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Das Versprechen, dich zu finden

hier erhältlich:

Shortlist Costa First Novel Award 2018

Tina und Anders hatten früher große Träume. Doch das Leben zog vorbei, und der eine Moment, sich diese zu erfüllen, kam nie. Jetzt haben beide jemanden verloren, der ihnen sehr nahesteht und der eine Lücke hinterlässt, die zu füllen ihnen unmöglich scheint.
Tina und Anders sind sich noch nie begegnet. Zufällig beginnen sie einen Briefwechsel und teilen ihre Trauer miteinander, aber auch ihre Lust am Leben. Durch ihre Freundschaft entwickeln sie einen Hunger nach Veränderung. Mit Anfang sechzig stehen sie beide vor einer Frage, die viele Menschen umtreibt: Haben wir das Leben geführt, das wir führen wollten?

»eine Liebesgeschichte, die jedoch keinen Kitsch braucht, um anrührend zu sein. Das Debüt (…) entfaltet in einem Briefwechsel eine emotionale Wucht, die an Glattauers ‚Gut gegen Nordwind‘ erinnert.« Brigitte Woman

»Ergreifend.« bella

»Das Versprechen, dich zu finden ist ein berührendes Debüt von Anne Youngson, die sich getraut hat, sich einen Traum zu erfüllen.« Leserin

»Der Engländerin Youngson ist ein berührendes Werk gelungen, das große Fragen aufgreift und zum Aufbruch ermutigt.« Coopzeitung

»Mit 70 Jahren hat die Britin Anne Youngson ein einfühlsames Debüt über Selbsterkenntnis und die Kraft von neuen Anfängen geschrieben (…).« Generation 55+

»Purer Lesegenuss!« belletristik-couch.de

»Einfühlsam, sehr ergreifend und faszinierend.« Daily Express

»Positiv-nachdenklich stimmend auch durch die bildreiche Sprache ein Genuss. Dringende Empfehlung für die Generation Plus und Jüngere, die sich an ganz besondere Brieffreundschaften erinnern.« ekz Bibliotheksservice


  • Erscheinungstag: 05.11.2018
  • Seitenanzahl: 272
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959677943
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für Frank, Cormac
und Holly, meine lieben
jungen Menschen.

Einmal werd ich nach Aarhus fahren,

seinen torfbraunen Kopf zu sehen,

Die sanften Schoten seiner Lider,

Seine spitze Lederkappe.

Seamus Heaney, Der Mann von Tollund

(aus: Ausgewählte Gedichte, übersetzt von Giovanni Bandini und Ditte König, Hanser, München 1995)

Ein Auszug aus dem Vorwort zu der englischen Ausgabe von P. V. Globs Die Schläfer im Moor (The Bog People, Faber & Faber 1969)

Professor Glob antwortet darin einer Gruppe von Schulmädchen, die ihn wegen jüngster archäologischer Entdeckungen angeschrieben haben. Sein Buch ist den Schulmädchen gewidmet, die ihn als Erste angeschrieben haben.

Liebe Mädchen,

gerade bin ich von den Wüsten und Oasen der Scheiche zurückgekehrt, da finde ich eure enthusiastischen Briefe auf meinem Schreibtisch. Sie haben in mir den Wunsch geweckt, euch und vielen anderen, die sich für unsere Vorfahren interessieren, von diesen seltsamen Entdeckungen in den dänischen Mooren zu berichten.

Also habe ich auf den folgenden Seiten einen langen Brief geschrieben, für euch, für meine Tochter Elsebeth, die ebenfalls in eurem Alter ist, und für alle, die gerne mehr über die alten Zeiten lernen würden, als sie den gelehrten Abhandlungen, die es zu diesem Thema gibt, entnehmen könnten.

Leider habe ich immer schrecklich wenig Zeit, und so hat es sehr lang gedauert, bis mein Brief fertig war. Aber hier ist er. Ihr alle seid seitdem älter geworden und daher jetzt vielleicht noch besser in der Lage, zu verstehen, was ich über diese Menschen aus dem Moor geschrieben habe, die hier vor 2000 Jahren gelebt haben.

Mit freundlichen Grüßen

P.V. Glob (Professor)

13. August 1964

Bury St. Edmunds

22. November

Lieber Professor Glob,

wir sind uns zwar nie begegnet, aber Sie haben mir einmal ein Buch gewidmet: mir, dreizehn von meinen Klassenkameradinnen und Ihrer Tochter. Das war vor über fünfzig Jahren, als ich jung war. Und jetzt bin ich es nicht mehr. Dieser Gedanke, nicht mehr jung zu sein, beschäftigt mich dieser Tage sehr stark, und ich schreibe Ihnen, weil ich gerne wissen wollte, ob Sie mir helfen können, ein paar von meinen Gedanken irgendwie einzuordnen und zu erklären. Oder vielleicht hoffe ich auch, dass sie sich allein durchs Schreiben irgendwie einordnen und erklären lassen, denn ich mache mir keine großen Hoffnungen, dass Sie zurückschreiben werden. Sie könnten ja auch schon tot sein, ich weiß es nicht.

Einer von diesen Gedanken dreht sich um Vorhaben, die man nie umgesetzt hat. Sie wissen, was ich meine – wenn Sie noch leben, müssen Sie jetzt ein sehr alter Mann sein, und Sie müssen auch gemerkt haben, dass die Dinge nie eingetreten sind, von denen Sie in jüngeren Jahren dachten, dass sie passieren würden. Zum Beispiel könnte es sein, dass Sie sich geschworen haben, einen Sport oder ein Hobby oder eine Kunsttechnik oder ein Handwerk auszuprobieren. Und jetzt merken Sie, dass Sie entweder die dazu nötige körperliche Geschicklichkeit oder die Ausdauer verloren haben. Es wird seine Gründe gehabt haben, warum Sie nie damit angefangen haben, aber keiner davon ist gut genug. Keiner davon war wirklich der eine entscheidende Grund. Sie können nicht sagen: Ich wollte mit der Ölmalerei anfangen, aber ich konnte nicht, weil sich herausgestellt hat, dass ich auf irgendeine Chemikalie in der Farbe allergisch bin. Das Leben zieht einfach so vorbei, und dieser eine Moment kommt nie. Ich hatte immer den festen Vorsatz, nach Dänemark zu fahren und mir den Tollund-Mann anzusehen. Und ich habe es nie getan. Aus dem Buch, das Sie mir gewidmet haben, weiß ich, dass nur sein Kopf erhalten ist, seine schönen Hände und Füße nicht. Aber sein Gesicht reicht schon. Sein Gesicht, wie es auf dem Cover Ihres Buches abgebildet ist, habe ich mir an die Wand gehängt, wo ich es jeden Tag sehe. Jeden Tag werde ich an seine Heiterkeit, seine Würde, seinen weisen, resignierten Blick erinnert. Es sieht aus wie das Gesicht meiner Großmutter, die mir sehr nahestand. Ich lebe immer noch in East Anglia, und wie weit ist es bis zum Silkeborg-Museum? Tausend Kilometer Luftlinie? So weit wie einmal nach Edinburgh und zurück. Ich bin schon in Edinburgh und zurück gewesen.

All das ist nicht der wahre Grund, aber erstaunlich ist es schon. Was ist los mit mir, dass ich nie diese geringe Anstrengung unternehmen konnte, wo doch das Gesicht des Tollund-Mannes so einen zentralen Platz in meinen Gedanken einnimmt?

Es ist kalt in East Anglia, kalt und windig, und ich habe mir eine Skihaube gestrickt, um meinen Hals und meine Ohren und meinen Kopf warm zu halten, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. Wenn ich auf dem Weg aus der Tür am Flurspiegel vorbeigehe, sehe ich mich im Profil und denke mir, wie ähnlich ich meiner Großmutter geworden bin. Und da ich meiner Großmutter ähnlich bin, ist mein Gesicht das Gesicht des Tollund-Mannes geworden. Dieselben hohlen Wangen, dieselbe Hakennase. Als wäre ich zweitausend Jahre konserviert worden und wäre es immer noch. Halten Sie es für möglich, dass ich durch irgendwelche entfernten Verwandtschaftszweige mit der Familie des Tollund-Mannes verwandt bin? Seien Sie versichert, dass ich in keinster Weise besonders sein will. Es muss ja noch andere Mitglieder dieser Familie geben, Tausende sogar. Ich sehe sie in den Gesichtern anderer Leute in meinem Alter, im Bus oder wenn sie ihre Hunde Gassi führen oder darauf warten, dass ihre Enkel sich ein Eis vom Eiswagen aussuchen, dieselbe Mischung aus Friedlichkeit, Menschlichkeit und Schmerz. Es gibt jedoch wesentlich mehr Leute, die nichts dergleichen aufweisen. Deren Gesichter rücksichtslos oder ausdruckslos oder verkniffen oder dumm sind.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich will besonders sein. Ich will, dass irgendeine Bedeutung darin liegt, dass 1964 diese Verbindung zwischen Ihnen und mir entstanden ist und dass es eine Verbindung zu dem Mann gibt, der vor zweitausend Jahren im Moor begraben wurde. Ich schreibe nicht sehr zusammenhängend. Bitte machen Sie sich nicht die Mühe zu antworten, wenn Sie meinen, dass ich Ihre Zeit verschwende.

Hochachtungsvoll

T. Hopgood (Mrs.)

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Silkeborg Museum

Dänemark

10. Dezember

Liebe Mrs. Hopgood,

ich beziehe mich auf Ihren Brief an Professor Glob. Professor Glob ist 1985 verstorben. Wenn er noch leben würde, wäre er heute 104 Jahre alt, was nicht unmöglich ist, aber doch unwahrscheinlich.

Ich glaube, Sie stellen in Ihrem Brief zwei Fragen:

I. Gibt es irgendeinen Grund, warum Sie das Museum nicht besuchen sollten?

II. Besteht die Möglichkeit, dass Sie mit dem Tollund-Mann entfernt verwandt sind?

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