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„Grund dafür sind Verzögerungen im Betriebsablauf“ – Wie die Bahn uns alle irre macht

hier erhältlich:

Verspätungen, Zugausfälle, geänderte Wagenreihung, fehlende Sitzplatzreservierungen und ewige Baustellen – kein Unternehmen erregt den Unmut seiner Kunden so sehr wie die Deutsche Bahn. Survival Training inklusive. Fast jeder Zugreisende kann solche Geschichten erzählen. FAZ-Redakteurin Maria Wiesner hat die irrsten Erlebnisse Bahnreisender gesammelt: von achtstündigen Verspätungen, saunaähnlichen Großraumwaggons, schnarchend-schmatzenden Sitznachbarn bis hin zu Pendlern am Rande des Nervenzusammenbruchs. Absurd, komisch und leider wahr: Die perfekte Reiselektüre – nicht nur für jede Bahnhofsbuchhandlung ein Muss!

»Wiesners leicht zu konsumierendes Kompendium zeigt: Bei allem Ärger über verspätete Fernzüge, Funklöcher im ICE und verstopfte Zug-Toiletten – es darf zwischendurch auch gelacht werden.« Tagesspiegel.de


  • Erscheinungstag: 14.10.2019
  • Seitenanzahl: 208
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959678933
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1
Wenn die Bahnfahrt zum Survivaltraining wird

Die Deutsche Bahn hat lange Zeit mit einem entspannten Fahrerlebnis geworben. Noch vor wenigen Jahren sah man Werbung von Zügen, in deren Abteilen sich wenige Reisende lümmelten, auf ihren Laptops gemütlich Filme schauten oder auf dem Smartphone das Ultraschallbild des Enkelkindes bestaunten. Von dieser angenehm entspannten Vision des Fahrerlebnisses hat sich das Unternehmen längst verabschiedet, wie ein Werbespot mit Nico Rosberg aus dem Jahr 2018 zeigt.

Der ehemalige Rennfahrer sprintet in dem kurzen Video über den Bahnsteig, erwischt knapp den Zug und stellt – dank mobiler DB-App – fest, dass seine Sitzplatzreservierung am anderen Ende des ICEs liegt. Zum Iggy-Pop-Song »The Passenger« folgt nun ein Sprint durch das alltägliche Zugchaos: Rosberg hilft dabei, einen Koffer in die Ablage über den Sitzen zu wuchten, springt über Hunde und Babys im Gang und tanzt sich durch ein Abteil mit indischer Hochzeit. Der Zug hier ist voll, laut, gedrängt und soll natürlich trotzdem sympathisch wirken. Die Menschen sind entspannt, gehen an Laptops ihrer Arbeit nach. Am Ende gelangt Rosberg an seinen reservierten Platz, von dem ihm der halb nackte Iggy Pop persönlich entgegenlächelt und in vernuscheltem Deutsch »geänderte Wagenreihung« sagt. Ironisches Augenzwinkern im eigenen Werbevideo.

Die »geänderte Wagenreihung« ist aber meist das kleinste Problem, das entsteht, wenn bei der Bahn etwas schiefgeht.

Unter Online-Artikeln, die über Pannen und Irrfahrten der Bahn berichten, kommentieren für gewöhnlich Hunderte Bahnfahrer, denen ähnliche Katastrophen passiert sind. Bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, für die ich solche Meldungen regelmäßig als Redakteurin im Gesellschaftsressort betreue, haben wir 2018 deshalb einen Leseraufruf gestartet. Die Resonanz war riesig. Per Mail, per Brief und über die sozialen Netzwerke berichteten Bahnfahrer vom Alltag des Pendelns und den Ärgernissen mit Zugausfällen, stundenlangen Verspätungen und überfordertem Personal.

Die Zuschriften machten deutlich, dass die Meldungen über Pannen bei der Deutschen Bahn nur die Spitze des Eisbergs sind. Was Bahnfahrer täglich in Zügen erleben, zeigt, wie schlecht es seit der Privatisierung durch die Bahnreform 1994 um das Unternehmen steht. Einsparungen, Personalkürzung und die Schließung von Strecken und Regionalbahnhöfen sind für jene spürbar, die auf das Bahnfahren angewiesen sind. Dazu kommen mehr als 800 Baustellen (Stand: März 2019), an denen die Bahn versucht, Gleise, Brücken und Weichen zu erneuern.

Jeder, der regelmäßig mit der Bahn fährt, kann von Fahrten berichten, bei denen etwas schiefging. Und so sammelt dieses Buch nicht nur einige dieser Leserbriefe und – zuschriften aus dem Herbst 2018. Sobald klar war, dass daraus ein Buch entstehen würde, meldeten sich Kolleginnen, Freunde und Bekannte und erzählten ihre Geschichten.

In diesem Kapitel haben Bahnreisende Probleme mit ausfallenden Anschlusszügen und den damit verbundenen verfallenden Sitzplatzreservierungen. Denn wenn man nicht den gebuchten Anschlusszug erwischt, dann steht man mitunter stundenlang im Gang, obwohl man das Geld für einen Sitzplatz bezahlt hat. Oder der Zug, in dem man sich befindet, bleibt auf offener Strecke stehen und hat Probleme mit der Antriebswelle und man ist plötzlich die halbe Nacht unterwegs. Manche Fahrt endet in einem Taxi, das dann noch mehrere Stunden durch die Dunkelheit fahren muss, bis man sein Ziel endlich und hundemüde erreicht. Andere Bahnreisende erleben schon ein ausgemachtes Chaos, bevor sie die Reise antreten, etwa wenn die Strecke, auf der man in den Urlaub fahren will, immer wieder von Baustellen und Ausfällen betroffen ist. Und manchmal erwischt jemand mit einer Stunde Verspätung dann doch noch seinen Anschlusszug, weil der »zum Glück« mit zwei Stunden Verspätung am Bahnhof des Zwischenhalts ankommt. Von entspannten Fahrerlebnissen in angenehm leeren Zugabteilen wagten die meisten nicht einmal mehr zu träumen, vielmehr wird Bahnfahren zunehmend zum Survivaltraining, gegen das das Dschungelcamp der reinste Kinderfasching ist.

400 Kilometer durch die Nacht

Es war im Sommer 2014, und ich war von Leipzig aus auf dem Weg zu einer Konferenz nach Hamburg. Ich hatte den letzten Zug an diesem Tag gebucht, eine Route mit Umstieg am Berliner Hauptbahnhof. Mein ICE nach Berlin stand pünktlich am Gleis, ich hatte einen reservierten Sitzplatz, setzte Kopfhörer auf und fing an, in dem Buch zu lesen, das ich mitgebracht hatte. Der Zug setzte sich pünktlich in Bewegung. Doch schon nach nicht einmal hundert Metern legte er abrupt eine Vollbremsung hin.

Dann passierte erst mal nichts.

Ein Schaffner lief von hinten nach vorne. Unruhe breitete sich im Zug aus. Ich setzte die Kopfhörer ab. Nach ein paar Minuten kam eine Durchsage vom Zugbegleiter; der Triebwagen sei beim Anfahren kaputtgegangen, man könne die Fahrt nicht fortsetzen, aber zwei Gleise weiter fahre in fünfzehn Minuten ein weiterer Zug nach Berlin.

Also wechselte ich in den anderen Zug, stand eine Stunde auf dem Gang und kam, mit etwa dreißig Minuten Verspätung in Berlin an. Der Anschlusszug nach Hamburg war natürlich lange weg.

Zusammen mit ein paar Mitfahrern, die auch nach Hamburg mussten, gingen wir zum Infoschalter der Deutschen Bahn. Dort sagte man uns, wir sollten warten. Nach etwa einer halben Stunde begrüßte uns ein netter Mann mit schütterem Haar und einer kakifarbenen Weste. Er würde uns jetzt mit dem Taxi nach Hamburg fahren, sagte er. So fuhren wir zu viert mit dem Taxi durch die Nacht nach Hamburg. Statt um Mitternacht kamen wir um halb vier dort an.

Kais Harrabi

Um 2 Uhr 15 war ich am Ziel

Fangen wir mit dem an: Ich fuhr im Juli 2018 von Plattling in Niederbayern mit dreimaligem Umsteigen nach Bad Oeynhausen und kam pünktlich mit allen Anschlüssen an! Die Rückfahrt – leider mit Zugbindung gebucht – sah dann etwas anders aus: Wir starteten in Bad Oeynhausen mit zwanzig Minuten Verspätung. Vorher waren schon diverse Züge an mir vorbeigefahren, die ich wegen der Zugbindung nicht nehmen durfte.

Nach zehn Minuten stoppte der Zug auf freier Strecke.

Vor uns lag ein zusammengebrochener Güterzug, und auf der entstandenen Einbahnstraße standen sieben Züge in beide Richtungen Schlange.

In Hannover angekommen, waren es dann vierzig Minuten Verspätung, und die Zugbindung war immerhin aufgehoben. Der nächste Zug Richtung Würzburg kam mit fünfzehn Minuten Verspätung. Der Schaffner machte mir Hoffnung, weil der Anschlusszug hundertzwanzig Minuten Verspätung hätte und ich damit meinen ursprünglichen Anschluss vielleicht erreichen würde. In Nürnberg stieg ich aus, um auf den IC zu warten.

Es war mittlerweile so gegen Mitternacht, der Bahnhof verwaist, alle Informationsmöglichkeiten geschlossen. Nur ein einsamer Hinweis, dass mein Zug, planmäßige Abfahrt um 22 Uhr 30, heute auf Gleis zwölf abfahren würde.

Voller Sorge wartete ich allein auf dem Bahnsteig. Nach dreißig Minuten kam ein Bahnangestellter vorbei, und ich fragte ihn, ob ich hier wirklich richtig sei. Ja, deswegen sei er hier, antwortete er. Alle zehn Minuten kam nun die Standarddurchsage des geänderten Bahnsteigs. Plötzlich verschwand »mein« Zug im Bahnsteigdisplay. Stattdessen wurde ein Zug angezeigt, der gegen fünf Uhr morgens nach Dortmund fahren sollte.

Ich rannte zu dem Häuschen und fragte den Bahnmitarbeiter nach dem Grund. Er erklärte, dass mein Zug da sei, aber vom ursprünglichen Bahnsteig abführe. Ich rannte drei Bahnsteige weiter und siehe da: Mein Zug war da, ein Grüppchen Zugbegleiter stand auf dem Bahnsteig und hielt ein Schwätzchen. Die wurden sauer auf mich, weil ich sie wegen der fehlenden Info anschnauzte. Die Folge: Weitere zehn Minuten Verspätung, da man erst nach den Menschen auf dem anderen Bahnsteig schaute. Um 2 Uhr 15 war ich dann am Ziel.

Ich habe seither auf jegliche Platzreservierung verzichtet, weil es mit dem Umsteigen eh keinen Sinn hat.

Wolfgang Engel

Irgendwie, irgendwo, irgendwann

Mein Erlebnis mit der Bahn war nervig. Ich wollte um 16 Uhr 58 von Frankfurt über Mannheim nach Homburg/Saar fahren. Hier gibt es eine schnelle Verbindung nach Mannheim mit dem TGV, der Richtung Straßburg fährt. Dort kann man dann mit dem IC nach Homburg weiterfahren. Die geplante Ankunft für diese Verbindung war 18 Uhr 55, also nur knapp zwei Stunden Fahrtzeit. 

Ich war an dem Tag erst um 21 Uhr 20 zu Hause. Der TGV fuhr bereits mit fast einer halben Stunde Verspätung los. Nachdem der Zug erstaunlicherweise den Bahnhof von Heidelberg-Wieblingen passiert hatte, teilte uns der Zugführer mit, dass der Zug heute gar nicht nach Mannheim, sondern über Heidelberg weiter nach Straßburg fahren würde.

Alle Gäste mit Ziel Mannheim müssten bitte umsteigen und »irgendwie« nach Mannheim gelangen.

Leider gab es gerade einen Totalausfall aller Züge nach Mannheim, sodass ich nach dreißig Minuten mit der Straßenbahn Richtung Mannheim fuhr. Die war natürlich völlig überfüllt. Und dann randalierte auch noch ein Betrunkener.

In Mannheim konnte ich dann recht schnell in einen ICE nach Paris einsteigen. Weil der aber nicht in Homburg hält, musste ich in Kaiserslautern in die S-Bahn umsteigen. Ich war somit erst nach viereinhalb Stunden zu Hause. Statt der normalen zwei! 

Jörg Scherschel

Wir standen. Und standen. Und standen.

Eigentlich habe ich nicht nur eine Horrorfahrt mit der Bahn erlebt − immerhin habe ich auch einmal mit einem ICE eine fast einstündige Stadtrundfahrt mit Nürnberg als Start- und Endbahnhof erlebt −, doch die folgende Geschichte blieb mir am eindrucksvollsten in Erinnerung: Ich wollte von einer dienstlichen Veranstaltung in Hagen im Teutoburger Wald nach Neumarkt in der Oberpfalz fahren, um dort meinen ersten Tag in einem neuen Job anzutreten. Der Plan war, abends kurz vor zehn Uhr anzukommen und dann entspannt nach der Bahnreise am nächsten Morgen die neue Aufgabe anzugehen.

Am Anfang lief alles wie geplant: Ich kam pünktlich in Osnabrück am Bahnhof an und stieg in den Zug nach Hannover. Doch bereits vor dem ersten planmäßigen Halt hielten wir an einem Bahnhof im Nirgendwo. So standen wir alle. Und standen. Und standen. Erste Fahrgäste stiegen aus und vertraten sich auf dem Bahnsteig die Beine. Weitere folgten. Erste Infos geisterten durch den Zug: Alles stand bis Hannover, es hatte einen Unfall gegeben. Der Zugbegleiter wurde umlagert − wusste aber selbst nichts. Angeblich sollten Busse als Ersatzverkehr kommen.

Die Masse der Fahrgäste setzte sich in Bewegung, Bahnsteigtreppe runter in Richtung Ausgang. Man wurde immer schneller, die Ersten begannen zu rennen − für den vermeintlich guten Warteplatz am Busbahnhof. Mir hatte der Zugführer anvertraut: Sie schicken maximal zwei Busse, das reicht nicht mal für zehn Prozent der Reisenden. Ob diese zwei Busse jemals kamen? Ich weiß es nicht.

Ich hatte zwei Kolleginnen von der dienstlichen Veranstaltung in Hagen getroffen. Wir hatten an den Bahnhofsautomaten Chips und Snickers gekauft, waren in das Abteil zurückgekehrt, wo es noch Sekt gab. Die Überlegung, Pizza zu bestellen, haben wir irgendwann verworfen. Nach einer guten Flasche Sekt und rund zwei Stunden Wartezeit schlossen sich plötzlich die Türen − und los ging es.

Einige Fahrgäste blieben zurück – sicher auch welche, die das nicht wollten.

Nun wird alles gut! Aber denkste! Um es abzukürzen: In Hannover herrschte Chaos und Servicewüste. Der Nachtreisezug der Österreichischen Bundesbahn wurde meine Rettung, denn die Jagd um Plätze und freie Hotelbetten begann − ebenso wie um etwas Essbares.

Später dann wurde die Nacht zum Tag, weil die Damen eines Junggesellinnenabschieds mein stilles Nachtabteil enterten. Am frühen Morgen in Nürnberg zeigte obendrein der Taxifahrer auf dem Weg nach Neumarkt, dass Taxifahrer nicht immer autobahntauglich sind. So erreichte ich um kurz vor sechs Uhr das Hotel, ohne eine Minute Schlaf und megagestresst. Ich stellte mich schnell unter die Dusche, und dann ging es los. Den Verzehrgutschein in Höhe von zwei Euro fünfzig von der Bahn hatte ich vor lauter Aufregung verfallen lassen.

Dirk Alexander Lude

Auf der falschen Bahn

Ich fahre nicht sehr oft mit dem Zug, und jedes Mal, wenn ich es notgedrungen gemacht habe, ging es schief. Verspätungen gab es immer wieder. Einmal habe ich den Flug von Düsseldorf nach Wien deswegen verpasst und musste für zweihundert Euro einen neuen Flug buchen. Die Alternative wäre gewesen, wieder nach Hause zu fahren. Ich habe damals gebucht, der Schadenersatz war gleich null. Ich fliege öfter nach Wien und muss da jedes Mal mit der Bahn zum Flughafen. Jedes Mal fahre ich Stunden vorher los, damit ich nicht wieder einen Flug verpasse, und sitze dann oft drei Stunden oder länger auf dem Flughafen herum. 

Meine schlimmsten Erlebnisse mit der Bahn fanden am Montag, dem 30. Juli 2018, statt. Es sollte mit dem Regionalexpress von Aachen Richtung Köln gehen und nach dem Zwischenhalt in Köln mit dem Umstieg in den IC weiter nach Papenburg. Abfahrt war planmäßig um 12 Uhr 18 in Aachen, Halt in Köln um 13 Uhr 12 und Weiterfahrt mit dem IC um 13 Uhr 46 nach Papenburg, die geplante Ankunft dort um 16 Uhr 54.

Schon bei der Abfahrt am Aachener Hauptbahnhof mit dem Regionalexpress nach Köln der erste Schreck: Zug fällt aus.

Da stand was von Schienenersatzverkehr. Erst einmal aber musste man herausfinden, wo man den findet.

Der Busfahrer wusste von nichts, deshalb ging es zurück zum Reisezentrum. Dort buchte ich dann um auf neue Züge, die Ankunft nun um 12 Uhr 51 statt um 12 Uhr 18 und die Weiterfahrt um 15 Uhr 09 statt um 13 Uhr 46. Der fuhr dann auch nach Köln und kam dort pünktlich um 12 Uhr 51 an – erst mal alles gut. Dann der nächste Schreck: Der Zug (IC) nach Papenburg sollte achtzig Minuten Verspätung haben. Rundherum sah man auf den Hinweisschildern immer wieder Verspätungen oder Zugausfälle, und dauernd gab es Durchsagen mit weiteren Verspätungen.

Ich ging dann ins Reisezentrum und fragte nach, ob es eine andere Verbindung gäbe. Die war um 12 Uhr 51 in Köln und sollte wiederum in Münster um 15 Uhr 09 ankommen und 17 Uhr 05 nach Papenburg weiterfahren, wo die Ankunft um 18 Uhr 41 geplant war.

Es fuhr dann endlich ein IC los, doch in Düsseldorf war wieder Schluss, weil wohl der Zug kaputt war. Ich ging also wieder ins Reisezentrum, da der nächste Zug erst in drei Stunden fahren sollte, mit mehreren Umstiegen. Dort bekam ich eine Verbindung mit einem Regionalexpress, der um 17 Uhr 06 in Düsseldorf starten und nach Münster fahren sollte, von Münster sollte ich dann mit der Westfalenbahn weiter nach Papenburg kommen. Die Ankunft dort war für 20 Uhr 41 angegeben. Das klappte dann sogar auch endlich.

Dauernd musste ich meinen Freunden neue Ankunftszeiten schreiben, da diese mich in Papenburg abholen wollten. Auch für sie war das sehr ärgerlich.

Ich habe für eine Fahrt von höchstens viereinhalb Stunden, die um 16 Uhr 54 in Papenburg ankommen sollte und nur einen geplanten Umstieg hatte, ganze vier Stunden länger gebraucht. Ich hatte ständige Umstiege, Laufereien und Wartezeiten in den Reisezentren. Obendrein funktionierten die Klimaanlagen in den Zügen nicht wirklich. Ich habe den ganzen Tag nichts Richtiges gegessen, weil keine Zeit war und mir das wie auch die Hitze auf den Magen geschlagen war.

Der Knüller war dann am Rückreisetag, dem 31. Juli 2018, als ich zu meinem Schrecken feststellte, dass man im Reisezentrum die Rückreise mit 30. Juli 2018 auf der Fahrkarte vermerkt hatte. Ich hatte das vorher nicht bemerkt. Ich kaufe die Fahrkarten immer im Reisezentrum.

So musste ich dann eine neue Fahrkarte kaufen, die natürlich keinen Sparpreis mehr hatte und deshalb statt der 29,95 Euro, die ich bereits bezahlt hatte, nun zusätzliche 68 Euro kostete. Der Schadenersatz war gleich null, weil ich ja nicht nachweisen konnte, dass es der Fehler des Reisezentrums gewesen war. Insgesamt habe ich damit statt der 86,80 Euro für Hin- und Rückreise insgesamt fast 155 Euro bezahlt.

Eigentlich wollte ich in meinem Urlaub mit der Bahn einige Tagesfahrten machen. Das habe ich mir aber nach diesen Erfahrungen verkniffen und bin stattdessen zu Hause geblieben. Ich habe leider kein Auto, nur einen kleinen Roller, mit dem bin ich dann rumgefahren. 

Kathi Thelen

Mich kann nichts mehr schocken

Ein Wochenende zum Aus-dem-Kalender-Streichen: Eigentlich hatte ich mit ein paar Freunden beschlossen, auf das Elektrofestival Nature One zu gehen. Also eigentlich alles gut. Dann kam die traurige Erkenntnis, dass der einzige Kompaktkurs für den Rettungsschwimmer in Baden-Württemberg an eben diesem Wochenende stattfinden würde. Blöd gelaufen, Ticket wieder verkauft und damit abgefunden.

Als Nächstes stellte ich fest, dass ich an dem Wochenende kein Auto hatte, weil mein Bruder damit in Spanien war und das andere von der Familie gebraucht wurde. Also setzte ich − als wohl größter Bahnpessimist − auf die Bahn.

Am Morgen aufgestanden und beim Frühstück schon die Nachricht mit dem Verspätungsalarm bekommen. Es musste ja so kommen. Zwei Minuten später kam die nächste Nachricht, dass der Zug ausfallen würde. War ja klar.

Also schnell zum Bahnhof und eine Bahn früher genommen, um einen anderen Zug zu bekommen. In Stuttgart stellte ich dann fest, dass das Ticket für diesen nicht galt und für dreißig Euro ein neues nachgekauft werden musste. Im Zug kam die Durchsage, dass dieser überfüllt sei und alle ohne Reservierung aussteigen müssten. Am Schalter der Deutschen Bahn bekam ich dann die Nachricht, dass es bei den nächsten vier Zügen – die gewünschte Strecke wird stündlich befahren – nicht anders sein würde. Zu meinem Termin würde ich es also nicht schaffen.

Auf dem Weg zurück nach Esslingen habe ich die Freunde abtelefoniert, ein Auto für die Familie organisiert und bin dann mit dem eigenen losgefahren, um irgendwie noch pünktlich zum Lehrgang nach Offenburg zu kommen.

Man sollte meinen, dass jetzt alles gut werden würde. Natürlich nicht. Direkt in einen sechzehn Kilometer langen Stau geraten, ohne Klimaanlage und mit achtunddreißig Grad draußen.

Das Resultat: Nerven lagen blank, Sonnenbrand am linken Arm, Dehydration, ganzen Tag nichts Richtiges gegessen, nur zwei Minuten im Hotel.

Aber das Erlebnis hatte auch sein Gutes: Mal wieder gelernt, was gute Freunde doch wert sind. Sind wir mal gespannt, was dieses Wochenende noch passiert. Mich kann nichts mehr schocken.

Benjamin Thomas

Chaos geht auch schon vor Reiseantritt

Wir wollten zwei Wochen im August einen Urlaub in Österreich verbringen. Da die Preise am günstigsten sind, wenn man früh bucht, kaufte ich am 16. März 2018 eine Fahrkarte von Itzehoe über Hamburg, München, Kufstein − insgesamt dreimal umsteigen − nach Landeck-Zams. Eine Verbindung konnte nicht reserviert werden, und das Bahnhofsreisebüro bot mir an, mich zu benachrichtigen, wenn es möglich sein würde, die Reservierung zu machen.

Am 29. Juni 2018 kam ein Anruf, und ich wurde gebeten, im Reisebüro vorbeizukommen. Aufgrund von Bauarbeiten sollte der geplante Zug in Hamburg eher losfahren, sodass wir ihn nicht erreichen würden. Also musste eine ganz neue Verbindung her: Jetzt sollten wir über Ulm fahren und viermal umsteigen. Wieder konnte für diese Verbindung kein Sitzplatz reserviert werden, und wir vereinbarten erneut einen Anruf, sobald dies möglich wäre.

Am 19. Juli 2018 stellte sich dann heraus, dass es doch wieder eine Verbindung über München mit dreimaligem Umsteigen gab. Ich bekam nun meine dritte Fahrkarte, und wir spöttelten noch, dass es hoffentlich die letzte sei. Ich sollte mich aber auf jeden Fall einen Tag vor der Abreise noch einmal melden. Heute habe ich am Computer schon gesehen, dass es den Zug von München nach Kufstein nicht mehr gibt. Mal sehen, wie das endet.

Ich hatte ja bislang geglaubt, dass es Fahrpläne bei der Bahn gibt.

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