×

Ihre Vorbestellung zum Buch »Mina und die Karma-Jäger - Fiese Tat im Internat«

Wir benachrichtigen Sie, sobald »Mina und die Karma-Jäger - Fiese Tat im Internat« erhältlich ist. Hinterlegen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse. Ihren Kauf können Sie mit Erhalt der E-Mail am Erscheinungstag des Buches abschließen.

Mina und die Karma-Jäger - Fiese Tat im Internat

Als Buch hier erhältlich:

hier erhältlich:

Geist mit Karma-Problem trifft auf echte Girl-Power– der 2. Teil der Erfolgsserie

Achtung!

Karmalevel 014/100

Stufe: Doppelt ekelig– besoffene Kopflaus

Julius' Motto lautet: Gut ist, was mir guttut. Kein Wunder, dass er so nicht in den Himmel kommt. Um sein Karma aufzupeppen, muss er Missionen erfüllen, die er von ganz oben auf sein Himmelshandy geschickt bekommt. So weit, so verrückt. Das findet auch Mina. Sie ist die Einzige, die Julius sehen kann. Und die Einzige, die ihm helfen kann, am Ende vielleicht doch noch im Himmel zu landen. Ihr neuer Auftrag führt die Karma-Jäger zu einem Erfinderwettbewerb im Rosen-Internat, wo so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht …

Bestsellerautorin Janet Clark schreibt erstmals für Kinder: Eine Reihe über die Freude am Eigensinn, die schwere Frage nach Gerechtigkeit und warum sie sich trotzdem lohnt


  • Erscheinungstag: 25.06.2020
  • Aus der Serie: Karma Jäger
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 270
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783748850212

Leseprobe

Für Isabel,

leidenschaftliche Verteidigerin,

unerschrockene Abenteuerin,

verkannte Erfinderin,

angehende Schauspielerin,

geborene Lacherin

und,

hoffentlich für immer,

Milenas beste Freundin.

Der Kampfrichter hob die Hand.

Ich war dran.

Durchatmen.

Konzentrieren.

Zielarm vor, Wurfarm hoch, Schritt, Schritt, Schritt, und –

„So wird das nie was.“

Plötzlich stand Julius vor mir.

Wutsch! flutschte mir der Ball aus der Hand. Viel zu früh, der Winkel zu hoch, der Wurf zu kurz.

Julius schüttelte kritisch den Kopf. „Mina, Mina, du wirfst wirklich wie ein Mädchen.“

Ich verbiss mir die Antwort, die chilischarf auf meiner Zunge brannte. Da tauchte er endlich wieder auf und vermasselte mir zur Begrüßung meinen Wurf!

Dabei freute ich mich wirklich, ihn zu sehen. Das erste Mal, seit wir vor einer Woche den Erfolg unserer ersten Karma-Mission gefeiert hatten.

Aber eben nicht genau jetzt und hier, beim wichtigsten Wettkampf des Jahres!

Mit gesenktem Kopf verließ ich den Wurfplatz. „Hättest du nicht zehn Sekunden warten können?“

„Und zusehen, wie du dich aus dem Rennen wirfst?“

„Das hast du ja jetzt für mich erledigt. Dein Glück, dass ich noch einen Versuch habe“, zischte ich leise und hoffte, dass mich außer Julius niemand hörte. Doch schon rempelte mich Elisabetta an, die Oberzicke vom Rosen-Internat.

„Machst du dir selbst Mut? Verständlich, bei dem oberpeinlichen Wurf gerade.“

Ich ignorierte ihre Bemerkung. Klar wäre mein Wurf ohne Julius besser gewesen. Aber sie wollte mich nur nervös machen. Das beherrschte sie besser als Werfen, Springen und Sprinten zusammen.

Bei mir würde das heute jedoch nicht klappen.

Denn dafür sorgte bereits Julius.

Also ließ ich sie stehen und reihte mich in die Schlange für den dritten Wurf ein.

Leider mit Julius im Schlepptau.

„Dauert das noch lang?“, fragte er ungeduldig.

Ich drehte unauffällig den Kopf zur Seite. „Ja“, flüsterte ich. „Warum?“

„Wir haben einen Auftrag!“

„Oh …“ Neugierig sah ich ihn an.

„Frau Faulbeer ist in Schwierigkeiten.“

Ich wartete auf mehr Informationen.

„Und?“, flüsterte ich schließlich.

„Na, wir müssen ihr helfen!“ Seine braun-grünen Sprenkelaugen musterten mich kritisch. „Du bist dieses Mal aber nicht so schwer von Begriff wie das letzte Mal, oder?“

Natürlich war ich das letzte Mal nicht schwer von Begriff gewesen, ich hatte nur nicht sofort erkannt, was der Junge, den ich vollkommen normal sehen und hören konnte, wirklich war: ein Geist, der meine Hilfe dabei brauchte, um sein Karma aufzubessern.

Warum er sein Karma aufbessern musste, hatte ich dann aber sehr schnell verstanden.

Die Schlange bewegte sich weiter.

Ich beobachtete, wie das nächste Mädchen anlief, tack, tack, tack, drei weite Schritte, der rechte Arm hinten, der linke in die Luft gestreckt, und zack! flog der Ball in perfektem Winkel zu einem neuen Rekord.

Sie drehte sich um, auf dem Gesicht ein glückliches Grinsen.

Ich streckte den Daumen hoch und lächelte ihr zu.

Sie strahlte zurück.

Julius schüttelte missbilligend den Kopf. „Hast du dir mal Gedanken über das Wort Kampf in Wettkampf gemacht?“

Ich verkniff mir die Antwort und wanderte mit der Schlange weiter.

„Ich meine das ernst.“ Julius quetschte sich zwischen mich und das Mädchen vor mir. „So wird das nie was. Auf dem Platz hier hast du keine Freunde. Nur Gegner. Also benimm dich auch so. Oder glaubst du, die Wikinger haben sich erst angelächelt und dann die Rübe abgeschlagen?“

Er zog ein imaginäres Schwert durch die Luft und stieß seine ausgestreckten Arme direkt durch das Mädchen vor mir. Das davon natürlich nichts merkte.

Ich presste meine Lippen aufeinander.

„Du musst mich nicht ignorieren, wir sind auf der gleichen Seite.“ Er steckte das imaginäre Schwert in einen ebenso imaginären Gürtel. „Es reicht schon, dass Frau Faulbeer alle meine Ratschläge ignoriert.“

„Sie kann dich sehen?“, fragte ich überrascht.

„Was?“ Das Mädchen vor mir drehte sich um.

„Nichts.“ Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. „Ich habe nicht mit dir geredet.“

Das Mädchen vor mir sah zweifelnd zu dem Mädchen hinter mir, das wiederum neugierig zu mir sah.

Julius war noch keine fünf Minuten da, und ich hing bereits auf Peinlichkeitsstufe 7 (von 10). Zum Glück hob der Kampfrichter die Hand, und das Mädchen vor mir lief los.

„Natürlich kann die Faulbeer mich nicht sehen“, sagte Julius oberlehrerhaft. „Deshalb nehme ich ihr ja nicht übel, dass sie mich ignoriert.“

Ich presste meine Lippen noch fester aufeinander und rollte stumm die Augen, was heißen sollte: Deine Logik ist unlogisch.

„Blöd ist nur“, fuhr er fort, „dass mich das einen Karma-Punkt nach dem anderen kostet.“

Ich horchte auf. „Karma-Punkte kostet?“, flüsterte ich mit vorgehaltener Hand. „Auf welchem Level stehst du?“

Ich war mir ziemlich sicher, dass wir vor einer Woche Level 45 gefeiert hatten. Karma-Stufe der brummenden Hummel.

„Level 22, Unterhose eines Bohnenliebhabers.“

„Oh Mann!“, flüsterte ich. Er hatte 23 Punkte verloren? „Was hast du denn gemacht?“

„Nichts! Ich habe nur versucht, bei Frau Faulbeer Ergebnisse zu erzielen.“

Ohne sie zu kennen, tat Frau Faulbeer mir leid.

Das Mädchen hinter mir stupste mich sachte. „Du bist dran!“

Ich hob einen Schlagball vom Boden auf und stellte mich an meine Markierung.

Nervös wartete ich auf das Zeichen des Kampfrichters.

Und … los!

Wurfarm hoch, Zielarm vor, Schritt, Schritt, Schritt und – hä?

Verdutzt verfolgte ich den Flug des Schlagballs.

Er flog.

Und flog.

Und flog.

Also tat ich das Einzige, was mir einfiel, um die Situation zu retten: Ich flog ebenfalls.

Direkt über die Linie auf den grünen Rasen.

„Übertreten!“, brüllte der Linienrichter und winkte hektisch die Flagge durch die Luft.

Ich rappelte mich hoch und stand mit beiden Beinen in der Niemals-nach-dem-Wurf-betreten-Zone.

„Schade“, sagte der Kampfrichter. „Guter Wurf. Für ein Mädchen geradezu hervorragend. In dir steckt Potenzial.“

„Weiß nicht.“ Ich sah mich um. Hoffentlich hatte meine Trainerin den Wurf nicht gesehen, sonst konnte ich mich die nächsten sechs Monate auf Weitwurf-Spezialtraining einstellen. Bis sie einsehen müsste, dass in meinem Wurfarm kein Starpotenzial, sondern nur ein schummelnder Geist gesteckt hatte.

In dem Moment steuerte ein Mann auf mich zu. Die dunklen Haaransätze seiner hellen Kurzhaarfrisur verrieten, dass er sich die Haare blond färbte. Er trug das gleiche Trikot wie die zickige Elisabetta. Grün mit einer gelben Rose.

„Top. Toppe-di-top. War das ein Wurf!“ Er nickte anerkennend. „Locker-flocker über sechzig Meter! Solche Talente suchen wir.“ Er streckte mir die Hand hin. „Komm ins Rosen-Internat, beste Schule, für Talente wie dich gibt’s ein Stipendium. Pimke mein Name.“ Er schüttelte noch immer meine Hand. „Zu schade mit dem Übertreten, aber daran soll es nicht scheitern, das nächste Mal einfach mehr Geistesgegenwart!“

Endlich ließ er meine Hand los.

„Eher weniger Geister-Gegenwart“, murmelte ich durch geschlossene Lippen, lächelte ihm aber freundlich zu.

Eilig verließ ich das Wurfareal. Ich brauchte wirklich nicht noch mehr Aufmerksamkeit.

„Bist du verrückt?“, schnauzte Julius mich auf dem Weg zum Sprintblock an. „Du hättest gewonnen. Du hättest nicht mal mehr laufen und springen müssen und trotzdem gewonnen! Und wir könnten uns endlich meinem Problem zuwenden.“

„Mann! Julius!“, platzte mir der Kragen. „Es geht gerade nicht um dich!“

„Natürlich nicht! Es geht um Frau Faulbeer.“ Er sah mich vorwurfsvoll an. „Hättest du mir vorhin zugehört, wüsstest du das.“

„Auch nicht um Frau Faulbeer“, stöhnte ich. „Das ist mein Wettkampf. Wenn ich hier gewinne, dann, weil ich es verdiene, und nicht, weil du irgendeinen Geister-Hokuspokus abziehst.“

„Verdienen?“ Er wischte meinen Einwurf abschätzig zur Seite. „Gewinnen ist fünfzig Prozent Glück, dreißig Prozent Schummeln, fünfzehn Prozent Ausrüstung. Da kommt es auf die fünf Prozent Training auch nicht mehr an.“

Ich schüttelte verärgert den Kopf. Immerhin trainierte ich für die angeblichen fünf Prozent zwölf Monate im Jahr. „Du warst wohl kein Sportler.“

„Keine Ahnung.“ Julius kickte einen verirrten Schlagball vom Rasen. „Aber wenn, dann habe ich sicher einen sinnvollen Sport gemacht, nicht so was.“

„Sinnvoller Sport …“, sagte ich beißend, „so was wie Fußball oder Boxen oder –“

„Gehirnjogging. Auch Schach genannt.“ Julius verschränkte die Arme vor der Brust. „Man schwitzt nicht, stinkt nicht, kommt nicht außer Atem, verletzt sich nicht und braucht keine Ausrüstung.“

Wir hatten fast das andere Ende des Platzes erreicht. Meine Trainerin trug schon die Startblöcke auf die Bahnen, und ich hatte keine Lust auf einen weiteren Dreißig-Prozent-Schummeleinsatz von Julius.

Kurzerhand blieb ich stehen und verschränkte ebenfalls meine Arme. „So. Jetzt hör mir gut zu. Das hier ist mein Sport. Er ist mir wichtig, und ich möchte ihn auf meine Art machen. Und dann …“ Ich machte eine gewichtige Pause. „Und erst dann, wenn ich ohne Geisterhilfe gelaufen und gesprungen bin, kümmere ich mich um dein Problem.“

„Aber“, protestierte er, „ich will dir doch nur helfen!“

„Keine Hilfe. Wehe, beim Laufen stolpert jemand über seine Schnürsenkel, nur damit ich gewinne!“

Seine Augen leuchteten auf, als hätte ich ihn gerade auf eine großartige Idee gebracht. „Aber …“

„Keine Schnürsenkel“, sagte ich bestimmt und dachte an die vielen Schnürsenkel-Stürze bei unserem letzten Abenteuer. Im vollen Sprint waren plötzlich verknotete Schnürsenkel eine denkbar schlechte Idee. „Wenn du helfen willst, dann geh zum Ziel und feuer mich an.“

Sein Blick war eindeutig.

Und ich konnte nur hoffen, dass er sich trotzdem an mein Verbot hielt.

„Hast du für den Rasenbauchplatscher lange geübt?“ Elisabetta kicherte spöttisch und tippte mit dem Fuß an meinen gerade eingerichteten Startblock.

Ich ignorierte sie. Startete. Rannte fünf Meter und kehrte dann zurück. „Perfekt“, murmelte ich.

„Blöd nur, dass das meiner ist.“ Elisabetta stellte sich vor meinen Startblock. „Die Bahn wurde getauscht, falls du das nicht mitbekommen hast.“

Ich runzelte die Stirn. Bahn getauscht?

Elisabetta stieß einen Pfiff aus und winkte dann dem Starter am Seitenrand zu. Er sah hoch und streckte den Daumen nach oben.

„Glaubst du mir jetzt?“

Seufzend überließ ich ihr meinen Startblock und richtete in Windeseile den Startblock auf der anderen Bahn ein. Da ertönte schon der Pfiff.

„Auf die …“

Alle Läuferinnen stiegen in die Startblöcke. Mein Magen kribbelte.

„Plätze …“

Die kleinen Knubbel der Tartanbahn drückten sich in mein Knie.

„Fertig …“

Ich hob das Knie vom Boden, drückte die Füße fest gegen die Startblöcke.

Peng! Ich schoss aus dem Startblock.

Meine Beine flogen, meine Arme flogen, ich rannte, rannte, rannte. Schnell war ich allein an der Spitze, niemand, der mich mitzog oder Tempo machte.

Bis auf einen, denn plötzlich schwebte Julius neben mir.

„Komm schon, lahme Schnecke, das kann doch nicht alles sein, was du draufhast!“

Tatsächlich zog ich das Tempo noch mehr an.

„Hopp, hopp!“, brüllte Julius. „Jetzt streng dich endlich mal an! Das ist ja ein Trauerspiel! Zacki, zacki!“

Ich rannte noch schneller.

„Mann! Tempo! Da ist meine Oma auf Krücken ja schneller!“

Ich gab mein Allerallerletztes.

Dann war ich im Ziel.

Ich linste zur Tafel mit den Ergebnissen und erstarrte. Auf Platz eins, mit meiner neuen Bestzeit, stand Elisabetta Meier.

„So … eine …“, keuchte ich atemlos, „fiese … Kuh!“

Ich dachte an den Starter – wie er den Daumen hochgestreckt hatte. Damit hatte er nur den Start, nicht die Bahn gemeint!

Elisabetta war wirklich geschickt.

„Elisabetta“, sagte Julius und zog verärgert die Brauen hoch. „Wer sonst.“

Er zog sein Himmelshandy hervor, tippte und wischte.

„So.“ Zufrieden zeigte er auf die Stadionanzeige.

Mein Name erschien auf Platz eins.

Elisabetta Meiers Name rutschte ganz ans Ende, die Zeit so schlecht, dass sie niemals stimmen konnte.

„Ich habe ihr ein paar Strafsekunden verpasst. Fürs Mogeln.“ Julius klatschte zufrieden in die Hände. Da piepste sein Himmelshandy. Er warf einen Blick darauf und schüttelte den Kopf. „Das sind aber auch echt Spaßbremsen da oben.“

„Wie viel?“

„Oh Mann! Einen Level runter auf nicht ganz so neue Klobürste. Geht’s noch ekeliger? Aber …“ Er grinste und zeigte auf Elisabetta. „… das ist es mir wert.“

Elisabetta stand vor der Anzeigetafel und gestikulierte wild.

„… kann nicht sein!“, hörte ich sie zetern. „Ich bin doch nicht gekrochen!“

„Auweia.“ Ich zog eine Grimasse. „Das wird gleich lustig beim Weitsprung.“

„Und wie!“ Julius klatschte noch mal in die Hände. „Komm, gehen wir!“

„Julius …“

„Komm schon!“

Ich rührte mich nicht von der Stelle. „Was hast du vor?“

„Ich?“ Julius zeigte auf sich. Sein Gesicht die reine Unschuld. „Nix.“

Nichts? Das glaubte doch nicht mal Julius selbst!

„Los jetzt, zum Weitsprung!“, sagte Julius und schwebte voran. „Dein Lauf gerade, das war ziemlich … also, für ein Mä–“

„Sag ja nicht, dass ich für ein Mädchen schnell bin“, unterbrach ich ihn gereizt. „Ich bin schnell.“

„Okay, okay.“ Julius hob abwehrend die Hände. „Aber ich weiß nicht, was du hast … du bist schließlich ein Mädchen.“

Ich gab auf. Egal, was ich sagen würde, Julius würde nicht verstehen, warum wow, toll – für ein Mädchen mich ärgerte. Er würde nicht verstehen, dass es für mich klang wie: Egal, wie sehr du dich anstrengst, so gut wie ein Junge wirst du nie sein, denn du bist ja nur ein Mädchen.

Auch wenn er es nicht fies meinte.

Es war fies.

Also wechselte ich das Thema. „Was ist jetzt der Auftrag? Was ist mit Frau Faulbeer?“

Julius holte sein großes, weißes Himmelshandy hervor, tippte zweimal darauf und hielt es mir unter die Nase.

„Und, jetzt alles klar?“

Ich zog die Brauen hoch. Sollte das ein Witz sein?

Es gab einen Ort: das Rosen-Internat. (Ausgerechnet! Das einzige Mädchen, das ich von dort kannte, war Elisabetta!!!)

Es gab Karma-Punkte: 34 Alle-sind-glücklich-Punkte.

Es gab einen Namen: Frau Faulbeer.

Es gab eine Tat. Sie war fies.

Und es gab ungefähr tausend verschiedene Möglichkeiten, daraus eine Mission zu stricken.

„Klar“, sagte ich und gab Julius das Himmelshandy zurück. „Du musst für Frau Faulbeers Gerechtigkeit sorgen. Und ich muss zum Weitsprung.“

„Aber frag, ob du als Erste drankommst. Mit allen drei Sprüngen, direkt hintereinander“, drängte Julius. „Wir müssen das heute noch erledigen. Bevor morgen die Schule wieder losgeht und jeder merkt, dass Frau Faulbeer nicht mehr da ist!“

Ich horchte auf. „Nicht mehr da?“

„Suspendiert. Fristlos von der Schule entfernt, bis sie entweder wieder zurückdarf oder gekündigt wird. Und es sieht nach Kündigung aus.“

Ich pfiff durch die Zähne. Das war heftig. Ich wusste, dass so schnell kein Lehrer von der Schule geworfen wurde – Frau Faulbeer musste ordentlich was ausgefressen haben. Deutlich mehr als Anton, dem wir bei der letzten Karma-Mission helfen mussten. Der hatte sich aus der Klassenkasse bedient, allerdings für einen guten Zweck.

Das hier musste viel, nein, sehr viel schlimmer sein.

Wir erreichten die Weitsprunggrube.

„Okay“, sagte ich hastig. „Ich beeile mich. Versuch du, schon mal herauszufinden, warum Frau Faulbeer entlassen wurde.“

„Hab ich doch schon!“, sagte Julius ungeduldig.

„Ja, und?“

„Ja nix und. Die Faulbeer sagt nix. Egal, was ich mache, sie schüttelt nur den Kopf und murmelt, dass sie wohl dringend eine Pause braucht.“

„Wenn du was machst?“, fragte ich alarmiert. Ich erinnerte mich nur zu gut an meine ersten Begegnungen mit Julius – ich dachte, ich wäre verrückt geworden! Frau Faulbeer hatte offenbar ohnehin schon Sorgen, da war es nicht hilfreich, wenn man auch noch an sich selbst zweifelte.

„Nur das Übliche …“ Julius zuckte unschuldig die Schultern. „Was man als Geist eben so macht, wenn man ignoriert wird.“

„Die Arme …“, murmelte ich und dachte an Anton und Emy bei unserem letzten Fall. Geduschte Matheblätter, kopfstehende Bilder, zusammengeknotete Schnürsenkel … „Dann mach doch schon mal einen Plan“, schlug ich vor. „Und nach dem Wettkampf … He!“

Ich rieb mir den Arm und sah Elisabetta nach, die mich einfach zur Seite gestoßen hatte und nun für ihren Probesprung Anlauf nahm. „Die spinnt doch!“

„Meine Rede. Ich musste die schon zwei Tage lang ertragen.“ Er nickte leidend. „Das war nicht einfach.“

Der Kampfrichter pfiff zweimal.

Ich reihte mich in die Schlange ein, doch innerlich platzte ich fast vor Wut. Was bildete diese Zicke sich ein?

Dann war ich dran.

Ich lief los.

Übertrat.

Enttäuscht ging ich zurück.

„War das wieder Absicht?“ Julius lief neben mir.

„Nein, natürlich nicht! Ich war nicht konzentriert.“

„Verstehe.“ Julius nickte. „Elisabettas Taktik geht auf. Das macht sie im Internat auch immer.“

Autor