Booklist

„Am Ende des Buches werden Sie sich wünschen, mehr wie Margo zu sein.“

-The Bookseller

„Es ist schwer, drei Typen zu finden, die weniger gut zusammenpassen als Margo (ein OnlyFans-Star), Jinx (ihr Ex-Profi-Wrestler-Vater) und Bodhi (das Neugeborene, das sie von ihrem College-Professor hat). Aber in Rufi Thorpes kühnen, einfühlsamen Händen verwandelt sich diese Bande von Außenseitern, die nach einer Zeit der Entfremdung zusammengefunden haben, um das Baby großzuziehen, in eine der sympathischsten und charmantesten Familien der jüngeren Literaturgeschichte. Diese mutige und ergreifende Geschichte über die Suche einer jungen Frau nach Geld, Macht und Überleben ist absolut originell und äußerst unterhaltsam.“

—Bustle (This Summer’s 40 Most Anticipated Books)


  • Erscheinungstag: 28.01.2025
  • Seitenanzahl: 352
  • ISBN/Artikelnummer: 9783753001036

Leseprobe

Zum Buch:

Margo braucht Geld. Seit sie ungewollt von ihrem Collegeprofessor, der sie jetzt mit dem Kind alleinlässt, schwanger wurde, mehr denn je. Wie Margo es auch dreht und wendet, kein Job scheint passend zu sein oder könnte auch nur ansatzweise ihr Leben mit einem Baby finanzieren. Durch einen Zufall wird sie auf die Plattform OnlyFans aufmerksam, und Margo ist fasziniert von dieser Welt, in der Frauen mit sich und ihrem Körper experimentieren und offenbar gut dabei verdienen. Also beginnt auch sie, Inhalte zu produzieren. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrer Mitbewohnerin Suzie, einem großen Cosplay-Fan, und auch von ihrem Vater Jinx, einem Ex-Wrestlingprofi. Ehe sie sichs versieht, ist Margo ein Onlinephänomen. Könnte dies die Antwort auf all ihre Probleme sein, oder hat der Internetruhm einen zu hohen Preis? 

Zur Autorin:

RUFI THORPE erhielt 2009 ihren MFA von der University of Virginia. Sie ist Autorin von Romanen wie Ein Sommer in Corona del Mar, Dear Fang, With Love und zuletzt The Knockout Queen, der für den PEN/Faulkner Award nominiert war. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Kalifornien und unterrichtet am The Book Incubator.

Für dich

Kapitel Eins

Du fängst an, ein neues Buch zu lesen, und hast ein wenig Herzklopfen. Der Beginn eines Romans ist wie ein erstes Date. Du denkst: Hoffentlich ziehen die Zeilen mich sofort in ihren Bann, und ich versinke in der Geschichte wie in einem wohligen Bad, das mich alles andere vergessen lässt. Deine Hoffnung wird allerdings durch die Erkenntnis getrübt, dass du dir wahrscheinlich zig Namen von Leuten merken und die ganze Zeit aufmerksam bleiben musst, als wärst du beispielsweise auf der Babyparty einer Frau, die du kaum kennst. Das geht in Ordnung, schließlich hast du dich schon öfter in Bücher verliebt, die dich nicht gleich im ersten Absatz gepackt haben. Und trotzdem sehnst du dich danach, dass sie es tun, sehnst dich danach, dass sie im Dunkel deiner Gedanken plötzlich neben dir auftauchen und dich auf den Hals küssen.

Margos Babyparty wurde von Tessa organisiert, der Inhaberin des Restaurants, in dem Margo arbeitete. Tessa fand es lustig, dass die Torte wie ein riesiger Schwanz aussah, vielleicht weil Margo ledig und mit gerade mal neunzehn von ihrem Professor geschwängert worden war. Tessa konnte sehr gut backen. Sie stellte alle Desserts des Restaurants selbst her, und bei der Penistorte hatte sie sich selbst übertroffen mit einem handgeschnitzten 3D-Phallus aus zwölf Biskuitschichten, eingehüllt in mattrosa Zuckerguss. Sogar eine Handpumpe war mit im Spiel, und nachdem alle Denn sie kriegt ein riesiges Baby zur Melodie von »For He’s a Jolly Good Fellow« gesungen hatten und Margo die Kerzen ausgepustet hatte – wieso eigentlich? Es war ja schließlich nicht ihr Geburtstag –, drückte Tessa kräftig auf die Pumpe, und weißer Pudding spritzte oben heraus und lief an den Seiten herunter. Tessa johlte begeistert. Margo tat so, als lachte sie mit, aber später weinte sie auf dem Klo.

Margo wusste, dass Tessa die Torte ihr zuliebe gebacken hatte. Tessa war liebevoll, aber auch gemein. Als Tessa herausfand, dass der Hilfskoch nichts mehr riechen und schmecken konnte, weil er als Jugendlicher fast totgeprügelt worden war, servierte sie ihm einen Teller Rasiercreme mit Blumenerde und erzählte ihm, das sei ein neuer Nachtisch. Erst als er zwei große Bissen genommen hatte, sagte sie ihm, er solle aufhören.

Margo wusste, dass Tessa nur versuchte, etwas Leichtigkeit in eine deprimierende Situation zu bringen. Es war sozusagen ihre Spezialität, Tragödien in Slapstick zu verwandeln. Doch es schien ungerecht, dass die einzige Liebe, die Margo zu spüren bekam, so unzulänglich und schmerzlich war.

Ihre Mutter, Shyanne, hatte ihr gesagt, sie solle abtreiben. Ihr Professor hatte sie regelrecht dazu gedrängt abzutreiben. Tatsächlich war Margo unschlüssig gewesen, ob sie das Baby vor allem deshalb behalten wollte, um den beiden zu zeigen, dass sie sich von ihnen nichts vorschreiben ließ. Der Gedanke, dass sie deswegen auf Distanz zu ihr gehen könnten, war ihr gar nicht gekommen. Oder dass sie sogar komplett in der Versenkung verschwinden könnten, wie der Professor.

Shyanne hatte Margos Entscheidung zwar nach einer Weile akzeptiert und versuchte sogar, ihr beizustehen, doch ihre Unterstützung war selten hilfreich. Als bei Margo die Wehen einsetzten, tauchte Shyanne erst vier Stunden später im Krankenhaus auf, weil sie auf der Suche nach einem guten Teddybär die ganze Stadt abgeklappert hatte. »Du wirst es nicht glauben, Margo, aber am Ende bin ich doch wieder zu Bloomingdale’s, weil die den besten hatten!«

Shyanne arbeitete schon fast fünfzehn Jahre bei Bloomingdale’s. Der Anblick ihrer schwarz schimmernden Strumpfhosenbeine zählte zu Margos frühesten Erinnerungen. Shyanne streckte ihr den Teddy entgegen, er war weiß mit leicht zerknautschtem Gesicht, und sagte mit quiekender Stimme: »Press das Baby raus, ich will endlich meinem Kumpel Hallo sagen!«

Shyanne trug so viel Parfüm, dass Margo fast froh war, als sie sich in die Ecke setzte und anfing, auf ihrem Handy Poker zu spielen. PokerStars. Das war ihre Lieblingsbeschäftigung. Den ganzen Abend lang Kaugummi kauen und Poker spielen und all die Loser fertigmachen. So nannte Shyanne die anderen Spielenden immer: »Loser.«

Eine der Krankenschwestern war gemein und zog über den Namen her, den Margo sich ausgesucht hatte. Margo wollte das Baby Bodhi nennen, wie Bodhisattva. Shyanne fand den Namen zwar auch blöd, aber sie verpasste der Krankenschwester trotzdem eine schallende Ohrfeige und sorgte damit für großen Wirbel. Zugleich war dies der Moment, in dem Margo sich von ihrer Mutter am meisten geliebt fühlte, und sie sollte sich diese Ohrfeige und die verblüffte Miene der Krankenschwester noch viele Jahre in Erinnerung rufen.

Aber das war nach der Periduralanästhesie und einer langen Nacht, in der sie durstig wie ein tollwütiger Hund nach Eiswürfeln jaulte und einen gelben Schwamm bekam, an dem sie saugen sollte, weil Schwämme bekanntlich gute Durstlöscher sind. »Was zur Hölle ist das denn?«, sagte Margo mit dem Schwamm im Mund, er schmeckte nach Zitrone. Das war, nachdem sie pausenlos gepresst und schließlich auf den Tisch gekackt hatte, woraufhin ihr Geburtshelfer das Zeug mit angewiderter Miene wegwischte und sie ihn anschrie: »Ach, kommen Sie, das haben Sie doch alles schon gesehen!« Da lachte er: »Stimmt, Mama, und jetzt noch einmal kräftig pressen!« Und dann der magische Moment, als man ihr Bodhis glitschigen roten Körper auf die Brust legte, die Handtücher um ihn gedrückt, seine Augen waren fest zugekniffen. Sie machte sich sofort Sorgen, weil er so mickrig war. Vor allem seine Beine wirkten unterentwickelt, wie bei einer Kaulquappe. Er wog nur zweitausendsiebenhundert Gramm trotz des Liedes, das sie auf der Babyparty für sie gesungen hatten. Und sie liebte ihn. Sie liebte ihn so sehr, dass ihr schwindelig wurde.

Erst als Margo aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam sie Panik. Shyanne hatte schon eine Schicht sausen lassen, um zur Geburt zu kommen, sie konnte auf keinen Fall einen weiteren Tag freinehmen, um Margo nach Hause zu bringen. Seit Shyanne der Krankenschwester eine geknallt hatte, durfte sie die Klinik allerdings ohnehin nicht mehr betreten. Margo versicherte ihrer Mom natürlich, dass sie zurechtkommen würde. Doch als sie vom Parkplatz fuhr, das Geschrei ihres Babys im Ohr, das in der harten Kunststoffschale des Kindersitzes lag, kam Margo sich wie eine Bankräuberin vor. Seine Schreie klangen so verschleimt und schwach, dass ihr Herz zu rasen begann und sie die gesamte Fahrt nach Hause hindurch zitterte, fünfundvierzig Minuten lang.

Sie parkte an der Straße, weil der Stellplatz direkt am Haus, der zu ihrer Wohnung gehörte, schon besetzt war. Doch als sie Bodhi vom Rücksitz nehmen wollte, schaffte sie es nicht, den Kindersitz von der Basisstation zu lösen, obwohl sie auf den Knopf des Hebels drückte; war da vielleicht ein zweiter Knopf, auf den sie gleichzeitig drücken musste? Sie fing an, an dem Kindersitz zu rütteln, ganz vorsichtig. Zumindest darin waren sich alle einig gewesen: Babys durfte man niemals rütteln. Bodhi schrie nun immer heftiger, und sie dachte die ganze Zeit: Dir fehlen doch die Kalorien, um so viel Energie zu verbrauchen, du wirst sterben, noch bevor ich dich hochgebracht habe!

Nach fünf panischen Minuten fiel ihr ein, dass sie ja einfach seinen Gurt lösen konnte, und als sie an dem riesigen Plastikverschluss seines Brustgurts herumfummelte und mit übermenschlicher Kraft auf den dämlichen roten Knopf der Schrittschnalle drückte (im Ernst, die konnte sich doch bloß ein Kletterer-Pärchen ausgedacht haben, das mit den Fingerspitzen an irgendwelchen Klippen hing und dann auf die Idee kam, Babysachen zu designen), schaffte sie es endlich, ihn zu befreien. Aber wie sollte sie dieses winzige zerbrechliche Ding jetzt zusammen mit all ihren Taschen nach oben tragen? Die Dammnaht tat ihr bereits höllisch weh; blöde Idee, zur Entlassung aus lauter Eitelkeit ihre Jeans anzuziehen, aber immerhin, sie passte noch.

»Okay«, sagte sie entschlossen zu Bodhis winzigem Körper, sein Gesicht dunkelrot, die Augen fest zusammengekniffen, »du darfst dich jetzt auf keinen Fall bewegen.« Sie legte ihn auf den Beifahrersitz, damit sie sich die Windeltasche und ihre Übernachtungstasche über die Schultern schlingen konnte. Sie kam sich vor wie eine Soldatin mit Patronengurten über den Titten. Dann schnappte sie sich das winzige Baby und watschelte zu den braunen Wohnblöcken von Park Place, direkt hinter der Tankstelle. Die Wohnungen dort waren nicht unbedingt schlecht, aber im Vergleich zu den farbenfrohen Häusern aus den 1940ern, die die übrige Straße säumten, wirkte Park Place wie ein ungebetener Gast.

Als Margo die Außentreppe zum ersten Stock hochstieg, bekam sie Angst, das Baby fallen zu lassen, sie stellte sich vor, wie seine winzige hähnchengleiche Gestalt in einer Spirale nach unten fiel, dem laubbedeckten Swimmingpool entgegen. Sie betrat die Wohnung und begrüßte Suzie, die auf der Couch saß; von ihren Mitbewohnerinnen war Suzie die netteste, sie stand auf LARP und Cosplay und verkleidete sich manchmal als Elfe oder Troll, selbst an ganz normalen Wochentagen. Als Margo endlich in ihrem Zimmer war, die Tür hinter sich zugemacht, ihre Taschen abgeschüttelt und auf ihrem Bett Platz genommen hatte, um Bodhi zu stillen, hatte sie das Gefühl, als befände sie sich mitten im Krieg.

Ich will damit keine Leute beleidigen, die tatsächlich im Krieg sind oder waren; ich will damit nur verdeutlichen, dass dieses Level an Stress und körperlicher Anstrengung Margos bisherige Erfahrungen bei Weitem überschritt. Als sie Bodhi stillte, dachte sie die ganze Zeit: Ich bin am Arsch, ich bin am Arsch, ich bin am Arsch. Weil sie das Gefühl hatte, von einer schallenden Leere umgeben zu sein, denn da war niemand, der sich um sie kümmerte oder sorgte oder ihr half. Sie hätte dieses Baby ebenso gut auf einer verlassenen Raumstation stillen können.

Sie hielt das perfekte Täschchen seines warmen Körpers und betrachtete sein verkniffenes Gesichtchen, die winzigen Höhlen seiner Nasenlöcher, ihre rätselhafte Schönheit. Sie hatte gelesen, dass Babyaugen nur etwa dreißig Zentimeter weit sehen können, was ziemlich genau dem Abstand des Gesichts einer stillenden Mutter entsprach. Und er schaute sie nun an. Was sah er? Hoffentlich sah er sie nicht weinen. Als er eingeschlafen war, legte sie ihn nicht in sein Bett, wie sie es hätte tun sollen, sondern in ihr eigenes, neben sich, obwohl ihr Bewusstseins-Akku, der sie wach hielt, fast leer war. Sie hatte Angst einzuschlafen, weil sie die einzige Beschützerin dieses winzigen Wesens war, aber ihr Körper ließ ihr keine Wahl.

Die Begriffe erste Person, dritte Person und zweite Person hatte ich in der Highschool gelernt und angenommen, das Thema Perspektiven wäre damit abgehakt, bis ich im Herbst 2017 Bodhis Vater kennenlernte, Mark. Er gab ein Seminar über unmögliche oder außergewöhnliche Erzählperspektiven. Ich weiß noch, dass ein Student namens Derek die Hauptfigur einer Novelle unbedingt psychologisch analysieren wollte und Mark immer wieder sagte: »Der Protagonist ist keine reale Person.«

»In dem Buch aber schon«, erwiderte Derek.

»Nur insofern, als er weder ein Kater noch ein Roboter ist«, sagte Mark.

»Ich meine ja nur, dass er in dem Buch eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat.«

»Es ist nicht interessant, das Buch so zu lesen.«

»Mag sein, dass Sie das so sehen«, entgegnete Derek, »aber ich finde es schon interessant.« Er trug eine schwarze Beanie, unter der er sein fettiges Haar verbarg, strähnig und weich wie das Fell einer kranken Katze. Er gehörte zu der Sorte Jungs, die nichts von mir wissen wollten und an die ich daher keine Gedanken verschwendete. Er stand wahrscheinlich auf ausländische Filme.

»Als reale Person wäre der Protagonist aber uninteressant«, sagte Mark. »So jemanden würde man niemals kennenlernen oder zum Freund haben wollen. Er ist nur deshalb interessant, weil er nicht echt ist. Weil er vorgetäuscht ist. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass alles, was wirklich interessant ist, eine Täuschung darstellt.«

»Verstehe«, erwiderte Derek. »Realer Kram ist öde, aber gefakter Kram ist interessant.« Ich konnte ihn nur von hinten sehen, doch es klang, als verdrehte er die Augen, was selbst für seine Verhältnisse dreist war.

»Der Punkt ist«, sagte Mark, »dass der Erzähler etwas nicht tut, weil er eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat, sondern weil der Autor ihn dazu bringt. Wir wollen keine Beziehung mit der Figur eingehen, sondern eine Beziehung mit dem Autor, durch die Figur.«

»Okay«, sagte Derek. »Das klingt weniger dämlich.«

»Gut«, sagte Mark. »Weniger dämlich soll mir recht sein.«

Und dann lachten alle, als wären sie nun beste Freunde. Ich sagte kein einziges Wort in diesem Kurs. In meinen anderen Kursen auch nicht. Es kam mir gar nicht in den Sinn, das zu tun. Schon in der Schule hatten die Lehrer ständig darauf gepocht, die Beteiligung in die Benotung miteinfließen zu lassen. Ich hatte allerdings schon sehr früh begriffen, dass das nur Theater war. Mir war wirklich schleierhaft, wieso sich Leute freiwillig meldeten, aber es gab immer einen oder zwei, die die ganze Zeit laberten, als wäre der Professor ein Late-Night-Show-Moderator und sie die Stars, die die Verfilmung ihrer eigenen Schlauheit promoteten.

Doch an dem Tag, als Mark uns unsere ersten Hausarbeiten zurückgab, wollte er ausgerechnet mich nach dem Seminar kurz sprechen.

»Was machen Sie hier?«, fragte er.

»Na, ich bin eingeschrieben«, sagte ich.

»Das meine ich nicht«, sagte er. »Sondern Ihre Hausarbeit.«

Er hielt meinen Essay in der Hand. Ich konnte sehen, dass darauf in roter Schrift die Note »Sehr gut« stand, aber ich tat so, als wäre ich verunsichert. Keine Ahnung, wieso. »Ist meine Hausarbeit so schlecht?«

»Nein, sie ist ausgezeichnet. Ich frage Sie, warum Sie am Fullerton Junior College sind. Sie könnten überallhin.«

»Was?«, sagte ich lachend. »Meinen Sie Harvard oder so?«

»Ja, ich meine Harvard oder so.«

»Ich glaube nicht, dass man in Harvard aufgenommen wird, nur weil man eine gute Hausarbeit in Literatur abliefert.«

»Doch. Genau deshalb wird man in Harvard aufgenommen.«

»Aha«, sagte ich.

»Sollen wir uns mal auf einen Kaffee treffen?«, fragte er. »Dann können wir ausführlicher darüber reden.«

»Von mir aus«, sagte ich. Da war mir noch nicht klar, dass er etwas von mir wollte. Der Gedanke kam mir gar nicht. Er war verheiratet, trug einen Ehering, war Ende dreißig – zu alt, mir so etwas bei ihm überhaupt vorzustellen. Aber selbst wenn mir klar gewesen wäre, dass er etwas von mir wollte, hätte ich mich auf einen Kaffee mit ihm getroffen.

Er war mein Professor, und aus irgendeinem Grund ließ dieser rätselhafte Titel mich vergessen, dass er auch ein Mensch war. Anfangs erschien es mir unvorstellbar, dass ich seine Gefühle verletzen oder irgendeinen Einfluss auf ihn haben könnte. Ich fällte auch keine moralischen Urteile über ihn. Ich akzeptierte ihn so, wie er war, als hätte er sich das Recht verdient, ein schrullig-sympathischer Ehebrecher zu sein, weil er besser und klüger als andere Leute war, besser und klüger als ich. Mark wirkte wie die Stadt Fullerton, genauso skurril und unnütz.

Fullerton war im Grunde nicht reicher als Downey, wo ich aufgewachsen war, hatte aber eine ganz andere Atmosphäre, weil es zwei Unis gab: die California State University und ihre kleine Schwester, das Fullerton College. In Downey konnte man in einem düsteren Restaurant bei hämmernder Technomucke überteuerte Meeresfrüchte essen oder eine Stunde lang in der Warteschlange stehen, um instagramwürdige süße Brötchen bei Porto’s zu ergattern. In Fullerton dagegen schien der Stadtrat aus unverheirateten Tanten zu bestehen. Es gab dort so viele Zahnärzte und Steuerberaterinnen, dass man den Eindruck bekam, die Leute hätten nichts anderes zu tun. Selbst die Häuser der Studentenverbindungen, die im Schatten großer Ulmen standen, wirkten dezent und harmlos. Fullerton verdankte sein Geld nicht der Wirtschaft, sondern den Hochschulen, die hohe Mieten und strömende Dollars garantierten. Mark war Teil dieses Systems. Er war ein angestaubtes Windspiel in menschlicher Gestalt, das am glorreichen Baum der höheren Bildung baumelte.

Am Anfang hatte ich das Gefühl, die Machtdynamik sei zu meinem Vorteil. Sein Professorenstatus bedeutete jedenfalls nicht, dass ich seinen Marotten gegenüber blind war: Seine Hose (grün! Cord!), seine Schuhe (Birkenstock!) und die zerfledderte Ausgabe von Beowulf, die aus seinem Messenger Bag (Messenger Bag!) lugte, waren natürlich lächerlich.

Doch es schien fast so, als wäre ich eine Romanfigur für ihn. Über das Kermit-Tattoo auf meiner Hüfte kam er nicht hinweg.

»Warum Kermit?«, fragte er, als wir das erste Mal Sex hatten, und strich mit dem Finger über Kermits kleinen grünen Körper.

Ich zuckte die Achseln. »Ich wollte ein Tattoo. Es gab sonst bloß Messer oder Schlangen oder ernstes Zeug, und ich bin nun mal kein ernster Mensch.«

»Was für eine Art Mensch bist du denn?«

Ich dachte nach. »Ein kindischer Mensch.«

»Kindisch!«, bellte er.

»Ja, kindisch«, sagte ich. »Ich hab zum Beispiel noch mit elf an den Weihnachtsmann geglaubt. Ich bin eben kindisch!«

»So jemand wie du ist mir noch nie begegnet«, sagte er staunend.

Das war einer der Gründe, warum ich ihm nie von meinem Vater erzählte. Manche Leute vergötterten Profi-Wrestling, andere verachteten es – und ich hatte die Befürchtung, dass Mark zu denen gehörte, die das Objekt ihrer Verachtung vergötterten. Er hätte meine Abstammung von einem Wrestler sofort zu seinem Fetisch erkoren.

Je vorgetäuschter etwas scheint, desto mehr fasziniert es uns – und genau deshalb war Mark ein Fan der Perspektive: Sie war natürlich Fake, wollte jedoch unbedingt echt wirken, was ironischerweise erst recht illustrierte, dass sie gefakt war. »Der Blickwinkel verändert, was man sieht«, sagte er.

Tatsächlich hilft es mir, in der dritten Person zu schreiben. Es ist weitaus einfacher, Mitgefühl für die Margo von damals zu haben, als zu versuchen, mein damaliges Handeln und die Gründe dafür zu erklären.

Das Verwirrende an der Sache mit Bodhis Vater war, dass ich natürlich nur mit ihm schlief, weil er als Professor die Macht besaß und weil er Literatur unterrichtete, mein Lieblingsfach. Was mich allerdings oft triggerte, war, dass er ständig behauptete, die Macht liege bei mir. Aber wer von uns besaß sie tatsächlich? Ich dachte oft darüber nach.

Mark hat mich geschwängert und gewissermaßen mein Leben zerstört, aber er half mir auch beim Schreiben. Bei meinen Hausarbeiten ging er jeden Satz mit mir durch und spornte mich an, sie noch besser zu formulieren. Er gab mir Bestnoten, forderte mich aber trotzdem auf, meine Essays zu überarbeiten. »Was du bist«, sagte er, »ist zu wichtig, um ungeschliffen zu bleiben.« Er zeigte auf einen Satz, den ich geschrieben hatte, und fragte: »Was willst du an dieser Stelle sagen?« Ich erklärte es ihm stotternd, und er erwiderte: »Dann sag es einfach. Rede nicht um den heißen Brei herum.«

Erst nachdem er mir einige Wochen auf diese Weise geholfen hatte, fing die Affäre an. Eines Tages hatte ich einen Termin in seinem Büro. Als ich dort ankam, sagte er, er sei in Gedanken woanders, ob wir uns an einem anderen Tag treffen könnten, und ich sagte, klar. Doch irgendwie entwickelte sich das Ganze so, dass wir gemeinsam nach draußen gingen und einen Spaziergang machten, und er fing an, Dampf abzulassen. Er erzählte mir, wie frustriert er über die Fakultät und seine Frau und seine Kinder sei und dass sein Leben sich anfühlte, als säße er in der Falle. »Und ich verdiene mein beschissenes Leben noch nicht mal«, sagte er. »Ich bin ein schrecklicher Mensch.«

»Das stimmt doch nicht«, sagte ich. »Du bist ein toller Lehrer! Du nimmst dir immer sehr viel Zeit, um mir zu helfen.«

»Weil ich mich jede Sekunde verzweifelt danach sehne, dich zu küssen.«

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich war zwar schulmädchenmäßig in ihn verknallt, aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, ihn zu küssen. Es gab mir einfach ein gutes Gefühl, von ihm gelobt zu werden, das ging runter wie Öl.

Es regnete, und wir hatten schon mehrere Runden über den Campus gedreht. Wir waren ohne Schirme unterwegs, trugen beide Kapuzenjacken. Und hatten unter einem großen Eukalyptusbaum angehalten.

»Darf ich dich küssen?«, fragte er.

Ich nickte. Damals war es unvorstellbar für mich, Nein zu sagen. Egal, worum er mich gebeten hätte, ich hätte zu allem Ja gesagt. Er war klein, etwa eins achtundsechzig, so wie ich, und ich hatte noch nie jemanden geküsst, der so klein war, und es war irgendwie schön, im Regen mit unseren Kapuzen auf den Köpfen. Trotzdem kam selbst mir der Gedanke: Irgendwie ist es echt nicht okay, dass wir uns mitten auf dem Campus küssen.

Die Sache war die: Er verhielt sich so kindisch, dass ich später, als es mit uns aus war, die Verantwortung für unser gemeinsames Handeln komplett allein tragen musste. Aber ich fühlte mich nicht ausgenutzt, sondern war einfach nur wütend. Hätte er sich wie ein Erwachsener verhalten, wäre das alles nie passiert.

Als Mark das erste Mal zu Margo in die Wohnung kam, trug er eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille, als wollte er nicht erkannt werden. Margo hatte sich nicht die Mühe gemacht, für ihn zu putzen oder aufzuräumen, die Flecken auf dem rosa Samtsofa und der Kabelsalat am Fernseher waren ihr nicht peinlich. Genauso wenig wie ihre Boxspringmatratze auf dem Boden. All das kümmerte sie nicht. Er war hergekommen, um eine Neunzehnjährige zu vögeln. Was konnte er da schon erwarten?

»Du wohnst in einer WG«, sagte er.

»Das habe ich dir doch gesagt«, sagte sie.

»Ich hatte nicht damit gerechnet, dass deine Mitbewohnerinnen da sein würden.«

»Ist das Bier?«, fragte Suzie.

Mark hatte tatsächlich ein Sixpack Bier in seltsamen Apothekerflaschen dabei. Red Stripe. Margo hatte dieses Bier noch nie gesehen. Bei ihr auf der Arbeit gab es das jedenfalls nicht. Mark trug noch immer die Sonnenbrille.

»Nimm die ab«, sagte Margo und versuchte, sie ihm wegzunehmen.

Er wich zurück. »Die hat Korrektionsgläser.«

»Bezahl den Troll«, sagte Suzie und streckte die Hand nach dem Bier aus.

»Was?«

»Gib ihr ein Bier«, sagte Margo lachend. Er hielt die Flaschen an die Brust gedrückt wie ein Kind, das nicht teilen wollte.

»Wie alt bist du?«, fragte er Suzie. »Meine Güte, Margo, ich hatte nicht vor …«

»Alt genug, um dich beim Dekan zu verpfeifen, also bezahl jetzt den Troll«, knurrte Suzie.

»Ich hätte nicht herkommen sollen«, sagte Mark.

»Hier«, sagte Margo, nahm ein Bier aus dem Sixpack und reichte es Suzie.

»Der Troll ist nun zufrieden«, sagte Suzie.

»Komm, wir gehen in mein Zimmer«, sagte Margo.

Mark folgte ihr durch den Flur, an den Zimmern der kleinen Kat und der großen Kat vorbei, ihren anderen Mitbewohnerinnen.

»Willkommen im Reich der Magie«, sagte sie und hielt ihm die Tür auf.

Obwohl sie Mark nicht besonders attraktiv fand, war der Sex besser, als sie gedacht hatte. Vor ihm hatte sie erst mit zwei anderen Typen Sex gehabt. Der erste war ihr Highschool-Freund Sebastian; er hatte den besten Hund der Welt, einen Schäferhundmischling namens Remmie, der ein bisschen nach Erdnüssen roch und den sie definitiv lieber mochte als Sebastian. Der zweite war ein Student, dem sie in der Orientierungswoche an der Uni begegnet war und der danach nie wieder mit ihr redete. Mark war anders im Bett als die beiden. Er war unbeschnitten, was ihre Neugier erregte, aber es gelang ihr nie, die Elastizität seiner Penishaut auf eine Weise zu erforschen, die sie befriedigte. Dafür war seine Leidenschaft geradezu unermüdlich. Das erste Mal hatten sie im Stehen Sex, er presste sie gegen die Wand. Es kam ihr unpraktisch und unbequem vor, aber es gehörte wohl zu einer seiner Fantasien. Welchen Grund außer einer Fantasie konnte es sonst geben, Sex im Stehen zu haben.

Als es vorbei war, setzte er sich auf ihren Schreibtischstuhl und drehte sich damit im Kreis. Sie ging ins Bad, um zu pinkeln, auch um eine Blasenentzündung zu verhindern. Als sie zurückkam, wühlte er in ihren Schubladen herum.

»Was machst du da?«, fragte sie.

Er sah auf. »Läufst du immer in deiner Unterwäsche durch die Gegend?«, fragte er.

»Das ist eine Frauen-WG«, sagte sie. »Warum durchwühlst du meinen Schreibtisch?«

»Bin bloß neugierig.«

Wenn sich etwas Interessantes in ihren Schubladen befunden hätte, wäre sie sauer gewesen. Aber wenn er unbedingt ihren kaputten Taschenrechner beäugen wollte, bitte schön. Ihre Geheimnisse würde er jedenfalls nicht entdecken. Eigentlich hatte sie keine. Oder wenn doch, waren sie in ihrem Inneren verborgen, sogar vor ihr selbst. Zum Beispiel konnte sie ihn eigentlich nicht ausstehen, und das Geheimnis ihrer Verachtung war wie ein gefaltetes Versprechen, das wartend in einer Schublade ihres Inneren lag.

»Weiß deine Frau, dass du so was machst?«, fragte sie.

»Äh … nein«, sagte er und drehte sich wieder auf ihrem Stuhl.

»Aber du hast das vorher schon mal gemacht?«

»Mit einer Studentin? Nein.«

»Mit anderen Frauen?«

Er hörte auf, sich zu drehen, und schien darüber nachzudenken, was er darauf antworten sollte. Er öffnete eine der seltsamen Bierflaschen, die er mitgebracht hatte, benutzte ihre Schreibtischkante, um den Deckel aufzustemmen, und diese Grobheit verblüffte sie.

»Ich habe das noch nie jemandem erzählt«, sagte er.

»Was?«, fragte sie, und als sie sich wieder auf ihr Bett sinken ließ und die Hüfte zur Seite schob, wurde ihr bewusst, dass sie selbst noch in diesem Moment versuchte, in ihrer Unterwäsche sexy auszusehen. Vom Flur hörte sie eine ihrer Mitbewohnerinnen kotzen. Wahrscheinlich die kleine Kat, sie kotzte ständig. Ein einziges Rein und Raus, Margo kam gar nicht mehr hinterher.

»In unserer Hochzeitsnacht hatte ich Sex mit meiner Schwägerin.«

Margo schnappte nach Luft. »Meine Güte, du bist ja doch ein schlimmer Mensch!«

Er nickte stirnrunzelnd. »Ja, das bin ich wirklich.«

»Aber dann hast du aufgehört, mit deiner Schwägerin zu schlafen.«

»Ja. Als wir aus den Flitterwochen zurückkamen, gab es zwar noch das eine oder andere Mal, aber irgendwann hörten wir auf, ja.«

»Hattest du Schuldgefühle?«, fragte Margo. Schwer zu sagen, was in Männern vorgeht, dachte sie. Es war ihr zum Beispiel ein Rätsel, wie ihr Vater früher immer komplett ignorieren konnte, dass sie ihn brauchte, wie er einfach seine Tasche packen und verschwinden konnte, ohne sich von ihr zu verabschieden. Wenn sie morgens aufwachte, war er weg. Als sie noch klein war, hatte sie gedacht, dass er sich bei seinen echten Kindern anders verhielt, aber als sie älter wurde und ihn besser kannte, begriff sie, dass er es bei ihnen und seiner Ehefrau genauso machte. So war das Leben eines Wrestlers eben. Immer auf dem Sprung zum nächsten Flieger oder Mietwagen. Dort wollte er sein, zusammengepfercht mit zwei anderen Männern, jeder an die hundertdreißig Kilo schwer, extrem gewaltbereit und schmerzmittelabhängig. Vielleicht war das realer für ihn gewesen als die normale Welt.

»Ehrlich gesagt nicht, auch wenn das total beschissen klingt«, sagte Mark. »Ich hab einfach so getan, als wäre das nie passiert. Und da sie nichts davon wusste, war es tatsächlich so, als wäre es nie passiert.«

Er schrieb ihr Gedichte, insgesamt fast ein Dutzend, aber dieses gefiel ihr am besten:

HUNGRIGER GEIST

Im Dunkeln nähern wir uns an

Wie verkrüppelte Tauben,

Verblüfft über unsere Körper.

Ich fühle nichts,

Berühr mich weiter,

Ich fühle nichts.

Ich bin ein hungriger Geist.

Wir wollen einander verschlingen,

Aber das ist wie der Versuch, im Traum zu rennen,

Während das frostige Eis der Realität um uns zersplittert.

Kapitel Zwei

Mark hatte zwei Kinder, eine Vierjährige namens Lizzie und einen Siebenjährigen namens Max, aber er erwähnte sie fast nie. Über seine Frau redete er schon gar nicht. Seine einzigen Gesprächsthemen waren Lyrik, Schreiben und Bücher. Er nahm mich mit zu Barnes & Noble: »Hast du schon was von Jack Gilbert gelesen? Nein? Dann wird es höchste Zeit. Das ist ein Muss«, und er packte noch mehr Bücher auf den Stapel. Dann lud er mich zum Essen ein. Die Frage, wie er sich all das von seinem Professorengehalt an einem Junior College leisten konnte, kam mir gar nicht in den Sinn.

Er liebte Meeresfrüchte. Er bestellte uns immer Sachen, die ich ein bisschen gruselig fand, Tintenfisch vom Grill oder Muscheln, die aussahen, als hätte man die Klitoris einer Leiche in eine Schale gestopft, und ich würgte diese Sachen herunter wie ein bekümmerter Hund, dem man eine Möhre vorgesetzt hatte. Dann erzählte er mir von einem merkwürdigen Traum, den er hatte, er war darin eine junge Japanerin in der Meiji-Zeit.

Sie schliefen nur fünfmal miteinander, und dann, nach dem fünften Mal, erklärte Mark, er habe wegen des Sex riesige Schuldgefühle seiner Frau gegenüber, und sie müssten damit aufhören. Sie waren in Margos Wohnung und lagen nackt auf ihrer Queensize-Matratze, als er das sagte.

»Aber ich möchte, dass wir uns weiter treffen«, fuhr er fort.

»Warum?«, fragte sie und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Welche Gefühle hatte er denn beim Sex mit ihr seiner Frau gegenüber erwartet, wenn nicht Gewissensbisse?

»Na, weil du mir etwas bedeutest. Bitte mach nicht Schluss, nur weil wir nicht mehr vögeln.«

Sie legte den Kopf schräg. Der Gedanke, Schluss zu machen, war ihr noch nie gekommen; diese ganze Affäre schien sein Ding zu sein. Sie hatte ihm das Steuer überlassen. Aber einfach mit ihm abhängen, ganz ohne Sex, als wäre er nur ein älterer schrulliger Freund?

»Nur dass ich dich richtig verstehe«, sagte sie. »Essen gehen willst du schon noch?«

»Ja«, sagte er.

»Und mailen?«

»Natürlich können wir mailen, die Mails sind doch irgendwie das Wichtigste. Mailen können wir für den Rest unseres Lebens.«

Sie konnte kaum fassen, dass er das ernst meinte.

»Glaubst du nicht, dass die Liebesgedichte deiner Frau mehr ausmachen würden als der Sex? Wenn ich einen Mann hätte, der fremdgeht, käme ich darüber vielleicht noch hinweg. Aber was mich echt fertigmachen würde, wären die Gedichte. Es ist nicht in Ordnung, dass du mir Liebeserklärungen machst.«

»Aber ich liebe dich nun mal.«

Margo wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte eine Brandblase am Daumen, weil sie auf der Arbeit einen heißen Teller in die Hand genommen hatte. Sie hätte ihn sofort wieder hinstellen sollen, aber ihre neue Kollegin hatte ihr gleich drei Tische auf einmal zugeteilt. Sie drückte ständig auf der Blase herum, sie war zum Bersten gefüllt. Wenn sie so weitermachte, würde sie in Französisch auch noch durchfallen. Eigentlich musste sie dringend büffeln.

»Ich kann doch nicht einfach leugnen, dass ich dich liebe. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich mir selbst gegenüber nicht ehrlich sein kann?«

»Ich muss mal«, sagte sie. »Willst du ein Glas Wasser?«

»Ja, bitte«, sagte er, die Bettdecke hochgezogen bis zum Kinn. Dann krächzte er wie eine alte Frau: »Ich bin so durstig, Margo.« Er tat oft so, als wäre er eine alte Frau.

»Alles klar, Oma«, sagte sie, schlüpfte in frische Unterwäsche und stolperte aus dem Zimmer.

Sie war sicher, dass er das mit dem Sexverzicht nicht ernst meinte. Das sollte bestimmt nur ein Spiel sein, bei dem er sagte, er könne nicht mit ihr schlafen, es dann doch tat, anschließend über seine Schuldgefühle jammerte und schwor, es nie wieder zu tun, und so weiter. Aber sie irrte sich. Mark schlief nie wieder mit ihr. Lud sie aber weiter in feine Restaurants ein, schrieb ihr Liebesgedichte und hatte nicht die Spur eines schlechten Gewissens. Es war unglaublich nervig. Doch irgendwann würde sie ihn kleinkriegen.

In dieser halbwegs stabilen Lage entdeckte Margo, dass sie schwanger war. Dass sie spät dran war, hatte sie noch gar nicht bemerkt. Eines Abends auf der Arbeit kam ihr öfters etwas Taco-Bell-Essen hoch, und sie würgte es wieder hinunter, und ihre Lieblingskollegin Tracy meinte irgendwann: »Vielleicht bist du schwanger!« Aber das konnte sie sich nicht vorstellen, bestimmt war es nur ihr Magen, der gegen das Taco-Bell-Zeug protestierte.

Aber ihr Magen rebellierte weiter, gegen den Käsekuchen nach der Schicht und auch gegen den Joghurt am folgenden Morgen. Sie trank ein blaues Gatorade, kaltes dunkles Götterblut, und kotzte es gleich wieder aus. Volle achtundvierzig Stunden ging das so weiter, erst dann kapitulierte sie und kaufte einen Schwangerschaftstest. Sie hatten keine Kondome benutzt. Er hatte ihn immer rausgezogen. Er war ja verheiratet und hatte gesagt, so würden seine Frau und er es auch immer machen, und es hätte nie eine Panne gegeben! Sie kam sich unglaublich dämlich vor. Weil sie ihm geglaubt hatte, weil sie die Affäre mit ihm eingegangen war, weil sie eine Gebärmutter besaß.

Als Erstes rief sie ihre Mom an und bekam kein Wort heraus, weil sie so heulen musste.

»Bist du schwanger?«, fragte ihre Mom.

»Ja«, schluchzte sie.

»Verdammt!«

»Tut mir leid«, sagte Margo. »Tut mir echt leid.«

Und dann ging ihre Mutter mit ihr Donuts essen.

Margo aß ein paar, und sie blieben drin.

Als ich es Mark erzählte, waren wir im Restaurant, ich hatte einen Salat mit frischen Feigen bestellt und fragte mich, warum alle so taten, als würden sie frische Feigen mögen, als hätte sich die gesamte Welt dazu verschworen, Feigen zur Nummer eins zu machen.

Jedenfalls erzählte ich Mark, ich sei schwanger, und er sagte: »Ach du Scheiße.«

»Ich weiß«, sagte ich.

»Bist du sicher?«

»Äh, ja«, sagte ich.

»Warst du schon beim Arzt?«

»Noch nicht.«

»Vielleicht bist du ja nur spät dran.«

»Also ich hab vier Schwangerschaftstests gemacht, um sicherzugehen, aber hey, wenn du meinst.«

Er trank einen Schluck Bier. »Ich muss zugeben, dass ich fasziniert bin. Mein Samen ist stark!«, röhrte er wie ein Wikinger.

Ich lachte. Meine Hände waren schweißnass. Das ganze Restaurant schien auf einmal zu schwanken, als wären wir auf einem Schiff und das schwere Silberbesteck würde über das weiße Tischtuch rutschen.

»Tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß, wie ernst das ist. Ich will dich auf jede erdenkliche Weise unterstützen. Finanziell natürlich, aber auch wenn ich dich zum Termin und so weiter begleiten soll – ich habe schließlich auch Scheiße gebaut und übernehme die volle Verantwortung.«

»Und wie mache ich einen Termin?«, fragte ich.

»Na ja, ich würde zuerst bei der Schwangerschaftsberatung anrufen«, sagte er. »Aber wenn … Keine Ahnung, ob manche Ärzte das unter der Hand anbieten oder ob es besser ist, wenn … Jedenfalls will ich auf keinen Fall, dass du bei der Abtreibung einen Pfusch riskierst.«

Er hatte also schon entschieden, dass ich abtreiben würde. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber natürlich entschied er das, so wie er auch schon entschieden hatte, dass wir mit dem Sex aufhörten (Rummachen in seinem Auto ausgenommen) und eine Affäre anfingen. Ich hatte noch nie Nein zu ihm gesagt, kein einziges Mal. Wir trafen uns, wann und wo es ihm passte, wir aßen, was er wollte, wir machten herum oder nicht, je nachdem, wozu er Lust hatte. Wohl vor allem, um ihm eins reinzuwürgen, sagte ich schließlich: »Ich will aber gar keine Abtreibung.«

Da wurde er kreidebleich; es war ungemein befriedigend.

»Bist du etwa katholisch?«, fragte er mit ungewohnt garstiger Stimme.

»Nein, aber es ist meine Entscheidung«, sagte ich.

»Ach, und meine Meinung spielt keine Rolle?«, fragte er.

»Nein«, sagte ich. Dann stand ich auf, warf meine Serviette auf den widerlichen Feigensalat und ging. Draußen vor dem Restaurant konnte ich das Meer riechen, und einen sonderbaren Moment lang fühlte ich mich wie meine Mom, wie sie hochnäsig die Straße entlangging, als steckten meine Beine in ihrer schwarz schimmernden Strumpfhose, als könnte ich in die Haut einer vollkommen anderen Person schlüpfen. Dann stolperte ich über den Bordstein, und das Gefühl verschwand, und ich war nur noch die Idiotin, die zu weit weg geparkt hatte.

Den nächsten Teil würde ich am liebsten ungeschehen machen, aber die Wahrheit ist, dass Mark mir hinterherlief; wir machten wieder in seinem Auto herum, ich gab zu, dass ich doch an eine Abtreibung dachte, mich aber nicht dazu zwingen lassen wollte, und er sagte dann: »Ich könnte dich zu gar nichts zwingen, Margo. Du bist der unbezähmbarste Mensch, der mir je begegnet ist.«

Und es gefiel mir, dass er mich so bezeichnete, obwohl seine Äußerungen über mich sich eigentlich nie anfühlten, als hätten sie tatsächlich mit mir zu tun. Es ging dabei eher um seine Vorstellung von mir. Aber es gefiel mir, im Auto mit ihm herumzumachen, und wir gingen im Guten auseinander. Dann hörte ich drei Tage nichts von ihm, eine ungewöhnliche Funkstille. Ich checkte immer wieder mein Handy und meine Mails, schickte ihm eine Nachricht, Hey, alles okay bei dir? (aus Rücksicht auf seinen Gen-X-Komplex schrieb ich immer jedes Wort aus, und er war ja schließlich mein Prof). Doch er reagierte nicht.

Da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert war und seine Gefühle sich verändert hatten. Normalerweise waren wir durch einen Faden miteinander verbunden, und wenn ich daran zog, spürte ich ihn am anderen Ende. Plötzlich hatte ich das erschreckende Gefühl, dass der Faden durchschnitten worden war und nirgends mehr hinführte, sondern im Leeren baumelte.

Dann kam die Mail, lang und umständlich, in der er erklärte, seiner Ansicht nach sei es das Beste für uns, wenn wir keinen Kontakt mehr hätten, was dadurch erleichtert werde, dass das Semester vorbei sei und ich nicht mehr zu seinem Kurs müsse. Es täte ihm leid, was ich wegen ihm alles durchmachen müsse, aber er habe das Gefühl, ich würde mein Leben wegwerfen, und das könne er nicht ertragen. Du könntest überall hingehen, du könntest alles machen, schrieb er. Wirf nicht alles weg, um ein Baby zu bekommen. Glaub mir, Margo, nur dieses eine Mal. Ich bin älter als du. Ich habe selbst Kinder. Das ist schwer. Du willst kein Baby.

Das Verwirrende war, dass er versuchte, die Entscheidung so aussehen zu lassen, als ginge es darum, was ich wollte. Für mich gab es jedoch einen Unterschied zwischen wollen und sollen. Etwas zu wollen, war meist ein Zeichen dafür, dass man es nicht verdiente und deshalb auch nicht erreichen würde, zum Beispiel nach New York City umziehen und auf eine gute Uni wie die NYU gehen. Etwas nicht zu wollen und sich davor zu drücken, erhöhte die Wahrscheinlichkeit, es zu sollen, beispielsweise zum Zahnarzt gehen oder Steuerkram erledigen. Alles, was ich wollte, war, die richtige Entscheidung zu treffen, doch niemand war bereit, sich auf meine Perspektive einzulassen.

Margos beste Freundin aus der Highschool war an der NYU angenommen worden und nach New York gezogen. Der Schmerz darüber, dass Becca nun das Leben führte, von dem sie beide geträumt hatten, während Margo weiter als Kellnerin jobbte und nur aufs Junior College ging – weil Beccas Eltern Geld hatten und Margos Mom nicht, was jedoch unausgesprochen blieb –, war zu groß, und die beiden hatten schon länger keinen Kontakt mehr. Doch jetzt rief Margo Becca an, und Becca ging sofort ran.

Margo fasste grob zusammen, was passiert war. »Also, was denkst du?«

»Lass es verdammt noch mal abtreiben!«, sagte Becca.

»Ja, aber …« Im Hintergrund hörte Margo Sirenen und Großstadtlärm.

»Nichts ›ja aber‹. Das ist keine ›Ja-aber‹-Situation! Das ist ein Notfall!«

Es fühlte sich jedoch nicht wie ein Notfall an. »Glaubst du, manche Dinge passieren aus einem bestimmten Grund?«, fragte Margo. »Glaubst du, alles ist Schicksal, oder glaubst du an den freien Willen?«

»Margo, das ist keine philosophische Frage. Das ist eine finanzielle Entscheidung.«

»Es fühlt sich aber beschissen an, etwas so Wichtiges auf der Grundlage von etwas so Blödem und Irrealem wie Geld zu entscheiden.«

»Ich kann dir versichern, Geld ist etwas sehr Reales«, sagte Becca.

Margo saß in ihrem Zimmer und starrte auf den Haufen Wäsche, der aus ihrem Schrank quoll, als wollten ihre Klamotten sich davonstehlen.

»Ich meine ja nur«, sagte Becca, »dass das Dasein als alleinerziehende Mutter vielleicht nicht so glamourös ist, wie du glaubst.«

Da wurde Margo sauer. »Becca, ich bin hier diejenige, die mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist, und da war von Glamour keine Spur. Ich sag ja nicht, dass ich das Baby behalten will, weil das lustig oder easy ist. Ich sag, ich will das Baby behalten, weil ich glaube, dass ein guter Mensch so handelt.«

»Abzutreiben würde bedeuten, du wärst ein schlechter Mensch?«

»Das hab ich nicht gesagt«, erwiderte Margo. Aber war das nicht im Grunde genau das, was alle meinten? Abtreiben aus Bequemlichkeit war nicht okay. Es musste dir schon richtig dreckig gehen.

»Inwiefern würde es dich denn zu einem guten Menschen machen, wenn du das Baby behältst?«

»Ich weiß nicht! Ich sag ja nicht, dass es so wäre!« Margo raufte sich die Haare.

»Du hast wortwörtlich gesagt, du willst das Baby behalten, weil du glaubst, dass ein guter Mensch so handelt.«

»Vielleicht hab ich es nicht so gemeint.«

»Und seit wann ist es dir überhaupt wichtig, ein guter Mensch zu sein? Immerhin hast du mit dem Mann einer anderen gevögelt.«

»Du hast ja recht«, sagte Margo. Dass Mark ein mieser Kerl war, hatte sie schon immer gewusst, aber dass sie genauso mies war, wurde ihr jetzt erst klar. »Aber … was soll ich denn sonst mit meinem Leben anfangen? Ich geh aufs Junior College. Soll ich mir vormachen, ich könnte irgendwann wechseln? Weißt du eigentlich, wie schwer es inzwischen ist, hier einen Platz an einer staatlichen Uni zu kriegen? Und selbst wenn ich das schaffen würde, was soll ich dann studieren? Englisch? Mit einem Englischabschluss kriegst du doch keinen Job, aber mir fällt nichts ein, was ich sonst studieren könnte! Also, was soll ich machen? Kellnern? Oder bei Bloomingdale’s arbeiten wie meine Mom? Das ergibt doch alles keinen Sinn. Aber das wäre wenigstens etwas.«

»Es gibt so viele coole Sachen, die du machen könntest, Margo. Du könntest Weinbau studieren und Winzerin werden.«

Margo musste sofort an die großspurige Weinvertreterin denken, die Tessas Restaurant belieferte und ein riesiges Traubentattoo auf der Brust trug, mitten auf dem Dekolleté, fette, hässliche lila Comic-Trauben. Aber wenn es darum gegangen wäre, was Becca mit ihrem Leben anfangen sollte, wäre von Weinbau nie die Rede gewesen.

»Ich finde, das ist ’ne große Sache!«, sagte Margo. »Sollte ich nicht wenigstens darüber nachdenken? Warum tust du so, als wäre es keine große Sache?«

»Tut mir leid«, sagte Becca, »ich weiß auch nicht, warum ich so rumbitche. Natürlich ist das eine große Sache, das seh ich genauso.«

Das ganze Gespräch fühlte sich irgendwie ungut an, aber Margo wusste nicht so recht, warum. »Wie läuft’s an der Uni?«, fragte sie schließlich. Darüber redeten sie eine Weile. Als sie aufgelegt hatten, weinte Margo zwanzig Minuten lang, dann ging sie arbeiten.

Die Zeit verstrich, und auf einmal war Dienstag, und sie hatte ihren ersten Arzttermin. Zuerst hatte sie bei der Schwangerschaftsberatung angerufen. Dort wollten sie den Ultraschall jedoch erst ab der achten Woche durchführen. Die Schwangerschaftsrechnerei war grausam. Einer Frau konnte ja erst dann auffallen, dass sie in anderen Umständen war, wenn ihre Regel ausblieb, dann war sie schon in der vierten Woche. Weitere vier Wochen zu warten, um herauszufinden, ob sie tatsächlich schwanger war oder nicht, kam für Margo nicht infrage, also telefonierte sie sämtliche gynäkologischen Praxen durch, bis sie eine fand, die ihr schon in der sechsten Woche einen Termin gab.

Er lief genauso ab wie ihre früheren Arztbesuche. Sie wusste nicht genau, warum sie das überraschte. Vielleicht hatte sie erwartet, netter behandelt zu werden. Der Arzt war ein pummeliger weißer Mittvierziger mit glatt rasierter Glatze.

»Sie wissen nicht, wann Ihre letzte Periode war?«

»Nein, ich schreib mir das nie auf …«

»Schon gut, keine Sorge, wir kriegen das schon hin.« Er wirkte wie ein guter Ehemann, der trotzdem von seiner Frau betrogen wurde. »Ich gehe jetzt raus. Meine Assistentin bringt Ihnen einen Kittel. Ziehen Sie sich um, nur den Kittel, ohne Unterwäsche.«

Margo nickte.

»Wir führen einen vaginalen Ultraschall durch«, sagte er. »Wurde das bei Ihnen schon mal gemacht?«

»Nö.«

»Nun, zu diesem Zeitpunkt kann man durch die Bauchdecke noch nicht viel von dem Fötus erkennen, deshalb muss man von innen draufschauen.«

Margo warf einen Blick auf den futuristischen Dildo, der an das Ultraschallgerät angeschlossen war. Das Konzept war klar. So hatte sie sich das allerdings nicht vorgestellt.

Als der Arzt draußen war und sie sich den Kittel anzog, den die Schwester ihr gebracht hatte, war sie heilfroh, dass Mark sie nicht begleitet hatte. Es wäre schon schräg genug gewesen, ihre Mom dabeizuhaben, aber Shyanne musste arbeiten.

Dann war es so weit, und sie ließ sich von einem Roboter vögeln, um ihr ungeborenes Kind kennenzulernen.

»Gut«, sagte der Arzt, »das Gel ist jetzt warm, es sollte also nicht allzu unangenehm werden.«

Er begann, den Riesendildo einzuführen. Weh tat es nicht. Es war einfach nur total schräg.

Er wühlte richtig da drinnen herum, als wäre das, was er suchte, weit hinten in ihrer Wirbelsäule. »Okay!«, sagte er schließlich, drehte einen Knopf an dem Gerät, und ein Geräusch ertönte, ein leises, rasches Wusch, Wusch, Wusch. »Das ist der Herzschlag.«

»Wirklich?« Es klang wie ein mechanisches Spielzeug. Sie verstand nicht, warum ihr die Tränen kamen, das Geräusch war völlig unspektakulär.

Er wühlte weiter mit dem Zauberstab herum, machte Aufnahmen, und mit der anderen Hand bewegte er die Computermaus. Seine Fingerfertigkeit war ziemlich beeindruckend. »Ich mache ein paar Messungen, damit wir eine Vorstellung vom Alter des … ähm … Fötus bekommen.«

Ihr fiel auf, dass er das Wort Baby vermied. Das fand sie nett von ihm, und ihr kamen schon wieder die Tränen.

»Gut«, sagte er, »anhand der Messungen – die ziemlich genau sind, besonders in diesem frühen Stadium – würde ich sagen, Sie sind ungefähr in der achten Woche.«

Überraschend war das nicht, aber Margo war darauf nicht vorbereitet. Achte Woche klang schrecklich schwanger.

Er zog den Zauberstab heraus und pellte die kondomartige Hülle ab, dann drückte er einen Knopf auf dem Gerät, und ein Drucker sprang an. »Oh, ich hätte vorher fragen sollen – möchten Sie Abzüge der Bilder?«

»Ja«, sagte sie und fing prompt an zu husten, weil sie so weinen musste und zugleich versuchte, möglichst leise zu sein.

»Wissen Sie schon … wie Sie mit der Schwangerschaft umgehen möchten?«

»Nein«, sagte sie und schloss die Augen.

»Machen Sie sich erst einmal frisch, und dann können wir darüber reden, welche Möglichkeiten Sie haben«, sagte er.

Als er draußen war, warf sie einen Blick auf die Bilder, die noch als glänzender, dünner Papierstreifen aus dem Drucker hingen. Da war es Ihr Baby. Es sah aus wie eine winzige verkrüppelte Taube.

Kapitel Drei

Nach dem Arzttermin fuhr ich zu meiner Mom.

»Hallo, Nudel«, sagte sie.

»Wie’s aussieht, bin ich in der achten Woche«, sagte ich und ließ mich aufs Sofa plumpsen. Meine Mutter schaute lange auf mich herab.

»Du willst dieses Baby behalten, oder?«, sagte sie.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich.

Sie ging in die Küche. Ich hörte es knacken und zischen, als sie sich ein Bier aufmachte. Dann kam sie zurück ins Wohnzimmer.

»Schicke Nägel«, sagte ich. Sie waren neu. Eine Art radioaktives Gelb.

»Wenn du dieses Baby behältst«, sagte sie, »werde ich mich nicht darum kümmern. Das ist dann dein Baby.«

»Ich weiß«, sagte ich, ernsthaft verblüfft. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, das Baby meiner Mutter anzuvertrauen.

»Verdammt noch mal«, sagte sie und marschierte vor dem Fernseher auf und ab.

»Beruhig dich, Mom«, sagte ich. »Ich komm schon irgendwie klar.«

»Und ich dachte schon, ich hätte es gut hingekriegt! Du hast es aufs College geschafft! Aus dir sollte was werden!«

»Was sollte denn aus mir werden?«, fragte ich. Plötzlich hatte ich eine Vision von Mom, die ihre Vorstellung von mir wie einen künstlichen Fingernagel auf mein tatsächliches Ich presste, wie eine große, starre Maske auf mein wahres Gesicht.

»Du weißt, was ich meine. Du solltest Karriere machen, was erreichen!«

»Was denn?«

»Keine Ahnung«, sagte Shyanne. »Was auch immer du gewollt hättest!«

Ich schwieg. Mark, Becca, meine Mom – ständig redeten sie von all den Möglichkeiten, die ich angeblich hatte, aber mir war schleierhaft, welche das sein sollten. Auf der Highschool hatte ich genau zwei Termine bei meinem Berufsberater Mr. Ricci gehabt. Beim ersten Mal sagte er mir, ich könne mich um Stipendien und finanzielle Unterstützung bewerben, und gab mir einen Haufen Formulare zum Ausfüllen mit. Beim zweiten Mal schien er sich nicht mehr an mich zu erinnern und sagte, meine einzige Hoffnung sei, später auf eine staatliche Uni wechseln zu können. Ich schrieb mich dann am Fullerton College ein, aber im ersten Jahr dort bekam ich keinen einzigen Kurs, der mir für einen Wechsel angerechnet worden wäre; alle waren sofort belegt gewesen. Also sammelte ich ein Jahr lang nutzlose Credits, die ich mir nirgends anrechnen lassen konnte. Alle redeten auf mich ein, wie viel ich verlieren würde, wenn ich das Baby bekäme, aber aus meiner Perspektive gab es nichts zu verlieren.

»Mir graut davor, Kenny davon zu erzählen«, sagte Shyanne, während sie weiter auf und ab lief.

»Warum graut dir denn davor?«

»Weil er religiös ist«, zischte sie. Ihr Auf-und-ab-Laufen erinnerte an einen Velociraptor.

»Hm … dann wäre er doch sicher froh, dass ich nicht abtreibe, oder?«

»Nein, er wäre angewidert, dass du beim Rumhuren nicht aufgepasst hast! Teenie-Mutter? Meine Güte, Margo. Wenn du abtreibst, würde er natürlich nie davon erfahren!«

»Ganz ehrlich, Mom, es ist mir völlig schnuppe, was Kenny von mir hält. Außerdem bin ich schon zwanzig, wenn das Baby geboren wird.«

»Irgendwann wird er vielleicht dein Stiefvater!«

Mir erschien das eher unwahrscheinlich, doch es wäre gemein gewesen, das zu sagen.

»Kenny ist klasse«, sagte sie, »Kenny ist toll.«

»Ja«, sagte ich. »Bestimmt.«

»Er wird es schon schlucken«, sagte sie. »Wenn ich erwähne, dass Mark dich ausgenutzt hat. Du konntest nichts dafür.«

Ich sprang unwillkürlich auf. »Mark hat mich aber nicht ausgenutzt! So war das nicht.«

»Natürlich glaubst du das. Hättest du dich ausgenutzt gefühlt, hättest du dich gar nicht darauf eingelassen. Aber er ist ein erwachsener Mann, Schatz. Manche Sachen wirst du erst begreifen, wenn du älter bist.«

Ich war stinksauer, und außerdem musste ich dringend pinkeln, also ging ich ins Bad. Meine Mom hatte ein riesiges Eiffelturm-Poster im Bad und kleine französische Seifen; alles war parismäßig gestylt. Als ich mir mit einer dieser winzigen Seifen die Hände wusch, grobmotorisch, als schälte ich Kartoffeln, dachte ich darüber nach, wie bescheuert das Bad aussah und wie sehr mir Mom auf die Nerven ging, aber dann wurde mir klar, dass sie anscheinend davon träumte, nach Paris zu reisen, und dass dieser Traum vermutlich nie in Erfüllung gehen würde. Ich starrte mein Spiegelbild an. Wie ähnlich ich ihr sah, eine billige Shyanne-Kopie, die Augen einen Tick zu weit auseinander. Unsere Gesichter sahen dumm aus, hübsch und süß, als wären wir vollkommen hohl.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, saß sie schlaff auf dem Sofa, als hätte jemand die Luft aus ihr rausgelassen. Ich legte mich hin und bettete den Kopf auf ihren Schoß.

»Als ich mit dir schwanger wurde, hatte ich solche Angst«, sagte sie und strich mir geistesabwesend übers Haar.

»Warum hast du mich behalten?«, fragte ich. Ich hatte es nie so recht verstanden. Es war bei einem One-Night-Stand passiert; sie hatte meinen Vater kaum gekannt. Sie waren sich in der Hooters-Filiale begegnet, in der sie kellnerte. Sie kannte nicht einmal seinen richtigen Namen, nur seinen Kampfnamen, Jinx. Der Hexer. Weil sein erster Gegner tot umgefallen war, bevor er ihn auch nur berührt hatte.

»Mir war nicht klar, dass er verheiratet war«, sagte sie. »Er trug keinen Ring – die anderen auch nicht, um keine Verletzung zu riskieren, aber das wusste ich damals noch nicht. Es hat sofort zwischen uns gefunkt, und ich hab gedacht, vielleicht … Keine Ahnung. Ich hab gedacht, es wäre Schicksal und er der Mann meines Lebens.«

Ihre hoffnungsvolle Naivität war mir zu viel. Ich wechselte rasch das Thema. »Wie war Dad eigentlich damals? Er wirkt jetzt so seriös. Kaum vorzustellen, dass er jemals betrunken war.«

»Oh, glaub mir, dein Daddy konnte alle unter den Tisch trinken. Er hatte dunkle Augen, die einen anfunkelten. Und er war auf Steroiden, hatte riesige Muskeln, ging aber nicht auf die Sonnenbank. Er war bleich und stark, sah aus wie ein milchweißer Stier.«

»Ich meinte seinen Charakter, Mom!«

»Dazu wollte ich noch kommen! Er war ein Gentleman. Was wohl daran lag, dass er aus Kanada stammt. Er war freundlich, aber da er im Ring zu den Bösen gehörte, rechnete man gar nicht damit. Er konnte zuhören, lehnte sich gern zurück und ließ andere reden.«

»Aha«, sagte ich. Als Wrestler hatte ich meinen Vater nie erlebt. Als ich noch klein war, hatte er sich in Japan bereits zwei Bandscheibenvorfälle eingehandelt und angefangen, als Dr. Jinx ein Duo zu managen, das sich Murder and Mayhem nannte, Mord und Totschlag. Unter anderem sorgte er dafür, dass sie für Matches gebucht wurden, denn sie gehörten zu den seltenen unabhängigen Wrestlern, die bei den Monday Night Wars zu sehen waren. Außerdem trat er im Fernsehen als ihr Manager auf, weil Murder and Mayhem nicht viel redeten und Jinx legendär dafür war, Interviews zu geben. Nach seinen Verletzungen hatte er mit den Steroiden aufgehört, er nahm stark ab und wurde mit zunehmendem Alter immer magerer. Trotz seines breiten Körperbaus war er dürr wie ein Skelett, und mit seinem rasierten Schädel ähnelte er einer haarlosen Katze.

»Wie habt ihr denn … also, wie hast du es ihm damals gesagt?« Tatsächlich hatte ich mir darüber nur selten Gedanken gemacht.

»Eines Abends, es war schon spät, kamen sie alle zu uns ins Restaurant, völlig betrunken. Nach meiner Schicht hat er mich mit in sein ...

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