×

Ihre Vorbestellung zum Buch »Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!«

Wir benachrichtigen Sie, sobald »Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!« erhältlich ist. Hinterlegen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse. Ihren Kauf können Sie mit Erhalt der E-Mail am Erscheinungstag des Buches abschließen.

Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!

Als Buch hier erhältlich:

hier erhältlich:

Mein Name ist Nick Hammer. Aber nennt mich einfach Mr. O - denn ich kann jeder Frau den ersehnten Höhepunkt bescheren. Wieso sollte ich also ablehnen, wenn die süße, total scharfe Harper Holiday mich bittet, ihr Nachhilfe in Liebesdingen zu geben? Das Problem: Sie ist die kleine Schwester meines besten Freundes Spencer und damit für mich absolut tabu. Flirttipps geben: erlaubt. Flirttipps mit Harper ausprobieren: strengstens verboten. Doch je mehr Zeit wir miteinander verbringen - und je mehr schmutzige SMS wir uns schreiben - desto weniger kann ich mich zusammenreißen …

"Sexy, köstlich, dieser Roman macht einfach Spaß!" Marie Force, New York Times-Bestsellerautorin

"Es könnte sehr gut sein, dass Nick Hammer mein absolut liebster Lauren Blakely-Held überhaupt ist. Witzig, verführerisch und unglaublich heiß!" Lacey Black, Bestsellerautorin

"F**k, f**k, f**k! Sie werden jetzt noch nicht wissen, warum ich das sage - aber sie werden es wissen, wenn Sie "Mr O - Ich darf dich nicht verführen!" gelesen haben. Nick und Harper sind der Inbegriff eines himmlisch perfekten, witzigen Paares!" TM Frazier, USA Today Bestsellerautorin

"Pures Vergnügen. Schmutzig! Dekadent! Göttlich! Fünf orgasmische Sterne." Bookalicious Babes


  • Erscheinungstag: 05.02.2018
  • Aus der Serie: Big Rock
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 304
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955767082
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Widmung

Dieses Buch ist meinen Leserinnen und Lesern gewidmet. Ihr seid der Grund, aus dem ich schreibe! Und wie immer auch meiner lieben Freundin Cynthia.

Prolog

Frag mich nach meinen drei Lieblingsbeschäftigungen, und die Antwort kommt mir sehr leicht über die Lippen: einen Homerun für mein Softballteam hinlegen, einen mörderisch guten Cartoon zeichnen und – oh ja – eine Frau so heftig kommen lassen, dass sie Sterne sieht.

Ich will nicht lügen. Letzteres ist bei Weitem mein Favorit. Einer Frau einen so überwältigenden Orgasmus zu schenken, dass sie sich am Bettlaken festhält und ihre Zehen krümmt, ist so ungefähr das Beste auf Erden.

Der Höhepunkt einer Frau ist wie Sommerferien, Weihnachtsabend und Urlaub auf den Fidschi-Inseln, vereint zu einem fantastischen Bündel Glückseligkeit, das die Fensterscheiben fast zum Bersten bringt. Verdammt, wenn wir die Schönheit und Energie einer Frau beim Orgasmus einfangen und nutzen könnten, würde das wahrscheinlich ausreichen, um ganze Städte mit Strom zu versorgen, die globale Erwärmung zu stoppen und für den Weltfrieden zu sorgen. Im weiblichen Höhepunkt zeigt sich im Grunde alles Gute, was diese Welt zu bieten hat. Zumindest, wenn ich einer Frau diesen Höhepunkt schenke. Und ich habe Tausende und Abertausende davon verschenkt. Ich bin so etwas wie ein Superheld der Lust, ein Gute-Taten-Vollbringer, der früher schüchterne Junge, der zum Hengst wurde. Es ist meine Mission, meinen Geliebten so viele Orgasmen wie nur irgend möglich zu verschaffen.

Wie es mir gelungen ist, diese erstaunliche Fähigkeit zu entwickeln? Ganz einfach. Ich bin sowohl ein Schüler als auch ein Lehrer in der Kunst, Os zu verschenken. Ich betrachte mich als Experten, weil – um hier alles lückenlos offenzulegen – ich vollkommen, zu einhundert Prozent, davon besessen bin, einer Frau Lust zwischen den Laken zu bescheren. Sie abheben zu lassen ist der Sinn des Spiels. Wenn ein Kerl das nicht gebacken kriegt, sollte er, verdammt noch mal, machen, dass er aus dem Schlafzimmer kommt.

Aber, hey, ich bin dennoch bescheiden genug, mich immer noch als Schüler zu sehen. Weil es stets etwas Neues zu entdecken gibt, wenn ich mit einer Frau zusammen bin.

Mag sie es sanft, hart, schnell, vorsichtig, rau? Mag sie es mit Zähnen, mit Spielzeug, meinem Schwanz, meiner Zunge, meinen Fingern? Sehnt sie sich nach einem kleinen Extra wie einer Feder, einem Vibrator oder einer Kombination aus beidem? Jede Frau ist anders, und die Straße zu ihrer Lust ist eine ganz eigene erotische Reise mit vielen fantastischen Pausen auf dem Weg zum Ziel. Ich mache mir im Kopf Notizen, beachte die Hinweise, die sie mir gibt, und betreibe jedes Mal Feldforschung.

Ich nehme an, das macht mich zum Christoph Kolumbus des weiblichen Orgasmus. Einem wahren Entdecker, der sich furchtlos hinauswagt, jederzeit bereit, die Landkarte ihrer Lust zu entschlüsseln, bis sie ihr Entzücken hinausschreit.

Na gut, man könnte sagen, ich fröne einer Sucht. Aber mal ehrlich, ist es so schlecht, mit Hingabe dafür zu sorgen, dass es der Frau, mit der ich zusammen bin, gut geht? Wenn mich das zu einem Mann mit einseitigen Interessen macht, dann bekenne ich mich schuldig, fasziniert von Sex zu sein. Ich gestehe offen, sobald ich eine Frau kennenlerne, läuft sofort ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich stelle mir innerhalb von Sekunden vor, wie sie aussieht und wie sie sich anhört, wenn sie kommt, und wie ich es erreichen werde, dass sie abhebt.

Das Problem ist, es gibt da eine Frau, mit der ich diesen Weg nicht gehen darf. Dabei frage ich mich in letzter Zeit verzweifelt, wie es wäre, sie wild zu machen. Es war und ist ein Kampf von epischen Ausmaßen. Ich habe mein Verlangen nach ihr stets in einer besonderen Schublade verwahren müssen. Die Schublade ist versiegelt und verschlossen, und den Schlüssel habe ich weggeworfen. Denn sie ist die Definition von »Finger weg!«.

Was mich vollkommen in den Wahnsinn treibt, denn die Worte, die aus ihrem Mund kommen, machen die Sache noch härter für mich.

1. Kapitel

Es wird behauptet, Männer würden 99,99 Prozent ihrer Zeit damit verbringen, an Sex zu denken. Ich habe nicht vor, dem zu widersprechen.

Warum sollte ich? Das trifft es wahrscheinlich ziemlich genau, besonders wenn man bedenkt, dass die verbleibenden 0,01 Prozent der männlichen Geisteskraft dazu benötigt werden, unermüdlich nach der Fernbedienung zu suchen.

In meinem Fall jedoch – ich nehme an, das trägt zu meiner Entlastung bei – ist Sex Teil meines Jobs.

Ebenso, wie es dazugehört, nett zu plaudern und Autogramme zu geben. Also, hier bin ich bei An Open Book, einer coolen Buchhandlung an der Upper West Side. Als dieser Unterschriften-Rummel vor ein paar Stunden anfing, standen eine Menge Fans vor der Tür Schlange. Inzwischen ist das Event, das mein Management organisiert hat, fast vorbei. Es warten nur noch wenige Leute. Das schöne Geschlecht war mit fünfundfünfzig zu fünfundvierzig Prozent in der Überzahl, worüber ich mich auf keinen Fall beklagen werde. Ganz besonders nicht, weil bis vor einigen Jahren die meisten meiner Fans sonderbare Typen waren.

Manche sind es nach wie vor. Wie dieser Kerl.

»Das ist meine Lieblingsfolge«, erklärt der Teenager mit den wirren Haaren schrill und deutet auf eine Zeichnung, die zeigt, wie Mister Orgasmus ein Dutzend vollbusiger Schönheiten von einer einsamen Insel rettet, wo sie viel zu lange auf Sex verzichten mussten. Das Ende? Nur ein Held im Umhang aus einem Cartoon konnte ihre Lustzentren, die fast vollkommen abgestorben waren, wieder zu neuem Leben erwecken.

Mich schaudert bei der Vorstellung, was diese Frauen durchgemacht haben müssen, bevor der Held eintraf und sie erlöste.

»Absolut. Die Folge rockt«, sage ich, schenke dem Knaben ein kurzes Grinsen und nicke bedeutungsvoll. »Mister Orgasmus hat den Ladies einen großen Dienst erwiesen, nicht wahr?«

»Ja«, erwidert der Typ mit weit aufgerissenen Augen und ernstem Blick. »Er hat ihnen so sehr geholfen.«

Es ist ein bisschen verrückt, weil er wahrscheinlich erst sechzehn ist und ich mich im Stillen frage, wieso, verdammt noch mal, siehst du dir meine schlüpfrige TV-Serie an? Andererseits verstehe ich es. Als ich in seinem Alter war, hatte ich auch keine Ahnung von Mädchen. Was möglicherweise erklärt, warum ich anfing, die Abenteuer des Mister Orgasmus zu zeichnen. Ursprünglich war es ein Online-Cartoon, nun ist es eine Sensation im Spätprogramm des Fernsehens, wo die oben erwähnte gute Tat des Titelhelden gezeigt wurde.

Wie auch immer, das war zweifellos eine beliebte Episode und einer der Gründe, aus denen mein Management einige meiner alten Strips zu dieser Graphic Novel Ihres sehr ergebenen Nick Hammer zusammenfasste. Sonderedition mit allem, was dazugehört, wie der geprägte Goldstempel auf dem Cover verrät.

»Können Sie reinschreiben für Ray?«, fragt er mich, und ich hebe den schwarzen Filzstift. In diesem Moment bemerke ich aus dem Augenwinkel ein goldenes Aufblitzen und eine Hand, die sich in eine Tasche schiebt.

Oh verdammt.

Ich glaube, ich weiß, was die Frau gerade getan hat, die in der Reihe direkt hinter Ray steht.

Ich beende die Signatur und reiche ihm sein Buch zurück. »Zieh los und schenke ihnen Vergnügen, Ray«, gebe ich ihm wie ein Mantra mit auf den Weg. Ich stoße mit meiner Faust gegen seine, und er starrt für einen Moment seine Hand an, als wäre sie von einem Meister gesegnet worden.

Und so ist es ja auch.

»Sie haben mein Wort, ich werde ein Spender der Lust sein«, zitiert Ray feierlich einen von Mister Orgasmus’ berühmten Aussprüchen, während er das Buch an sich drückt.

Mann, eines Tages wird der Knabe die Frauen um den Verstand bringen. Er hat ein Ziel im Leben. Doch jetzt noch nicht. Denn, du weißt schon, er ist sechzehn.

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf die nächste Person in der Reihe, allein die Größe der Brüste, die mir offenherzig dargeboten werden, lässt mich fast erblinden. Was ich da sehe, reicht aus, um einen Mann vollständig in Trance zu versetzen, sodass er mit glasigen Augen und jenem dümmlichen Blick dasitzt, den nur das Auftauchen von Brüsten bei einem Kerl verursachen kann. Ich bin nicht immun dagegen, denn … Brüste.

Sie sind einer meiner liebsten Spielplätze.

Ich habe jedoch intensiv trainiert, diese Reaktion zu unterdrücken. Der Kontakt mit Menschen gehört zu meinem Job, deshalb kann ich nicht mit offenem Mund herumlaufen und auf Brüste starren. Diese Frau wird meine Beherrschung ernsthaft auf die Probe stellen. Sie trägt ein weißes T-Shirt mit rundem Ausschnitt. Das ist Kryptonit für die meisten Männer.

Sie beugt sich vor, um sicherzugehen, dass ich gute Sicht habe. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und hoffe, Serena kommt bald von einem ihrer häufigen Ausflüge auf die Toilette zurück. Sie ist die sehr schwangere, penetrant lächelnde, aber ach so clevere PR-Frau, die für meine Serie bei Comedy Nation arbeitet. Serena ist Profi darin, mir die übereifrigen Ladies vom Leib zu halten.

Nicht, dass ich mich beschweren will. Es stört mich nicht, dass einige Zuschauerinnen der Serie bei Veranstaltungen wie dieser besonders großes Interesse zeigen. Das ist in Ordnung. Aber ich habe das Gefühl, diese da will nicht nur spielen.

»Hallo«, sage ich und lächle die Wasserstoffblondine an. Kommunizieren. Freundlich sein. Das gehört zum Job. Ich bin das Gesicht der erfolgreichen TV-Serie, die auf dem Dreiundzwanzig-Uhr-Sendeplatz alle verdammten Zuschauerrekorde bricht – und außerdem noch die der Sendungen, die vorher laufen. Das macht den Leiter des Senders verrückt vor Freude und treibt ihn gleichzeitig in den Wahnsinn, aber das ist ein anderes Thema.

Die Frau legt sich eine Hand an die Brust, eine traditionelle Methode, um Männer in Trance zu versetzen. Ich zeige mich unbeeindruckt.

»Ich bin Samantha, und ich liebe Ihre Sendung«, säuselt sie. »Vergangene Woche habe ich in der Men’s Health Ihr Porträt gesehen. Ich war so beeindruckt von der Hingabe, die Sie der Kunst schenken, aber auch von Ihrem Körper.«

Weil es Men’s Health war, zeigte das Porträt ein Foto von mir beim Work-out.

Dann – sie geht nicht gerade subtil vor – lässt sie den Blick ihrer grauen Augen über meine von Tattoos bedeckten Arme und über meine Brust schweifen. Um nicht um den heißen Brei herumzureden: Sie vögelt mich praktisch mitten in der Buchhandlung mit den Augen.

»Hingabe ist mein zweiter Vorname«, erkläre ich lächelnd und schiebe meine Brille höher auf die Nase. Die Frau macht mich scharf, und zwar nicht mit ihrem großen Dekolleté, sondern eher mit dem, was sie ein paar Minuten zuvor beim Schlangestehen in ihre Tasche getan hat.

Nun beugt sie sich noch weiter vor und schiebt mir auf dem Tisch das Buch hin. »Sie können direkt hier unterschreiben, wenn Sie wollen«, flüstert Samantha und streicht mit einem Finger über ihren Brustansatz.

Hastig greife ich nach dem Buch. »Vielen Dank, doch erfahrungsgemäß ist die erste Seite ein ebenso geeigneter Platz.«

»Sie sollten Ihre Telefonnummer hinzufügen«, sagt sie, während ich mit Nick Hammer unterschreibe und ihr das Buch zurückgebe.

»Es klingt komisch, aber ich kann meine Nummer nicht auswendig«, erkläre ich mit einem lässigen Schulterzucken. »Wer erinnert sich heutzutage schon an Telefonnummern? Kennen Sie Ihre eigene?«

Wo ist Serena, verdammt noch mal? Ich hoffe, sie hat das Kind nicht auf der Damentoilette bekommen.

Samantha kichert und streicht mit einem langen rosafarbenen Fingernagel über meine Unterschrift. »Hammer«, sagt sie neckisch und lässt das Wort genüsslich auf ihrer Zunge zergehen. »Ist das Ihr richtiger Name, oder ist es eine Art Kosename für …«

Nein, nein, nein.

Schluss jetzt!

Das mache ich nicht mit. Auf keinen Fall spiele ich das Anzügliche-Anspielungen-Duell, zu dem mein Nachname verlockt, nicht mit Samantha, die gerade Anstalten macht, mit ihren scharfen Fingernägeln meinen Arm entlangzukratzen.

»Oh, entschuldigen Sie. Ist Ihnen etwas hinuntergefallen?«

Ich straffe meine Schultern, als ich eine vertraute Stimme höre – trockener Humor, gepaart mit reiner Unschuld.

Die Blondine zuckt zusammen. »Nein«, faucht sie die Fragestellerin an. »Ich habe nichts fallen lassen.«

»Sind Sie sicher?« Der Tonfall klingt höchst besorgt.

Ich kann nichts gegen das Grinsen tun, das sich unaufhaltsam auf meinem Gesicht ausbreitet, denn ich weiß sehr genau, dass die Frau, zu der die Stimme gehört, etwas Heimtückisches im Schilde führt.

Harper Holiday.

Rote Haare. Blaue Augen. Das Gesicht eines süßen, sexy Engels, der Körper einer supercoolen, kampferprobten Ninja-Prinzessin und ein Mund geübt darin, sarkastische Sprüche in perfekter Tonlage loszulassen. Mit ihr würde ich mich, ohne zu zögern, mit anzüglichen Synonymen, anzüglichen Antonymen duellieren … oder einfach alles irgendwie Anzügliche spielen.

Harper tritt von hinten neben die Blondine und öffnet deren Hand. »Ich bin ziemlich sicher, das hier ist Ihr Ehering«, sagt sie mit einem besorgten Ausdruck in den strahlend blauen Augen, während sie der sexhungrigen Blondine einen goldenen Ring zwischen zwei Fingern hinhält.

»Der gehört nicht mir«, behauptet die Frau abwehrend, und plötzlich ist der süße, flirtende Ton aus ihrer Stimme verschwunden.

Harper schlägt sich mit der anderen Hand an die Stirn. »Oh, mein Fehler. Sie haben Ihren vor ein paar Minuten ja in Ihre Tasche gesteckt. In die da.«

Sie deutet auf die rechte Tasche der Frau, und tatsächlich ist durch den Stoff ein Abdruck zu sehen, der wie ein Ring ohne Stein aussieht. Genau das habe ich vermutet, als ich sie in der Schlange gesehen habe. Sie hat ihn abgezogen und weggestopft. Hatte wahrscheinlich vergessen, dass sie ihn trug, und in letzter Sekunde versucht, ihn zu verbergen.

Das Gesicht der verheirateten Frau wird blass.

Ertappt.

»Diesen hier«, fährt Harper fort, während sie den Ring so hält, dass er im Licht der Deckenbeleuchtung aufblitzt, »halte ich für Situationen wie diese bereit.«

Samantha murmelt etwas, was wie Miststück klingt, dreht sich auf dem Absatz um und marschiert davon.

»Viel Spaß mit dem Buch«, ruft Harper ihr nach, dann sieht sie mich an, legt den Kopf schief und schenkt mir ein Ich-habe-dir-gerade-den-Arsch-gerettet-Grinsen.

Indem sie das Mister-Orgasmus-Groupie imitiert, sagt sie: »Nick Hammer. Ist das Ihr richtiger Name?«

Und plötzlich hoffe ich, Serena bleibt noch eine ganze Weile auf der Toilette.

2. Kapitel

Hammer ist mein richtiger Nachname.

Die betreffende Frage höre ich dauernd. Jeder denkt, der Name sei erfunden. Als wäre es ein Künstlername oder das Pseudonym eines Schriftstellers oder mein Stripper-Name aus früheren Zeiten, als ich noch hart für mein Geld arbeiten musste.

Das ist nur Spaß. Ich war nie Stripper.

Ich hatte jedoch das Glück, einen supercoolen Nachnamen zu bekommen. Ich hatte sogar zweifaches Glück, denn wenn ich ein Mädchen geworden wäre, hätten meine Eltern mich Sunshine getauft. Stattdessen nannte meine Mom ihre Bäckerei Sunshine und ihre Söhne Wyatt und Nick. Unsere kleine Schwester wurde einige Jahre später geboren, als die Bäckerei das Licht der Welt bereits erblickt hatte. So blieb ihr der Hippie-Name erspart, aber Josie bekam eindeutig die entsprechende Lebenseinstellung mit. Sie ist ein Freigeist.

Ich deute auf den Ring in Harpers Hand. »Bist du dieses Wochenende nach Vegas geflogen und hast dort Penn geheiratet? Oder warte. War es Teller?«

»Nein. Criss Angel«, behauptet sie, während sie den Ring in ihre rote Tasche stopft, die groß genug ist, um Flüchtlingen eine sichere Unterkunft zu bieten.

»Ernsthaft. Warum schleppst du einen Ehering mit dir herum?«

»Das könnte ich dir erklären, aber dann würde ich Paragraph 563 des Handbuchs Magier-Geheimnisse zuwiderhandeln. Das Werk wurde geschrieben, damit gewöhnliche Sterbliche wie du auf alle Ewigkeit im Dunkeln tappen.«

Ich klopfe mir gegen die Brust und schüttle den Kopf. »Entschuldige mal. Ich bin kein gewöhnlicher Sterblicher. Also raus mit der Sprache.«

Sie legt die Hände seitlich an ihren Mund und teilt mir in einer Art Bühnengeflüster mit: »Er ist nicht echt. Ich habe ihn besorgt, weil ich auf einer Party am vergangenen Wochenende ein paar Tricks damit zeigen wollte.«

»Haben sie funktioniert?«

Sie nickt und verzieht die Lippen zu einem Grinsen. »Wie geschmiert. Ich habe den hier in den Ring von Green Lantern verwandelt. Der Junge war starr vor Ehrfurcht.«

»Das sollte er auch sein. Übrigens …« Ich recke mein Kinn in die Richtung, in der die Blondine verschwunden ist. »Vielen Dank. Einen Augenblick lang dachte ich, sie hätte einen Minivibrator in ihrer Tasche.«

Sie reißt den Mund auf. »Ist das schon mal passiert?«

Nickend rolle ich mit den Augen. »Einmal. Auf einem Meet and Greet für Fans.«

»Ein Fan hat sich beim Schlangestehen einen runtergeholt?«

»Entweder das, oder er bereitete seinen Schwengel für spätere Taten vor. Aber keine Sorge. Ich bin schwer begeistert, dass du mich vor der Eheringabstreiftaktik gerettet hast. Ich halte dich für Superwoman.«

»So bin ich eben. Ich tauche aus dem Nichts auf und rette ahnungslose Männer vor gefährlichen Ehemännern verheirateter Frauen, die unfassbar berühmten Cartoon-Zeichnern ansonsten das Lebenslicht ausblasen würden. Wahrscheinlich wirst du mich unbedingt zu einem Kaffee einladen wollen, wenn ich dir erzähle, dass ihr Mann ungefähr drei Meter groß ist, Arme wie Kanonenrohre hat und Schlagringe aus Kupfer trägt. Ich habe ihn draußen vor der Buchhandlung gesehen, als ich hereinkam.«

»Leitet er außerdem einen illegalen Fight Club?«

Sie nickt mit gespielter Ernsthaftigkeit. »Ja. Und da nennt er sich Vicious. Das Böse. Unter diesem Namen bestreitet er seine Kämpfe.«

»Ich schulde dir zweifellos einen Kaffee. Vielleicht sogar ein Stück Kuchen, damit du weißt, wie dankbar ich dir bin, weil du mich vor Vicious gerettet hast.«

»Keine Scherze. Kuchen ist meine Religion.« Sie senkt die Stimme. »Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich den Ringtrick einsetzen oder ihr die geben soll.« Sie zieht eine violette Brille aus ihrer Tasche. »Dann hätte ich ihr vorgeschlagen, die hier zu tragen, weil sie beim Augenfick mit dir hilfreich gewesen wäre.«

Angesichts ihrer Wortwahl muss ich laut lachen. »Ist die Brille speziell dafür gemacht? Wenn das so ist, möchte ich unbedingt eine haben.«

Um sie für dich zu benutzen.

Wieder nickt sie. »Es gibt sie in einem Laden im East Village. Sie müssen sie extra bestellen, aber ich kann das für dich erledigen.«

Sie wühlt erneut in ihrer Umhängetasche herum. Die ist wie Hermines Tasche. Ja, ich habe alle Harry-Potter-Bände gelesen. Es ist die beste Geschichte, die jemals geschrieben wurde.

Schließlich zieht sie einen Sammelband meiner Comics heraus und legt ihn auf den Tisch. »Schreibst du bitte: für Helena?«

Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu, als ich die Quittung zwischen den Seiten entdecke. Sie hat ihn gerade im Laden gekauft. »Harper, du musstest nicht hierherkommen, damit ich ein Buch für dich signiere. Ich hätte dir eins gegeben.«

Sie zwinkert mir zu. »Gut zu wissen, dass ich auf der Shortlist stehe. Das hier ist für eine Kundin, die heimlich in dich verliebt ist. Ich bringe es ihr als Geschenk mit.«

»Richte Helena schöne Grüße von Mister Orgasmus aus«, sage ich, während ich die Widmung schreibe.

Als ich aufblicke, trägt Harper die violette Brille.

Ich blinzle.

Verflucht aber auch. Sie sieht verdammt heiß damit aus. Als Typ mit Brille stehe ich auf Frauen mit Brille, und ich habe Harper noch nie mit einer gesehen. Ich will nicht lügen – bei ihrem Anblick überfällt mich sofort die Sexy-Bibliothekarin-Fantasie. Da sitze ich also und denke an einen Bleistiftrock, eine enge weiße Bluse mit verführerisch geöffneten Knöpfen und an Harper, die sich über ein Pult beugt, um ein paar Klapse auf den Hintern zu bekommen, weil sie einige Bücher falsch einsortiert hat.

Sie verschlingt mich mit ihren Blicken, wie es die Frau in der Schlange getan hat, und flüstert im neckischen Tonfall: »Funktioniert sie, Nick?«

Bestens, aber du brauchst keine Brille, damit ich mir von dir einen Augenfick wünsche. Außerdem stelle ich mir vor, wie du aussiehst, wenn du nichts als diese Brille trägst.

Warte. Verdammt. Nein.

Ich verpasse den 99,99 Prozent meines Gehirns, die das eben gedacht haben, eine kräftige Ohrfeige. Weil Harper die Schwester meines besten Freundes ist. Und Spencer hat mir versprochen, dass er mir alle Haare abrasiert und mir die Augenbrauen färbt, wenn ich Harper auch nur anfasse. Nicht, dass ich mich vor Spencer fürchte, ich mag nur meine Haare. Sie sind hellbraun und dicht, und – ich werde hier einfach mal ehrlich sein – ich könnte Werbung für Haarshampoo machen. Da, ich habe es gesagt.

Ich habe nicht vor, eine meiner verdammten Fantasien über Harper in die Tat umzusetzen, obwohl mich das Bild, bei dem sie sich über den Küchentresen beugt, in letzter Zeit sehr häufig heimsucht. Was allerdings gegenüber der Fantasie, bei der sie aufrecht an der Wand lehnt, nicht fair ist, oder?

Nachricht an mich selbst: die Wandfantasie heute Abend wieder zum Einsatz bringen.

Doch zurück zur Frage die Brille betreffend.

»Sie funktioniert wie verrückt«, erkläre ich und benutze dabei ihre eigenen Worte.

Sie nimmt die Brille ab und wirft einen Blick hinter sich. Ein paar Fans warten noch, tappen mit den Fußspitzen auf den Boden und umklammern ihre Bücher.

»Ich halte dich auf. Jetzt sollte ich sehen, dass ich verschwinde.«

»Warte. Ich bin fast fertig hier. Möchtest du in fünfzehn Minuten die Tasse Kaffee haben?«, erkundige ich mich und füge hastig hinzu: »Als Bezahlung für deine Rettungsaktion.«

»Hm. Gibt es irgendwo in dieser Stadt eine Möglichkeit, Kaffee zu bekommen?« Sie klopft sich mit der Fingerspitze ans Kinn, als müsste sie ernsthaft überlegen.

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus und lasse mich auf ihr Spiel ein: »Gute Frage! Es ist wirklich schwierig, Kaffee zu finden. Ist ja nicht so, als gäbe es an jeder Ecke welchen.«

Sie nickt verständnisvoll. »Normalerweise muss man nah und fern danach suchen.« Sie schnippt mit den Fingern. »Ich sag dir was. Mal sehen, was ich mithilfe eines Stadtplans tun kann. Falls ich im Umkreis von, na ja, etwa fünfzehn Metern um diesen Laden eine Tasse Kaffee auftreibe, schicke ich dir eine Nachricht mit der genauen Ortsangabe.«

»Zu Befehl.«

Sie salutiert vor mir und dreht sich auf dem Absatz um, und ich schwöre, ich folge ihr nicht allzu intensiv mit meinen Blicken, während sie sich zum Ausgang der Buchhandlung durchschlängelt. Möglicherweise gestatte ich mir, drei oder vier Sekunden ihr Hinterteil zu taxieren. Allerhöchstens fünf. Aber es ist ein spektakulärer Hintern, also wäre es eine Schande, den Anblick nicht zu genießen.

Serena kehrt zurück, setzt sich neben mich an den Tisch, und die nächsten fünfzehn Minuten konzentriere ich mich auf meine Fans, signiere, plaudere, kommuniziere und engagiere mich.

Als das Event vorbei ist, sehe ich nach, ob ich eine Nachricht von Harper bekommen habe, und fühle mich geschmeichelt, als ich tatsächlich eine finde. Ich tippe eine Antwort, dann helfe ich Serena beim Aufstehen. Sie ist eine ehrliche Haut, die vor einigen Jahren anfing, für meine Serie zu arbeiten, noch bevor diese so erfolgreich wurde.

»Das hast du gut gemacht, Süßer. Tut mir leid, dass ich einen Teil des Kampfeinsatzes verpasst habe«, sagt sie, fasst ihr lockiges schwarzes Haar mit einer Spange zusammen und steckt die Filzstifte in ihre Tasche. Sie tätschelt ihren Bauch. »Ich schwöre, ein paar Minuten lang dachte ich, ich würde das Kind auf der Toilette dieser Buchhandlung zur Welt bringen.«

»Das ist witzig. Genau darüber habe ich mir Sorgen gemacht. Falls du es getan hättest, hättest du das Baby nach mir benannt, nicht wahr?«

»Nein. Wenn ich das Kind auf der Toilette bekommen hätte, hätte ich es Kloth genannt.« Sie hält einen Finger hoch. »Oh, fast hätte ich vergessen, es dir zu sagen.«

So fängt sie immer an, wenn es um Forderungen von der Senderleitung geht.

»Gino möchte, dass du am Donnerstag an einer Veranstaltung teilnimmst. Es ist nur ein kleines Wohltätigkeitsfest mit Spendenaktion und freundlichem Geplauder auf einer Bowlingbahn, aber er will, dass all seine hauseigenen Stars dabei sind.«

»Natürlich werde ich dort sein.« Ich greife nach meiner Jacke. Ich meine, welche andere Antwort hätte ich geben sollen? Paranoider Idiot oder nicht, Gino bestimmt, wer welche Sendezeit bekommt. Außerdem erinnert er mich gern daran, dass er persönlich vor ein paar Jahren, als er noch in der Programmplanung war, meinen Online-Comicstrip ausgewählt hat, um eine Animationsserie daraus zu machen. Ich bin ihm verdammt dankbar dafür, dass er mir diese Möglichkeit verschafft hat. Dennoch ist er merkwürdig eifersüchtig auf mich. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass er vor Jahren eine eigene Serie entwickelt hat, die sehr schnell wieder von der Bildfläche verschwunden ist. Keiner seiner Versuche, eine andere zu etablieren, funktionierte.

»Du erinnerst dich an den Verhaltenskodex?«, vergewissert Serena sich, während sie den Reißverschluss ihrer Tasche schließt. Wir gehen zwischen den Regalen in Richtung Ausgang.

Ich sage die Regeln auf: »Gino möchte, dass ich charmant bin, aber nicht so charmant, dass die Frauen auf mich fliegen anstatt auf ihn. Und ich soll unglaublich gut im Bowling sein, wenn ich in seinem Team bin. Falls nicht, soll ich den Sieg meiner Mannschaft verhindern, damit er gewinnt. Wenn ich mich nicht nach seinen Spielregeln richte, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass ich in ein paar Wochen bei den Vertragsverhandlungen untergebuttert werde, denn Ende des Monats laufen unsere Verträge aus.«

Sie tippt sich mit dem Zeigefinger an die Nase. »Perfekt.«

»Es ist fast so, als hätte ich mich mittlerweile an seine unglaublich launische Persönlichkeit gewöhnt.«

Sie lächelt. »So ist unser Boss nun mal. Weißt du, er war es gewohnt, ständig im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, bevor du des Weges kamst. Du bist das Komplettangebot, und das treibt ihn in den Wahnsinn. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du all die öffentlichen Auftritte absolvierst.«

Ich sehe mich in der Buchhandlung um, in der sich die Kunden drängeln, von denen einige gerade meine Comics gekauft haben. Ich bin soeben gebeten worden, mit dem Manager eines TV-Senders bowlen zu gehen, der ein verrücktes, launisches Arschloch ist, der aber auch meine fetten Gehaltsschecks unterschreibt. Meine Serie ist der Renner. Ich scheffle Geld und Lob, und ich habe Erfolg bei den Frauen. Da ist etwas, was sie mögen, an meinem Dreitagebart, den Tattoos, der Brille, den Haaren und der Tatsache, dass mein früher schlaksiger Körper inzwischen mit klar definierten, kräftigen Muskeln bepackt ist.

Das Leben meint es gut mit mir.

»Serena, ich versichere dir, eine Party zu besuchen ist kein so furchtbar schweres Schicksal. Der Umstand, dass der Chef des Senders meinetwegen irgendeinen seltsamen Komplex hat, ist die klassische Definition eines Luxusproblems.«

»Nein«, widerspricht sie in scharfem Ton, als wir den Vordereingang der Buchhandlung erreichen. »Weißt du, was das wahre Luxusproblem ist? Gestern ging ich zu Ben & Jerry’s, um einen halben Liter Eiscreme für zu Hause zu kaufen. Ich wollte zwei Sorten, Coconutterly für mich und Mango Sorbet für meinen Mann. Was denkst du, was passiert ist?«

Wie ein Wahrsager lege ich mir eine Hand an die Stirn. »Sie hatten kein Coconutterly.«

»Schlimmer«, erklärt sie und schlägt mir gleichzeitig gegen die Brust, sodass sie mich in ihrem Überschwang praktisch in das Regal mit den Neuerscheinungen schubst. »Sie haben vergessen, Wachspapier dazwischenzulegen, um die Geschmacksrichtungen zu trennen. Mango ist in Kokosnuss hineingelaufen.« Sie zieht einen Flunsch.

Ich runzle die Stirn. »Das ist wirklich schrecklich. Ich wünschte, ich hätte nie erfahren, dass etwas so Furchtbares passiert ist. Nun muss ich befürchten, dieses Bild nie wieder loszuwerden.«

Damit verabschiede ich mich von Serena und gehe zum Peace of Cake, wo Harper mir von einem Tisch im hinteren Teil zuwinkt. Sie liest in meinem Buch.

Ist es falsch, dass ich mir wünsche, sie würde diese Brille noch tragen?

Ob mit oder ohne Brille, Harper ist einfach der Knaller.

3. Kapitel

Wir teilen uns ein Stück Schokoladentorte.

Ich weiß, wie das aussieht.

Wie ein Date.

Doch das ist es nicht. Die Kuchenstücke in diesem Coffeeshop sind einfach riesig. Es ist unmöglich, eins davon allein zu vertilgen, es sei denn, man wurde mit einem Extramagen für einen zweiten Nachtisch geboren. Ich liebe Nachtisch, aber ich esse grundsätzlich nur einen.

Und außerdem ist es so nicht zwischen uns. Für mich fühlt es sich an, als würde ich Harper schon immer kennen, weil Spencer seit Ewigkeiten mein bester Freund ist. Wir drei gingen auf dieselbe Highschool, doch Harper ist drei Jahre jünger als ich. Ich war Senior, als sie Freshman war. Deshalb hätte ich damals im Zusammenhang mit Harper nie an Sex gedacht.

Wie dem auch sei, nun, da wir beide Ende zwanzig sind und in New York City leben, verbringen wir gelegentlich etwas Zeit miteinander. Vielleicht noch häufiger, seit Spencer sich verlobt hat. Momentan hat er nicht sonderlich viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Manchmal gehen Harper und ich am Wochenende zusammen ins Kino, und in letzter Zeit kann ich mich auf dem Platz neben ihr absolut nicht auf den Film konzentrieren.

Um es geradeheraus zu sagen: Harper ist nicht heiß wie der typische Cheerleader. Sie ist auch nicht heiß wie ein Victoria’s-Secret-Model.

Sie ist auf eine schräge Art heiß. Nerd-heiß. Sie ist die heiße Fantasie eines Gamers. Ihr Sport ist Kickboxen, sie ist eine harte Kämpferin in unserer Sommer-Softball-Liga, und sie weiß genau, in welchem Haus sie in Hogwarts wohnen würde. Nämlich Hufflepuff. Und, ja, es macht mich an, dass sie nicht wie fast jeder andere in Ravenclaw oder Gryffindor wohnen möchte, sondern sich für das Haus entscheidet, das für seine Loyalität bekannt ist.

Und als Magierin ist sie schlichtweg unglaublich. Beruflich. Die Frau bezahlt ihre Rechnungen, indem sie Zaubertricks vorführt und die Leute an der Nase herumführt.

Das ist so ungefähr der heißeste Job überhaupt – heißer als Barkeeperin, heißer als Model oder Rockstar. Allerdings vielleicht nicht heißer als sexy Bibliothekarin.

Ganz ehrlich, bis vor ein paar Monaten hatte ich solche Gedanken nicht.

Bis zu dem Tag im vergangenen Sommer, als sie mich bat, ihr zu helfen, sich an ihrem Bruder für eine Sache zu rächen, die er ihr vor Jahren angetan hat. Ihre Rache bestand darin, dass wir beim Softballtraining so taten, als wollten wir Sex miteinander haben.

Ich zog mein Shirt aus, sie legte ihre Händen auf meine Brust und strich darüber. Der Rest ist Geschichte. An jenem Tag im Central Park fingen 99,99 Prozent meiner Gedanken an, sich um sie zu drehen.

Nun ja, ich bin ein Kerl. So einfach ist das. Wir sind nicht kompliziert, und jeder, der versucht, komplexe Persönlichkeiten in uns hineinzufantasieren, spinnt. Das heißt nicht, dass wir nicht zu ernsthaften Gefühlen und all diesem Zeug fähig sind. Aber wenn es sich um Frauen dreht, braucht es nicht viel für die Glühbirne, um an- oder auszugehen.

Der Harper-Schalter wurde an jenem Tag komplett umgelegt.

Ich gebe mein Bestes, um mich auf das lässige Geplauder mit ihr zu konzentrieren, anstatt darüber nachzudenken, welche Art von Dessous sie tragen könnte. Und das, obwohl im V-Ausschnitt ihres Pullovers ein schwarzer Satinstreifen aufblitzt. Ich zwinge mich, mir nicht vorzustellen, wie der Rest des sexy Teils wohl aussehen mag.

Zu spät. Nun sehe ich es vor mir, erlebe vor meinem inneren Auge, wie der glänzende Stoff sich um ihre Rundungen schmiegt. Das ist ein sehr schönes Bild.

Danke, Gehirn, dass du niemals zögerst, dich in diese Richtung zu bewegen, doch jetzt muss ich mich auf die Unterhaltung konzentrieren.

Ich deute auf die Torte, mit der wir beschäftigt sind. »Auf einer Skala von eins bis zehn, welche Note würdest du diesem Kuchen geben?«

Mit der Kuchengabel auf halbem Weg zum Mund starrt sie zur Decke. »Verzückung.«

»Ich glaube, das gibt es auf dieser Skala nicht.«

»Ich habe bereits zugegeben, dass Kuchen für mich eine Religion ist.«

»Unter diesen Umständen würde ich meinen, zum zweiten Mal kommen, trifft es.«

»Kommen. Du hast kommen gesagt«, erklärt sie mit unbewegter Miene.

»Tatsächlich sage ich das ziemlich oft.« Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und bleibe ganz lässig.

»Ich weiß.« Sie zieht eine Augenbraue hoch und flüstert: »Bevor du aufgetaucht bist, hatte ich viel Spaß mit deinem Buch. Es ist so unanständig.«

Sie sagt das, als wäre es ein Geheimnis. Als hätte sie gerade erst herausgefunden, dass mein Cartoon eine Fiesta der Unanständigkeiten ist.

»Was ich wirklich gern wüsste, Nick Hammer.« Sie spricht meinen Namen auf eine Weise aus, der die Blondine aus der Buchhandlung nicht im Traum nahekommen könnte. »Woher nimmst du deine Inspiration?«

Das willst du auf keinen Fall wissen, Harper.

Ich gebe vor, das Tortenstück zu begutachten. »Ich glaube, dieser Kuchen ist mit irgendeiner Geheimzutat gewürzt.«

Sie nimmt noch einen Bissen und zwinkert mir zu. »Genau, mit reiner Köstlichkeit. Damit ist er gewürzt.«

Verdammt, ist jetzt klar, was ich meine? Sie ist einfach scharf. Es ist furchtbar schwierig, nicht darüber nachzudenken, wie sie wohl im Bett ist. Sie bewegt sich ständig in einem Bereich des Geplänkels, den man als Flirt bezeichnen könnte, der jedoch kein wirklicher Flirt ist. Endergebnis? Ich bin der Kater, und sie bedient den Laser Pointer. Ich jage dem roten Licht hinterher, doch ich kann es nicht fangen. Die Tatsache, dass ich Single bin, ist auch nicht hilfreich. Ich habe nichts gegen One-Night-Stands, aber ich bin weniger ein Aufreißer als ein Serienmonogamist. Obwohl ich niemals ernsthaft in eine der Frauen verliebt war, mit denen ich serienmonogam war, einschließlich meiner letzten Affäre, die jetzt in Italien lebt und an einem Buch arbeitet.

Folglich bin ich zu einhundert Prozent verfügbar, ich bin absolut interessiert an der Frau, die mir gegenübersitzt, aber ich werde sie nie bekommen.

Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee, und Harper greift nach ihrer heißen Schokolade. Da ich nicht die ganze Zeit ihre Lippen anstarren kann, die sie an den Rand des Bechers legt, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Die Regale im Tresen sind voll mit fantastisch aussehenden Torten, und die Tafel daneben listet Kaffeespezialitäten auf, bei denen mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Das Peace of Cake ist bis zum letzten Platz gefüllt. Um die Holztische hat sich ein buntes Potpourri von Bewohnern der Upper West Side versammelt – Moms und Dads und kleine Kinder, ebenso wie Leute in den Zwanzigern und Paare.

»Wie viele waren es also?« Harper deutet mit dem Kinn in Richtung der Buchhandlung.

»Wie viele wovon? Verkaufte Bücher?«

Sie schüttelt den Kopf. »Wie oft wurdest du da drin angemacht?«

Ich lache, antworte ihr aber nicht.

»Nun sag schon«, drängt sie mich und klopft mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Ein gut aussehender Kerl wie du. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Es muss so ungefähr, sagen wir … jeder zweite Fan gewesen sein?«

Meine Ohren werden bei ihren Worten heiß. Andere Körperteile ebenso. Es ist nicht so, dass sie gut aussehender Kerl auf diese gewisse, herausfordernde Art sagt. Sie erwähnt es wie eine allseits bekannte Tatsache. Deshalb weiß ich nicht, wie sie es meint. Ich habe keine Ahnung, ob ihre Gedanken an mich an jenem Tag im Park ebenfalls aus Freundschaftshausen ausgezogen sind und sich in Sexy City niedergelassen haben. »Nein, nicht jeder zweite Fan«, erwidere ich.

»Aber jeder dritte?«, erkundigt sie sich, und ich lache wieder über ihre Worte, als wäre das irgendwie wahrscheinlich.

»Du warst eine wunderbare Hilfe, als ich dich brauchte. Mehr werde ich dazu nicht sagen.« Ich schnippe mit den Fingern. »Hey, ich habe eine Idee. In ein paar Tagen gehe ich zu diesem Event.« Nachdem ich ihr die Einzelheiten erklärt habe, die ich von Serena weiß, erläutere ich ihr das Eifersuchtsproblem meines Bosses. »Trotzdem will Gino, dass ich komme, also solltest du mich begleiten.«

»Als Rettungsanker? Damit dich die Frauen nicht anmachen?«, fragt sie und nimmt einen weiteren Bissen von der Torte.

»Das tun sie normalerweise nicht, wenn man mit einer Freundin da ist.«

Mit ihrer Gabel deutet sie erst auf sich, dann auf mich und wieder auf sich. »Soll ich so tun, als hätten wir ein Date?«

Sie sagt das, als wäre es die verrückteste Vorstellung der Welt. Was mir klarmacht, dass ich aufhören muss, Harper Holiday vor mir zu sehen, wie sie mit ihren Händen an meiner Brust abwärtsstreicht. Sie braucht schließlich nicht zu wissen, dass ich vor ein paar Wochen eine Zeichnung von ihrem O – Gesicht gemacht habe. Was? War das so falsch? Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Es ist nicht so seltsam. Außerdem habe ich das Bild gelöscht. Ich habe nur auf dem Computer herumgespielt, ich schwöre.

»So wie Spencer und Charlotte allen etwas vorgemacht haben?«, fügt sie hinzu.

Als könnte ich die Kriegslist der beiden vergessen, immerhin endet sie auf spezielle Art – ihre Hochzeit findet in zwei Wochen statt.

»Nein, es wäre langweilig, wenn wir dasselbe täten«, erkläre ich und bohre die Gabel tief in die Schokolade, um mir noch einen Bissen zu nehmen. »Das wäre, als würde ein Liebesromanautor in seinem nächsten Buch genau dieselbe Grundidee für den Plot benutzen.«

Wieder schießt eine ihrer skeptischen Augenbrauen in die Höhe. »Was weißt du über Plots?«

»Ich schreibe eine Serie.« Zeichne und schreibe, treffender gesagt.

»Bei dir geht es um die animierte Parodie eines versauten Superhelden. Trotzdem bist du so vertraut mit den Plots von Liebesromanen?«

»Vor ein paar Monaten habe ich eine Liebesromanautorin gedatet.«

»Wie war das so?«

»Hm, es war wie daten«, erkläre ich in trockenem Ton.

Sie rollt mit den Augen. »Wollte sie mit dir üben?«

Ich lache und finde es toll, wie direkt sie mich fragt. »Meinst du die Szenen, Harper?«

Sie nickt und trinkt noch einen Schluck.

Ich nicke ebenfalls. »Das wollte sie.«

»Hast du’s gemacht?«, erkundigt sie sich, während sie ihren Becher zurück auf den Tisch stellt, in ihrer Stimme tanzt Neugier.

»Ja.«

»Wow. Als du ihr Buch gelesen hast, war das, als würde dein Leben offengelegt?«

»Es ist noch nicht erschienen. Ich glaube, es ist ihr nächster Roman.«

»Was ist mit ihr passiert?«

»Es ist zu Ende«, erwidere ich schulterzuckend. Es regt mich nicht weiter auf. Während der paar Monate, die wir zusammen waren, hatten wir eine gute Zeit.

»Warum?«

Weil es um Spaß ging, nicht um mehr. Und weil J. Cameron – das ist ihr Pseudonym – von ihrer Arbeit besessen ist. Bücher sind ihre Welt. Außerdem fuhr sie nach Italien. »Sie ging nach Florenz. Ich glaube, ihr neuer Roman spielt dort«, erzähle ich Harper.

»Ich freue mich schon darauf, den zu lesen, bei dem du ihr …« Sie malt mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »… bei der Recherche geholfen hast.«

»Möglicherweise werde ich dir niemals ihr Pseudonym verraten.«

»Das bekomme ich aus dir heraus«, behauptet sie, während ich von meinem Kaffee trinke. »Schreibt sie diese kitschigen Sexszenen, bei denen der Typ der Frau sagt, dass er sie liebt, wenn er in ihr ist oder kurz hinterher?«

Ich muss so sehr lachen, dass ich fast meinen Kaffee ausspucke. »Mannomann. Ich weiß wirklich nicht, wie kitschig die Szenen sind. Ich lese keine Liebesromane.«

»Vielleicht solltest du das tun. Manche sind ganz schön heiß«, bemerkt sie mit einem wissenden Funkeln in den Augen. Dann wendet sie sich wieder dem eigentlichen Thema zu: »Bei diesem Event … Lass es mich mal so formulieren: Du willst mich als deine Begleitung, damit ich dir bei deinem Boss helfe, einem Idioten, der nicht damit umgehen kann, dass du männlicher bist als er, und weil du die Frauen anziehst wie ein Kater die rolligen Muschis?«

Verdammt, ich wünschte, sie würde dieses Wort nicht in so engem Zusammenhang mit den schmutzigen Gedanken verwenden, die mein Kopf produziert. »So würde ich es nicht ausdrücken.«

Harper deutet in Richtung der Buchhandlung. »Danach zu urteilen, wie dringend diese Frau im Laden dich bespringen wollte, nehme ich an, dass du die ganze Zeit angemacht wirst.«

Ich klänge wie ein total arroganter Bastard, wenn ich die Wahrheit sagte. Ja. Es passiert verflucht oft, doch es ist nicht immer wie heute. Mit dem Erfolg kommt das Interesse der Frauen, und zwar nicht nur Interesse an mir, sondern auch an meinem Vermögen. Ich meine besonders die naiven Frauen, aber die anderen mögen diese Dinge ebenfalls.

Anstatt zu antworten, zucke ich mit einer Schulter.

Harper lächelt. »Ich komme mit, Nick. Und falls ich mal was brauche, bitte ich dich um einen Gefallen. Okay?«

»Klingt vernünftig für mich.«

Sie streckt die Hand nach der Torte aus, steckt den Zeigefinger in die Schokoglasur, schiebt ihn sich in den Mund und leckt ihn ab. Oh Gott. Zur Hölle. Warum quält sie mich so? Zum Glück sitze ich. Sie muss nicht wissen, dass sie in diesen Wochen an der Hälfte meiner spontan auftretenden Ständer schuld ist. Dafür reicht es bereits, dass sie unbeabsichtigt eine sexy Bemerkung von sich gibt, die ich nicht einordnen kann, und schon macht sich das Stehaufmännchen bemerkbar.

»Sieh mal! Da ist Anna die Unglaubliche!«

Harper schaut in Richtung der jugendlichen Stimme, die ihren Künstlernamen gerufen hat. Für ihre Auftritte auf Kinderpartys verwendet sie nicht ihren richtigen Namen. Für die Kids ist sie Anna, die unglaubliche Magierin. Sie sagt, es sei einfacher, bei Facebook mit ihren Collegefreunden Kontakt zu halten, wenn ihr Job getrennt läuft.

Auf ihrem Gesicht erscheint ein breites Lächeln, und sie springt von ihrem Stuhl auf, bückt sich und begrüßt ein Mädchen mit wildem braunem Haar und einer Menge Sommersprossen auf der Nase. Harper legt sich den Zeigefinger an die Lippen und flüstert: »Mach die Augen zu.«

Das kleine Mädchen gehorcht, und als Harper ihr zwei Sekunden später sagt, sie soll die Augen wieder öffnen, holt sie einen sorgfältig zusammengefalteten Dollarschein hinter dem Ohr des Kindes hervor. Die Kinnlade des Mädchens klappt herunter. Spoiler-Alarm: Während die Augen des Kindes geschlossen waren, nahm Harper den Geldschein aus ihrer Tasche.

»Aber warte«, sagt Harper mit ihrer Zauberinnenstimme und lässt die linke Hand hinter das andere Ohr des Mädchens gleiten. Dort holt sie einen zweiten Geldschein hervor, dieser ist wie ein Papierflieger gefaltet.

Okay, ich habe keine Ahnung, woher der plötzlich kommt.

»Du bist unglaublich«, erklärt das Kind ehrfürchtig und sieht zu seinem Vater auf.

Harpers Blick geht in die gleiche Richtung. Der Dad ist groß und kräftig, und ich habe den Verdacht, falls er Single ist, worauf der fehlende Ring an seiner Hand hindeutet, kommt er regelmäßig zum Schuss. Nein, ich halte ihn nicht für attraktiv, weil ich Idioten nicht attraktiv finde. Man kann nur einfach nicht umhin zu erklären, dass jemand gut aussieht, wenn er Chris Hemsworth gleicht wie ein Ei dem anderen. Harper steht auf und gerät ins Schwanken. Sie stützt sich am Tisch ab.

»Haaa … huuu … hooo …«

Was zur …?

Ich richte mich auf meinem Stuhl auf, meine Neugier ist geweckt, seit Harper versucht, sich in einer neuen Sprache zu verständigen.

Halt, sie will einfach nur Hi sagen.

»Hi, Anna«, sagt der Typ, dann senkt er die Stimme und flüstert, als wäre ihr echter Name ihr gemeinsames Geheimnis: »Harper.«

Es klingt tatsächlich, als würde er es genießen, ihren Namen auszusprechen. Verdammt. Der Hemsworth-Zwilling mag sie.

Wieder öffnet Harper die Lippen. Etwas, was sich wie »Hiiiyyyaaa, Simon« anhört, kommt aus ihrem Mund.

»Wie geht es Ihnen? Dieses Café ist toll, nicht wahr?«, fragt er.

Ich glaube, sie sagt Ja, aber sicher bin ich nicht. Es könnte angesichts ihres plötzlichen Anfalls von Ich-kann-mich-nicht-an-ein-verdammtes-Wort-meiner-Muttersprache-erinnern auch »Jach« gewesen sein.

»Hayden freut sich unglaublich auf ihre Party in drei Wochen. Sie zählt schon die Tage, und sie redet immer noch über die Tricks, die Sie im vergangenen Monat bei Carlys fünftem Geburtstag vorgeführt haben.«

Harper richtet ihre Aufmerksamkeit auf Hayden. »Du hattest Spaß, nicht wahr? Gefiel es dir, als ich deine geheime Karte erraten habe? Oder vielleicht, als ich schweben konnte?«, erkundigt sie sich.

Während sie mit dem Kind redet, ist ihre Sprache wieder ganz normal.

»Ich fand die geheime Karte toll! Ja! Das möchte ich auf meiner Party!«

»Du bekommst alle richtig guten Sachen.«

Simon wirft einen Blick in meine Richtung und räuspert sich. Er winkt mir kurz und männlich zu, und Harper errötet und sagt: »Oh, das ist mein Freund, Mister Orgasmus.«

Stille. Sie senkt sich auf uns herab, als hätte jemand ein Glas zerbrochen, und wir müssen nun alle die Scherben auf dem Boden anstarren.

Zuzusehen, wie Harper mit diesem Mann redet, ist, als beobachte man einen Autounfall, bei dem man nicht weggucken kann, obwohl man es will. Es ist schrecklich und faszinierend zugleich.

Sie hält sich eine Hand vor den Mund und kneift sich in den Nasenrücken, während ihr Gesicht rot anläuft. Simon lacht über ihren Fauxpas, und Hayden kichert einfach so, vielleicht weil sie es lustig findet, dass Harper die Farbe eines Feuermelders annimmt. Ich würde mir am liebsten eine Portion Popcorn holen und mir die Show ansehen. Es ist faszinierend, dass Harper keine Ahnung hat, wie sie mit einem Typen umgehen soll, der sie mag.

»Ich meine, Nick«, quietscht sie mühsam. »Das ist Nick. Ich habe ihn vor Vicious gerettet.«

Simon zieht eine Braue hoch. »Vicious?«

Ich stehe auf. »Ein furchterregender Bursche. Boss eines illegalen Fight Clubs. Oder heutzutage vielleicht einer Motorrad-Gang. Wie auch immer, er war schrecklich«, erkläre ich schaudernd und strecke die Hand aus. »Nick Hammer. Nett, Sie kennenzulernen.«

»Simon«, erwidert er. »Und das ist meine Tochter Hayden.«

Ich begrüße das Kind.

Harper deutete mit dem gekrümmten Daumen in meine Richtung, während sie Simon ansieht. Sie ist fast wieder unserer Sprache mächtig.

»Er ist der beste Freund meines Bruders. Was bedeutet, er ist absolut tabu.«

Ahh …

Jetzt wird es spannend. Harper scheint diesen Typen wirklich zu mögen, da sie ihm indirekt mitteilt, dass sie zu haben ist.

»Gut zu wissen«, erklärt Simon mit einem Lächeln. »Ich rufe Sie an. Vielleicht können wir uns treffen, um über die Party zu sprechen. Über die Tricks und solche Sachen.«

Nach einer peinlichen Verabschiedung geht Simon mit seiner Tochter zu dem einzigen freien Tisch, der auf der anderen Seite des Raums steht. Ich starre Harper demonstrativ an. Ich kann nicht widerstehen. Ich muss nachbohren. Außerdem wird mir das helfen, mich davon abzuhalten, sie mir nackt vorzustellen. »Du magst ihn, nicht wahr?«

Sie seufzt betrübt und flüstert: »Ist das so offensichtlich?«

»Nein«, erwidere ich freundlich. »Ich meine, relativ gesehen. Es ist nicht so, als würdest du ein Schild mit der Aufschrift ›Ich mag dich so sehr‹ hochhalten.«

Sie senkt den Kopf. »Puh. Ich bin so eine …«

Doch sie beendet den Satz nicht, denn die Folge von Demütigungen setzt sich fort, als Harper die Stirn in ihre Handfläche sinken lässt, wodurch ihr Ellbogen auf der Tischplatte ins Rutschen gerät, was wiederum ihre heiße Schokolade in Bewegung versetzt, und zwar …

… zu mir.

Und hoppla.

Drei Sekunden später ist mein ausgewaschenes graues, mit einem Hobbes-Motiv bedrucktes Lieblingsshirt mit lauwarmer Milch und Sahnespritzern bedeckt.

»Erschieß mich gleich hier und jetzt«, wimmert sie, wobei sie ihre Wange auf die Tischplatte legt und so tut, als würde sie den Abzug einer Pistole betätigen.

»Gut, dass heute Waschtag ist«, stelle ich fest und denke dabei, dass in dieser Situation irgendwo eine Geschichte verborgen ist, wie Mister Orgasmus doch noch den Tag rettet.

Harper hebt den Kopf. »Bist du sicher, dass du mich irgendwohin mitnehmen willst?«

Ich nicke übertrieben heftig und ziehe an meinem mit heißer Schokolade getränkten T-Shirt. »Soeben hast du unsere Abmachung unterschrieben, dass du als meine Begleitung mitkommst, Prinzessin Peinlich.«

4. Kapitel

Harper schwingt ihren rechten Arm nach hinten, holt aus und wirft die viereinhalb Kilo schwere, leuchtend pinkfarbene Bowlingkugel. In einer wunderbar geraden Linie schießt die Kugel über die Bahn, auf der silbern funkelnde Lichter aufleuchten. Ich halte den Atem an, bis sie die ersten drei Pins umwirft.

Ich hasse es, das zu tun, aber ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, an dieser Stelle möge das Unheil aufhören.

Das geschieht nicht. Zwei zusätzliche Pins geraten ins Wanken und fallen.

Ich kreuze die Finger, damit die anderen nicht auch noch kapitulieren.

Dieses Glück ist mir nicht beschieden. Drei weitere kippen, und eine von ihnen wirft die letzten beiden um.

Nun sind sie alle gefallen.

Harper streckt den Wurfarm hoch und schlägt mit der Faust in die Luft. Es ist ihr zweiter Strike an diesem Abend. Verdammt, verdammt, verdammt. Mein Team ist gefährlich nahe daran, Ginos zu schlagen. Ich schaue verstohlen zu ihm hinüber. Seine Arme sind vor der Brust verschränkt, seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammengekniffen, und von seinen Augen sind nur noch Schlitze zu sehen. Vom orangefarbenen Plastikstuhl bei der Anzeigetafel aus wirft er mir einen kurzen, bitterbösen Blick zu, als wäre es meine Schuld, dass Harper einen Strike geworfen hat.

Serena taucht auf, und er lächelt strahlend, als sie eine Hand auf seine Schulter legt und ihm etwas zuflüstert. Wahrscheinlich hat sie ihn daran erinnert, für die Firmenfotografen ›Cheese‹ zu sagen, da diese Bilder im Instagram Feed von Comedy Nation veröffentlicht werden sollen.

Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder Harper zu. Ihre blauen Augen strahlen und funkeln, und sie wirkt regelrecht high. Sie kommt zu mir, während die Kugel zurückläuft. Es sollte mich nicht überraschen, dass sie wie ein Champion bowlt. Ich wette, sie ist auch beim Poolbillard unschlagbar. Und beim Dart trifft sie wahrscheinlich jedes Mal das Bullseye. Zur Hölle, höchstwahrscheinlich kann sie ohne jede Hilfe einen Reifen wechseln.

Nun, das ist eine verdammt heiße Vorstellung.

Ah, verflucht!

Es war keine gute Idee, über ihre Fähigkeiten bei der Autoreparatur nachzudenken, denn während sie auf mich zuschlendert, zeichne ich im Kopf ein Bild von Harper als verführerischer rothaariger Mechanikerin in knappen Shorts, wie Daisy Duke sie in »Ein Duke kommt selten allein« trägt. Mit sexy Schmierölstreifen auf den Beinen und einem Tanktop, das über ihren Brüsten spannt. Ich weiß nicht, warum das so ist, doch in jeder männlichen Fantasie von Automechanikerinnen müssen die Frauen Daisy-Duke-Shorts tragen. Das gehört zum Regelwerk der Kerle, und man kann davon nicht abweichen. Nicht, dass ich es gern täte. Es gibt einen Grund für diese Regel – und der ist heiß wie die Sünde.

»Hast du das gesehen?«, fragt sie und wirft mir strahlend die Arme um den Hals, um ihren Wurf zu feiern.

Ich verdränge meine aus dem Nichts gekommene Fantasie, damit nicht allzu offensichtlich wird, dass ich in diesem Moment einen Ständer habe. Aber wirklich, sie sieht so verdammt gut aus, wenn sie an meinem Motor arbeitet.

Die Ironie an der Sache ist, dass ich nicht mal ein Auto besitze.

»Du hast mir gar nicht gesagt, dass du Bowling-Meisterin bist«, flüstere ich aus dem Mundwinkel heraus und lege die Arme um sie. Weil … nun ja, sie hat damit angefangen, und sie fühlt sich fantastisch an, wenn sie sich auf diese Weise an mich schmiegt.

»Nee, so gut bin ich nicht«, behauptet sie, als wir uns wieder trennen und diesen kurzen Moment beenden.

Ich starre sie von der Seite an, während sie in den Automaten sieht, der die Bowlingkugeln von den Bahnen zurücktransportiert. »Das war heute Abend dein zweiter Strike«, erinnere ich sie. »Du bist ein Champion. Diese unwichtige Tatsache hast du für dich behalten.«

Spielerisch zuckt sie mit den Schultern. »Eine Frau muss ein paar Geheimnisse haben.«

Verdammt, ich möchte ihre herausfinden!

»Das mag sein«, sage ich und senke die Stimme noch mehr, obwohl es schwierig sein dürfte, bei dem Stück von den Go-Go’s, das aus den Lautsprechern der Bowlingbahn schallt, auch nur ein Wort zu verstehen. »Aber wenn du so weitermachst, werde ich schon zu Beginn der Vertragsverhandlungen ein toter Mann sein.«

Autor